Volkswagen setzt langfristig auf Elektroautos. Die bei der Produktion der Fahrbatterie anfallenden CO2-Emissionen lassen sich insbesondere durch die Verwendung nach dem Einsatz im Pkw ausgleichen. Im niedersächsischen Salzgitter betreibt der konzerneigene Zulieferer Volkswagen Group Components („Volkswagen Komponente“) künftig die erste Pilotanlage für das Recycling ausgedienter E-Auto-Batterien. In einer neuen Mitteilung informiert das Unternehmen über das Verfahren.
„Unser Ziel ist es, einen eigenen Kreislauf mit mehr als 90 Prozent Wiederverwertung unserer Batterien zu schaffen“, sagt Thomas Tiedje, Leiter der Technischen Planung der Volkswagen Komponente. „Wir wollen den Prozess an keiner Stelle aus der Hand geben, sondern qualifizieren lieber unsere eigenen Mitarbeiter und machen sie damit fit für die Zukunft.“ Eine Besonderheit sei, das ausschließlich Batterien ins Recycling kommen, die wirklich nicht mehr anders nutzbar sind. Davor werde geprüft, ob die im Batteriesystem verbauten Module noch in einem guten Zustand sind und möglicherweise ein zweites Leben in mobilen Energiespeichern wie flexiblen Schnellladesäulen oder Laderobotern erhalten können. Damit verlängere sich die Nutzungsdauer der Module erheblich.
Gemeinsam mit zehn weiteren Partnerunternehmen haben die Technische Universität Braunschweig und der Volkswagen-Konzern von 2009 bis 2011 ein Verfahren zum Recycling von Lithium-Ionen-Batterien gesucht. Der Gewinner war der „LithoRec-Prozess“, der jetzt in Salzgitter in die Praxis umgesetzt wird. „Wir haben nicht zu früh angefangen, sondern genau rechtzeitig. Jetzt haben wir die Chance, mit einem Verfahren an den Start zu gehen, das am Ende wirklich ökonomisch und ökologisch nachhaltig ist, ohne etwas übers Knie brechen zu müssen“, sagt Marko Gernuks, Leiter der Life-Cycle-Optimierung von Volkswagen und LithoRec-Projektleiter.
So funktioniert das Batterie-Recycling
Bislang werden ausgediente Batterien meist pyrometallurgisch recycelt. „Einfacher gesagt, sie landen einfach im Hochofen“, erklärt Volkswagen. Die Volkswagen Komponente nutze zunächst ein mechanisches Verfahren: Kommt die Batterie ins Recycling, wird sie entladen und demontiert. Erste Rohstoffe wie ihr Aluminiumgehäuse, Kupferkabel und Kunststoff werden hier bereits wiedergewonnen und in den Produktionskreislauf zurückgeführt. Dann werden die Batteriemodule unter einer Schutzatmosphäre stark zerkleinert und durch den austretenden flüssigen Elektrolyten zu einer feuchten Masse, dem Granulat. Das wird getrocknet, durch diverse Siebe und ein Magnetband geleitet und dadurch immer feiner und feiner.
Am Ende entsteht das sogenannte Schwarze Pulver, das unter anderem wertvolles Graphit sowie Lithium, Mangan, Kobalt, und Nickel enthält. Ein Partnerunternehmen aus der Chemiebranche trennt es anschließend mit einem hydrometallurgischen Prozess, also unter Anwendung von Wasser und Lösemitteln, in seine einzelnen Bestandteile. Diese können als sekundäres Rohmaterial für den Bau von Kathoden von neuen Batterien genutzt werden, ohne Qualitätsverlust gegenüber neuem, primärem Material.
Mit diesem „Closed-Loop-Ansatz“ wolle die Volkswagen Komponente einen geschlossenen Materialkreislauf schaffen, der langfristig nicht nur den Primärbedarf des Konzerns an Rohstoffen reduziert, sondern auch den CO2-Fußabdruck der Batterien deutlich senken kann. „Wenn wir unsere Kathoden ausschließlich aus recyceltem Material herstellen, sparen wir mehr als eine Tonne CO2 pro Fahrzeug ein“, unterstreicht Tiedje. Der erste Schritt in das industrialisierte Batterie-Recycling trage also direkt zum Klimaschutz bei.
