Daimler-Truck-Chef Martin Daum hat in einem Interview mit dem Manager Magazin unter anderem über die Elektrifizierung der Branche und des Konzerns gesprochen. Er verwies dabei auf die großen Herausforderungen, E-Antriebe in die Breite zu bringen. Daimler Truck liege bei der E-Mobilität aber im Plan und sei schon weiter als etwa E-Auto-Pionier Tesla.
Der schwäbische Nutzfahrzeughersteller will noch viele Jahre weiter Verbrenner bauen, flankierend wird das Geschäft mit lokal emissionsfreien Fahrzeugen vorangetrieben. Daimler Truck setzt sowohl auf reine Batterie-Modelle als auch auf wasserstoffbetriebene Brennstoffzellen-Elektrofahrzeuge. Letztere sollen ab 2027 als Lkw zu den Kunden kommen, zuvor starten Voll-Stromer. Mit dem eActros wird seit Kurzem ein Batterie-Lkw in Serie produziert, 2024 soll eine auch für den Fernverkehr geeignete Version folgen. Hinzu kommen elektrische Busse, deren Produktion derzeit hochgefahren wird.
Daum geht davon aus, dass die Zahlen bei den E-Fahrzeugen zunächst nur langsam steigen werden. Für den Hochlauf von umweltfreundlichen Autos oder Lkw seien drei Faktoren entscheidend: „Wir brauchen ein breites Fahrzeugangebot, eine funktionierende Infrastruktur und wir brauchen Kostenparität.“ Das Angebot wächst bereits, die Infrastruktur auch, allerdings langsamer als für eine schnelle Marktdurchdringung von E-Lkw erforderlich. Auch die hohen Kosten von E-Fahrzeugen bremsen den Absatz noch.
Daimler Truck arbeitet an neuen E-Modellen und sinkenden Kosten, auch bei der Ladeinfrastruktur wird der Konzern aktiv und plant zusammen mit den Konkurrenten Volvo und Traton ein Netz mit Höchstleistungs-Ladesäulen an den europäischen Fernstraßen. In den ersten fünf Jahren sollen mindestens 1700 Ladestationen entstehen, das wird laut Daum aber nicht reichen. „Wir brauchen eine massive Investition in die Produktion grüner Energie und den schnellen Aufbau der Ladeinfrastruktur. Da ist auch die Politik gefordert“, sagte er.
„Wir haben keine Zeit zu verlieren“
Die Nutzfahrzeugbranche könne die Transformation nur im Zusammenspiel mit Politik und Infrastruktur-Partnern stemmen. „Und wir haben keine Zeit zu verlieren“, unterstrich Daum. Wenn das Pariser Klimaabkommen erfüllt werden soll, was Daimler Truck vorhabe, dann dürfe man ab 2039 zumindest in Europa, Japan, den USA und China keine Verbrenner mehr verkaufen. Dann müsse und werde auch Daimler bereit sein, in diesen Regionen nur noch Batterie- und Brennstoffzellen-Antriebe anzubieten. Die Aufgabe der Politik sei es, klare Regeln zu setzen – „auch für ganz Europa. Lkw-Verkehr auf der Langstrecke ist grenzüberschreitend; wir brauchen Planungssicherheit“, so der Daimler-Truck-Chef. Er schlägt eine höhere CO2-Bepreisung vor, beispielsweise wäre eine CO2-basierte Maut eine gute Möglichkeit. Eine zweite Komponente wäre die Besteuerung von Energieträgern wie Kohle oder Erdöl, sobald sie produziert sind und Europa erreichen. Das würde fossilen Transport verteuern und die elektrischen Fahrzeuge in eine bessere Position bringen.
Mit dem alten Geschäft mit Verbrenner-Fahrzeugen werde Daimler Truck „noch etliche Jahre gut verdienen“, so Daum. Er werde keine Dinge versprechen, die er nicht halten kann. „Ich habe noch in wacher Erinnerung, dass ich 2017 gefragt worden bin; ‚warum dauert bei Daimler alles so lange?‘. Da war ein Wettbewerber, der immer besonders laut ankündigt. Er wollte 2018 seinen Semi-Truck auf die Welt bringen.“ Gemeint ist Elektroauto-Pionier Tesla, der 2017 seinen ersten Lkw vorgestellt hatte. Das Fahrzeug sollte eigentlich ab Ende 2019 ausgeliefert werden, das wurde aber mehrmals verschoben und wird nun erst für 2023 anvisiert.
