Der Aachener Professor Günther Schuh hat sich mit dem Elektro-Transporter StreetScooter einen Namen in der Automobilbranche gemacht, in diesem Jahr will er auch den Markt für Batterie-Kleinwagen aufmischen. In einem Interview hat er über den aktuellen Stand des Projekts gesprochen.
Das erste Modell von Schuhs neuem E-Mobilitäts-Startup e.GO Mobile, der Life, soll diesen April auf den Markt kommen – mehrere Monate später als geplant. Die Herausforderung bei Elektroautos ist laut Schuh in erster Linie jedoch nicht die Produktion, sondern der Verkaufspreis. „Die eigentliche Kunst ist doch, Elektromobilität so anzubieten, dass sie nicht teurer ist als der normale Verbrennungsmotor“, sagte der studierte Wirtschaftsingenieur im Gespräch mit dem Handelsblatt.
Der e.GO-Mobile-Chef ist überzeugt, als einer der ersten erfolgreich ein günstiges Elektroauto anbieten zu können. Derzeit verdiene noch niemand mit batteriebetriebenen Pkw Geld, die Verkaufspreise seien den Kunden aber immer noch zu teuer. „Da ist eine ziemlich große Schere. Wir haben das technologisch gelöst“, so Schuh selbstbewusst. Er betonte, bereits in der ersten Generation mit dem e.GO Life Geld verdienen zu wollen.
Für den 2017 enthüllten Life liegen bislang 3200 Bestellungen vor – mehr könne e.GO Mobile zu Beginn nicht produzieren. Wer heute einen der vollelektrischen Stadtflitzer bestellt, muss bis zum nächsten Jahr auf die Lieferung warten. Das Elektroauto wird in drei Versionen ab 15.900 Euro angeboten. Das Top-Modell soll von 0 auf 50 km/h in 3,4 Sekunden beschleunigen, 152 km/h erreichen und 158 Kilometer Praxisreichweite bieten.
e.GO Mobile soll Milliarden-Unternehmen werden
e.GO Mobile hat im letzten Jahr seine achte Finanzierungsrunde abgeschlossen, etwa 500 Millionen Euro wurden bisher eingesammelt. „Am Ende werden wir ungefähr bei knapp einer Milliarde Euro landen“, erklärte Schuh. Um agil zu bleiben, sei die Struktur des Unternehmens darauf ausgelegt, dass trotz der steigenden Zahl an Investoren weiter er die meisten Entscheidungen treffen kann.
Diverse Autohersteller wollen künftig im großen Stil Elektroautos auf den Markt bringen, Schuh sieht e.GO Mobile aber weiter im Vorteil. „Alle großen Automobilkonzerne sind bei mir gewesen. Dann haben sie versucht herauszufinden, warum das bei mir nicht funktionieren könne“, so der Professor. Später habe der ein oder andere Vorstand dann zu ihm gesagt: „Dein Konzept wird funktionieren, das Marktsegment auch. Wir kommen da nicht hin.“
Als Schlüssel für den Erfolg von e.GO Mobile sieht Schuh, dass man bei dem Startup trotz großer Ziele realistisch bleibe. „Alle glauben, dass die Batterie morgen billiger wird. Aber das wird nicht passieren, es geht physikalisch nicht. Das sind Naturgesetze“, sagte er. Anders als die etablierten Autobauer und viele Startups setzt e.GO Mobile bewusst auf vergleichsweise geringe Reichweiten. Solange es keinen Durchbruch bei der Batterie-Technologie gibt, seien Kurzstreckenautos für die Stadt mit relativ kleiner Batterie Schuh zufolge die „logischste“ E-Mobilitäts-Lösung.
e.GO Mobile erhofft sich von dem Fokus auf den urbanen Raum ein großes Umsatzpotential. „Ich sage, da kann man 400.000 Autos verkaufen, auf diesem Nischenmarkt“, so Schuh. Er peile an, dass e.GO Mobile mit seinem Konzept 2021 zum Milliarden-Unternehmen wird. „In 2023 machen wir vier Milliarden Euro Umsatz und bauen 100.000 Autos im Jahr.“ Damit dies gelingt, arbeiten Schuh und sein Team an weiteren Fahrzeugen und Antriebstechnologien, darunter ein autonomer Kleinbus und Wasserstoff-Systeme. Bald werde es zudem einen ersten Ausblick auf das „Silent Taxi“ geben, bei dem es sich um ein Luft-Taxi handeln soll.
alupo meint
Laut der Überschrift „4 Milliarden € Umsatz bei 100.000 Autos“ ergibt das einen Durchschnittspreis von 40.000 € pro eGo.
Also 60.000 € für Longrange und Premium und 20.000 € für Standardrange und Normalausstattung. Seltsam, billiger ist aber anders, oder?
