Der Elektroauto-Kauf wird in Deutschland seit letztem Jahr mit bis zu 9000 Euro „Umweltbonus“ gefördert – 6000 Euro davon kommen vom Staat, 3000 Euro gewährt der Hersteller als Netto-Rabatt. Laut dem am Institut der deutschen Wirtschaft als Analyst für Verkehrs- und Umweltpolitik arbeitenden Ökonom Thomas Puls senkt diese Förderart den CO2-Ausstoß nicht wesentlich. Für nötig hält er sie aber trotzdem.
Die Bundesregierung will bis zum Jahr 2030 zehn Millionen Elektroautos auf die Straßen bringen. 3,2 der dafür vorgesehenen 7,7 Milliarden Euro an Fördermitteln sind als Kaufprämie für Elektroautos eingeplant. „Wenn wir nur das Verhältnis von Kosten und Nutzen betrachten, ist die Elektroautoförderung wenig sinnvoll“, sagte Puls im Interview mit Zeit.de. Für sieben Milliarden Euro könnten beispielsweise im großen Stil Solaranlagen gebaut werden, die CO2-Einsparung wäre dabei deutlich höher.
„Trotzdem haben wir aktuell gar keine andere Wahl, als auch in die Elektromobilität zu investieren“, so Puls. Die Kaufprämie sei dabei zwar nicht effizient, angesichts der heutigen Regulierung jedoch alternativlos. Um die CO2-Ziele Deutschlands und die von der Europäischen Union bis 2050 angestrebte Klimaneutralität zu erreichen, müsse man alle Hebel in Bewegung setzen. Dazu gehöre, den Personenverkehr zu elektrifizieren. Puls merkte an, dass die Klimafreundlichkeit von Elektroautos stark davon abhänge, wie der geladene Strom produziert wird. Beim aktuellen deutschen Strommix und einem Verbrauch von 20 Kilowattstunden habe ein E-Auto einen CO2-Ausstoß von etwa zehn Kilogramm pro 100 Kilometer Fahrleistung.
Wenn der Verkehrssektor im Jahr 2050 emissionsfrei sein soll, müsse der Anteil der Elektroautos sehr schnell ansteigen, sagte der Ökonom. Denn ein Fahrzeugleben dauere ungefähr 15 bis 20 Jahre. Das Durchschnittsauto des Jahres 2030 fahre bereits auf den Straßen. Damit mehr Elektroautos zugelassen werden, brauche es keine unbegrenzte Förderung. Die notwendigen Zulassungszahlen seien nur zu erreichen, wenn das Elektroauto für alle Menschen nutzbar werde. Dafür sei die Ladeinfrastruktur zentral.
Noch lasse sich mit Ladesäulen kein Geld verdienen, da die Installation teuer ist, erklärte Puls. Hinzu kämen die Kosten des Betriebs mit unter anderem Abrechnung, Versicherung und Wartung sowie die nötige Parkfläche. Dem stehe ein relativ geringer Absatz gegenüber, da viele der bisherigen Elektroauto-Fahrer entweder zu Hause oder am Arbeitsplatz laden. Damit die große Masse E-Autos nutzen kann, brauche es aber ein gut ausgebautes Ladenetz. Das sei ein klassisches Henne-Ei-Problem, das sich nur durch staatliche Förderung lösen lasse.
Auch in anderen Bereichen wie der Bahn und dem öffentlichen Nahverkehr brauche es für die Reduktion des CO2-Ausstoßes „massive Investitionen“, so der Ökonom. Es sei „kein Entweder-oder, sondern ein Sowohl-als-auch“. Eine zielsichere und kosteneffiziente Alternative zu staatlichen Subventionen wäre ein weltweiter Emissionshandel. Da es keine Weltregierung gebe, lasse sich das aber nicht in die Praxis umsetzen. Unabhängig der hohen Kosten findet Puls: „Wenn wir bis 2050 auch nur in die Nähe der Klimaneutralität kommen wollen, müssen wir alle Mittel einsetzen, die uns zur Verfügung stehen.“ Denn die Klimaforschung zeige, dass wir keine andere Wahl haben.
