Der Gründer des chinesischen Elektroautobauers Nio William Li hat in einem ausführlichen Interview mit dem Spiegel unter anderem über die Expansion des Start-ups nach Deutschland und seine weiteren Pläne gesprochen.
Seit Ende letzten Jahres ist Nio mit der Premiumlimousine ET7 auch hierzulande vertreten. Mittlerweile wurden zudem das große SUV EL7 und die Mittelklasselimousine ET5 eingeführt. Das Unternehmen geht die Expansion langfristig an. „Es wird vielleicht zehn Jahre dauern, bis wir hier all unsere Ziele erreichen. In einem gesättigten Markt wie Deutschland braucht man Geduld, die haben wir“, sagte Li. Das erste Feedback der Nutzer sei gut, die Verkaufszahlen würden steigen.
Nio hat in Berlin ein Entwicklungszentrum eingerichtet, um Software und Infotainment an hiesige Bedürfnisse anzupassen. In Europa gebe es eine große Nachfrage nach elektrischen Klein- und Kompaktwagen, sagte der CEO. „Wir werden daher neben Nio mit zwei weiteren Marken an den Start gehen, eine davon wird ausdrücklich auf den europäischen Markt ausgerichtet sein und auf das Preissegment unterhalb von 30.000 Euro zielen.“
Auch in dem neuen Segment werde Nio mit Batteriewechselstationen ein ganz anderes Produkt als etablierte Hersteller anbieten. In China gibt es bereits über 1000 der automatisierten Stationen, seit einiger Zeit außerdem erste Standorte in Europa. Der Aufbau im Ausland erfolgt allerdings nicht so schnell wie geplant. „Wir haben unterschätzt, wie komplex die Regulierung und wie langwierig die Genehmigungsprozesse sind“, erklärte Li. Außerdem fehle es an Fachkräften für den Aufbau.
Li bekräftigte, dass Nio seine Batteriewechselstationen für andere Hersteller nutzbar machen könnte. Dazu müssten allerdings standardisierte Batterien verwendet werden. Hierzu führe das Unternehmen mit Industrievertretern Gespräche, befinde sich dabei aber noch ganz am Anfang.
Zu den wiederholten, teils umfangreichen Preissenkungen von Elektroauto-Branchenprimus Tesla sagte Li, dass Nio hier anders als einige Konkurrenten nicht mitziehen werde. „Ein gutes Auto muss seinen Preis haben, das gilt besonders im Premiumsegment.“ Die Geschichte zeige, dass nur über den Preis kein Erfolg möglich ist. Anders als bei anderen Konsumgütern komme es bei Autos auch auf den Restwert an. Wer Neupreise senke, schädige damit seine Bestandskunden.
Das Ziel, in diesem Jahr profitabel zu werden, sei „eine Herausforderung“, räumte Li ein. Nio halte aber daran fest. Trotzdem werde das Start-up den Ausbau des Netzes an Batteriewechselstationen beschleunigen und von Mai an fünf neue Modelle auf den Markt bringen, um das Umsatzwachstum aufrechtzuerhalten. Li strebt in Nios „Kernsegment für Premiumautos über 50.000 Euro“ in China einen Marktanteil von 30 Prozent an. Für den Weltmarkt sei es zu früh, solche Ziele zu nennen. „Wir wären glücklich, wenn wir in Europa 20 Prozent erreichen.“
David meint
Es gibt genug Landsleute, die nicht deutsch kaufen, sondern ein günstiges Angebot annehmen. Das hat die Vergangenheit gezeigt.
Es gibt nur zwei Probleme:
Erstens, die Autos sind nicht günstig. So wie damals ein Daewoo Nexia, ein Kadett E mit Klimaanlage für 12k. Da hielt sich das Risiko in Grenzen.
Zweitens, viele Hersteller bieten ab Mittelklasse an. Da sind in Deutschland Firmenwagen führend und nicht mehr Privatkauf. Zudem konkurrieren sie unmittelbar mit bewährten Herstellern, zu denen man mehr Vertrauen hat. Auch kann man sich mit einem chinesischen Auto z.B. als Vertriebler nicht gut sehen lassen.
Bei Nio kommt hinzu, diese Batterie-Miet und Wechsel-Geschichte passt nicht zur deutschen Seele. Der entspricht eher, dass sich das Auto über die eigenen Solarzellen vor der Tür auflädt. Das ist zwar genau so ein Blödsinn, aber, wie gesagt, das Letztere möchte der Deutsche glauben.
kero meint
Solarzellen müssen ja nicht zwangsläufig Blödsinn sein nur weils du für einen findest. Das daran aber viele Leute glauben bezweifle ich dann auch stark – gibt es ja nicht wirklich Modelle die eins haben lmao. Also wohl eher eher typisches überhebliches Gerede.
