Mit der Nikola Motor Company schickt sich neben Tesla ein weiteres junges Unternehmen an, elektrische Lkw in den Massenmarkt zu bringen und zum führenden Hersteller in diesem Bereich zu werden. Seit Juni werden die Aktien von Nikola Motor in den USA an der Börse gehandelt, zu diesem Anlass gab CEO Mark Russell ein Update zum aktuellen Stand.
Nikola Motor hat eigenen Angaben nach bereits Bestellungen für E-Lkw im Wert von mehr als zehn Milliarden Dollar vorliegen. Neben den zunächst exklusiv geplanten wasserstoffbetriebenen Brennstoffzellen-Fahrzeugen bietet das Startup mittlerweile auch Modelle nur mit Batterie-System an. Vorgestellt wurden bisher drei schwere Laster, zuletzt der speziell für Europa konzipierte Tre.
Der nun erfolgte Börsengang sorge durch die damit verbundene Veröffentlichung von Zahlen und weiteren Interna für Transparenz, erklärte Russell im Gespräch mit Trucks.com. Kunden, Partner, Investoren und die Belegschaft könnten sich nun ausführlich über das Unternehmen informieren. Sie würden sehen, dass Nikola Motor über „eine solide Grundlage“ verfügt und bereit ist, seine ehrgeizige Vision zu realisieren.
Als börsennotiertes Unternehmen könne man nun insbesondere auch die Produktion von Elektro-Lastwagen für Europa in Ulm beschleunigen, so Russell. 2021 sollen dort in einem Joint Venture mit der italienischen Nutzfahrzeugmarke Iveco die ersten Batterie-Fahrzeuge die Fabrik verlassen. Auch der Aufbau einer Wasserstoff-Infrastruktur und der Produktion auf dem Heimatmarkt im US-Bundesstaat Arizona profitiere von dem Börsengang.
Der Einstieg von neuen Investoren hat Nikola Motor mehrere hundert Millionen Dollar in die Kassen gespült. Man habe derzeit genügend Barmittel für Forschung und Entwicklung sowie die Ansiedelung der Produktionsstätte in Arizona zur Verfügung, betonte der CEO. Auch die Finanzierung der ersten Wasserstoff-Stationen für das Tanken der geplanten Brennstoffzellen-Lkw sei gesichert. Später zusätzliche Mittel aufzunehmen, bleibe jedoch eine Option.
Marktumfeld für E-Lkw „so stark wie nie zuvor“
Die Bedingungen am Markt für elektrische Lkw für kurze und mittlere Strecken sieht Russell „so stark wie nie zuvor“. Diese gelte auch für Brennstoffzellen-Fahrzeuge für den Langstrecken-Einsatz. Immer mehr Unternehmen würden erklären, ihre Flotten in konkreten Zeiträumen nachhaltiger und lokal emissionsfrei machen zu wollen. Regional- und Landesregierungen würden zudem zunehmend gesetzliche Vorgaben zum Einsatz von Null-Emissions-Fahrzeugen machen. Nikola Motor gehe davon aus, dass dieser Trend anhält.
Mit Blick auf die Technik erklärte Russell, dass Nikola Motor weltweit auf eine Basis-Plattform für alle Fahrzeuge setze. Es werde lediglich je nach regionaler Gesetzgebung geringe Unterschiede geben, etwa bei den Frontscheinwerfern oder den Rückspiegeln. Die Batterie-Versionen würden größere Energiespeicher als die für mehr Reichweite mit zusätzlichem Brennstoffzellen-System und Wasserstoff-Tanks ausgerüsteten Ausführungen haben. Das Ziel sei, durch geteilte Technologie die Entwicklung zu vereinfachen und die Produktionskosten zu senken.
Auf die bisher so gut wie nicht existente Tankinfrastruktur für schwere Wasserstoff-Nutzfahrzeuge angesprochen sagte Russell, dass Nikola Motor sich in einem Konsortium mit internationalen Konzernen wie Toyota, Hyundai und Shell engagiere. Man wolle zusammen Standards für das schnelle Füllen der Wasserstoff-Behälter von Brennstoffzellen-Lkw etablieren. Darüber hinaus sei man Mitglied in weiteren Branchenverbänden, in denen auch die großen Nutzfahrzeughersteller vertreten sind. Gemeinsam suche man nach geeigneten Wegen, ein weltweite, einheitliche Tankinfrastruktur für Wasserstoff zu schaffen.
