Präsident Bernhard Mattes hat bei der Halbjahres-Pressekonferenz des Verbandes der Automobilindustrie (VDA) über den aktuellen Stand der Branche gesprochen. Die Elektromobilität stehe künftig im Fokus, sagte er, allerdings seien auch andere alternative Antriebsarten für das Erreichen der CO2-Ziele der EU wichtig. Für die diversen Technologien müsse es mehr politische Unterstützung geben.
Die deutsche Autoindustrie sei „entschlossen, zum Erreichen der Klimaschutzziele beizutragen“, betonte Mattes. Dafür würden Hersteller und Zulieferer an vielen neuen Produkten und Dienstleistungen arbeiten. „Richtig ist aber auch: Alternative Antriebe entfalten nur dann ihre volle CO2-Wirkung, wenn sie auf Basis regenerativer Energien verwendet werden. Mobilitätswende und Energiewende sind zwei Seiten einer Medaille.“
Das Ziel der deutschen Autoindustrie sei, auch künftig auf den Weltmärkten vorne mitzuspielen. Die Unternehmen der Branche investierten dazu „massiv in alternative Antriebe, allen voran in Elektromobilität. Die neuen Modelle stoßen immer weniger CO2 aus“, so der VDA-Präsident. Darüber hinaus würden die Hersteller und Zulieferer im gesamten Wertschöpfungsprozess CO2-Neutralität anstreben – „von der Entwicklung über Produktion und Vertrieb bis zur Nutzung und Verwertung des Fahrzeugs“.
„Mobilität der Zukunft keine Einbahnstraße“
Mattes forderte für das Bestehen und den Erfolg der deutschen Autoindustrie „die passenden politischen Rahmenbedingungen“, die Mobilität der Zukunft sei „keine Einbahnstraße“. Im Mittelpunkt der Transformation stehe in den kommenden Jahren die Elektromobilität – „rein batterieelektrisch und als Plug-In-Hybrid“. Um die CO2-Flottengrenzwerte der EU für 2030 zu erreichen, sei eine schnelle Marktdurchdringung von E-Fahrzeugen notwendig.
„Auch wenn das in Brüssel nicht so laut gesagt wird: Fakt ist, dass diese Flottengrenzwerte erstmals implizit auch eine Technologievorgabe enthalten, mit der die Ziele erreicht werden können“, sagte Mattes. „Minus 37,5 Prozent CO2 heißt: Im Jahr 2030 müssen in Deutschland 7 bis 10,5 Mio. E-Autos im Bestand auf der Straße sein. Das ist nur bei hoher Kundenakzeptanz und optimalen Rahmenbedingungen möglich – und alles andere als ein Selbstläufer.“
Die deutsche Automobilindustrie gehe bei alternativen Antrieben „enorm in Vorleistung“. In Forschung und Entwicklung in diesem Bereich investierten Hersteller und Zulieferer in den kommenden drei Jahren 40 Milliarden Euro. Das münde „in eine eindrucksvolle Modelloffensive“. Deutsche Hersteller würden bis 2023 ihr Modellangebot auf über 150 E-Modelle verfünffachen. Weltweit komme jedes dritte Patent im Bereich E-Mobilität und Hybridantrieb aus Deutschland, zählte Mattes auf. „Die deutsche Automobilindustrie agiert aus einer starken Position heraus und legt sich bei der Elektromobilität richtig ins Zeug. Das gilt für Hersteller und Zulieferer!“
„Politisch-gesellschaftlich getriebener Systemwechsel“
In einem Gespräch vor einer Woche mit Spitzen der großen Koalition und Regierungsparteien sowie Gewerkschaften seien wichtige Impulse gesetzt worden, berichtete der VDA-Präsident. Alle Teilnehmer sähen die gemeinsame Aufgabe. Denn für den Aufbau der für E-Mobilität erforderlichen Infrastruktur könne die Autoindustrie nicht im Alleingang verantwortlich sein. „Warum?“, so Mattes, „weil wir es eben nicht nur mit einer neuen Antriebsart zu tun haben, deren Hochlauf wir wollen und mit aller Kraft vorantreiben. Es geht auch um einen politisch-gesellschaftlich getriebenen Systemwechsel.“
Der zentrale Punkt sei, dass die Ladeinfrastruktur im öffentlichen und privaten Raum „rasch, nachhaltig und flächendeckend“ ausgebaut werde. Heute gebe es 17.400 öffentliche Ladepunkte. Notwendig seien bis zum Jahr 2030 eine Million öffentliche Ladepunkte, zusätzlich 100.000 Schnellladepunkte sowie mehrere Millionen private Ladepunkte. „Nur so schaffen wir hohe Kundenakzeptanz. Elektromobilität muss für die Bürger sichtbar sein!“, meinte Mattes.