Langfristig wirke sich die fachgerechte Entsorgung der Batterie und die Wiederaufbereitung ihrer wertvollen Bestandteile ökologisch und wirtschaftlich nachhaltig aus. „Sinken die Kosten, profitiert der Kunde. Auch das ist ein Ziel der Kreislaufwirtschaft zukünftiger Mobilität“, erläutert Volkswagen. „Die nächsten Schritte bei der Volkswagen Komponente in Salzgitter lauten deshalb: optimieren, optimieren, optimieren. Sobald die Pilotanlage ihre Kapazitätsgrenze erreicht hat, können größere Anlagen folgen ‒ damit E-Mobilität trotz limitierter Rohstoffe massentauglich wird.“
OnlyAFoolUsesGoogleAndroid meint
„Kunststoff – Aluminium & Kupfer – SCHWARZES PULVER!“
Schwarzes Pulver! Grandios!
StugiLife meint
Hätte nie erwartet dass man sich hier sogar über Batterie Recycling lustig macht nur weil VW diese Anlage schon betreibt, im Gegensatz zu Tesla, die planen das erst noch.
Alupo meint
Deren Akkus (Tesla) halten auch durch das BMS eben schon immer so lange dass es da bis heute einfach kaum Mengen zum recyceln gibt.
Im übrigen hat doch einer der Gründer von Tesla so ein Unternehmen gegründet.
Seltsam, was das menschliche Gedächtnis so alles „vergisst“.
Aber auch kaputte Akkus sind sehr wertvoll da in ihnen die Konzentration an Wertstoffen um ein Vielfaches höher ist als in den besten Minen. Damit ist es mehr als nur wahrscheinlich, dass dieser Prozess ziemlich energiearm verläuft. Zumindest war das die Aussage eines Chemiker von einem sehr großen deutschen Chemieunternehmen in seinem Vortrag zum Akku Recycling. Das Ding ist gegessen, da braucht man keine Schau mehr darüber anzustellen.
Und dann gibt es bekanntlich (oder unterstelle ich da zuviel Basiswissen?) das sogenannte Second Life.
Um das Akkurecycling sollte sich durch die bereits ausgearbeiteten Entsorgungsstufen (3 an der Zahl) heute niemand Sorgen machen, zumindest wenn es ihm um die Sache geht. Das Thema ist nur noch für notorische Basher von Interesse.
MM meint
Bei einem Blick in die Gebrauchtwagenbörsen braucht man nicht lange, auch Model S mit wenig Laufleistung (in einem Fall z.B. 65.000 Km) mit Tauschbatterien zu finden.
Mag beim Großteil der Fahrzeuge stimmen, dass sie lange halten, aber eben nicht immer. Früher oder später hat man dann auch Batterien, die nicht mehr für ein 2nd Life taugen – bei der Anzahl an Fahrzeugen nur logisch.
Dann ist ein Recycling, bei dem man die Stoffe zum Bau von neuen Batterien zurückgewinnt, im Sinne des Umweltschutzes der einzig gangbare Weg.
Das Thema ist auch bei Tesla noch relativ neu, insbesondere gemessen daran, wie lange man dort schon mit batteriebetriebenen Fahrzeugen arbeitet.
https://thehustle.co/09032020-tesla-battery-recycling/
https://electrek.co/2019/04/16/tesla-battery-recycling-system/
OnlyAFoolUsesGoogleAndroid meint
@StugiLife: Wo mache ich mich über VW lustig? Wo steht das? „VW“ verwende ich nicht einmal in meinem Kommentar. Ich beziehe mich lediglich auf die Beschriftung auf dem Schild. Und das ist wenn dann Kritik gegen den der es beschriftet hat und jene die das Video produziert und durchgewinkt haben. Bei mir wäre das nicht durch die Kontrolle gekommen.
Und mal ehrlich „Schwarzes Pulver“ wirkt nicht gerade professionell, eher etwas für die Sendung mit der Maus.
VestersNico meint
Entfernt. Bitte bleiben Sie sachlich. Danke, die Redaktion.
VestersNicoGorxheimertal meint
Hallo Herr Gernuks, Tiedje und alle anderen vom LithoRec-Prozess: warum werden denn überhaupt solche feinmechanisch-technikalischen Gegebenheitsprozesse so akribisch und offenherzig publiziert? Fragt sich einer, der denkt: you’re gonna confuse!
EdgarW meint
Lass mich raten – Du wolltest auch mal was sagen.