BMW weitet ab Ende des Jahres sein Angebot an Elektroautos aus, im Anschluss an den ersten reinen Stromer der Tochter MINI sind von 2020 an mehrere neue Batterie-Modelle der Kernmarke geplant. Im Vorfeld der Offensive fordern die Bayern ein größeres E-Mobilitäts-Engagement der Politik. Deutschland solle durch staatliche Hilfe zum Technologieführer bei Elektroautos werden.
In den zuständigen Ministerien der Bundesregierung kursiert derzeit ein Forderungskatalog von BMW, berichten der Spiegel und die Deutsche Presse-Agentur. Das Unternehmen spreche sich darin für Maßnahmen aus, die der E-Mobilität zum Durchbruch verhelfen sollen. „Deutschland hat die Chance, sich an die Spitze der Bewegung zu setzen“, heiße es in dem 16-seitigen Strategiepapier.
Eine „ganzheitliche Förderkulisse“ sei nötig, um Technologieführer in der Elektromobilität zu werden, wird aus dem Schreiben weiter zitiert. Vor allem hohe Stromkosten seien laut BMW ein großes Hindernis für den Einsatz von Elektroautos. Der Konzern fordere, den Preis von Ladestrom durch steuerliche Erleichterungen zu senken. Halter eines Elektroautos sollten zudem das Recht auf die Installation einer Ladevorrichtung in ihrer Garage erhalten, auch wenn diese gemeinschaftlich genutzt wird. Für Parkhäuser könnte eine gesetzliche E-Auto-Quote eingeführt werden. Kaufprämien und Steuervorteile könnten durch weitere Förderungen ergänzt werden.
Um den CO2-Ausstoß von 2021 bis 2030 um weitere 3,5 Prozent zu senken, müssten „55 Prozent der BMW-Flotte in 2030 einen Stecker haben“, so der Hersteller in dem Positionspapier. Damit die Kunden Elektroautos auch kaufen, müsse die EU den Ausbau der Ladesäulen europaweit durchsetzen – auch in Ländern wie Italien, die „extrem hohe CO2-Ziele unterstützt haben, aber viel zu wenig tun“. Damit die Autobauer ihre Klimavorgaben schaffen können, müsse Deutschland umso mehr tun und der E-Mobilität mit „spürbaren finanziellen Vorteilen“ zum Durchbruch verhelfen.
Die Bundesregierung hat die Spitzen der deutschen Autoindustrie, Betriebsräte und Gewerkschafter für den 24. Juni zu einem Gipfeltreffen ins Kanzleramt eingeladen. BMW ist eigenen Angaben nach mit 17 Prozent Marktanteil bei Hybrid- und Batterieautos Marktführer in Europa. Vorstandschef Harald Krüger hat sich in den vergangenen Wochen wiederholt für Technologieoffenheit ausgesprochen. Den von Volkswagen-Boss Herbert Diess geforderten Fokus der Branche auf Batterie-Elektroautos unterstützt er nicht.
Trotz des Vorstoßes mit seinem Forderungskatalog glaubt BMW laut dem Spiegel weiter nicht an eine rein batterieelektrische Zukunft. Demnach könnten insbesondere auf langen Strecken Fahrzeuge mit Brennstoffzelle sinnvoll sein, die mit Wasserstoff Strom für E-Motoren erzeugen. Dafür sei allerdings „ein deutlicher Ausbau einer länderübergreifenden Wasserstoff-Tankstelleninfrastruktur“ erforderlich. Auch Benzin- und Dieselmotoren haben BMW zufolge noch eine Zukunft. In dem Papier heiße es, dass der Verbrennungsmotor „noch für viele Jahre eine tragende Rolle spielen“ werde.
McGybrush meint
BMW?
Einer der wenigen Weltweit die solche Kosten am Kunden weiterreichen können. Ein 100kWh 5er BMW für 160.000Eur in 2012 hätte Funktioniert.