Russell äußerte sich auch zu der Ende letzten Jahres in Aussicht gestellten „bahnbrechenden“ Batteriezellen-Technologie. Die Entwickler von Nikola Motor hätten eine bisher nicht dagewesene Energiedichte bei Akkus erreicht, hieß es. Die Batteriechemie dafür befinde sich noch im Forschungsstadium und müsse validiert und weiterentwickelt werden, sagte der CEO jetzt. Für die erste Generation von Nikola-Lastern werde die neue Akku-Technologie nicht zur Verfügung stehen.
alupo meint
Stand heute Nacht haben die Investoren nach einem kurzen kleinen Hype am ersten Tag inzwischen etwas Geld verloren. Die Aktie steht jedenfalls tiefer als am ersten Tag.
Aber daran ist wohl Tesla Schuld.
Jeru meint
Den Kurs einer Aktie täglich zu kommentieren oder von einer Tagesentwicklung etwas abzuleiten, ist typisch für Anfänger.
Alupo, ich bin enttäuscht.
alupo meint
Du solltest eher über die Reichweiten der FCEVs enttäuscht sein. Egal ob PKW (das Model S hat jetzt 402 Meilen und das noch vor dem Battery Day) oder LKW (40 Tonner). Auch fliegt schon ein 9-sitziges Flugzeug (nicht von Tesla) im Versuchsbetrieb rein elektrisch, und das als Fremdumbau.
Ist doch klar dass Elon am Kurs von Nikola gedreht hat indem er den Tesla Semi exakt zum passenden Termin nun doch nich priorisierte. Die Aufmerksamkeit bekam er jedenfalls und das strahlte bis zur Teslaaktie.
Das Vorgehen hat mit Rivian und deren Pickup auch schon gut geklappt. Der Cybertruck wurde auch „rein zufällig“ im exakt richtigen Moment präsentiert um deren aufkommenden Schwung zu neutralisieren.
Und wie lief das ab als Porsche sein eAuto auf dem Nürburgring präsentierte? Richtig, Tesla ließ durchsickern, dass es das MS dort ebenfalls fahren lassen würde. Und fremde Leute nahmen dann freundlicherweise noch die Zeiten und veröffentlichten, dass die Tesla Familienkutsche bedeutend schneller war als der Porsche Sportwagen. Noch ein Zufall?
Aber auch bei SpaceX lief es doch genauso ab wenn man sich an die Geschichte mit Bezos wiederverwendbarer Rakete erinnert. In 2015 wurde der Plan von Blue Orgin und deren wiederverwendbarer Rakete von Bezos veröffentlicht und dann wurde von Elon Musk darauf hingewiesen, dass SpaceX das 2012 bereits vorführte.
Da kann man nicht nur ein System erkennen sondern auch, dass Tesla auf die Ankündigungen anderer schon längst eine Antwort hat.
Nicht zuletzt bat kürzlich Lucien Motors und dessen CEO die Medien in einem Interview sogar proaktiv darum, sein geplantes Supercar ja nicht als „Tesla-Killer“ zu bezeichnen. Ich interpretiere diese Bitte als „lessons learnd“, der CEO hat diesen Aspekt des Systems Elon Musk offensichtlich verstanden.
Jeru meint
Warum sollte ich „über die Reichweiten der FCEVs enttäuscht sein“?
Ich halte keine Anteile an Nikola oder einer anderen Firma mit FCEV´s im Programm und kann die Dinge neutral betrachten. Das tue ich hier und auch sonst immer wieder.
Bei dir habe ich ehrlich gesagt nicht das Gefühl und sehe starke Parallelen zwischen deinen Worten und deinem Anteil an Tesla. Die Aktie eines konkurriendende Unternehmens auf diese Art zu diskutieren ist ein weiteres Beispiel und dazu aus meiner Sicht auch noch typisch für Anfänger im Business. Obwohl ich viel von dir gewohnt bin, hat mich das dann doch überrascht. Das hast du doch nicht nötig!
Alex meint
Ob diese Firma überhaupt mal was auf Straße bringt?
Ich halte es alles noch für eine Luftnummer
Jeru meint
Verbrenner-Stammtisch zu Tesla im Jahr 2009
Oliver Wunsch meint
Nur wollte Tesla so ein Batterie Auto bauen, Nikola will ja nichts bauen, die entwickeln nur ihr Geschäftsmodell permanent weiter.
Dabei hätten die paar hundert Mitarbeiter es doch ganz einfach, alle Energie auf die 500 Wh/kg Zelle die sie schon haben und der Rubel rollt.
Tim Schnabel meint
Pssss nicht das noch jemand an Fisker denkt ???? auffälligerweise jedesmal wenn es hier auf der Seite einen Artikel zu Fisker gibt schreibt keine Sau mehr etwas unter den ankündigungs Weltmeistern.
Jörg2 meint
Das ist auch der Mühe nicht wert.
;-))