Der Geschäftsführer des Verbands der Automobilindustrie (VDA) Joachim Damasky hat mit dem Magazin Edison über das für den erwarteten Boom von Elektroautos nötige Ladenetz gesprochen. Er forderte, dass die Infrastruktur in Deutschland schnell ausgebaut wird.
Die Bundesregierung will, dass in Deutschland bis 2030 ein Netz mit einer Million Elektroauto-Ladesäulen steht. Die Autoindustrie hat zugesagt, bis 2022 mindestens 15.000 und bis 2030 100.000 Ladeeinrichtungen beizusteuern. Laut Damasky sind die vom Bund angepeilten eine Million Ladesäulen „ein guter Orientierungspunkt“. Man rechne mit zehn Fahrzeugen pro Ladesäule, angesichts von derzeit 270.000 Elektroautos und rund 24.000 Ladepunkten in Deutschland stimme das Verhältnis – dies sei aber nur für den Augenblick der Fall.
Die Zahl der Elektroautos soll künftig deutlich steigen – „an diesem Ziel hält die deutsche Automobilindustrie trotz der Herausforderung durch die Corona-Krise fest“, sagte Damasky. Damit die Fahrer ausreichend Energie für die genutzten Stromer zur Verfügung haben, sollte man das Ladesäulennetz „vorauseilend“ ausbauen. In diesem Jahr würden bis zu 200.000 Neuzulassungen von Elektroautos erwartet, die Zahl der Ladepunkte müsse daher mindestens verdoppelt werden.
Auf die Positionierung von Ladestationen angesprochen betonte Damasky, dass diese dort aufgestellt werden sollten, wo sie benötigt werden – dies sei vor allem „in Großstädten und Verdichtungsräumen“. Derzeit werden nach Schätzungen etwa 80 Prozent der Elektroautos zuhause aufgeladen. Der VDA erwarte, dass dieser Anteil auf 60 bis 65 Prozent sinken wird, erklärte der Geschäftsführer. Der Autoverband gehe davon aus, dass die Nutzer das Elektroauto-Laden zunehmend mit Einkäufen verbinden oder bei der Arbeit Strom zapfen werden.
Das Bundeskabinett hat Ende März einen Gesetzentwurf beschlossen, der Mietern und Wohnungseigentümern einen Rechtsanspruch auf den Einbau einer Ladestation für Elektroautos verschafft. „Das ist ein ganz wesentlicher Beitrag, damit der Hochlauf der Elektromobilität gelingt“, meinte Damasky. Er rief Bauherren und Architekten dazu auf, schon beim Bau neuer Ein- oder Mehrfamilienhäuser die entsprechenden Anschlüsse von Anfang an einzuplanen.
Mit Blick auf die zuletzt steigenden Kosten für Ladestrom sagte Damasky, dass der Markt hier noch nicht nach wirtschaftlichen Prinzipien funktioniere. Es fehle die Masse an Elektroautos und damit eine große Zahl an Ladevorgängen. Sobald mehr geladen wird, würden sich die Preise – ähnlich wie auf dem Handymarkt – nach unten einpendeln. Unabhängig davon gelte, dass weniger als 20 Prozent der Elektroautos an besonders schnellen öffentlichen Ladesäulen zu hohen Preisen laden. Auf das Jahr gesehen mache das vielleicht eine Gesamtsumme von 200 bis 300 Euro aus.
Volta meint
Unsere Politiker und Verantwortlichen bei den Energieunternehmen haben das Thema leider nicht richtig angeschoben, nun kommt aber endlich was in die Gänge. Ich bezweifle dennoch den Zeitplan, weil einige nur Probleme sehen und nicht die Lösungen suchen.
Das ist auch der Grund, warum ich nur noch elektrisch fahre, selber anfangen und nicht warten. Wir sollten aber erkennen, dass es keine Lösung ist, immer mit maximalen Forderungen zu kommen. V2G ist zwar schön aber die meisten aktuellen Fahrzeuge können es noch nicht, fangen wir also mit einer intelligenten Ladestruktur an. Das stabilisiert die Netze und in Kombination mit eigenem Strom aus Photovoltaik entsteht ein Kreislauf. Für Zuhause sind Speicher, intelligente Ladung, Photovoltaik und eine Cloud die Lösung. Wer das nicht kann, zum Beispiel Mieter in Städten, der braucht die Lösung am Arbeitsplatz oder beim Einkauf.
