Mercedes-AMG bietet seit Kurzem mit dem EQS 53 4MATIC+ (Artikelbild) sein erstes Elektroauto zur Bestellung an. Auf die verschärfte Version der Luxuslimousine sollen weitere Stromer folgen. AMG-Chef Philipp Schiemer ist seit Sommer auch für die beiden anderen Mercedes-Luxusmarken Maybach und G-Klasse verantwortlich, mit der Automobilwoche sprach über die weiteren Pläne im Bereich E-Mobilität.
Maybach, AMG und G-Klasse seien „drei Juwelen im Portfolio“, sagte Schiemer. Die bisher unabhängigen Organisationseinheiten habe man nun unter eine Führung gebracht, da sich die Kundengruppen in ihren Ansprüchen ähnelten und das Geschäft so vereinfacht werde. Besonderes Augenmerk gelte dabei der Marke Maybach, bei der man noch großes Wachstumspotenzial sehe. AMG sei schon sehr gut positioniert und werde sich von „der Motorenschmiede zur Elektroschmiede“ wandeln. Auch bei der G-Klasse sei die Elektrifizierung eine große Herausforderung. Da seien die Marken nun gemeinsam unterwegs, blieben vor dem Kunden aber sehr eigenständig.
Mit Blick auf Elektroautos von AMG erklärte Schiemer, dass man hier zum einen an der Leistung und an der Beschleunigung etwas machen könne. Beim EQS 53 gelte das etwa für die wiederholte Abrufbarkeit dieser Leistung. Noch wichtiger seien aber das Handling und die Abstimmung des Fahrwerks. Elektrofahrzeuge seien wegen der Fahrbatterien schwerer und die Dynamik deshalb wichtiger. „Auch bei der Aerodynamik können wir bei hohen Geschwindigkeiten noch mehr rausholen – in Sachen cW-Verbesserung und natürlich auch Abtriebsreduzierung“, so der Manager.
Eine große Herausforderung bei elektrischen AMG-Fahrzeugen sei der Sound. Im EQS setze die Sportwagenmarke auf eine „digitale Inszenierung“, mit der sich verschiedene künstliche Sound-Varianten zuschalten lassen. Der von A-Säule zu A-Säule reichende „Hyperscreen“ biete außerdem die Möglichkeit einer speziellen Visualisierung. „Wir sind zuversichtlich, dass die Kunden auf diese Weise den Weg der Transformation mit uns gehen. Die ersten Rückmeldungen zum EQS sind jedenfalls sehr positiv“, so Schiemer.
Ab 2025 sollen alle neuen Fahrzeug-Architekturen von Mercedes-Benz ausschließlich elektrisch sein und die Kunden für jedes Modell eine vollelektrische Alternative zur Auswahl haben. AMG erhält eine eigene Elektroauto-Architektur. Details zu geplanten Modellen wollte Schiemer noch nicht verraten, es seien aber verschiedene Aufbauformen denkbar – vom SUV bis zur Sportlimousine. Die neue Architektur werde dabei ein 800-Volt-Bordnetz und Hochleistungs-Elektromotoren des in diesem Jahr von Mercedes-Benz übernommenen Spezialisten Yasa integrieren.
AMG wird vorerst neben klassischen Verbrennern und Elektroautos auch teilelektrische Wagen anbieten. Los geht es mit der „E-Performance-Technologie“ mit dem AMG GT Viertürer. Hier gehe es weniger um die rein elektrische Reichweite als um die Leistung, die nochmals verbessert werde, erläuterte Schiemer. „Das wird die absolute Speerspitze. Ich bin mir sicher, dass dieser Antrieb ein Erfolg wird, und auch in anderen Modellen noch einige Jahre parallel zu BEV (Batterie-Elektroautos, d. Red.) laufen kann.“
Elektro-G-Klasse kommt 2024
Im September gab es einen Ausblick auf eine vollelektrische G-Klasse. Die Studie ist laut Schiemer „schon sehr realistisch“, 2024 soll ein Serienmodell auf den Markt kommen. „Sie werden von der Geländegängigkeit überrascht sein, denn elektrisch lässt sich die Antriebskraft auf jedes Rad einzeln übertragen. Das gibt eine fantastische Performance“, versprach der Manager.
Zum deutlich verspäteten AMG-Supersportwagen Project One mit Elektro-Unterstützung und Technik aus der Formel 1 sagte Schiemer, dass dieser sich noch bis Mitte des nächsten Jahres verzögere. Es sei „ein sehr, sehr komplexes Projekt“, gerade im Zusammenspiel mit der Hybridtechnologie. Man wolle deshalb lieber den Reifegrad noch weiter erhöhen und habe sich dafür mehr Zeit gegeben.
Mercedes-Benz und AMG verbindet eine langjährige Partnerschaft mit Aston Martin. Die Schwaben helfen dem britischen Sportwagenbauer bei der Elektrifizierung, im Gegenzug erhöht sich ihr bestehender Anteil auf 20 Prozent. AMG stehe zwar an erster Stelle, man sei aber in Gesprächen mit Aston Martin, sagte Schiemer. „Wenn es Möglichkeiten für Synergien gibt und wir Aston Martin in Zukunft auch mit weiteren Antriebskomponenten beliefern können, sind wir dafür offen.“ Das könnte die Nutzung der zur Mitte des Jahrzehnts startenden Elektroauto-Plattform „AMG.EA“ umfassen.
Zu Maybach äußerte sich der Manager in dem Interview mit der Automobilwoche nicht. Die Luxusmarke hat im Dezember einen elektrischen Offroader präsentiert. Das Fahrzeug wird als Designausblick beschrieben, eine Serienfertigung ist derzeit nicht geplant. Konkreter wird es mit einem im September gezeigten Konzeptauto im SUV-Format, das einen Ausblick auf das erste Elektroauto der Marke gibt.
Frank meint
Wenn ich das Bild sehe, bin ich immer wieder erschrocken, dass aus einem wirklich gelungenen Designkonzept so ein hässliches Serienfahrzeug werden konnte. Banane ist noch geschmeichelt.
Ebi meint
‚Digitale Inszenierung’………erst wenn das nicht mehr notwendig ist, sind sie in der Welt der BEV angekommen.
Obraxis meint
Genau, wir brauchen mehr SUV’s auf den Straßen….