Der Daimler-Konzern fährt in diesem Jahr seine E-Mobilitäts-Offensive hoch. Vor Kurzem wurde mit dem EQS das neue Elektroauto-Flaggschiff der Kernmarke Mercedes-Benz enthüllt. Weitere moderne Stromer sind geplant. Vorstandschef Ola Källenius hält einen schnelleren Durchbruch der Elektromobilität als zunächst erwartet für denkbar.
Man nehme eine „starke Nachfrage“ nach rein elektrischen Autos und Hybridfahrzeugen war, sagte Källenius am Donnerstag anlässlich der Vorstellung der Elektro-Luxuslimousine EQS in Stuttgart. Wenn man dieses Momentum in die Zukunft projiziere, „dann kann es durchaus sein, dass die Planungsgrundlagen, die wir bisher gehabt haben, vielleicht zu konservativ sind, dass es schneller gehen kann, dass es mehr sein kann“.
Nach aktuellem Stand geht Daimler in der Pkw-Sparte bis 2030 von einem Absatzanteil elektrifizierter Autos von „mehr als 50 Prozent“ aus, darunter rein elektrische wie auch hybride Autos. Im ersten Quartal 2021 betrug der Anteil dieser Art von Stromern am Gesamtabsatz erst zehn Prozent. Details zu den Gedankenspielen, den Zielwert möglicherweise schneller zu erreichen, wollte Källenius auf Nachfrage nicht nennen.
Im Moment liefert Mercedes das Mittelklasse-SUV EQC, den Van EQV und das Kompakt-SUV EQA aus. In diesem Jahr kommen das kompakte SUV EQB, der EQS als Limousine und in einer SUV-Version sowie der EQE im E-Klasse-Segment als Limousine und SUV auf den Markt. Zur Mitte des Jahrzehnts sollen weitere kompakte sowie mittlere E-Autos auf einer neuen Plattform folgen. Flankierend wird die Kleinwagen-Marke Smart neu aufgestellt, um ab 2022 in China ein neues Angebot an Elektroautos für den Weltmarkt aufzubauen.
Die Elektroautos der Daimler-Gruppe gelten im Wettbewerbsvergleich bislang nicht als sonderlich attraktiv. Das liegt insbesondere daran, dass sie für Verbrennungsmotoren entworfene Plattformen nutzen. Mit dem EQS machen die Schwaben einen großen Technologiesprung, so bietet das E-Pendant zur S-Klasse mit 770 Kilometer eine branchenführende Reichweite. Auch der EQE wird die neue Plattform nutzen. Bis Mitte des Jahrzehnts will Mercedes die „Electric-first“-Plattform MMA (Mercedes-Benz Modular Architecture) für ähnlich große Modelle wie die A-Klasse bis hinauf zur C-Klasse einsatzbereit haben. Die technische Basis von Smart stellt zukünftig Daimler-Partner und -Aktionär Geely, die Chinesen setzen auf ihre neue, von Grund auf für Elektroautos ausgelegte Architektur SEA (Sustainable Experience Architecture).
AK swiss meint
Vielleicht sollten Daimler&Co ihre Kunden direkt befragen anstatt Prognosen ihren selbstgefälligen Verkaufs“profis“ zu überlassen. Letztere werden noch richtig grosse Augen machen
Flo meint
Erst wenn Daimler in der MY, M3-Klasse etwas Konkurrenzfähiges zu bieten hat können sie mitspielen. Sie haben natürlich die Verbrenner-Altlasten zu entsorgen, das wird nicht so leicht. Letzendlich wird gezaudert solange die Verbrennerverkäufe noch hoch sind. Es wird interessant werden wie die S-Klassen-Verbrennerverkäufe vom EQS beeinflusst werden.
David meint
Es gibt keine Altlasten. Das ist so ein Teslafan-Mythos, der sich nur bilden kann, wenn man deutlich unterhalb C-Level arbeitet. Eine Vollkostenkalkulation für eine Modellreihe muss seit locker 15 Jahren und im Zeitverlauf deutlich schärfer hinterfragt alle Risiken beinhalten und finanziell bewerten. Das ist hier nicht das Chemiewerk Sohnemann & Söhne 1955, wo keiner wissen wollte, was der Hausmeister abends mit den Fässern auf der Abfallrampe macht. Die Händler und auch viele Niederlassungen sind eh nicht mehr in Besitz des Konzerns.