Unknown meint
Der Umsatz bezieht sich wohl auf folgende Aussage „…weiteren Fahrzeugen und Antriebstechnologien, darunter ein autonomer Kleinbus und Wasserstoff-Systeme“. Weiterhin verdienen Automobilhersteller ebenfalls an Service- und Ersatzteilen.
Blackampdriver meint
E-Mobilität sehe ich als kritisch an für Leute, die heute im Gebrauchtwagensegment max. 3-6000 € zur Verfügung haben und das sind bestimmt nicht Wenige. Die werden kurz.-und mittelfristig nicht die finanziellen Möglichkeiten haben, auf die E-Schiene zu wechseln. Das muss unbedingt im Focus derer stehen, die sich mit Steuern und Abgaben auf Verbrenner beschäftigen.
senrim meint
Das Luftauto oder auch als Studie bzw. Concept bekannt, haben manche andere Hersteller im Überfluss :)
nilsbär meint
Na ja, einem zukünftigen Milliardenunternehmen kann man guten Gewissens auch einen Teil der Förderungsmilliarde für Batteriezellen anvertrauen, oder?
Förderungen abgreifen scheint ohnehin das bevorzugte Geschäftsmodell in Deutschland zu sein.
Rene W. meint
Wo sind die Solarzellen auf den Autos hin?
Das war das Zugpferd.Hat das die Lobby wegrationalisiert?
Gunarr meint
Das mit den Solarzellen ist der Sono Sion. Das ist eine andere Firma.
André meint
0-50 in 3.4 Sekunden. Was sollen solche Angaben??? Was ist mit 0-100?
Uwe Oehme meint
Lesen. Ein Stadtauto. In welcher Stadt darf man 100 Km/h fahren ?
André meint
Geht ja auch nur um die Vergleichbarkeit der Beschleunigung mit anderen Autos. Mit 0-50 km/h kann ich nichts anfangen.
Peter W meint
Und wie wichtig ist das bei einem Kleinwagen?
VM meint
Bei „Autobild“ und „Auto, Motor und Sport“ solche Angaben, 0-50 km/h, sind immer dabei. Der Stolz der Hersteller liegt hier aber auf einem falschem Argument: Je größer die Beschleunigung ist desto Energieverbrauch wird auch größer, und zwar 30-50 Mal größer als bei der Fahrt mit konstanten Geschwindigkeit. Ich wünsche e.GO Mobile Team das Überleben. Milliarden zu verdienen bleibt fraglich, sehr fraglich.
BitingFish meint
Passt in das Konzept eines reinen Stadtautos. Wenn man damit 100 fährt, kommt man wahrscheinlich keine 20km weit.
Ralf meint
In der Stadt gibt es den öffentlichen Verkehr. Zum Transportieren von sperrigen Gegenständen ist er nicht zu gebrauchen, für Überlandfahrten auch nicht (kein Schnelllader).
Was bleibt, sind Pflegedienste u.ä. – daher halte ich diese Umsatzpläne für reines Wunschdenken, wenn das Auto nicht für weitere potentielle Kunden modifiziert wird.
Gunarr meint
Sind 0-50 in 3.4 Sekunden überhaupt ein guter Wert? Das dürften die meisten Verbrenner auch schaffen.
Andi meint
Da das Drehmoment eines Verbrennermotors drehzahlabhängig ist, ein E-Motor sein volles Drehmoment aber drehzahlunabhängig liefern kann, genügt eine relativ geringe Leistung eines E-Motors eine Verbrennergetriebenes Auto auf den ersten 0-50 km/h „abzuhängen“.
Peter W meint
… ein E-Motor sein volles Drehmoment aber drehzahlunabhängig liefern kann, …
falsch! Ein E-Motor liefert zwar das volle Drehmoment schon bei wenigen Umdrehungen pro Minute, aber nur bis zu einer bestimmten Drehzahl. Das ist natürlich ein Vorteil zum Verbrenner, bei dem das Drehmoment mit der Drehzahl steigt und dann wieder fällt. Aber jeder Motor hat ab einer bestimmten Drehzahl ein abfallendes Drehmoment.
Andi meint
Falsch istd das doch nicht!
Verbrenner:
Das Drehmoment ist relativ gering bei niedrigen Drehzahlen.
Steigt bis zu einer „optimalen“ Drehzahl und fällt danach wieder ab.
E-Motor:
Das volle Drehmoment ist von Anfang an bis zu einer „Drehzahlgrenze“
und fällt danach wieder ab.
Wo ist jetzt der Vorteil beim Verbrenner?
Andi meint
Ergänzung: E-Motor mit Ansteuerung (Stuerung und Frequenzumrichter)
Swissli meint
Bei allem Respekt gegenüber Hr. Schuh und seinem (noch) erfolgreichem Streetscooter (ohne Grosskunde DHL wäre die Situation schwierig).