Daimler habe vor Jahren angekündigt, den elektrischen Actros 2021 zu bringen. „Wir haben ihn 2021 gebracht. Der Wettbewerber hat den Start gerade wieder geschoben“, sagte Daum mit Blick auf Tesla. Es sei gut möglich, dass der Tesla Semi „ein starkes Fahrzeug mit einer starken Batterietechnologie“ werde, aber das Lkw-Geschäft sei ein hartes Business. Für Daimler Truck spreche, „die unglaubliche Breite“, die der weltgrößte Lkw-Hersteller bedient, vom lokalen Verteilerverkehr über Müllwagen, Betonmixer bis zum Langstrecken-Lkw. Die Kunden würden zudem in sehr kostensensiblen Geschäftsbereichen arbeiten, in denen Bruchteile von Cents entscheidend seien. In diesem Metier kenne sich der Traditionskonzern mehr als gut aus. „Wir nehmen jeden Wettbewerber ernst; aber wir wissen, was wir können“, so Daum.
Matze meint
Jey Snipe meint
15.11.2021 um 12:14
richtig, man stolpert einem Startup hinterher…
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Man könnte aber auch einfach sagen: man produziert schon deutlich mehr, als der wertvollste Auto-/LKW-Hersteller der Welt :-)
Jörg2 meint
Leider scheint der Erfolg/Durchbruch not weit.
Daum selbst rechnet nicht mit einem schnellen Durchbruch für den eLKW.
Für ihn gibt es dafür zwei wesentliche Gründe:
1. Ist der Daimler eLKW 3x teurer als die Dieselvariante und
2. keiner baut schnell genug für seine eLKW eine Ladeinfrastruktur.
Wenn ich das richtig auf der Pfanne habe, dann wird im Dezember die Abspaltung von der PKW-Sparte vollzogen. Softwareentwicklung etc. wird in der Mitte durchgehackt.
Jörg2 meint
…. noch weit ….
Freddy K meint
SW für die LKW ist schon immer ein eigener Zweig.
Jörg2 meint
Ich kann mir nur schwer vorstellen, dass bei einer Konzernplanung, zukünftige Softwareentwicklungen selbst zu machen, ein weiterhin „getrennt marschieren“ erfolgreiches „gemeinsam schlagen“ ergeben wird.
Mitbewerber sammeln aus den Ecken ihrer Konzernmarken die ITler ein um den Prozess zu konzentrieren.
Daimler geht da einen anderen Weg.
Bin gespannt, was rauskommt.
Randy meint
Warum rufst du nicht einfach bei Daimler an und machst dich schlau? Dann musst du dir auch nicht mehr vorstellen wie es eventuell sein könnte und brauchst uns nicht mehr deine leeren Gedankengänge präsentieren, oder?
Jörg2 meint
Randy
Das ist eine gute Idee!
Mehr, als in den Pressemitteilungen von Daimler und den Interviews von Daum&Co steht, erfährt man(n) so aber auch nicht.
Hättest Du denn etwas inhaltliches zum Thema Lkw und Daimler? Busumsätze z.B. oder Werksauslastung? Oder etwas zum Entwicklungsstand der Lkw- und Bus-Assisysteme? Oder zu der Entwicklung der eLkw-Preise und der Selbsteinschätzung von Daimler zu den Marktmöglichkeiten?
Jörg2 meint
Hat Daimler jetzt „ihre“ Physik gefunden?
Ich bin gespannt!
Roma meint
Das war auch mein erster Gedanke.
Damala noch als physikalisch unmöglich abgestempelt, da man es ja niedermachen musste.
Das hat aber scheinbar Druck ausgelöst und man hat sich bei Daimler ins Zeug gelegt.
Nach außen kühn und unangetastet geben, intern wird der Hut aber ganz schön gebrannt haben.
Jörg2 meint
Laut Daum brennt der Hut aktuell noch.
Egon Meier meint
Die Gelassenheit hat ihre Gründe .. Daimler liefert schon und sammelt praktische Erfahrungen. Parallel dazu wird ein LKW-Ladenetz aufgebaut.
Komfortable Lademöglichkeiten sind für pkw schön aber waren für die ersten nerds nicht oberwichtig.
Im Nutzfahrzeubereich sind sie unersetzlich und Nerds gibt es da nicht. Die sind bei dem mimalen Margen im Speditionsgeschäft nicht überlebensfähig. Dort zählt nur eines: Kosten/km und Verfügbarkeit.
Da haben Daimler und die marktgängien Anbieter einen Riesenvorteil und den werden sie nutzen.
der Semi wird es in Europa schwer haben und auch in den USA sehe ich nicht, dass er den Markt überrollt.
