Tesla hat zuletzt die Preise für seine Mittelklasse-Elektroautos Model 3 und Model Y in vielen Märkten teils deutlich gesenkt. Im Heimatmarkt machte daraufhin auch Ford sein mittelgroßes SUV Mustang Mach-E günstiger. In Europa will der Traditionskonzern die Preise anders als Tesla vorerst nicht anpassen. Das halten auch andere große Autobauer so.
In den USA machte Ford den Mustang Mach-E um bis zu 5900 Dollar billiger. Zuvor hatte Tesla die Preise des Model 3 und Model Y dort um bis zu 13.000 Dollar vor Steuern gesenkt. In Europa kostet das Model 3 seit der jüngsten Preisanpassung um bis zu 6000 Euro weniger und ist ab 43.990 Euro zu haben. Das Model Y gibt es für bis zu 9100 Euro weniger ab 44.890 Euro.
Ein Sprecher von Ford Frankreich sagte Automotive News, dass es keine unmittelbaren Pläne für Preissenkungen als Reaktion auf die Anpassungen von Tesla gebe. Die Preissenkungen für den Mustang Mach-E seien „spezifisch für den nordamerikanischen Markt. Wir haben zu diesem Zeitpunkt nichts anzukündigen“, so der Sprecher. Der Preis des elektrischen SUV bleibt damit auch in anderen großen Märkten der Region wie Deutschland und Großbritannien unverändert.
Hierzulande kostet der Mustang Mach-E derzeit mindestens 62.900 Euro. Dass Ford das Modell nicht wie in den USA erschwinglicher macht, um im Wettbewerb mit Tesla bestehen zu können, könnte an Plänen für eine Neueinführung liegen. Ab diesem Jahr will der Konzern ein für den europäischen Markt konzipiertes SUV unterhalb des Mustang Mach-E anbieten, das im Rahmen einer Kooperation auf VWs Elektroauto-Baukasten MEB basiert. Zwei weitere Modelle für die hiesigen Kunden sind geplant, in den USA fehlen entsprechende Angebote noch.
Auch Volkswagen will nicht auf die Preissenkungen von Tesla reagieren. Man werde sich keinen Preiskampf mit Tesla liefern, sagte Konzernchef Oliver Blume. „Wir haben eine klare Preisstrategie und setzen dabei auf Verlässlichkeit. Wir vertrauen auf die Stärke unserer Produkte und Marken“, erklärte der Manager. Volkswagen wolle zwar „ein weltweit führender“ Anbieter von Elektroautos sein, das aber durch „profitables Wachstum“ erreichen.
Vom Chef des Renault-Konzerns und Präsident des Branchenverbandes ACEA hieß es: „Ich denke, dass ein Kampf um die Preise für Elektroautos gerade jetzt, wo wir gerade erst mit dem Betrieb beginnen, nicht das Beste ist, was der Branche passieren kann.“ Die Autohersteller bräuchten wegen der hohen Investitionen eine gute Gewinnspanne für Elektroautos – „sonst wird dies kein sehr gesundes Geschäft für die Industrie“. Jeder versuche, seine Marge zu schützen. „Die Kosten für Elektrofahrzeuge sind immer noch relativ hoch“, so de Meo.
bs meint
Mal eine kleine Wirtschaftslehre: die Preise werden nicht durch die Herstellungskosten der verschiedene Lieferanten entschieden sondern durch den Preis die den Kunden bereit ist zu zahlen. Wenn das Produkt im Vergleich zu vergleichbare Angebote gut genug ist, dann werden die Kunden es wohl bezahlen. Welche Marge der Hersteller anstrebt, spielt dabei überhaupt keine Rolle. Trotzdem argumentieren manche Hersteller damit. Einfach lustig wie inkompetent das rüber kommt.
Eichhörnchen meint
Das Problem bei den alt eingesessenen Herstellern: Die BEV Planung der Stückzahl war auf die Einhaltung der CO2 Flottenziele ausgelegt. Die viel zu geringe oder negative Marge wird quer subventioniert und ist besser als Strafe zu zahlen.
Damit gibt man den Newcomern Platz für Marktanteile zu erobern. Man macht es Ihnen auch leicht weil die E-Autos der neuen Marktteilnehmern technisch überlegen sind und preiswerter.
