Nissan hat seine Strategie für die Zeit bis 2030 vorgestellt. Die „Ambition 2030“ sieht hohe Investitionen in die Elektrifizierung des Angebots des japanischen Autoherstellers und innovative Technologien vor. Geplant sind unter anderem 15 neue Elektroautos. Bis Ende des Jahrzehnts soll die Hälfte der Fahrzeuge der Marke elektrifiziert sein.
„In den nächsten zehn Jahren wird Nissan aufregende, elektrifizierte Fahrzeuge und technologische Innovationen anbieten und gleichzeitig seine Aktivitäten weltweit ausbauen. Diese Vision unterstützt das Ziel von Nissan, bis zum Jahr 2050 über den gesamten Lebenszyklus seiner Produkte klimaneutral zu sein“, so das Unternehmen. „Wir wollen Nissan zu einem nachhaltigen Unternehmen machen, das von den Kunden und der Gesellschaft wirklich gebraucht wird“, sagte Firmenchef Makoto Uchida.
Nissan gehört zu den Elektroauto-Pionieren der Branche, hat bisher aber nicht an den Erfolg mit dem lange weltweit meistverkauften Batterie-Wagen LEAF anknüpfen können. Die Japaner bereiten derzeit die Einführung des Crossovers Ariya vor, mit dem der Hersteller technologisch zu modernen Modellen der Wettbewerber aufschließen will. Was darüber hinaus in den nächsten Jahren geplant ist, skizziert das Unternehmen in seiner jüngsten Mitteilung.
Mit der Ambition 2030 stelle man die Elektrifizierung des Angebots und technologische Innovationen in den Fokus der langfristigen Strategie, erklärte Nissan. Dafür würden in den nächsten fünf Jahren rund 15,6 Milliarden Euro investiert. Bis 2030 seien 23 neue elektrifizierte Modelle geplant, darunter 15 neue Elektroautos. Das Ziel sei ein Elektrifizierungs-Anteil von mehr als 50 Prozent weltweit bei den Marken Nissan und Infiniti. In Europa sollen die Verkäufe von Nissan zum Ende des Jahrzehnts zu über 75 Prozent mit E-Modellen realisiert werden.
Schon in den nächsten fünf Jahren will Nissan 20 neue Modelle mit reinem E-Antrieb oder mit teilelektrischem „e-Power“-System auf den Markt bringen. Das Unternehmen stellte vier neue E-Konzeptwagen vor, die „dank ausgeklügelter Technologien ein noch besseres Fahrerlebnis bieten“ sollen. Die Entwürfe Chill-Out, Hang-Out, Surf-Out und Max-Out sollen einen Ausblick auf das zukünftige Angebot des Autobauers geben.
Im Bereich Batterie arbeitet Nissan insbesondere an Lösungen ohne den umstrittenen Rohstoff Kobalt und Kostensenkungen um 65 Prozent bis zum Jahr 2028. Zu diesem Zeitpunkt wollen die Japaner erstmals Elektroautos mit Festkörper-Akkus anbieten. Der Aufbau einer Pilotproduktion der als sicherer und insgesamt leistungsfähiger geltenden Energiespeicher ist ab 2024 vorgesehen. Das zentrale Ziel der Batterie-Aktivitäten sei, die Kosten von Elektroautos auf das Niveau von Verbrennern zu senken. In Zusammenarbeit mit Partnern beabsichtigt Nissan, seine Batterieproduktionskapazität bis 2026 auf 52 Gigawattstunden (GWh) und bis 2030 auf 130 GWh zu erhöhen.
Neben fortschrittlichen Batterie-Fahrzeugen treibt Nissan die Kommerzialisierung von bidirektionalen Ladesystemen, Technik für assistiertes und autonomes Fahren und den Ausbau der Ladeinfrastruktur voran. In letztere sollen in den nächsten vier Jahren rund 157 Millionen Euro investiert werden. Flankierend zu seiner technologischen Aufrüstung will das Unternehmen die Produktion und die Beschaffung lokalisieren, um die Wettbewerbsfähigkeit von Elektrofahrzeugen zu erhöhen. Die Nachhaltigkeit von Batterien soll dabei Priorität haben, dazu wird unter anderem die Wiederverwendung von in E-Autos ausgedienten Akkus und deren Recycling forciert. Dafür sind zusätzlich zu Batterie-Aufbereitungsanlagen in Japan entsprechende Einrichtungen in Europa und in den USA vorgesehen.
Zur Erhöhung seines Innovationstempos will Nissan weltweit mehr als 3000 Mitarbeiter im Bereich Forschung und Entwicklung einstellen und seine derzeitige Belegschaft weiterqualifizieren. Das Unternehmen hat zudem vor, die Zusammenarbeit innerhalb der Autoallianz Renault-Nissan-Mitsubishi auszubauen, um Kosten zu sparen und gemeinsame Kompetenzen in Bereichen wie CO2-neutrale Technologien, Elektrifizierung, Software und Dienstleistungen zu realisieren.
David meint
Greis Toyoda hat ja das „Team Japan“ ins Leben gerufen, das gegen 100% Elektro antreten soll. Blöd für ihn nur, dass Nissan und Honda nicht mitmachen. Beide sind für mich nicht total convincing, aber immerhin mit einem Plan.
Wenn man sich die japanische Autoindustrie insgesamt so anschaut, kann man über die amerikanische und europäische nur staunen, wo quasi alle Keyplayer rechtzeitig das Steuer herumgerissen haben. Gut, BMW weiß man noch nicht. Dafür ist der VW Konzern sehr zügig dabei und Mercedes hat angekündigt, Technologieführer werden zu wollen. Korea ist auch auf Kurs. Die Luxusmarken sind keinesfalls Bastionen des Widerstands, sondern machen mit.
Tommi meint
Da kann ich nur sagen: wird mal Zeit. Nissan war Pionier. Der Leaf ein Erfolg. Darauf hat sich Nissan ausgeruht. Er wurde nur zaghaft weiter entwickelt und ist heute veraltet. Mich wundert, dass Nissan die Erfolgswelle nicht weiter geritten hat. Ähnlich wie BMW, die vor Jahren eine Elektroautoinitiative ausgerufen haben und dann kam fast nichts.
Karsten meint
Wie oder woran definierst du Erfolg? Ich bezweifle das Nissan mit dem Leaf wirklich Geld verdient hat.
Egon Meier meint
Ich halte das auch für zweifelhaft – vor allem für einen Konzern, der gewaltige finanzielle Probleme hat und nicht in Investorengeld schwimmt.
Kredite kosten Zinsen und es gibt Rückzahlungstermine – das ist für jemanden, der nicht top-liquide ist ein riesiges Problem. Da macht man keine Konzernstrategie mehr sondern schaut, was morgen noch auf dem Konto ist.
Dabei fallen dann BEV-Investitionen gerne man hinten runter.
Tommi meint
Ja, hat ja Recht. Der Leaf war das am meisten verkaufte Elektroauto. Wenn sie den natürlich nicht kostendeckend verkauft haben, dann ist halt die Frage, ob man das als Erfolg bezeichnen kann, wenn sich mit jedem verkauften Exemplar der Schuldenberg grösser wird.