David meint
Absolut wahr. Denn vor allem haben sie auch schon die Kunden und haben die Möglichkeiten, den Fuhrpark sukzessive zu elektrifizieren bei einem fairen Gesamtpreis.
Roma meint
Wenns wirklich so gelassen wären, hättens nicht so massiv an einem E-Lkw gearbeitet, nachdem Tesla den Semi vorgestellt hatten.
Öffentlichkeit sagte Daimler, dass wäre physikalischer Quatsch, hinter der glänzenden Fassade wurde aber offensichtlich mit ordentlichem Druck und Schweiß gewerkelt.
Ja, die Margen sind gering bei Nutzfahrzeugen, aber gerade hier hat Tesla gezeigt, dass sie hier besonders stark sind.
Wie man hier was positives für die anderen Hersteller sehen kann, erschließt sich mir also nicht.
Stefan meint
Na, das ist ja schön, dass ggü Tesla gelassen bleibt; die Entspanntheit wird sich vertschüssen, wenn die Chinesen den Markt fluten…. Gut, auch kein Problem, bis dahin ist Daimler in Chinesenhand
Dark Erebos meint
Dafür sind die europäischen LKW Hersteller an zu vielen chinesischen Beteiligt.
Steven B. meint
Nichts als Phrasen. Was meinen Sie warum hierzulande schon soviele amerikanische Trucks unterwegs sind, genau weil es eben keine gibt die sich ein europäische Spediteur ans Bein nageln würde. Genau so sieht es auch aus, mit den Trucks aus Fernost, die überflutten quasie den europäischen Markt, überall stehen die heute schon rum… Träumen Sie ruhig weiter. Tesla ist ja auch mit deinem Model S und den anderen quasie zum Marktbeherscher geworden – alle fahren Tesla. man sollte nicht immer von seiner eigenen kleinen Welt auf das grosse ganze zielen!
150kW meint
BYD hat übrigens kürzlich seine europäische E-Bus Produktion aufgegeben wegen Auftragsmangel.
Jörg2 meint
150kW
Alle drei Werke?
Jörg2 meint
150kW
Oder doch nur die kleine Montagestätte in Frankreich?
In Glasgow soll der eine oder andere BYD-Bus gesichtet worden sein. Es scheint sie also tatsächlich zu geben….
Fra p. meint
Es ist ein anderer markt, tesla hat nur ein semi dass in europa vermutlich spezielle bewiligung benötigt oder einen kürzeren anhänger. Da die fahrerkabine die max. Länge des fahrzeug überschreiten kann.
Alle zusätze und partner bei mercedes haben ein dichtes partner netz was bei tesla nicht der fall ist. Der markt wird jetzt von meheren unternehmen beliefert als tesla bei denn pkw’s anfing waren sie fast die einzigen.
Bezüglich usa:
Freightliner gehört daimler und noch einige marken mehr.
https://en.m.wikipedia.org/wiki/Daimler_Trucks_North_America
Navistar gehört zur VWG
https://en.m.wikipedia.org/wiki/Daimler_Trucks_North_America
Nur zu info als tesla den solarmarkt aufrollen wollten gab es viel PR aber ihre produkte gehören zu den teuersten auf den markt mit max. mitteler qualität.
Freddy K meint
Ja, nur amerikanische Trucks.
Und nur Teslas.
Nix anderes mehr zu sehen.
Längsdenker meint
Mit dem langstreckentauglichen E-Truck und dem Verweis auf die fehlende Infrastruktur „werde Daimler Truck „noch etliche Jahre gut verdienen“, so Daum, und mit dieser Argumentation sich um den notwendigen Einstieg in den Städten drücken.
„Daimler Truck könnte aber „die unglaubliche Breite, die der weltgrößte Lkw-Hersteller bedient, vom lokalen Verteilerverkehr über Müllwagen, Betonmixer“ schon jetzt bedienen, ohne die Infrastruktur zu reklamieren. Die Menschen in den Städten fänden das gut.
Jakob Sperling meint
Tun sie auch. Allerdings nicht als einzige.
Genau die Spezialfahrzeuge die Sie nennen werden weltweit bei Hunderten von Firmen auf E umgestellt. Die Kunden dieser Spezialfahrzeuge sind natürlich auch darum die ersten, weil sie oft der öffentlichen Hand gehören, die ohne Angst vor Konkurrenten und dem Konkurs auch etwas teurer rein gehen kann.
