Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) hat sich in einem Interview für eine stärkere staatliche Unterstützung der Elektromobilität ausgesprochen. Ohne steuerliche Förderung von Elektroautos und eine bessere Ladeinfrastruktur könne Deutschland seine Klimaziele nicht erreichen.
Der Verbrennungsmotor werde zwar „in den nächsten zehn Jahren“ weiter dominieren, so Weil im Gespräch mit dem Handelsblatt, parallel werde aber „die batteriegetriebene Elektromobilität eine immer stärkere Rolle spielen“. Es sei „zwingend notwendig“, auf diese Antriebstechnik zu setzen, da der Verkehr sonst seinen Beitrag zu den Klimaschutz-Zielen 2030 nicht leisten könne.
Weil sieht auch in Wasserstoff-Systemen Potential, vorrangig im Bereich von Nutzfahrzeugen. Für den Staat müsse vorerst jedoch die Förderung einer lokalen Batterie-Fertigung im Fokus stehen. „Wir brauchen dringend eigene Produktionsstätten in Deutschland“, sagte Weil. Diese sollten idealerweise in der Nähe der Autofertigung angesiedelt sein und über direkten Zugang zu erneuerbaren Energien verfügen.
Das Bundeswirtschaftsministerium arbeitet derzeit mit mehreren Firmen Pläne für ein deutsches Batteriezell-Konsortium aus. Berlin fördert das Projekt mit einer Milliarde Euro. Laut Weil sind die Pläne nicht umfassend genug: In Deutschland müssten „unterstützende tatsächliche, gesetzliche und finanzielle Rahmenbedingungen geschaffen werden“, forderte er. Dabei sei eine enge Zusammenarbeit mit der Industrie nötig.
Stärkere Förderung & neue Gesetze nötig
Mit Blick auf die Ladeinfrastruktur sprach sich Weil für eine stärkere staatliche Förderung als bisher aus. Es seien aber auch gesetzliche Regelungen für das Schaffen neuer Ladepunkte im öffentlichen, im privaten und im gewerblich genutzten Bereich erforderlich. Es fehle zudem an einem guten Überblick über bereits vorhandene Ladepunkte und „möglichst unkomplizierte, möglichst einheitliche Bezahlfunktionen“.
Die Bundesregierung fördert den Kauf neuer Elektroautos derzeit mit 4000 Euro, die Maßnahme läuft Mitte des Jahres aus. Damit sich die alternative Antriebsart zeitnah durchsetzt, sind nach Ansicht von Weil weiter Kaufprämien notwendig. „Wir müssen auch sicherstellen, dass sich Geringverdienende und Menschen mit kleinen Gewerben Elektrofahrzeuge leisten können“, betonte er. Hierfür sollte die Politik „ein System entwickeln, mit dem diese Zielgruppen besonders gefördert werden durch staatliche Zuschüsse“.
Die Grünen verlangen, für eine umweltfreundlichere Mobilität das Diesel-Privileg zu beenden. Weil will verhindern, dass Fahrer eines Selbstzünders bestraft werden. „Wir sollten insgesamt staatliche Förderungen Schritt für Schritt auf Fahrzeuge mit geringen Emissionen konzentrieren“, so der SPD-Politiker.
wosch meint
Ja, wenn denn die Batterie-Elektromobilität so wichtig ist, wieso wartet ganz Niedersachsen dann auf die Ionity-Stationen, die ja laut Ionity wegen der fehlenden Genehmigungen noch nicht in Arbeit sind?
Zwar hat Ionity nicht direkt Niedersachsen erwähnt, aber gesagt, dass, je nach Region, die Mühlen unterschiedlich langsam laufen und Genehmigungen teils Monate dauern und das Loch in Niedersachsen ist schon auffällig.
Leotronik meint
Eine Batteriefabrik an der Nordseeküste wäre am sinnvollsten. Der Windkraftstrom könnte lokal verbraucht werden und die Stromtrassen Problematik nach Süden könnte entschärft werden. Und ist auch noch in Niedersachsen so wie der Politiker nonverbal fordert.
Pferd_Dampf_Explosion_E meint
+1
Absolut richtig. Die nördlichen Länder sollten den Stromverbrauch aus natürlichen Quellen für entspr. Industrien forcieren.
Und wenn man schon E-Mobilität fördert, dann sollte der Norden Vorrang haben, auch aus dem Grund, dass der lokal erzeugte Naturstrom gleich vorort sinnvoll verbraucht und in Autobatterien gepuffert wird.
Peter W meint
Zum letzten Absatz hätte ich eine Anmerkung:
Dieselfahrer werden nicht bestraft, wenn der Diesel, wie zum Beispiel in der Schweiz, mit Benzin gleich behandelt wird. Dafür kann dann gerne auch die KFZ-Steuer entsprechend angepasst werden. Vielfahrer werden mit dem Diesel wegen des geringeren Verbrauchs immer profitieren. Ein „vernüftiger“ Mittelklassediesel verbraucht nur 5 Liter/100 km, da sind 20 Cent mehr je Liter kein echtes Drama. Wer sich einen fetten SUV mit Dieselmotor kauft weil der Spritt billiger ist handelt ohnehin unverantwortlich. Der darf dann auch gerne für sein frevelhaftes Verhalten gegenüber der Umwelt bestraft werden. Für Hausfrauenpanzer gab es noch nie ein vernüftiges Argument, genau so wenig wie für 400 PS Wandschränke.
Dieselfahrer meint
Genau so sieht’s aus!
Dem ist nichts hinzuzufügen.