Audi wird nach den Worten von Firmenchef Markus Duesmann zukünftig kein kleines Elektroauto anbieten. Der Premium-Anbieter hat angekündigt, ab 2026 nur noch neue Modelle auf den Weltmarkt zu bringen, die rein elektrisch angetrieben sind. Bereits zuvor starten mehrere reine Stromer in diversen Segmenten – die Kategorie Kleinwagen gehört nicht dazu.
„Wir werden keinen Nachfolger für den A1 haben“, sagte Duesmann im Gespräch mit Automotive News Europe. „Wir wissen, dass es in Zukunft ziemlich schwierig sein wird, Verbrennungsmotoren in den kleineren Segmenten anzubieten, weil die Kosten steigen werden. Deshalb werden wir das Segment verlassen.“
Auch andere Hersteller prüfen, ob und in welcher Form sie weiter Kleinwagen anbieten wollen. Zwar verbrauchen entsprechende Pkw weniger Sprit und emittieren daher auch weniger C02. Die für die immer strengeren Emissionsvorgaben der Politik nötigen Verbesserungen der Antriebstechnik sind aber kostspielig, das gilt insbesondere für Plug-in-Hybridtechnik und Elektroautos. Wegen der geringen Margen von kleinen Fahrzeugen lohnen sich die Umrüstungen für die Hersteller oft nicht. Volkswagen hat kürzlich gewarnt, dass Kleinwagen deutlich teurer werden könnten.
Der Audi-Chef hatte schon Anfang des Jahres angedeutet, dass der A1 keine Rolle in seinen Elektroauto-Plänen spielt. In diesem Segment habe der Mutterkonzern andere Marken, die die hier mit einer sehr großen Produktion sehr erfolgreich seien, sagte er. Duesmann zufolge könnte Audi zumindest ein kompaktes Batterie-Modell anbieten: Es werde weiter kleine SUV wie den bisher nur als Verbrenner zu habenden Q2 und ähnliche Pkw geben. Diese Art Fahrzeuge könnte in Zukunft das neue Einsteiger-Segment des Premium-Anbieters sein.
Laut Insidern sollte Audi eigentlich einen Elektro-Nachfolger des von 1999 bis 2005 gebauten Kleinwagen A2 planen. Als Vorlage dafür diene der vor zwei Jahren gezeigte Konzeptwagen AI:ME, hieß es. Das Fahrzeug werde im 2021 ins Leben gerufenen Audi-Projekt „Artemis“ vorangetrieben, das zunächst ein Oberklasse-Elektroauto auf die Straßen bringen wird. Laut Duesmann ist ein neuer A2 allerdings nicht wahrscheinlich: Es werde wohl kein direkt an diese Baureihe angelehntes E-Auto von Audi geben, so der Manager im Februar. Das Segment werde diskutiert, es könnte stattdessen aber auch ein batteriebetriebener A3 angeboten werden.
EdgarW meint
Kleinwagen lohnen sich wegen der gewichtsbasierten CO2-Grenzwerte nicht.