Jörg2 meint
Ich vermute, dass sich zeitgleich mit der flächendeckenden Einführung von V2G durch Autohersteller, in deren Garantiebedingungen sich neue Passagen finden lassen, die das technische Risiko auf den Nutzer umlegen.
MiguelS NL meint
Für sehr sehr wahrscheinlich halte ich dass nahezu jeder Haushalt mit Parkpltz bis dahin (2030) ein Ladepunkt haben wird.
In den Parkhäusern jeder Parkplatz.
Venyo meint
Jeder Parkplatz im Parkhaus mit Ladepunkt? Das Durchschnitts(!)alter der PKW in Deutschland war 2019 9,5 Jahre. Meinst du, ab morgen werden nur noch EVs zugelassen?
Ich mag elektrische Autos total, aber hier auf dem Portal gibts einfach komplett unrealistisch optimistische Vorstellungen, wie es mit dem E-KFZ-Bestand 2025 / 2030 aussehen wird.
Reiter meint
Und VDA wann arbeitet ihr endlich mit Haustechnik-/ Heizungsverbänden an Normierungen bezüglich Benutzung des Standzeugs die restlichen 23h am Tag? V2G? V2H? Wann verdient mein Auto Geld beim Zocken? Kompatibilität mit Hausbatteriespeichern? Wann sprechen deutsche Autos mit ihrer Wärmepumpe und dem Hausspeicher, wie mit günstigem Strom über die Nacht zu kommen sei? Und darüber, ob Hausspeicher und Auto gerade 10kW übrig haben um gerade teuren Einspeisetarif zu bekommen? Wann kann man seinen PV-Strom deutschlandweit benutzen? Wann kann eine WEG ein Geschäftskonzept einkaufen für PV mit V2G/ mit V2H/mit elektrifizierter Lastmanagement-Tiefgarage?
Reiter meint
10kWh
xdaswarsx meint
Das würde mich auch alles brennend interessieren.
Es werden aber immer nur weit entfernte Jahreszahlen genannt ohne eine Idee wie man die Ziele erreichen kann.
Wir brauchen einen zeitlichen Fahrplan.
Nicht für die Anzahl, sondern für die Technik.
Ab wann kann mein Auto Strom ins Netz einspeisen?
Ab wann kann ich (überall) Überschussstrom laden?
Ab wann gibt es ein einheitliches Lastmanagement für Tiefgaragen und größere Stellplätze?
JayP meint
Absolute Zustimmung. Es würde schon reichen, wenn Standardisierungen schneller kommen.
Angeblich kann der Onboadcharger von Tesla bereits V2G. Ist nur eine Frage der Zeit bis die das für Powerwall- und Solarbesitzer freischalten und dann laufen unsere Dinos wieder 10 Jahre rum und bauen Messefahrzeuge mit Schildern auf denen V2G geschrieben steht.
Btw: Nissan Leaf kann es bereits. Die Systeme sind aber proprietär und extrem teuer.
Langfristig muss für PV-Besitzer DC-Laden @home kommen.
Georg meint
Grundsätzlich ist das mit HV-Hybridinvertern für PV-Anlagen bereits heute möglich, da die Batteriespannungen zwischen 90V- ca. 400V bedienen können. Noch sind die Anbindungen allerdings „Individuallösungen“ und nicht standardisiert.
TwizyundZoefahrer meint
@Jay wie recht du doch hast. +1
MichaelEV meint
+1
Elektromobilität hat so viele tolle Möglichkeiten, die so schnell wie möglich erschlossen werden müssen.
Stefan meint
@Reiter: Zum Punkt PV-Strom deutschlandweit:
Habe seit diesem Monat eine PV-Anlage von Senec und habe dort auch gleich eine Ladekarte für mein EV bestellt. Speise meinen Stromüberschuss in eine Cloud und kann dann neben Rückbezug fürs Haus mit der Karte an jeder EnBW kompatiblen Säule in ganz Europa laden. Cloud kostet für 2500 kWh 31 Euro im Monat, die Ladekarte noch mal 5 Euro. Würde dann ca. 17 Cent pro KWh kosten. Wenn es so kommt, wäre es gut, habe aber noch keine Erfahrungswerte.
Reiter meint
Ja danke…war damals nicht absehbar bei Senec….jetzt spekuliert der Konkurrent aus dem Allgäu im Keller im Netz (mit der alten flatrate). Cool wäre auch eine andere Wohnung zu beliefern….*träum*