Entscheidend sei ein „koordiniertes Vorgehen auf allen Ebenen“. Hemmnisse müssten schnell abgebaut werden. Dazu gehörten das Miet- und Wohneigentumsrecht sowie der Abbau von Hürden, etwa im Energiewirtschaftsrecht. „Gemeinsam mit Politik und Gewerkschaften haben wir vereinbart, all diese Punkte in einem Masterplan zusammenzufassen. Dies wird zeitnah erarbeitet und umgesetzt“, versicherte Mattes.
Die Förderung von Investitionen in Fahrzeuge mit alternativen Antrieben müsse „verstetigt werden“, so der VDA-Präsident weiter. Die in der Bundesregierung diskutierten Vorschläge – SPD sowie Grüne haben kürzlich Ideen und Programme veröffentlicht – seien ein positives Signal und sollten schnell umgesetzt werden. Dazu gehöre auch die Verlängerung des „Umweltbonus“.
„Nicht alles auf die batterie-elektrische Karte setzen“
Der Schwerpunkt liege zwar auf der Elektromobilität, „doch wir stellen nicht alle anderen Optionen ‚zurück ins Regal'“, verkündete Mattes. „Wir arbeiten weiter an alternativen Antrieben und Kraftstoffen. Dazu gehören klimaneutrale E-Fuels, CNG und Wasserstoff, um nur einige zu nennen. Denken Sie an die schweren Nutzfahrzeuge, die bis 2030 ein CO2-Reduktionsziel von 30 Prozent stemmen müssen. Insbesondere für sie können wir nicht alles auf die batterie-elektrische Karte setzen – hier brauchen wir mittelfristig klimaneutrale E-Fuels und Wasserstoff.“ Auch für diese Technologien müssten „politische Weichen gestellt werden“.
„Noch ein Punkt ist mir wichtig“, so Mattes abschließend zu den Themen E-Mobilität und CO2. „Die CO2-Vorgaben beziehen sich auf die gesamte EU. Von 28 EU-Ländern werden in den nächsten Jahren vier oder fünf die Hauptlast der Zielerreichung für die ganze EU tragen müssen, denn in vielen anderen EU-Staaten verfügen die Menschen nicht über die Mittel, damit sich die Elektromobilität rasch im Markt etablieren kann. Deswegen: Eine zusätzliche Verschärfung der CO2-Ziele, die vor allem in Deutschland diskutiert wird, ist für uns hoch problematisch. Die Unternehmen brauchen Verlässlichkeit. Verlässlichkeit ist ein hohes Gut. Der Wettbewerb findet weltweit statt. Wir dürfen die internationale Wettbewerbsfähigkeit dieser Schlüsselbranche nicht aufs Spiel setzen.“
Frank meint
So langsam beginnen einige zu verstehen – ohne Heimatmarkt wird die deutsche Automobilindustrie einen gewaltigen Bedeutungsverlust erleben. Hoffentlich gibt es auch den Mut zu radikalen Änderungen, die jetzt notwendig sind: Abschaffung aller Bürokratiebremsen, z. B. Entschlackung der Ladesäulenverordnung, Schaffung des Rechts auf Ladesteckdose an Stellplätzen im Wohn- und Arbeitsumfeld, bedingungslose Erlaubnis selbst erzeugten Strom an Dritte zu Ladezwecken verkaufen zu dürfen, starke Vereinfachung der Möglichkeit Mieterstrom zu nutzen, Befreiung der Stromproduktion für den Eigenbedarf von jeglicher Bürokratie und den Abgaben, Abrechnung von an öffentlichen Ladestellen bezogenem Strom über die Stromrechnung des Hausanschlusses zu den gleichen Preisen wie Haushaltsstrom u. V. m.
Peter W meint
Oh je, hast ja recht, aber das wird nix, viel zu einfach! Was soll denn dann der Beamtenmichel machen?
:-)
dum.ms meint
Schickes Auto da als Symbolbild.
Wann gibt es den zu kaufen?
recht so meint
sieht aus wie aufgeblasen, ist bestimmt nur ein Werbeaufsteller
Peter W meint
doppelt hält besser – oder wie soll man deine postings einordnen?