Sie ziehen das Durchschnittsgewicht der im Konzern produzierten Fahrzeuge nach unten, weshalb das zu erreichende CO2-Ziel gleich mit gesenkt wird, da ist ein Schuss in’s Knie für die Hersteller und auch ein weiterer Grund, warum sich die E-Drillinge Up/MiiCitigo nicht lohnen. Sie sind nicht nur zi teuer zu produzieren, sondern würden mit 1,1t Fahrzeuggewicht auch insgesamt das CO2-Ziel für den VW-Konzwern senken. Der Grenzwert i.H.v. 95g CO2/km galt nicht für jeden Pkw, sondern für jene mit mittlerem Gewicht (wie auch immer das definiert ist), ein höheres Gewicht (und somit auch ein höheres Durchschnittsgewuicht im Konzern) erhöht also den zu erreichenden Wert über alle Fahrzeuge. Ich nenne mal Beispiele, die ich aber nicht bestätigen kann. Ein Pkw mit 1,1t Eigengewicht hatte z.B. einen CO2/km Grenzwert von nicht 95g/km, sondern sagen wir 85g/km. Ein Pkw mit 2,0t Leergewicht hingegen durfte, sagen wir, 120g CO2/100km erreichen. Baut man also ein E-Auto, dass 2 Tonnen wiegt, verringert man nicht das Durchschnittsgewicht im Konzern (sondern erhöht es vielleicht sogar), weshalb der Zielwert sich für den Konzern nicht verringert, sondern vielleicht sogar erhöht. Ein möglichst großes und schweres E-Auto (immer berechnet mit 0gCO2/km, anfangs sogar doppelt, später 1,5fach gezählt) hilft dem Konzern also beim Einhalten seines CO2-Grenzwertes sehr viel mehr, als ein leichtes. Obendrein ist mit diesen Autos eine höhere Marge erzielbar. Und dies dürfte auch einer der Günde sein (neben technsichen; das Akkupack im Boden erhöht das Fahrzeug ohnehin), warum die Konzerne zunächst einmal vor allem SUV auf den Markt geworfen haben.
Autsch.
Die gewichtsbasierten CO2-Grenzwerte waren also von Anfang an aus Klimasicht doppelt negativ. Schummeln plus Schummelwert auch noch erhöhen. Und die fetten E-SUV verbrauchen auch noch mehr Energie, was bei begrenzter (vor allem erneuerbarer) Energie ein weiterer (dritter) Schuss in’s Knie ist.
Yay, es lebe die Lobby!
Franz Bauer meint
Also ob das wirklich stimmt, dass das Gewicht der E-Autos ebenfalls in das Durchschnittsgewicht der Hersteller bei der CO2 Berechnung mit einfließen weiß ich nicht, kann es mir aber kaum vorstellen.
Sollte es aber so sein (und wir nehmen mal an ein Vernünftig ausgelegtes E-Auto ist wirklich schwerere als der Verbrenner, Model 3 ist es jedoch nicht im Vergleich zu einem 3er) dann stellt sich die Frage was die Kunden tun. Im Besten Fall für den Gersteller wechselt er dann zu einem Größeren E-Auto, welches noch schwerer ist –> Erhöhung des Durchschnittsgewichtes.
Er wechselt zu einer anderen Marke, welches kleine Autos noch anbietet –> ebenfalls Erhöhung des Durchschnittsgewichtes des Herstellers.
Gewinnen wird er keinesfalls. Sinnvoll wäre hier eine Neuentwicklung eines Elektrischen Kleinwagens was auch langfristig Sinn macht. Aber Manager achten nicht auch Langfristigen Unternehmenserfolg.
Am Ende öffnet man den Markt an Chinesische Hersteller, die das überraschend können, also E-Kleinwagen zu geringen Preisen.
DerOssi meint
„und wir nehmen mal an ein Vernünftig ausgelegtes E-Auto ist wirklich schwerere als der Verbrenner, Model 3 ist es jedoch nicht im Vergleich zu einem 3er“
Mööööp… ein M3 LR AWD ist (inkl. Fahrer wie üblich in EU) 1967Kg schwer… hast nicht gewusst, gell ???? …da ist im Grunde jeder 3er BMW leichter… um Einiges… ????
randomhuman meint
Der 330d xDrive wiegt auch 1840kg. Natürlich wiegen die RWD 3er nur um die 1600kg aber ist ja auch klar.
Model 3 RWD wiegt scheinbar 1730kg.
Mäx meint
Ein 330i (RWD) kommt auf ein Gewicht von 1.580kg
Model 3 SR+ (RWD) kommt auf ein Gewicht von 1.825kg
Geschmeidige 245kg Mehrgewicht.
Ein 330d (RWD) kommt aber schon auf ein Gewicht von 1.770kg!