Warum ein Batteriewechsel jetzt nicht passen sollte oder ebenfalls Blödsinn ist erschliesst sich mir auch nicht. Das nur anzubieten wenn man die Batterie mietet finde ich schlecht, ist es doch eines der großen Unterscheidungsmerkmale von Nio. Da Komplettkäufer auszuschließen ist dann schade.
Ob NIO das alles so finanzieren kann sei mal dahingestellt.
Jörg2 meint
Wie kauf man den „deutsch“?
Ich kenne sowas aus dem Geschichtsunterricht aus der Zeit 1933…1945.
ShullBit meint
Der Markteintritt in Deutschland kann im ersten Anlauf bereits als gescheitert angesehen werden. Man kann hier nicht als unbekannter und unberechenbarer (sind die in 3 Jahren noch da?) No-Name in den Markt platzen und glauben, Mercedes, BMW, Audi, Porsche schlagen zu können. Mit Blick auf Lexus, Infinity und Genesis hätte man das wissen können und müssen. Batteriewechseln wird sich garantiert nicht durchsetzen: Viel zu teuer und skaliert schlechter als Ladesäulen. Batteriewechseln kann man nur, wenn man die Batterie mietet und nicht kauft. Die Miete für die größere Batterie kostet 289 Euro im Monat. Auf der Basis ergäben sich über ein Fahrzeugleben von 20 Jahren Batteriemietkosten von 70.000 Euro – zusätzlich zum Fahrzeugpreis und zusätzlich zur Gebühr für jeden Batteriewechsel. Wie dumm sollen Kunden sein, um das zu wollen?
Nio hat letztes Jahr gut 120.000 Autos ausgeliefert (den Löwenanteil davon in China). Das ist schon ganz beachtlich, aber Nio ist noch nicht an dem Punkt, an dem man gesichert davon ausgehen kann, dass die überleben werden. Viele neue Elektroauto-Hersteller werden wieder vom Markt verschwinden. Tesla, BYD, Geely, SAIC, usw. liefern längst in Millionen-Stückzahlen aus und sind auf einem anderen Level.
ShullBit meint
Nachtrag: Gegenüber seinem einstigen Höchststand hat Nio 87% seines Börsenwertes verloren und ist somit deutlich stärker eingebrochen als z.B. Tesla. Das dürfte reflektieren, dass Nio einerseits durchaus gute Autos baut und viel Potenzial hat, aber andererseits wie geschrieben noch nicht mal gesichert ist, dass die überhaupt überleben.
Jörg2 meint
ShullBit
Zumindest ist NIO nun auch in D halbwegs bekannt. Gleichzeitig stellen sie mit den aktuellen Autos vor, was sie können (Design, Technik…..).
Ich vermute, es wird einige zeit dauern, bis NIO im europäischen Geschäft auf schwarze Zahlen kommt. Und ich vermute, es braucht dazu Fahrzeuge für den Massenmarkt (also unterhalb des ET5).
Wenn ich die Planung von NIO richtig verstanden habe, dann sollen solche Massenmarktfahrzeuge kommen. In Berlin gibt es wohl ein neues Designcentrum, welches sich auf europäische Ansprüche fokusieren möchte. Zwei neue Marken möchte NIO bringen und damit auch Autos für Europa unter 30T€.
Bleibe die Frage, ob die Finanzierung über den langen Zeitraum steht.
Markus meint
Das ambitioniert in Europa Fuß zu fassen, aber anscheinend sehen sie das als mindestens 10-Jahres-Projekt. Also abwarten und Tee trinken. Dass sie nicht in kürzester Zeit den deutschen Markt aufrollen werden, ist Nio ja selbst völlig klar.
DerOssi meint
Laut NextMove hat nun auch MG seine Preise für den MG4 und 5(?) um 3000,0 bis 4000,0€ erhöht… das entspricht mal locker mindestens 10% Preiserhöhung
Also ich persönlich sehe keine Welle „günstiger“ Chinesen kommen… vielleicht höchstens mal bei ganz kleinen Modellen, schau mer mal…
Ansonsten gehören die „günstigen Chinesen“ bei uns bisher eher ins Reich der Mythen
Ein NIO ET7 mit 100KWh Akku kostet unfassbare 91.000€ ! …und hat nur eine WLTP-Reichweite von 580Km… den wird der ID.7 komplett einsargen 🤷♂️
Mäx meint
Der Artikel geht natürlich um Deutschland, aber das viel größere Problem für unsere deutschen Hersteller sind ohnehin die Verkäufe in China.
Das macht immerhin oft gut 50% aus.
Wenn da demnächst chinesisch gekauft wird wäre das aber ganz unschön…
DerOssi meint
Dass es in China Probleme gibt, ist offensichtlich…
Ich hätte da gerne mal eine echte Marktanalyse, warum?
Sind es wirklich nur die Preise? Sind es digitale Spielerreien, wenn ja, welche?
