Mercedes-Benz hat vor kurzem seinen ersten vollelektrischen Transporter für die Großserie vorgestellt, bei der Premiere des eVito wurde der Leiter der Nutzfahrzeug-Sparte der Schwaben von den anwesenden Journalisten aber vor allem zu einem noch jungen Startup befragt: der StreetScooter GmbH.
Mercedes-Manager Volker Mornhinweg schaffte es bei der Vorstellung laut dem Manager Magazin zwar, „Streetscooter in seiner Rede nicht ein einziges Mal mit vollem Namen zu erwähnen“ – einen Seitenhieb konnte er sich aber offenbar nicht verkneifen: „Nicht die erstbeste Lösung gewinnt, sondern die beste“, so Mornhinweg. Er betonte zudem, dass die Post „weiterhin ein guter Kunde“ seines Unternehmens sei.
Der aus einer Forschungsinitiative an der RWTH Aachen hervorgegangene Transporter-Hersteller StreetScooter produziert exklusiv Batterie-Fahrzeuge. Seit 2014 befindet sich das Unternehmen im Besitz der Deutschen Post, die für die Umrüstung ihrer Flotte auf alternative Antriebe keine geeigneten Angebote einheimischer Hersteller erhielt. Seit diesem Jahr können die Lasten-Stromer von StreetScooter auch von Dritten erworben werden.
Vor der Fertigstellung seines neuen Elektro-Transporters für gewerbliche Kunden hat sich Mercedes die Technik der StreetScooter-Fahrzeuge näher angesehen – nach Meinung der Post zu nah: Vor einigen Wochen besorgte sich Mercedes über einen Autovermieter einen StreetScooter-Lieferwagen und testete diesen ausführlich auf seinem Werksgelände in Stuttgart.
Um den immer stärker nachgefragten E-Transportern der Post wirksam entgegentreten zu können, hat Mercedes an der Preisschraube gedreht: Der eVito kostet mit 39.990 Euro vor Steuern knapp 3000 Euro weniger als ein vergleichbarer StreetScooter Work L. Bei der Fracht liegen die Konkurrenten in etwa gleich auf, der Mercedes bietet jedoch mehr Reichweite: Statt 80 Kilometer wie beim Work L sollen mit dem eVito 150 Norm-Kilometer und im Alltag mindestens 100 Kilometer mit einer Akkuladung möglich sein. Vollgeladen ist der Mercedes in 6 Stunden, der StreetScooter in 7 Stunden.
Über die erwarteten Absatzahlen für den eVito schweigt sich Mercedes bislang noch aus, betont jedoch, dass man bei Bedarf sechsstellig produzieren kann. StreetScooter ist hinsichtlich seiner Pläne für die Zukunft deutlich offener: Das Aachener E-Mobilitäts-Startup will seine Jahresproduktion demnächst auf 30.000 Einheiten erhöhen. Weitere Modelle und Kooperationen wie die mit Ford könnten die Zahl der jährlich gefertigten Fahrzeuge später auf 100.000 Stück steigen lassen.
Mercedes-Benz Vans will mittelfristig sein komplettes Nutzfahrzeug-Sortiment elektrifizieren und sich als Lösungsanbieter für Elektromobilität positionieren – etwa über Beratung bei der Ladeinfrastruktur und der effizienten Nutzung von elektrischen Fahrzeugen oder spezielle IT-Lösungen. Auch StreetScooter hat Ladelösungen im Programm, der Schritt zum Full-Service-Anbieter ist bisher aber nicht vorgesehen.
Tesla-Fan meint
Komisch, vor 4 Wochen waren sie noch 2 Schritte voraus
https://ecomento.de/2017/11/03/tesla-bei-elektro-lkw-zwei-schritte-hinter-daimler/
Jetzt will Mercedes auf einmal aufholen.
Habe ich was verpasst?
Jensen meint
„Über die erwarteten Absatzahlen für den eVito schweigt sich Mercedes bislang noch aus, betont jedoch, dass man bei Bedarf sechsstellig produzieren kann.“
Die aktuellen Absatzzahlen des Verbrennungs-Vitos dürften auf das Jahr gerechnet im hohen fünfstelligen Bereich liegen.
Unabhängig davon, dass ich persönlich nicht daran glaube, dass der elektrische Vito ein großer Hit wird, ist es doch zumindest eine sehr schöne Aussicht, dass auch durch dieses E-Modell viele Verbrenner-Autos ungebaut bleiben.
H2O3 meint
„… weiterhin guter Kunde von uns“
Hahaha, genau, und deswegen bauen die auch ihre eigenen Transporter und haben schonmal bei Tesla 10 Semi Trucks bestellt – um mal zu schauen, ob die auch was für Europa taugen :))
Alex meint
Bitte informieren Sie sich richtig, die DHL Gruppe der deutschen Post hast 10 Tesla LKW für den Raum USA bestellt, nicht Deutschland!
TeslaTom meint
ich denke, man kann in den USA schon sehr gut für Europa testen, geht es dort, geht es hier noch einfacher????
passt schon
lenzano meint
was man auch nicht vergessen darf, der eVito macht die 100km (worst case) mit sagenhaften 41kWh Batterie. Wieviel hat nochmal der Streetscooter?
Die Preise bei beiden sind nicht attraktiv.
Auch wenn ein eNV von Nissan nur 4000l Volumen und 650kg Zuladung hat, kommt der nächstes Jahr mit 41kWh worst case sicher 160km weit. Der Preis mit der großen Batterie ist abzuwarten.
JoSa meint
Die heiße Schlacht beginnt. ^^
Und endlich gibt es eine Verbindlichen Umrechnungsfaktor für „Norm-Kilometer“ der Mercedes-Benz Modelle.
„Statt 80 Kilometer wie beim Work L sollen im Alltag 150 Norm-Kilometer und im Alltag mindestens 100 Kilometer mit einer Akkuladung möglich sein.“
Mal beobachten was sich ändert, das Verhältnis 1,5 zu 1 oder der Alltag.
Da sollte Ecomento nochmal drüberlesen, das kommt mir zu alltäglich vor :)
ecomento.de meint
Danke für den Hinweis, das haben wir leider erst kurz nach der Veröffentlichung des Artikels entdeckt – und korrigiert!
VG
TL | ecomento.de
Fritz! meint
Ich dachte, seit 1.9.2017 dürfen bei Neufahrzeugen nur noch die WLTP-Angaben gemacht werden und die NEFZ-Angaben würden bei Alt-Fahrzeugen nur noch bis 31.7.2018 erlaubt sein?
Anscheinend hat Mercedes dann seinen eVito wohl schon vorher spezifizieren lassen, um die „höhere Reichweite“ zu bekommen. Mal die ersten realen Tests abwarten. Aber anscheinend scheint Mercedes einer der Hersteller zu sein, die sich tatsächlich bewegen. Erstmal gut!