Bleiben nur noch 55kg Gewichtsvorteil
Model 3 LR (AWD) sind 1.919kg
M340i xDrive sind 1.810kg –> 109kg leichter
M340d xDrive sind 1.895kg –>24kg leichter
Also soviel leichter ist ein 3er als Diesel nicht wirklich. Der Benziner hat da leichte Vorteile.
UweP meint
Dieser nationale Protektionismus wird der Automobilindustrie auf mittlere Sicht aber vermutlich schaden. In diesem Fall werden die wettbewerbsfähigen kleineren Fahrzeuge im Ausland entwickelt. Und wenn sie bei uns erst einmal im täglichen Leben auftauchen, werden sie auch später von anderen Käuferschichten gekauft. Dann muss sich unsere heimische Industrie im Verdrängungswettbewerb durchsetzen – das ist ungleich schwerer.
EdgarW meint
@UweP es handelt sich um eine EU-Regelung, die kann schwerlich „nationalistisch“ sein. Idiotisch ist sie so oder so. An Protektionismus wurde da eher auch nicht gedacht, schließlich verdient Tesla mit den noch notwendigen Ausgleichszahlungen Geld. Es ist schlicht eine schlechte Regelung und das ist sie, weil sie in diese Form durch massives Lobbying der Hersteller gebracht wurde. Und ja, wie auch beim allgemeinen Lobbying gegen E-Autos schießen sich die EU-Hersteller damit vor allem selbst in’s Knie, weil sie dadurch halt erst verzögert international wettbewerbsfähig werden. Immerhin haben sie den Zug nur ein wenig bremsen, aber nicht aufhalten können. Was auch dem Dieselskandal zu verdanken ist, oh Ironie.
Andi EE meint
@EdgarW
Das stimmt so nicht, Deutschland hat in der EU das höchste Gewicht aller Staaten und somit auch am meisten Einfluss. Dass die Regularien schwerere Fahrzeuge bevorzugt, hat man Deutschland zu „verdanken“. Italien (Kleinwagen überproportional vertreten) hat sich ja nicht durch gesetzt, sonst gäbe es eine lineare Auslegung der CO2-Besteuerung.und somit viel deutlichere Vorteile für Kleinwagen.
„Und ja, wie auch beim allgemeinen Lobbying gegen E-Autos schießen sich die EU-Hersteller damit vor allem selbst in’s Knie, weil sie dadurch halt erst verzögert international wettbewerbsfähig werden.“
Das stimmt doch nicht. Mit was meinst du, würden VW, BMW und Mercedes die Elektrowende stemmen, wenn deren Geschäftsmodell mit den grossen Karren und Hybriden nicht mehr funktionieren würde? Das Umgekehrte ist der Fall, ohne die Geschenke der Politik, mit halb gefüllter Kriegskasse würde da nicht viel hehen. Sorry @Edgar, wenn du deren Geschäft gefährdest, rutschen die viel schneller in existenzielle Nöte, als du denkst.
Franz Bauer meint
Ich gebe Ihnen vollkommen Recht, Protektionismus und Subventionen sorgen immer für Fehlanreize und hemmen den Wettbewerb. Somit verliert man auf lange Sicht die Konkurrenzfähigkeit. Ich bin gegen diese staatlichen Subventionen, sowohl beim Diesel als auch bei E, und vor allem dass der Staat Entwicklungen der Firmen direkt bezuschusst.
All das hat dazu geführt, dass wir jetzt in Technologien führend sind, die niemand wirklich interessieren. es ist kein Zufall, dass Diesel PKW nur in der Hand voll Ländern wirklich verkauft werden wo es dicke Subventionen gab.
Airbus schreit schon nach den nächsten Subventionen zur Entwicklung von Air-Taxis. Gäbe es einen Markt bräuchte es das nicht. Zur Ariane 6 sage ich besser nichts …..