Weil rein von den elektrischen Eigenschaften wie Reichweite und Ladegeschwindigkeit, sehe ich die Deutschen absolut konkurrenzfähig bzw. teils auch (weit) besser als die Chinesen…
Oder ist es einfach ein neues „Selbstbewusstsein“ der Chinesen, sodass sie auch vemehrt einfach heimische Marken kaufen, so wie wir ja auch…?
Da wäre mehr Analyse wirklich interessant meines Erachtens…
elbflorenz meint
Wo ist denn ein ID3 einem MG4 bei Reichweite und Ladeleistung überlegen?
Futureman meint
Bei Chinesen geht es nicht um Ziernähte und co. Sie wollen Karaoke und Liegesitze. Aber bis das die deutschen Hersteller kapiert haben, wird es schon was anderes sein. Die Chinesen sind halt viel offener für neue Technologien.
DerOssi meint
@Futureman:
Welcher BYD hat alles Liegesitze? …kenne mich da nicht so aus…
Kuffel meint
Mit den Preiserhöhungen zeigen die Chinesen jetzt ihr wahres Gesicht. Passt auch gut zu deren Mentalität, vorne lächeln sie dich freundlich an, hinten kriegst du ein Messer rein ..
kero meint
In Japan oder Korea machen die lokalen Marken 80%+ des Markets aus.
Mit Liegesitze und Karaoke ist bestimmt auch ein Punkt, bei knapp 300 Million Autos Bestand in China kann man sich aber schon fragen wieviele Leute denn ein Auto einfach wirklich nur als Auto sehen und eben so benutzen. Ob ein Wuling Mini als eines der meistverkauftesten Modelle solche Annehmlichkeiten besitzt um solche Verkaufszahlen zu erreichen? Wohl eher nicht.
elbflorenz meint
Nicht nur die Verkäufe in China sind in Gefahr. Sondern generell außerhalb Europas … (USA mal ausgenommen)
Südostasien und Lateinamerika stellt ebenfalls auf BEV um … und da sind die Chinesen schon ganz klar auf dem Vormarsch …
Und Zentralasien (Russland, Iran, Kasachstan, Mongolei usw.) haben wir politisch aufgegeben …
Peer meint
Nio wird insbesondere in Deutschland probleme haben die Absatzzahlen zuereichen.
Der Preis ist das eine aber eine grundlegende Abneigung gegen Chinafahrzeuge ist in Deutschland groß.
Mike meint
> eine grundlegende Abneigung gegen Chinafahrzeuge ist in Deutschland groß.
Nicht, wenn der Preis besonders günstig ist und die Qualität stimmt.
DerOssi meint
Mag sein, nur stimmt dafür bei NIO der Preis eben nicht… die sind absolut auf deutschem Premium-Preisniveau unterwegs… da wird es schwer…
Envision meint
Das komische ist das es zumindest Polestar (mit Entwicklung/Sitz Schweden) noch schafft halbwegs günstig anzubieten, obwohl Made in China, auch das MIC Model 3 ist ja nicht uberteuert, kann also kein Zölle Ding sein.
– sind die 100% Chinesen einfach zu gierig/knauserig/selbstbewusst um hier echte Chance zu haben?
Und dann prinzipiell attraktive Limmos wie ET5 oder BYD Dolphin zu bringen aber mit kleinen Kofferraumdeckel ist halt auch unpraktisch, gerade im Hatchback Land, siehe Polestar, BMW i4, ID7 wo es besser geht.
elbflorenz meint
In der USA oder in Kanada ist die Abneigung gegenüber chinesischen Autos noch viel größer. Dort müssen ja die Hersteller aus China (und die Kunden auch) jederzeit mit einem Verbot der Autos rechnen. Wegen der „nationalen Sicherheit“ … brruahhaa …
Ich hoffe, die Chinesen machen nicht den Fehler, in Nordamerika einen Markteintritt zu versuchen. Die werden ganz klar zerstört von der dortigen repressiven Regierung.
Und die Folgende (Reps) wird noch schlimmer sein …
China steht die ganze Welt offen … die brauchen die NATO-Staaten ned …
Kuffel meint
Die USA ist mit Abstand der wichtigste Exportmarkt für China, da brechen dann 20% auf einmal weg, die restlichen “ Nato“ Staaten auch nochmal 10%, das kommt für China einem Supergau gleich. Die G7, die nicht in der Nato sind wie zb. Frankreich und Japan sind auch auf US Kurs, also nochmal 8% weg …, HOFFENTLICH!
elbflorenz meint
Hahaha 😂
Sie wissen ja wirklich nix.
Frankreich ned in der NATO … bruahhaa.
Und China exportiert fast keine Autos in die USA.
Und das bleibt hoffentlich auch so.
Sollen doch die kriegsgeilen Amerikaner in 5 Jahren im Mexiko-Urlaub sich die geilen Chinakisten anschauen – und Zuhause müssen Sie dann schnöde Tesla’s oder Ford fahren … hahaha 😁