Marco1 meint
„Beim aktuellen deutschen Strommix und einem Verbrauch von 20 Kilowattstunden habe ein E-Auto einen CO2-Ausstoß von etwa zehn Kilogramm pro 100 Kilometer Fahrleistung.“
Wenn ich noch Dreisatz rechnen kann, dann rechnet der Verfasser hier mit 500 g CO2 pro KWh im deutschen Strommix. Das war zum letzten Mal 2016 der Fall. Im letzten Vor-Corona-Jahr 2019 lag der Strommix bei 401 g C02 pro KWh (die 360 g CO2 aus 2020 sind wohl ein Ausnahmewert). D. h. ich komme hier mit aktuellen Werten auf rund 8 Kilogramm pro 100 Kilometer Fahrleistung und auf keinen Fall auf 10. Wie kann man sowas als aktuellen Wert angeben? Auch Ökonomen sollten sich auf aktuelle Fakten beziehen, sonst wirken sie unglaubwürdig, auch wenn ich seine anderen Schlussfolgerungen durchaus nachvollziehen kann.
Sebastian meint
Subventionen sind Müll. 10.000 Euro Zuschuss bedeutet min. das doppelte muss erwirtschaftet werden.. und wer macht das? genau… Ein Produkt hat seinen Preis und seinen Wert. Basta. Nimm es, oder lass es. Fertig.
Ein BEV setzt sich doch eh durch, in dem es seine Vorteile (nicht für jeden) ausspielen kann. Im genormten Alltag mit persönlicher Lademöglichkeit ist das einfach nur geilo, elektrisch zu fahren. Hektisch wird es doch nur, bei Fahrten ins Blaue unter Zeitdruck… dann nervt es, wenn die einzigste Ladesäule besetzt ist.
Eine Zoe für 30.000 Euro finde ich wirklich teuer.. aber im Geschäftsleasing für 160 Euro all inkl. nehme ich dann doch gleich zwei für die Firma.
So ein Tesla Model 3 muss einem nicht wirklich gefallen, aber betrachtet man das gebotene zusammen mit der Ausstattung und den Fahrleistungen sind 49.900 Euro doch mehr als okay… was bekommst wo anders für die Kohle?
E-Tron oder Enyaq… das sind super Autos.
Mike meint
Es gibt doch Alternativen, z.B.
– keine Förderung (die Hersteller müssen trotzdem e-Autos verkaufen, um ihre CO2-Ziele zu erreichen)
– Streichung der MwSt (damit mehr Privatkunden kaufen)
– nur noch eingeschränkte Absetzung von privatgenutzten Firmenwagen
– Abbau der Dieselsubvention
– …
Andi EE meint
Ja die geringere MwSt. gekoppelt mit einer höheren CO2-Besteuerung wäre ein guter Weg. Der Verursacher muss das Problem bezahlen, Benzin, Diesel und Gas. Produkte die viel transportiert werden, werden sich dann verteuern. Dann ist aber Druck am richtigen Ort, entweder auf elektrischen Transport umsteigen, unnötige Transporte vermeiden … es muss immer dort weh tun, wo das Problem existiert = fossile Energie.
FahrradSchieber meint
„Abbau der Dieselsubvention“
Oh, vielleicht sollte ich mir doch wieder einen Diesel kaufen. Ist es wie bei BEVs wieder das BAFA, welches die Subvention auszahlt?
Übrigens wäre eine weitere sehr wirkungsvolle Alternative:
-Senkung der Strompreise!
Automatisch würden primär die Personen BEVs kaufen, die viele Kilometer damit zurücklegen.
stromschüssel meint
Die Subventionen werden an deiner Tankstelle ausgezahlt bzw. die „richtige“ Energiesteuer wird nicht einbehalten. Momentan machen die Diesel-Fahrer eine Fitsch von 18,41 Cent/Liter (Diesel 47,04 Cent/Liter, Benzin 65,45 Cent/Liter) und dazu noch 3,5 Cent Umsatzsteuer/Liter. Ich subventioniere also jede Tankfüllung Diesel (50 Liter angenommen) mit 10,96 Euro.