Ein Fiat oder Skoda für 160.000Eur kann ich verstehen. Die können solche Experimente nicht machen. BMW, Audi und Daimler hätten das Risiko am ehesten eingehen können. Förderung hin oder her. Gewinne sind da wenn am jahresende jeder in der AG etwa 5000,- bis 9000,- on Top bekommt.
Ernesto 2 meint
Wer jedes Jahr mehr als eine Milliarde an allein 2 Menschen als Dividende ausschütten kann, sollte in der Lage sein keinerlei staatliche Hilfe zu benötigen. Oder ist BMW unfähig? Wollen die nicht? Oder können dir nicht? Auf jeden Fall ein Zeichen der Erbärmlichkeit für ein deutsches „Spitzenunternehmen“
JürgenV meint
So ist es. Das sind doch keine Unternehmer mehr. Sie wollen alles abgesichert und bezahlt bekommen. Hauptsache die Geldsäcke können weiterhin groß abgreifen.
dan11 meint
sachlich bleiben…. !
Eine Pflicht oder ein Anreiz für die Steckdosen bei Miteigentum oder/ und bei Neubauten von Parkhäusern/-flächen und Steuervorteile bei Ladestrom kann ja nicht von einer Firma kommen.
Da sehe ich schon den Staat in der Pflicht.
Die Forderungen waren doch alle Markenneutral, verstehe die Aufregung nicht.
Aber alles was nicht wie Tesla ist oder nachdem aussieht, wird hier sowieso zerrissen.
Topifun meint
Dazu braucht der Staat nur entsprechende Gesetze zu erlassen, die unter anderem von Betreibern von Tiefgaragen eine entsprechende Anzahl von Ladeboxen vorsehen müssen. Und bei Mieteigentümern jedem das Recht einzuräumen, eine eigene Wallbox an seinem Stellplatz errichten zu können.
Dafür braucht es keine Steuergelder.
dan11 meint
Ja genau der Staat und nicht ein Konzern/ Unternehmen.
Das mit dem Parkhaus war denk ich auch genauso gemeint, wie Sie erwähnt haben.
Und am Schluss sind es doch sowieso immer Steuergelder oder etwa nicht.
Wobei ich hier kein Problem hätte, aber man könnte es echt in jede Ausschreibung verankern, wie z.B. die Barrierefreiheit auch vorgegeben wird.
Zweitens, der Unterschied liegt im Detail… Miteigentum ist nicht Mieteigentum.
Versuche mal in einer Großstadt in deiner Eigentumswohnung einen Änderungsbeschluss in der Eigentümersversammlung einstimmig durchzubringen – wird nicht klappen. Da sind immer Skeptiker dabei oder welche, die es einem einfach nicht machen lassen wollen. Da sagt bloß einer die Begriffe Akku und danach Brandgefahr und das Ding ist vom Tisch. Schade ist aber leider so.
JürgenV meint
Also ich bin nun absolut kein Tesla Fan oder Fahrer.
KingArtus meint
Logisch, Erst milliarden für die Entwicklung von alternativen Antrieben bekommen und sie dennoch nicht bauen. DannMilliarden für den Bau der zentralen Techn
ologie (Batterie) haben wollen, weil alle anderen darim besser sind und ein einstieg sich nicht lohnt. und Jetzt der Schrei nach Ladesäulen, die die Algemeinheit bezahlen soll.
Aber der gewinn geht an die Energiekonzerne und die automobielindustrie.
Ich bin echt kein freund von verstaatlichung, aber mal im Ernst, warum sollter der staat nicht eigentümer eines unternehmens sein, das die Ladeinfrastrucktur bereitstellt und die gewinne einfahren. Allerdigs besser geführt als die Bahn :-)
McGybrush meint
Theoretisch klingt Verstaatlichung gut. Wenn aber am Ende niemand sitzt bei dem es um sein Geld geht dann kommt sowas wie der BER oder die Elbphilharmonie raus.