Andi EE meint
Deja vu, es geht doch nicht drum, wer als erster 50 Prototypen durch die Region fährt. Ersetzt werden die Lkws, wenn es sich rechnet. Es wird der Hersteller gross absahnen, der das Paket aus Verkaufspreis + Betriebskosten, unter dem der Verbrenner-Lkws ist.
Das Tesla Model S würde sich auch heute nicht so doll verkaufen, erst wenn ein Model 3 für die Masse erschwinglich wird, kann die Post abgehen. Und genauso ist es bei den Lkws, diese Versuche sind alle semi-wichtig, das was wirklich zählt ist, rechnet sich das für den Unternehmer. Deshalb gilt nicht wer es als erster auf die Strasse bringt, sondern wer es als erster bezüglich Preis konkurrenzfähig auf den Markt bringt. Die Produktion ist noch wichtiger als die Entwicklung. Wenn ich diesen Artikel lese, kommt bei mir der Eindruck auf, dass man in 1-2 Jahren wieder hoffnungslos abgehängt ist.
Jey Snipe meint
richtig, man stolpert einem Startup hinterher… man macht gerade so viel, wie man für nötig hält, um nicht völlig den Anschluss zu verlieren, statt mal aggressiv voranzugehen. Immerhin behauptet heute keiner mehr, E-Lkw seien „technisch nicht möglich“.
Andi EE meint
„… man stolpert einem Startup hinterher… man macht gerade so viel, wie man für nötig hält, um nicht völlig den Anschluss zu verlieren, statt mal aggressiv voranzugehen.“
Ich hab eher das Gefühl, dass man in DE mittlerweile meint, wenn man etwas entwickelt hat, die Aufgabe erledigt sei. Irgendwie ist man immer noch in der Mindset-Falle, dass man sich mit dem 20% Aufpreis durchmogeln kann. Das wird nicht mehr akzeptiert und deshalb muss viel mehr Geld in eine automatisierte Produktion (mehr Hirn) gesteckt werden, aber dort warten die nächsten Stolperfallen mit den Betriebsräten und Gewerkschaften.
Die Gelassenheit, oder was ist es Ahnungslosigkeit, Überheblichkeit … ist schon atemberaubend. ????
Jakob Sperling meint
Die Gelassenheit verstehe ich gut.
Jeder kann einen BEV-PKW bauen. Aber nicht jeder kann einen BEV-LKW bauen, oder gar einen H2-LKW.
Hans Meier meint
Sorry Ecomento, dieser Managergesülzeartikel könntet ihr euch sparen. Ansichten von einem Manager der von Daimler bezahlt wird ist etwa so Neutral wie wenn man Marc Zuckerberg fragen würde wie das Internet der Zukunft aussieht.
Roland Wolf meint
Angesichts der Tatsache, dass dieser Manager für einen der weltgrößten Hersteller von LKW spricht, macht dies zu einer Nachricht.
Selbst wenn Daum komplett falsch läge, was ich so erst einmal nicht glaube, dann wäre die Tatsache das Daimler die Lage so einschätzt wichtig.
Und es ist nicht so, als ob Daimler auf dem Feld der E-LKW nichts tun würde. Im Gegensatz zu Tesla kann ein Kunde bereits eLKW bei Daimler kaufen. Und im Moment erscheint ein solcher LKW für den Verteilerverkehr noch deutlich sinnvoller als ein Sattelschlepper mit Gorillaglas und zentralem Fahrersitz.
alupo meint
Es ist noch nicht allzu lange her dass Martin Daum behauptet hat, dass elektrische LKWs aus physikgründen nicht möglich wären. Immerhin ist er jetzt einen kleinen Schritt weiter und hat wohl sein Physikbuch aus der Oberstufe durchgelesen oder hat es sich von einem seiner Ingenieure erklären lassen. Das technische lag ihm nicht, er war eher der theoretische Denker und der Stratege.
Ich bin trotzdem froh, alle meine früheren Daimleraktien verkauft zu haben.
Randy meint
Du musst schon bei der Wahrheit bleiben. Daum hat nie behauptet dass E LKW physikalisch nicht möglich wären, sondern dass die von Tesla kolpotierte Reichweite von 500 Meilen für einen Sattelschlepper wie den Semi nicht möglich wäre! Und damit hatte er 2018 recht, denn Elon hat diese Reichweite auf eine zukünftige Batterietechnologie verschoben. Jetzt 3 Jahre später gibt es den Semi immer noch nicht und keiner weiß wann er kommt und mit welcher Reichweite.