Es wird noch für etliche Jahre einen Mix an Verbrennern und Elektroautos geben. Den kann man flexibel gestalten, so dass man gelassen auf ein eventuell vorzeitiges Ende der Verbrenner reagieren kann. Die Fertigung ist sehr flexibel. Von den Margen her schaut’s bei Mercedes eh gut aus. Sie haben den Namen und die Qualität sowie den Service, um saftige Preise nehmen zu können. Und sie haben Lösungen für Firmenkunden.
Ebi meint
Daimler kann gelassen irgendwas gestalten? Die müssen ganz schnell schauen nicht den Anschluss zu verlieren, der EQC war ja nicht so der Burner, EQA ist von den elektrischen Parametern und der Plattform her auch nicht ganz vorn dabei, einzig der EQS könnte einen Maßstab setzen.
Steven B. meint
man sollte pers. eindrücke aussen vor lassen. technisch bewertet, von diversen Zeitschriften, Testern und sonstigen Fachpersonen schneiden die Autos mit dem Stern nicht schlecht ab. Es gibt hierüber genügend Bericht auch in ecomento… Tatsachen verdrehen bringt hier nichts. mein eindruck ist eh der jenige, dass tesla zwar in der technik noch vorteile hat, aber was qualität und quantität angeht kommen sie noch lange nicht an einen autohersteller wie toyota, peugot, mercedes, bmw audi, vw, renault, etc. ran. hier haben die einfach erfahrung von mehr als 90 jahren automobilindustrie.
LiPo meint
So gesehen hat Tesla auch Altlasten die es zu entsorgen gilt: Model S und X
Helmuth Meixner meint
https://www.phoenix.de/sendungen/dokumentationen/nicht-ganz-gruen-a-2104045.html zeigt die Wahrheit, die eigentlich Jedermann kennt. Gigantische, neue Altlasten. Zu Beginn riesige Erwartungen und Euphorie und am Ende? Abfall ohne Ende…..
Flo meint
Sowie ich kein Tesla-Fanbox bin so empfiehlt sich doch der Blick über den Tellerrand hinaus und ohne China geht bei Daimler gar nichts.
Lesetipps:
https://www.automotiveit.eu/exklusiv/daimler-erntet-kritik-fuer-seine-zukunftsplaene-350.html
https://www.businessinsider.de/wirtschaft/mobility/daimler-betriebsratschef-erhebt-schwere-vorwuerfe-gegen-die-vorstaende-f/
https://www.handelsblatt.com/unternehmen/industrie/bilanzcheck-sieben-fakten-zur-bilanz-daimler-plagen-trotz-gewinnsprung-weiter-strukturelle-probleme/27031376.html?ticket=ST-4796173-CNwUAF0HWxefTgaQ4LoJ-ap3
MichaelEV meint
Was für eine Überheblichkeit. Mal schauen, was die nächsten Jahre davon übrig bleiben wird.
Marco meint
Diese Herren sind nicht mehr gelassen :)
Tim Leiser meint
Ist Electric First wieder so ein Kompromiss mit etwas stärkerer Gewichtung auf BEV? Dann würde ich das Projekt schnell abbrechen. Oder EVA2 runter schlieren. Oder was auch immer. Ich bin da kein Fachmann. Aber Mutlosigkeit wird sich nicht auszahlen.
Den EQS finde ich jedenfalls unglaublich cool. Sowas in billiger wäre toll
Swissli meint
Natürlich wird man 50% Absatz „elektrifizierte“ Autos 2030 haben, sogar Daimler. Fragt wich nur wie gross der Anteil BEV sein wird. Daimler wird wegen fehlender bzw. verspäteter BEV Plattform etwas hinterherlaufen.
Mit dem EQS ist Mercedes aber trotzdem ein guter Wurf geglückt. Wird sich gut verkaufen im obersten Segment der Oberklasse (hat sich Kretschmann noch keinen bestellt für BW?).
Bei Mittelklasse muss Mercedes sich dann aber wieder mit BEV Plattformen von VW, Hyundai usw. messen lassen.
Pferd_Dampf_Explosion_E meint
Schon amüsant, die Markteinschätzungen der VDA-Profis.