Conny meint
Never. Das ist nur der Appetitmacher. Was dann wirklich kommt, ist nur ein Vau-Weh.
Ingo Schoenamsgruber meint
Leider ist dies nur die Studie. Das Original ist dann deutlich langweiliger. Sieht man bereits wieder am ID 3. Da hat man es auch geschafft eine Super Studie völlig zu ruinieren. Wozu der ganze Aufwand und die Tarnung , wenn man am Ende wieder nur einen Golf auf die Straße bringt.
alupo meint
„Richtig ist aber auch: Alternative Antriebe entfalten nur dann ihre volle CO2-Wirkung, wenn sie auf Basis regenerativer Energien verwendet werden. Mobilitätswende und Energiewende sind zwei Seiten einer Medaille.“
Aber selbst mit Braunkohlestrom ist ein eAuto schon besser als ein dreckiger Diesel. Wer dann auch noch die Dieselproduktion mit einbezieht, incl. der Deepwater Horizon SuperGAUs der ist absolut auf der „sicheren Seite“.
Von den ölbedingten Kriegen rede ich dabei noch nicht einmal, obwohl auch das zum Plugin hinzugehört.
„Im Mittelpunkt der Transformation stehe in den kommenden Jahren die Elektromobilität – „rein batterieelektrisch und als Plug-In-Hybrid“.“
Der Plugin Hybrid hat seinen Zenit schon überschritten. Wer einmal ein eAuto gefahren hat will nie mehr einen Dino fahren, nicht einmal mitfahren.
Die Reichweite sollte noch etwas auf das Niveau meines eAutos steiven und die Kosten/Preise sollten sich halbieren.
Aber das klappt mit Hilfe der steigenden Stückzahlen, da bin ich mir absolut sicher. Auch die Flachbildschirm war in den ersten Jahren teuer….
Peter W meint
Stimmt. Alles braucht seine Zeit.
Die Autoindustrie hat genug Geld um das E-Auto attraktiv zu machen. Der Staat (bzw. die EU, Angela hält ja eher dagegen) macht die Rahmenbedingungen und die Autobauer die passenden Fahrzeuge. Wo ist da ein Problem?
Billiger Diesel hat die Autoindustrie zu Höchstleistungen bei der Diesel-Entwicklung beflügelt. Warum kann noch billigerer Strom (im Verhältnis zum Kraftstoffpreis) diese Innovationskraft nicht erneut hervorrufen?
Warum wird nun plötzlich der CO2-Ausstoß für den Strom kritisiert? Niemand in der Autoindustrie hat sich darüber aufgeregt, dass SUVs den Verbrauchsvorteil des Diesels mehr alz zunichte machen. Im Gegenteil, die Kisten werden immer größer und leistungsstärker. Und jetzt soll der Staat diese Energievernichter die mit E-Motor keinen wesentlichen Beitrag zum Umweltschutz leisten unterstützen? Der Staat hat bei der Verstromung von Kohle viel zu lange Verbesserungen verzögert, aber genau so nachlässig waren die Autobauer bei der Verschwendung von Diesel mit ihren Monsterkarren. Also bitte die Beine still halten und ordentliche E-Autos bauen. Die Wähler werden hoffentlich bald eine bessere Regierung hinterherschieben.
Hans Meier meint
Hochmut kommt vor dem Fall :)
dum.ms meint
Schickes Auto da als Symbolbild.
Wann gibt es den zu kaufenß
ecomento.de meint
Das Bild zeigt einen Designentwurf des VW ID.3., der ab 2020 ausgeliefert wird:
https://ecomento.de/2019/05/08/vw-elekroauto-id-3-reservierung-preis-reichweite-auslieferung/
VG | ecomento.de
Peter W meint
Da der die Räder nicht einschlagen kann wäre er nur als Ausstellungsstück tauglich. Dass der IC3 nicht aussieht wie auf den vielen Bildchen war doch schon immer klar. Auch ein ID3 wird in der Praxis aussehen wie ein Golf.
Reiter meint
„Hemmnisse müssten schnell abgebaut werden. Dazu gehörten das Miet- und Wohneigentumsrecht sowie der Abbau von Hürden, etwa im Energiewirtschaftsrecht.“
Vielleicht hilfts, wenn der VDA den Gesetzentwurf hierfür wieder ausformuliert und im Bundestag abnicken lässt…..kam wenigstens immer irgendwas bei raus, als nix.