Franz Bauer meint
Würde man die Batterieproduktion im großen Stil (gemeinsam mit der Mittelklasse in LPF Technik) im eigenen Hause haben und nicht noch die Marge an den Zulieferer tragen müssen, könnte man das günstiger wie ein Verbrenner produzieren, da bin ich mir sicher (30kWh Akku aus LPF ca. 2000€).
Vertikale Integration ist King in Zukunft, die OEM’s aktuell mit ihrer, über die Jahre optimierte, Horizontale hat fertig.
Ist ja eine verrückte Welt, entscheidendes KnowHow und Wertschöpfung selbst im eigenen Haus halten zu wollen. Einfach verrückt.
150kW meint
„Vertikale Integration ist King in Zukunft“
Was hat sich geändert das das so sein sollte?
„entscheidendes KnowHow und Wertschöpfung selbst im eigenen Haus halten zu wollen.“
Wenn man es In-House aber nicht so gut und günstig hin bekommt wie der Zulieferer, bringt einem die schöne Wertschöpfung aber nichts.
Franz Bauer meint
Vollkommen richtig, nicht jeder Schalter sollte selbst hergestellt werden, aber deswegen habe ich auch entscheidend geschrieben.
Der Teil des Produkts, der die Leistungsfähigkeit oder zur Nutzererfahrung beiträgt und zudem noch maßgelblich zur Marge beiträgt sollte schon im eigenen Haus hergestellt werden.
Natürlich, wenn dein Kernprodukt (oder einzelne Schlüsselkomponenten) von anderen besser und Billiger produziert werden kann dann hat man auch keine Daseinsberechtigung mehr.
allerdings wer sich darüber definiert die tollsten und Besten Schalter zu verbauen, sollte diese dann auch selbst und besser herstellen können.
Jeder Hersteller muss wissen was er ab Besten oder am Günstigsten kann. Wenn davon nichts mehr übrig bleibt, dann war es das sowieso.
Franz Bauer meint
PS. Naja geändert hat sich das Thema seit Manager große Konzerne leiten und auf kurzfristige Gewinne geschaut haben (geholfen hat, dass es alle so machen). Weshalb auch Mittelstandsbetriebe in Deutschland im Gros die Erfolgreichsten sind und und diese auch die meisten Arbeitsplätze bereitstellen.
Ich frage mich welcher Konzern noch ohne staatliche Subventionen überlebensfähig wäre. Jammern tun sie ja mittlerweile alle, von Thyssen bis zu BMW dass sie Hilfe bei Entwicklungen usw. benötigen.
Dark Erebos meint
Es gibt auch einen elektrischen Q2.
alpha meint
Der Audi Q2 e-tron wird aber ausschliesslich für den chinesischen Markt gebaut, aber ich würde mich auch darüber freuen, wenn dieses Auto in Deutschland zu erwerben ist.
Dark Erebos meint
Finde ihn ganz nett. Solide Basis von E-Golf. Hab aber auch schon 10 oder mehr von denen zerlegt.
CaptainPicard meint
Am logischten wäre dass Audi auch einen der Kleinwagen bekommt die künftig von VW in Spanien gefertigt werden und mit LFP-Batterie ausgestattet sind. Dazu ein bisschen Premium-Interieur und Audi-Logo drauf und schon kann man Preise mit ordentlicher Marge verlangen. Und durch die Skaleneffekte mit den anderen Marken sollte es keine Rolle spielen wenn sie nur ein paar zehntausend davon verkaufen pro Jahr.
Florian meint
Und dazu die größere Batterieoption als Standardvariante + optional eine größere Batterie und dazu starten auch die Motoren schon eine Stufe höher, und fertig ist die Batterievariante von Audi.
David meint
So wird das auch kommen. Die Plattform ist alles und Audi wird keine Alleingänge mehr machen dürfen. Schon gar nicht in den unteren Klassen.