Die Automobilbranche hat ausgelöst durch die Corona-Pandemie mit einem Mangel an Computerchips zu kämpfen. Viele Autos können dadurch nicht oder nur ohne bestimmte Funktionen gebaut werden. Laut dem Chef des Elektroauto-Start-ups Rivian RJ Scaringe drohen durch Knappheit an Batterien für Elektroautos noch größere Probleme für die Branche.
„Halbleiter sind ein kleiner Vorgeschmack auf das, was wir in den nächsten zwei Jahrzehnten bei Batteriezellen erleben werden“, sagte Scaringe laut einem Bericht des Wall Street Journal. Der Rivian-CEO machte diese Bemerkung, während er Reportern eine Führung durch das Werk des Unternehmens im US-Bundesstaat Illinois gab.
In den vergangenen zwei Jahren hat der Chipmangel die Autohersteller gezwungen, die Produktion zu drosseln und Ausstattungen wie Touchscreens oder Sitzheizungen aus dem Programm zu nehmen. Mit dem voranschreitenden Umstieg auf Elektroautos stehen die Autohersteller nun vor weiteren Herausforderungen. Dazu gehört insbesondere die Verfügbarkeit von Akkus, die wie Computerchips auch in anderen Industriebereichen in immer größerem Umfang eingesetzt werden. Bei Batterien sind neben den Produktionskapazitäten für Zellen und Systeme zudem die dafür erforderlichen Rohstoffe ein zentrales Nadelöhr.
„Vereinfacht ausgedrückt, macht die gesamte weltweite Zellproduktion zusammen weit weniger als 10 Prozent dessen aus, was wir in 10 Jahren brauchen werden“, sagte Scaringe laut dem Wall Street Journal. „Das bedeutet, dass 90 bis 95 Prozent der Lieferkette nicht existieren.“ Scaringe habe gegenüber den Reportern erklärt, dass Rivians Strategie zur Sicherung von Batteriezellen darin besteht, auf mehr Lieferanten zu setzen und seine Kapazitäten zur Herstellung eigener Batteriezellen auszubauen.
Autohersteller setzen auf eigene Akkus
Auch die etablierten Autohersteller haben das Problem erkannt und diversifizieren den Bezug von Akkus. Die meisten haben bisher auf Akkus der in diesem Bereich führenden Lieferanten aus Asien gesetzt. Große Autokonzerne wie Volkswagen, Stellantis, Mercedes-Benz oder Toyota wollen nun aber verstärkt selbst Energiespeicher herstellen. Elektroauto-Branchenprimus Tesla tut dies schon lange und konnte auch deshalb während der Pandemie deutlich mehr Stromer als die Konkurrenz ausliefern.
In einem nächsten Schritt könnten die Autohersteller selbst Rohstoffe für ihr Geschäft fördern und veredeln. Tesla prüft dies Berichten zufolge bereits konkret für Lithium, das zentraler Bestandteil aktueller E-Auto-Akkuchemie ist. Die Lithiumpreise sind in den letzten zwei Jahren stark gestiegen, auch die Nachfrage nach anderen wichtigen Batterie-Rohstoffen wie Kobalt oder Nickel nimmt laufend zu. Mit einem eigenen Bezug könnten die Autobauer Kosten senken und ihre Versorgung absichern.
Rivian hat laut Scaringe als Neueinsteiger in der Automobilindustrie Schwierigkeiten bei der Beschaffung von Computerchips. Das Start-up hat daher seine Produktionsziele für 2022 zurückgefahren. „Ich telefoniere jeden Tag mit den CEOs der Halbleiterhersteller“, sagte der Manager laut einem Bericht des Nachrichtenportals Axios. „Es ist ein täglicher Kampf um die Zuteilung, und die Zahl, die wir bekommen, entspricht genau der Zahl der Fahrzeuge, die wir bauen.“
Ob die von Rivian angepeilte Expansion nach Europa von den Lieferkettenproblemen beeinträchtigt wird, bleibt abzuwarten. Das Unternehmen stellt unter eigener Marke einen Pick-up und ein SUV her, letzteres soll auch europäischen Interessenten angeboten werden. Darüber hinaus erfüllt Rivian einen Großauftrag seines Investors Amazon, der 100.000 nach eigenen Vorgaben konzipierte Elektro-Transporter einflotten will.
Wim meint
Eine Lösung: Kleinere autos bauen. Nicht, wie Rivian und viele Andere, globige Modelle bauen und danach meckern das es Rohstoffprobleme geben wird. Das Problem ist Hausgemacht. Schade, wie schön könnte es sein.
Jakob Sperling meint
Laut einer soeben veröffentlichten Studie braucht es nur schon für einen Viertel der weltweiten Fahrzeuge als BEV Investitionen in die Rohstoffförderung und die Lieferketten im Umfang von etwa 250 Mia. Dollar. Es wird schwierig sein, die Rohstoffe für 100% BEV innert nützlicher Frist zusammenzuraffen. Die Umstände dieser Förderung wage ich mir gar nicht vorzustellen.
Eine vernünftige Lösung besteht darin, dass reine BEV nur für den lokalen Verkehr eingesetzt werden, für Langstrecken hingegen eher FCEV, dann reicht die gleiche Menge Batterien für 4 mal so viele Fahrzeuge, bzw. es braucht nur einen Viertel der Rohstoffe (Chemikalien).
Lara meint
Wie lautet der Titel dieser Studie?
Powerwall Thorsten meint
Vieleicht wird der Porsche Lobbyisten FUD David ja hellhörig, wenn das „Nadelöhr Zellen“ auch von anderen Herstellern – außer von Tesla – als solches identifiziert wird.
Bei Tesla spult er immer seine unqualifizierten, immer gleichen Hater Plattitüden ab – reflexartig
😂🤣😂
time will tell
Alkibiades meint
Entfernt. Bitte verfassen Sie konstruktive Kommentare. Danke, die Redaktion.
Nostradamus meint
Zu dieser Thema braucht man kein eigenes Kommentar – oben ist alles schon gesagt:
„Vereinfacht ausgedrückt, macht die gesamte weltweite Zellproduktion zusammen weit weniger als 10 Prozent dessen aus, was wir in 10 Jahren brauchen werden“.
„Große Autokonzerne …. wollen nun aber verstärkt selbst Energiespeicher herstellen.“
„In einem nächsten Schritt könnten die Autohersteller selbst Rohstoffe für ihr Geschäft fördern und veredeln.“
Was wir noch tun können, ist zu Gott zu beten, dass es genügend Rohstoffe auf der Erde gibt.