Opel baut ein vollelektrisch angetriebenes Rallye-Fahrzeug für den Einsatz in einer nationalen Meisterschaft auf. Die Rüsselsheimer veröffentlichten nun Details dazu, wie sie beim geplanten ADAC Opel e-Rally Cup die Sicherheit der Technik gewährleisten wollen.
Der Corsa-e Rally basiert auf der Ende 2019 eingeführten Elektroauto-Version des regulären Corsa. Da noch niemand zuvor einen elektrischen Rallye-Markenpokal durchgeführt habe, müssten parallel zum Rennwagen auch die entsprechenden Vorschriften und Reglements entwickelt werden, so Opel. Der Autobauer und der ADAC als Serienbetreiber arbeiten dazu mit dem Deutschen Motor Sport Bund (DMSB) zusammen.
„Unsere Ingenieure streben einerseits nach größtmöglicher Dynamik und entsprechendem Fahrspaß für unsere Kunden – auf der Straße wie auch auf der Rennstrecke. Andererseits steht die Betriebssicherheit im absoluten Fokus“, betont Entwicklungschef Marcus Lott. Dass der Corsa-e Rally auf dem nach europäischen Standards zugelassenen Serienmodell basiert, erleichtere den Ingenieuren von Opel Motorsport die Arbeit. Zusätzliche, vom Automobilsport-Weltverband FIA und dem DMSB geforderte Rennsport-spezifische Bestimmungen würden der weiter verbesserten Sicherheit dienen. So entspreche etwa der Überrollkäfig des Corsa-e Rally der Spezifikation des neuen Opel Corsa Rally4, der bereits über eine FIA-Homologation verfügt.
Im Unterboden des Corsa-e Rally schützt der serienmäßige Rahmen aus hochfestem Stahl die 18 Batteriemodule, die ihrerseits in einem Batteriegehäuse verbaut sind. Das Rennfahrzeug verfügt zudem über eine zweiteilige Schutzplatte aus fünf Millimeter dickem Aluminium. Des Weiteren entspricht der Corsa-e Rally laut Opel dem amerikanischen FMVSS-Standard (Federal Motor Vehicle Safety Standard) für einen Heckaufprall mit 80 km/h.

Darüber hinaus erfülle der Corsa-e Rally wie das Serienpendant die Regelung UN ECE R100.02. Diese definiert die Bedingungen für die Genehmigung der Fahrzeuge hinsichtlich der speziellen Anforderungen an den Elektroantrieb von Straßenfahrzeugen und ihre Antriebsbatterien. Das betrifft etwa den Mindest-Isolationswiderstand der Hochvoltkomponenten und -Leitungen sowie den Brandschutz. Auch die Antriebsbatterien müssen dieser Regelung mit Blick auf mechanische Unversehrtheit, Vibrationen, Wärmeschock, Erschütterungen, Feuerbeständigkeit, Überladungsschutz, Schutz gegen übermäßiges Entladen, Überhitzungsschutz oder externen Kurzschluss gerecht werden.
Die im Rennwagen vorgeschriebene Feuerlöschanlage arbeitet mit einem elektrisch isolierenden Löschmittel. Die Brandgefahr sei bei einem elektrisch betriebenen Rennauto mangels mitgeführtem Kraftstoff generell deutlich niedriger anzusiedeln als bei einem herkömmlichen Fahrzeug mit Verbrennungsmotor, erklären die Entwickler.
Wichtig für den sicheren Betrieb eines elektrischen Rallye-Fahrzeugs sei auch die permanente Kontrolle der Hochvoltanlage. Verschiedene Störungen hätten unterschiedliche Maßnahmen zur Folge. So sorge im Falle eines Isolationsfehlers Sensorik dafür, dass die Anzeigen eine Störung des mit bis zu 434 Volt betriebenen Hochvoltsystems umgehend melden. Eine Abschaltung könne dann manuell in- und außerhalb des Cockpits erfolgen. Unabhängig davon werde das Hochvolt-System bei einer starken Verzögerung, etwa bei einem Unfall, innerhalb von weniger als einer Sekunde komplett abgeschaltet.
Schulungen für das Sicherheitspersonal
Dass die Sicherheitsbestimmungen während einer Veranstaltung eingehalten werden, liegt in der Hoheit des Deutschen Motor Sport Bundes. Dazu heißt es: „Dies betrifft zum einen die technische Spezifikation des Rennfahrzeugs, deren Eckdaten im Anhang J des Internationalen Sportgesetzes (ISG) geregelt sind. Da diese Formulierungen jedoch sehr umfassend und hochspezifisch sind, entwickelt der DMSB derzeit in Zusammenarbeit mit Opel und dem TÜV Thüringen ein Sicherheitskonzept, das den Ansprüchen sowohl von Fachleuten als auch Nutzern in der Praxis gerecht wird.“
Eine der wesentlichen Aufgaben für den DMSB liege in der Schulung der Sportwarte, angefangen von den Streckenposten auf den Wertungsprüfungen bis hin zum Personal im Servicepark. Für alle Personen, die an oder mit einem elektrischen Rennfahrzeug bestimmte Aufgaben erfüllen, würden unterschiedliche Sicherheits-Zertifizierungen gelten, die nach den Farbabstufungen Blau-Grün-Gelb-Orange-Rot kategorisiert sind. Nur wer in der Kategorie Rot zertifiziert sei, darf Arbeiten an der Hochvoltanlage des Opel Corsa-e Rally oder eines anderen elektrischen Rennfahrzeugs ausführen.
„Unsere Aufgabe ist es, ein Konzept für elektrisch betriebenen Rallyesport zu entwickeln, um die Sicherheit aller Beteiligten zu gewährleisten und spannenden Rallyesport zu ermöglichen. Im ersten Schritt beinhaltet dies auch Aufklärung und Beseitigung von etwaigen Wissenslücken bei allen Beteiligten“, so DMSB-Sportdirektor Michael Günther.
Reiter meint
Wieso nietet jemand eine Baumarkt Solarlampe auf seine BMS-Haube? ;)