Einige Hersteller (BMW,Mercedes) suchen schon die Nische weil sie bis zum D-Segment nicht mehr wettbewerbsfähig sind. Bei VW steht es auf Messers Schneide, MEB+ und SSP müssen passen. Schafft man es nicht den technologischen Rückstand aufzuholen und die FZG günstig zu produzieren sieht es trübe aus.
M. meint
D-Segment wäre z.B. der BMW i4 – das mag sich der eine oder andere Fan anderer Marken zwar einreden, dass dieses „Kompromissauto“ nicht wettbewerbsfähig ist – Tests sagen halt was anderes.
Unterhalb von D-Segment ist auch der Vorreiter aus den USA schwach aufgestellt. Was haben die da? Nicht mal konkrete Ankündigungen, höchstens Absichtserklärungen.
Von VW gibt es den ID.3 – nicht der ganz große Wurf, das stimmt wohl, aber so schlecht verkauft der sich gar nicht.
Viel preiswertes gibt’s auch aus China nicht. MG vielleicht, Smart, mal sehen, die funky Cat bricht auch keine Rekorde.
Richtig ist: die vor Jahren geplanten Stückzahlen sind viel zu niedrig und resultieren jetzt in extremen Lieferzeiten.
Da müssen die OEMs ran – aber das haben die erkannt und daran wird gearbeitet.
Swissli meint
Interessant der Sprung von „keine Gewinne bei BEV“ zu „wir brauchen eine gute (!) Gewinnspanne“.
Nun, die Hersteller müssen sich natürlich auch dem Markt anpassen, wenn einer (in diesem Fall Tesla) in die Margensuppe spuckt. Klar, nur soviel wie nötig und regional beschränkt. Und traditionell dezenteres Vorgehen bei Preissenkungen. In der Schweiz gibts jedenfalls momentan bei AMAG (VW Generalimporteur) 3% Jubiläumsrabatt + Fr. 2000 Ladeguthaben für die ID Modelle…. ist natürlich keine Preissenkung…
M. meint
Ist aber üblich so, und keine Neuigkeit. Über Rabatte und Sonderaktionen kannst du das viel feiner und eher unter dem Radar regeln, als wenn du das an die große Glocke hängst.
Das machen die seit Jahrzehnten so. Den Kunden interessiert nur der Preis. Ob der über einen Rabatt kommt oder eine Preissenkung, ist dem egal.
Kona64 meint
Tesla hat eine Marge von 17%. Das ist so schlecht nicht. Die anderen machen den größten Gewinn halt noch mit Verbrennern. Wenn BEVs günstiger würden, würde ihr Markt einbrechen. Mit Tesla kann man hingegen leben. Dem eigenen Kundenstamm ist Tesla oft suspekt. US Hersteller, keine Knöpfe, E.M. und natürlich die Spaltmaße. Da werden nicht zuviele Fremdgehen, so die Hoffnung.
Matze meint
Interessehalber: kennst du die Margen von Mach-e vs Kuga(?), Volvo XC40 PHEV vs BEV, Renault Megan vs e-tech.
Ich dachte so etwas ist relativ gut gehütet. Bitte jetzt nicht eUp und eGolf bringen.
M. meint
Hatte.
Wenn sie die Herstellungskosten nicht im gleichen Maße wie die Verkaufspreise senken konnten (und das ist ja unwahrscheinlich, so über Nacht), wird die Marge wohl niedriger ausfallen müssen.
Je nachdem, wie sich die Auslieferungen verteilen – die stärksten Preissenkungen haben ja die Basismodelle, an denen man eh schon am wenigsten verdient – die werden jetzt noch attraktiver im Verhältnis zu den teuren Modellen.
Das ist jetzt auf jeden Fall einstellig.
Aber auch bewusst – das Kalkül ist ja, über größere Marktanteile Wettbewerber aus dem Markt zu drängen. Ob das klappt, ist allerdings noch offen. Die anderen Hersteller haben das Spiel schon ein paar Dekaden gespielt, bis Tesla kam. Die kennen das auch…
MichaelEV meint
Hier wird so viel gemutmaßt, ohne das man irgendwas handfestes hat. Es ist nicht die Verteilung der Modelle bekannt. Ein Model Y SR mit dem Horrorpreis wurde sicher kaum verkauft. Das Model 3 SR hatte vor den Preiserhöhung glaub ich schon eine Lieferzeit von einem Jahr in 2023 hinein. Auch hier waren die Auslieferungen also maßgeblich zu alten Preisen.
