Hiesige Hersteller haben beim letzten Autogipfel zugesagt, das Ziel der Bundesregierung von einer Million Ladepunkten in Deutschland bis 2030 zu unterstützen. Sie haben erklärt, bis 2022 mindestens 15.000 und bis 2030 100.000 Ladeeinrichtungen beizusteuern. Der Aufbau der Hersteller-Ladeinfrastruktur gehe vor allem auf Kosten des Handels, bemängelte kürzlich der Zentralverband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK). Die Branche bekräftigte diese Kritik nun.
„Die Hersteller machen Zusagen an den Staat, letztlich bauen aber die Händler den größten Teil der Ladeinfrastruktur“, sagte Arne Joswig, Vorstandsmitglied beim ZDK, im Gespräch mit der Automobilwoche. Laut Christian Rönsch, Vorstandsmitglied im BMW-Händlerverband, stehen Investition und Ertrag „zum jetzigen Zeitpunkt in noch keiner Relation“. Er merkte an: „Dass das Geschäftsmodell bisher so schlecht ist, hätten wir nicht gedacht.“ Rönsch habe in den letzten drei Jahren um die 500.000 Euro in die E-Mobilität investiert, seit 2015 in diesem Bereich jedoch weniger als 500 Werkstattkontakte registriert.
Die Autobauer halten an ihren Plänen fest, berichtet die Automobilwoche. So lege BMW die Verpflichtung zum Aufbau von Ladesäulen in den Vertragsstandards fest: Anzahl, Standort und Ausstattung würden vorgeschrieben, so die Branchenzeitung. Bis Ende dieses Jahres müsse jeder Vertragspartner zwei Ladestationen pro Betrieb errichten, eine davon öffentlich zugänglich im Außenbereich. Bei Opel müssten Handelspartner bis Ende 2020 drei und bis 2023 neun Ladestationen installieren.
Die Kosten für eine Ladesäule liegen nach Angaben des ZDK zwischen 2500 und 200.000 Euro. Erschwerend hinzu komme, dass die Energieversorger die benötigte Menge Strom oft nicht liefern können. Subventionen vom Staat erhalten die Autohändler nach aktuellem Stand nicht: Ihre Förderanträge für Ladesäulen werden abgelehnt, da sie sich gegenüber den Herstellern bereits zum Aufbau der Ladeinfrastruktur verpflichtet haben.
Der ZDK hat sich im Februar an Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) gewandt, damit dieser die Anträge auf Förderung der Händler-Ladeinfrastruktur erneut prüfen lässt. Verbandspräsident Jürgen Karpinski kritisierte die „gefühlte Ungleichbehandlung“ von Herstellern und Händlern: Die Autobauer würden Subventionen für den Verkauf von Elektroautos bekommen. „Die Betriebe hingegen müssen auch auf Druck der Hersteller kräftig investieren, ohne zu wissen, wann das Geschäftsmodell E-Mobilität wirklich Früchte trägt.“
Jörg2 meint
Irgendwann könnte dann der Ruf von VW kommen:
„O.k., ihr Händler wollt und könnt keine eAutos verkaufen. Wir haben das verstanden, belästigen euch nicht mehr damit und machen es zu 100% selbst online und über unsere eigenen Niederlassungen.“
NL meint
Die meisten Händler sind halt ewig Verbrennerköpfe und wollen lieber das gute alte (Werkstatt-)Geschäft machen.
Ein Audi Händler wollte mir bei der Probefahrt auch dringend vom etron abraten und mir einen neuen Super-Diesel andrehen.
JuergenII meint
Naja, es ist ja nicht nur die dubiose Ladestation die auf Kosten der Händer installiert werden sollen/müssen. Hohe Kosten kommen auch noch für den Arbeitsplatz dazu. Immerhin müssen die in eigenen Arbeitsbereichen gewartet und repariert werden. Und die Anforderungen dazu sind – zumindest bei BMW – horrend! Dazu kommen speziell ausgebildete Arbeitskräfte und da reicht nicht nur einer. Man denke an Krankheit, Urlaub und Weiterbildung. Nicht ganz unschuldige dabei der Regulierungswahn in Deutschland, der die Kosten künstlich hochtreibt.
Und das alles für fast 0,0 Umsatz in der nächsten Zeit.
Das da gewaltiger Unmut aufkommt ist nachvollziehbar.
Zettmaster meint
Zwei Peugeot Autohäuser haben meine E-Mail für eine Testfahrt im neuem e208. Des weiteren ein Opel Autohaus wo ich aber nach Nachfrage nach dem Corsa e eher als Aussätziger betrachtet wurde. Bis Dato noch keine Kontaktaufnahme. Ich glaube ich bin einer der Menschen die dann doch lieber online bestellen würden.
Bernhard meint
Ich frage mich auch, was dieser Schwachsinn soll. Ich fahre doch nicht in ein ödes Industriegebiet, um dort bei einem Autohändler den BEV zu laden.
