Im Werk Mannheim der Daimler AG entsteht seit Ende 2018 auch der neue vollelektrische Stadtbus Mercedes-Benz eCitaro. Das Fahrzeug wird auf den gleichen Linien wie der herkömmlich angetriebene Citaro gebaut.
In der Omnibusfertigung in Mannheim sind rund 3500 Mitarbeiter beschäftigt. Sie produzieren mit Unterstützung von Maschinen und Robotern aus bis zu 30.000 Teilen einen Stadtbus. Der Verbrenner-Citaro bildet die Plattform des eCitaro. „Er ist ein Citaro – aber ein besonderer“, so die Entwickler. „Im Rohbau können nur Kenner die unterschiedlichen Antriebsvarianten voneinander unterscheiden.“
Am Ort der Hauptmontage werden die Citaro über zwei parallele Linien geführt. Damit können, abhängig von der Ausstattung, unterschiedliche Arbeitsumfänge bei den Stadtbussen ausgeglichen werden. Vorn, in der Mitte und hinten sind Mitarbeiter gleichzeitig im Einsatz. Sie installieren Druckluftbehälter und Kanäle für Heizung und Klimaanlage, es kommen zudem Elektrik und Kabel in den Stadtbus.

Zentraler Punkt bei der Hauptmontage ist der Querkanal zwischen Cockpit und Fahrgastraum. Ob eCitaro oder Citaro: In jedem Stadtbus werden aufgrund der diversen Funktionen und Lampen mehrere 100 Kilogramm Kabel ausgerollt. Ein typischer Schritt für den eCitaro ist das Einbringen des Kühlers hinten links im ehemaligen Motorturm für den Antrieb und die Nebenaggregate.
Eine entscheidende Station im weiteren Durchlauf: Die Montage der E‑Antriebsachse mit den radnabennahen Elektromotoren. „Ein großer Vorteil der Achse“, so Daimler: „Die Aufnahmepunkte sind identisch mit denen der gewohnten Portal-Antriebsachse des Citaro mit Verbrennungsmotor.“ Auch die Vorderachse wird montiert. Während in den gewohnten Citaro der Verbrennungsmotor eingepflanzt wird, bekommt der eCitaro an der identischen Station hinten links eine Baugruppe aus vier Batteriepaketen.

Anschließend folgt der Innenausbau des Stadtbusses: Innendecke, Luftkanäle, die Seitenverkleidungen des Fahrgastraums, das Cockpit und viele weitere Komponenten. Der Fahrersitz und die Fahrgastsitze werden montiert, ebenso Haltestangen und Trennwände. Die Türen und schließlich die Windschutzscheibe werden hinzugefügt. Für die weiteren Schritte geht es in ein neues Gebäude.
Die Dachbatteriemodule des eCitaro und auch die Batteriebaugruppe im Heck werden innerhalb des Werksgeländes vormontiert. Die Dachbatterien werden als erstes aufgesetzt und an das Kühlsystem angeschlossen, das nach einer Dichtigkeitsprüfung direkt befüllt wird.

Nach der Inbetriebnahme seiner 24-Volt-Anlage weicht der eCitaro erstmals vom gewohnten Prozess ab: In einem abgesperrten Bereich wird die Hochvoltanlage einschließlich der Isolation überprüft und in Betrieb genommen. Da die Batterien bereits vorgeladen angeliefert werden, ist das Fahrzeug sofort fahrfähig. Außerdem erhält der eCitaro nun seine auffällige Dachrand-Erhöhung, auch wird die Aufladung seiner Batterien an einer Schnellladestation geprüft.
Im Anschluss wird der eCitaro wieder in den gewohnten Prozess eingegliedert. Es folgen kleinere Tätigkeiten wie das Aufbringen von Piktogrammen oder die Montage letzter Verkleidungen. Außerdem werden Tests jedes einzelnen Omnibusses durchgeführt, während der Produktion erfolgt fortlaufend eine Qualitätskontrolle. Bei jedem Citaro erfolgt zudem eine Fahrt über den Bremsenprüfstand, ein Beregnungstest und eine gründliche Endabnahme.
Abschließend wird jeder eCitaro sowohl über eine werksinterne Teststrecke sowie über eine etwa 50 Kilometer lange externe Strecke auf öffentlichen Straßen gefahren und dabei erneut kontrolliert. „Ob Betriebszustände, Fahrfunktionen oder Geräuschentwicklung – jeder einzelne eCitaro wird auf diesen Fahrten mit scharfen Augen und wachen Sinnen einem umfangreichen Prüfprozess unterzogen“, erklärt Daimler.
Ist ein Citaro reif für die Inbetriebnahme durch den jeweiligen Verkehrsbetrieb, erfolgt die Übergabe wahlweise direkt vor Ort im Unternehmen oder beim nächstgelegenen „Bus World Home“ von Daimler, auf Wunsch ergänzt von einer Fahrerschulung oder einer Schulung auf dem Betriebshof des Kundenbetriebs. Seit dem Beginn der Fertigung des Citaro mit der Bearbeitung der Vierkantrohre für das Omnibusgerippe sind rund sechs Wochen vergangen.