Wie wäre es mit was handfesten: Der durchschnittliche Revenue pro Fahrzeug war Q 2021 (vor den größten Preiserhöhungen) 48679,73$, Q4 2022 waren es 49943,49$. Keine 9000$ und auch keine 6000$, sondern 1263$. Und da Preise zum Teil immer noch höher als Q4 2021 sind (+ mehr Model S/X), braucht sich noch nicht mal etwas verändern.
Citaron meint
Ford kommt kaum hinterher, in den USA die Nachfrage zu kompensieren. Dazu der zuletzt schwache Euro. Da werden die sich hüten, hier die Preissenkung durchzureichen. Der Mach-E soll ja auch das „exklusivere Pendant“ zum MEB-SUV sein, das ja ähnlich groß wird.
MichaelEV meint
Ca. 39.000 Stück in 2022 in den USA. Ist jetzt keine wirklich berauschende Zahl (vor allem, wenn man es mit dem direkten Konkurrenten mit ca. 1/4 Millionen vergleicht).
M. meint
Das Auto ist allerdings auch maximal hässlich, selbst im direkten Vergleich mit diesem angesprochenen Konkurrenzprodukt. Dazu noch technisch eher Durchschnitt – kein Wunder, dass man eine kleine Stückzahl geplant hat, die man zu dem Preis jetzt tatsächlich verkaufen kann.
MichaelEV meint
Ja klar, für mich ist der Mustang alles andere als „maximal hässlich“. Was ist denn dann der ID.4, von dem nur ca. die Hälfte des Mach-E verkauft wurde?
M. meint
@ MichaelEV
der ist auch hässlich.
Bei dem muss man allerdings die Derivate hinzuzählen. Dann kann man vergleichen.
Und – ich weiß jetzt nicht, wie das bei Ford ist: bei VW hängt es ja nicht an den Bestellungen, sondern an der Fähigkeit, die Autos auch zu bauen – mangels Teilen.
Wenn beide kurzfristig verfügbar wären, zu ihren jeweiligen Preisen, DANN könnte man vergleichen.
Aber du wirst doch selbst zugeben, dass dieses BEV den Namen Mustang nicht verdient. Man muss ja kein Petrolhead sein, um sich zu fragen, was Ford aus diesem Sportwagen gemacht hat. Das war es ja über Jahrzehnte: ein Sportwagen. Ein SUV wurde es erst, als es ein BEV wurde.
Ein Bekannter (Ford-Mitarbeiter- Fahrer) hat das Ding übrigens verrissen. Miese Verarbeitung, Spaltmasse – Ami eben: Hauptsache das Ding marschiert ordentlich geradeaus. ;-)
MichaelEV meint
Ich finde ihn nicht hässlicher als den ID.4. Der äußere Eindruck ist auch irrelevant, weil super subjektiv. Für mich kommen die hässlichsten Fahrzeuge momentan von BMW. Da ist der Mach-E eine Wohltat gegen.
Klar, bei VW greifen immer irgendwelche Ausreden. Wenn die Kapazität beim Mach-E in Mexiko für den Weltmarkt 77.000 waren, was stehen da an Kapazitäten beim ID.4 gegenüber? Deutlich mehr!
Das US-Werk für den ID.4 sollte Q4 7000 Stück/Monat produzieren, verkauft wurden in Q4 knapp 10.000.
Citaron meint
Er ist immer noch das meistverkaufte EV nach Tesla. Und das Werk lief mit etwa 77.000 Einheiten auf Volllast, mehr war 2022 nicht drin. Für Europa waren davon 25% davon vorgesehen, und die hat es auch gekriegt. Etwas weniger als 2021, aber andere Märkte sind glaube ich profitabler, und andere Länder haben auch CO2-compliance-Regelungen, die erfüllt werden wollen. Die Produktionszahl soll sich aber 2023 fast verdoppeln.
Jean Luc meint
War es nicht schon immer so, dass die Europäer die niedrigen Preise in den USA subventioniert haben? Vieler Hersteller verkaufen in den USA Fahrzeuge deutlich unter dem deutschen/europäischen Preis. Hat sich nichts in den letzten Jahrzehnte geändert – und wird es auch nicht, da wir bereit sind höhere Preise zu zahlen.
Kona64 meint
Das sind alles Dienstwagen und werden mit unseren Steuergeldern subventioniert.