Die Werkstätten haben alle 32Ah Starkstrom. Da genügt doch ein mobiles Ladegerät für den internen Gebrauch. Das kostet 500-800 € und genügt vollkommen.
Daß die Hersteller von den Händlern verlangen, daß sie professionelle Ladesäulen aufstellen zeigt mal wieder, dass die Herren Entscheider keine BEV fahren. Totale Resourcenverschwendung.
Franz Mueller meint
Ist doch logisch das man ne Schnellladesäule auf dem Gelände brauch wenn man E-Autos verkaufen will. Oder soll man dem Kunden erst mal bei der Probefahrt zum Laden schicken?
Andreas meint
Würde gern wissen, wie die Regelgung mit den Händlern bei VW aussieht. Bin mit meinem Model 3 neulich beim Ladeversuch bei einem VW Händler quasi vom Hof geflogen und das mit sehr zweifelhaften Argumenten.
Gruuß
Ebi meint
Das war aber auch sehr mutig von dir, würd ich mich nicht trauen……oder war Not am Mann ? ;-)
Annonym meint
Ich darf anmerken das es der gleich Mann ist der alle mir bekannten Kollegen merklich unter Tariflohn zahlt und die Arbeitspreise Preise für Kunden vor kurzen wieder angehoben hat.
Mitleid hält sich daher bei mir in Grenzen
Peter W meint
Also um ehrlich zu sein meine ich auch, dass es eine Frechheit der Hersteller ist, die Lade-Infrastruktur von den Werkstätten bezahlen zu lassen. Die haben mit dem zu erwartenden Rückgang des Wartungsgeschäfts schon zu knabbern, und sollen nun mit vielen tausend Euro in Vorleistung gehen, obwohl die Hersteller kaum was anzubieten haben. Die paar E-Autos die in den nächsten 3 Jahren verkauft werden machen die Händler mit Sicherheit nicht reich.
Futureman meint
Jetzt merken die Autohändler, das viel weniger Wartung nötig ist? Das hätten sie auch vorher wissen können, wenn sie sich mal etwas mehr mit dem Thema auseinander setzen. Zum Glück können sie das Händlersterben auf das Coronavirus schieben (wie bei Streetscooter).
Peter W meint
Das ist eine ziemlich einseitige Sicht der Dinge. Die Händler und Werkstätten haben in der Regel auch keine Tankstellen. Warum sollten sie nun plötzlich für das Laden der verkauften Autos zuständig sein? Wer fährt schon in eine Gewerbegebiet um sein Auto zu laden? Dann sollen die Hersteller lieber die Supermärkte und Parkhausanbieter anwerben. Zwingen können sie die ja nicht!
Verkehrte Welt!
Futureman meint
Das Händlersterben bezog sich mehr auf den Verlust der Wartungskosten. Das mit dem Laden beim Autohändler sehe ich auch so: Warum soll ich zum Autohändler fahren zum aufladen? Sinn macht es überall, wo Autos länger stehen (Supermarkt, Kino, Theater, Arbeitsstelle usw)
Ebi meint
Ich finde es toll, mit welchem Elan unsere Autohersteller und Händler an das Thema e-Mobilität und Infrastruktur herangehen. Zunächst wird mal nach staatlicher Hilfe gerufen bevor man versucht, sich gegenseitig die Kosten aufs Auge zu drücken . **Ironie off**
Für die Händler könnte es ziemlich bitter werden. Agenturmodell, drastisch reduziertes Wartungsgeschäft, Aufbau des elektrischen Know-Hows, Ladeinfrastruktur bereitstellen….
Freddy K meint
So schnell sind die Verbrenner nun auch nicht weg. Nur weil ein paar E-Autos gibt muss noch lange der Service nicht eingestellt werden. Und auch E-Autos benötigen diesen. Sonst gäbe es ja keine Service-Center von Tesla, die auch noch überlastet sind.
Stocki meint
E-Autos brauchen im Schnitt 40% weniger Wartung. Das bedeutet entweder, man hat 40% weniger Umsatz, oder es braucht eben 40% weniger Werkstätten. Im Falle von Tesla ist es eher so, daß es für die paar Teslas, die hier unterwegs sind auch noch zu wenige Werkstätten gibt. Sich bei Tesla mit einer Frage an den Support wenden z.B. hab ich heute erst wieder ausprobiert… Den Rest kannst dir denken ;-)
Oswaldo meint
Das mit den 40% mag sicher stimmen, legt aber einen 100% Umstieg zugrunde
Und bis der eingetreten ist verbleibt genug Zeit sich darauf einzustellen!
Wer das aber ignoriert…
Ebi meint
Es ist ja nicht nur die geringere Wartung, die Hersteller wollen eigentlich weg vom jetzigen Händlermodell und am liebsten direkt den Kontakt zum Kunden haben. Das sind für viele kleinere Händler, die mangels Umsatz auch den Invest in den e-Auto Service nicht wegdrücken können, u.U. existentielle Probleme.