Ökonomisch ist es immer besser wenn am Ende jemand sitz der auf das Geld achtet. Schlimme ist da nur… die übertreiben es halt trotz Gewinne und Niedrigzins.
alupo meint
„Demnach könnten insbesondere auf langen Strecken Fahrzeuge mit Brennstoffzelle sinnvoll sein, die mit Wasserstoff Strom für E-Motoren erzeugen.“
Ich bin gerade in einem Hotel in Granada. Das eAuto habe ich hier gestern kostenlos wieder auf 90 % aufgeladen. Die eMobilität funktioniert also folglich (bisher 2.500 km gefahren) problemlos auch ohne jegliche staatliche Zuschüsse. Man benötigt nur ein Auto von einem Hersteller, der weder in Deutschland, Frankreich noch in Spanien um Steuergelder bettelt (das ist im Moment wohl nur Tesla oder Sono Motors aus München?).
Obwohl sicher einige Forderungen von BMW nicht schlecht sind, ist dies doch ein extremes Armutszeugnis für einen DAX Konzern. Ich habe diesen Monat jedenfalls meine BMW Aktien verkauft. Ein Unternehmen, das keine E…. mehr hat, ist mir was dessen Zukunft betrifft zu unsicher für meine Rente.
Swissli meint
Die meisten „BMW mit Stecker“ sind im Jahr 2030 wohl weiterhin nur PHEV?!
Oder startet BMW eine grosse BEV Offensive?
Für strategische Fehler bei BMW muss nun wirklich nicht der Steuerzahler geradestehen.
150kW meint
Die Strategie (CO2 Ziele) wurde von der Politik vorgegeben. Und die müssen auch die Rahmenbedingungen setzen damit diese Zeile erreicht werden.
Und welche Fehler soll der Steuerzahler mit diesen Maßnahmen bei BMW ausgleichen? Die Maßnahmen fördern jegliche E-Mobilität.
Swissli meint
Das CO2 wurde (in Rücksprache mit Autoindistrie) von der Politik vorgegeben.
Den Weg zu diesem Ziel konnte jedes Unternehmen selber bestimmen (u.a. Firmenstrategie). VW setzte hauptsächlich auf den Diesel (fail), BMW auf Hybrid und H2 (fail)…
Die firmeninternen Strategiefehler kosten Geld. Forderung „spürbare finanzielle Vorteile“ heisst nichts anderes, als dass weiterhin Steuergelder die Kosten teilweise kompensieren sollen. Eine geforderte Steuerbefreiung von Ladestrom ist nichts anderes als eine indirekte Subventionierung. Sinkt der Ladestrom wegen Steuerbefreiung, wird das E-Auto einfach um diesen Betrag teurer (20% Stromvergünstigung x 15 Jahre = Autokaufpreis + € xxxx).
Gegen gesetzliche Rahmenbedingungen (wie Recht auf Ladebuchse in Mietergarage) ohne direkte oder indirekte Steuergelder (Förderungen, Steuerbefreiung, Subventionen) ist nichts einzuwenden. Aber BMW hat klar Steuergelder im Auge.
Releit meint
Grundsätzlich ja gute Ansätze dabei, aber schon etwas frech wenn ein Konzern mit Milliardengewinnen nach staatlicher Förderung schreit. Tesla baut seine Supercharger auch eigenfinanziert. Da würde ich mich als Quant- Familienmitglied für die dargelegte Gier etwas schämen.
150kW meint
Wie stellst du dir das vor? BMW soll für die gesamte Branche die CO2 Ziele erreichen?
Andreas_Nün meint
Wenn BMW für sich ihre Ziele ohne Steuergelder und bei Milliarden Dividenden erreichen kann, wäre schon viel erericht.
Jeru meint
Das Risiko was Tesla auch jetzt noch eingeht, kann sich eben kein deutscher OEM leisten.
Wenn Tesla pleite geht, dann war es eben einen Versuch wert. Niemand der seriös arbeitet, würde das mit BMW machen. Bei so einem Unternehmen setzt man nicht alles auf eine Karte. Die Konsequenz daraus, man kann nicht alles verlieren aber eben auch nicht alles gewinnen.
Etablierte Unternehmen müssen diesen Wandel durchlaufen und auch ich hoffe, dass die Deutschen das im richtigen Zeitfenster durchziehen.