FahrradSchieber meint
Stromschüssel, als Dank für die Erklärung würde ich Sie gerne subventionieren.
Bitte überweisen Sie mir 100 Euro, dann lasse ich Ihnen 50 Euro zukommen ;-)
Andreas meint
Wird jetzt Strom subventioniert, weil pro Euro Strom weniger Steuern gezahlt werden, als für einen Euro Benzin? Eine Verquerte Logik haben manche.
atamani meint
@stromschüssel
Nicht schlecht, bei einem Produkt, auf dessen Preis ein Steueranteil von über 60% ist, von Subvention zu reden. Bei Strom liegt der Steueranteil bei unter 20%. Was genau wird dann das? Hypersubventioniert?
McGybrush meint
Ja den Eigenheim Besitzer dem man das eAuto gefördert hat ist aber um so motivierter nun selber eine PV Anlage zum vollen unsubventionierten Preis zu installieren.
Indirekt denken viele Leute mit Ihren neuen eAutos um so das die 9000Eur sehr viele weitere Effekte auslösen die sich um das Autos, der Stromerzeugung oder der Umwelt bewegen.
Freunde bauen sich z.B. eine PV Anlage aufs Dach weil ich (nicht sie selber) nun ein eAuto habe und wir dadurch allgemein viel über solche Themen Reden. Ohne die 9000Eur hätte ich aber auch mein eAuto frühestens so in 2 Jahren.
MichaelEV meint
Jeder, der sich ein Elektroauto zulegt, wird dieses möglichst günstig betreiben wollen. Und günstig läuft immer auf EE-Strom hinaus, im besten Fall auf dem eigenen Dach.
Aleman meint
@MichaelEV:
Das ist aber eher ein deutsches Phänomen mit dem günstigen Strom aus EE.
Weil der Strom aus öffentlichen Netzen eben extrem teuer ist. In Österreich kostet er die Hälfte und in Spanien zahlt man einstellige Centbeträge. Da lohnt sich PV nicht so schnell, zumal man privaten PV-Anlagenbetreibern auch ordentlich Knüppel zwischen die Beine wirft.
Und die Energiekonzerne verdienen trotzdem gut in diesen Ländern.
MichaelEV meint
Ich hatte auch den Fokus auf Deutschland. Ihre Beispiele Österreich und Spanien sind ja sowieso viel weiter bei ihrer Energiewende und die Strompreise sind von Grund auf Elektromobilitäts-kompatibel.
Erstmal stelle ich mir die Frage, wie es in anderen Ländern möglich ist, dass das Produkt Strom ganzheitlich nicht viel teurer ist als in DE alleine zum Teil das Netzentgelt. Waren die Erzeuger hier schon immer dezentraler und damit weniger Infrastruktur notwendig, ist man in DE so unfähig oder fließen da auch in irgendeiner Form Subventionen?
Aber auch in diesen Ländern wird durch Elektroautos viel mehr Nachfrage entstehen und diese wird auch dort ohne Zweifel in erster Linie mit PV und Wind gedeckt, wahrscheinlich nur auf effizientere Art und Weise als in DE mit der EEG-Förderung.
Bär (NL) meint
In Spanien zahle ich 0,173097 / kWh + 5,11269632% Stromsteuer + 21% MwSt. Macht insgesamt 0,22 / kWh.
Das ist nicht wirklich ein „einstelliger Betrag“.
Zufällig habe ich heute die Rechnung für April erhalten. :)
MichaelEV meint
So unterschiedlich können Zahlen ausfallen. Bei 22 Cent/kWh und dem viel besseren Standort für PV werden der Kauf vom BEV und der eigenen PV auch in Spanien wohl selten weit auseinander liegen.
In sonnenreichen Regionen wird aber wahrscheinlich auch PV im Fahrzeugdach schnell vieles abdecken.
atamani meint
@McGybrush
Ich kenne keinen, der eine PV Anlage auf dem Dach hat, die Nicht Subventionen bekommt…