Es würde kein Geld mit E-Autos verdient, stimmt einfach nicht. Tesla verdient damit Geld, BMW, Renault, Nissan und vermutlich auch Hyundai/Kia.
Batterien könnten nicht günstiger werden wegen Physik. Aber, aber, Herr Professor, die Zellkostenregel -1%/Mt. hätte sich gemäss ihrem Naturgesetz gar nie etablieren können. Klar gibts mal Stagnation und dann wieder einen grösseren Entwicklungsfortschritt. Aber der Trend ist ungebrochen, wie seit 10 Jahren schon.
Ich empfehle Herrn Schuh mal zu googeln, wieso Tesla diese Woche Maxwell für 200 Mio.$ gekauft hat… von wegen Naturgesetz.
Und übrigens: das ganze Interview im Handelsblatt dient wohl nur dazu, die nächsten 500 Mio. einzusammeln und Durchhalteparolen zu kommunizieren. Je weniger Produkt heute präsentiert werden kann, umso höher dann die spektakulär visionären Zahlen (Marktpotential 400’000). Von 2020 mit 3200 Autos auf 100’000 2023 wäre fast schon Zirkusreif. Ich zweifle schon, dass die 3200 Stück überhaupt je gebaut/verkauft werden.
Herr Schuh sieht sich selber anscheinend als eine Art E-Auto Gott?! Alle Autohersteller kamen zu seiner „Audienz“ und nur er habe Recht und könne mit E-Autos Geld verdienen… Überheblichkeit? Hochmut? Jedenfalls würde ich in dieses Unternehmen keinen Cent stecken, wegen Personalie.
teslatom meint
1+
Ein EAuto ist NICHT teurer, als ein Verbenner, Kosten=EK-VK +laufende Kosten (Wartung)/km Gesamtgahrleistung, und bei oder durch den beiden letzten Positionen gewinnt das EAuto.
Soll er seine Kisten doch mit einem km Preis anbieten.????
Wilf meint
ein schon etwas älteres Interview aus 2018 vom Bäckermeister Schüren und Prof. Schuh erklärt vieles…https://www.youtube.com/watch?v=wDOt4ChD2u0&t=1244s
Der Mann bekommt seine Gelder von den deutschen OEMs
Die RTWH Aachen forscht sicherlich intensiv an der Fertigung von Li Batterien und auch Zellen, aber einen der wider technischer Tatsachen Zweifel an den Möglichkeiten von Li Batterien öffentlich äußert zum Chef unserer ersten deutschen Zellfertigung zu ernennen….
hu.ms meint
Tesla verdient kein geld mit e-autos: 2 quartale mit etwas gewinn gleichen nicht viele jahre mit verlusten aus.
Und lt. Elon Musk siehts für das lfd. quartal schon wieder mau aus.
Die gründe dafür hat er auch geannt.
Selnim meint
Für einzigartige Fahrzeuge gibt es immer einen Platz im Markt. Fragt sich nur ob genügend Verkauft werden können. Ein DC Ladeanschluss ist aber auch für ein „Stadtauto“ein Muss. Wärmepumpe/Klimaanlage sowieso.
Lewellyn meint
Wenn Smart seine Hausaufgaben macht, wird e.GO in der Nische „Pizza-&Pflegedienste“ bleiben.
Spannend.
Ralf meint
Und das Ganze ohne Schnellladefunktion – na ja…..
2025 wollen so viele aufs Podest, da wird es ziemlich eng werden ;-)
Peter W. meint
Ich brauche zwar keinen Kleinwagen, aber der Life gefällt mir richtig gut. Eine schnuckelige Knutschkugel. Wer den Smart oder einen Mini bevorzugt wird auch Gefallen am Life finden. Ich wünsche dem Team jeden denkbaren Erfolg.
hu.ms meint
Von ähnlichen zahlen ist sion von einem jahr auch noch ausgegangen.
Für alle sehr lobenswerten start-ups wird es schwer, wenn die etablierten verbrennerproduzenten mit ihren BEVs kommen.
Der e-go mit seiner absoluten mini-karosserie könnte aber eine chanche haben, wenn auch der preis entsprechend der karossieriegröße niedrig ist.
Sollten BEVs in polo-größe für ab 22.000 € kommen, wird es aber trotzdem schwierig.
Swissli meint
Sind doch alle schon angekündigt: VW E-Up inkl. Skoda e-cititgo, Renault k-ze alle unter 20’000. Die neue Zoe (auf Clio Basis) soll ja auch unter 20’000 auf den Markt kommen. Der e-go wird technisch und preislich mit den oben genannten E-Autos konkurrieren müssen – das wird schwierig.
EVrules meint
@Swissli: Genau das denke ich mir auch. Der eGo wird durch Günther Schuh in den Himmel gelobt aber die technische und preisliche Leistung ist nicht sehr attraktiv.