Audi hat angekündigt, ab 2026 nur noch rein elektrische Modelle auf den Markt zu bringen. Bis 2033 lässt die Premiummarke die Produktion von Verbrenner-Fahrzeugen auslaufen. Das Unternehmen will führender Anbieter bilanziell CO₂-neutraler Mobilität werden. Bei einem Thementag präsentierten die Ingolstädter ausführlich, wie sie Nachhaltigkeit vorantreiben.
Bis spätestens 2050 soll Audi als Unternehmen bilanziell CO2-neutral sein. In einer ersten Phase bis 2025 plant das Unternehmen, mehr als 20 vollelektrische Batterieautos im Angebot zu haben. Gleichzeitig will Audi den ökologischen Fußabdruck seiner Flotte um 30 Prozent gegenüber 2015 verkleinern. Zentrales Ziel sei es, bis 2025 an allen Standorten bilanziell CO2-neutral zu produzieren. Als Etappenziel habe man dies bei Audi Hungaria und Audi Brussels schon erreicht. Für Nachhaltigkeit habe man sämtliche Prozesse im Blick: die Herkunft der Rohstoffe, die Produktion selbst, aber auch die Nutzungsphase sowie das Recycling beziehungsweise die Wiederverwertung am Ende des Lebenszyklus eines Autos.
Durch den Wandel hin zur Elektromobilität verschiebt sich ein Anteil an CO₂-Emissionen auf die Lieferkette. Das liegt vor allem an den Lithium-Ionen-Batterien für Elektroautos, deren Herstellung energieintensiv ist. Hier entstehe bei Audi perspektivisch fast ein Viertel aller CO2-Emissionen pro Auto, erklärt das Unternehmen. Deshalb setze man bereits in dieser frühen Phase an. Ein kluger Umgang mit Ressourcen spare Material und verringere den Energieverbrauch. Dies wiederum reduziere den Kohlenstoffdioxidausstoß in vorgelagerten Produktionsprozessen und tieferen Stufen der Lieferkette.
Audi adressiere gemeinsam mit seinen Zulieferunternehmen vor allem Maßnahmen, die in der frühen Phase der Herstellung greifen. „Wir sind davon überzeugt, dass unsere Lieferanten eine Schlüsselrolle für den Erfolg in Sachen Nachhaltigkeit spielen“, sagt Marco Philippi, Leiter Beschaffungsstrategie bei Audi. Chancen lägen vor allem in geschlossenen Materialkreisläufen, der sukzessiven Erhöhung des Einsatzes von Sekundärmaterial, der Verwendung von Materialien aus Recyclingprozessen, in Kunststoffbauteilen sowie der Nutzung von Grünstrom.
Ein Beispiel für mehr Nachhaltigkeit in der Lieferkette sei die Umstellung auf regenerative Energie. So müssten vertraglich festgelegt etwa Hochvolt-Batteriezellen mit Grünstrom hergestellt werden. Darüber hinaus engagiere sich Audi in verschiedenen Initiativen und mache sich gemeinsam mit anderen Partnern für die Einhaltung von Menschenrechten und Umweltschutz in der Lieferkette stark.
Als weiteres Beispiel für mehr Nachhaltigkeit in der Lieferkette wird das Sekundärmaterial genannt: Audi gibt den Aluverschnitt aus dem Presswerk an die Zulieferunternehmen zur Aufbereitung zurück und erhält ihn in Form von neu aufbereiteten „Alu-Coils“ zurück. So wird weniger Primäraluminium benötigt und weniger CO₂ ausgestoßen. Zudem kommen laut Audi als Beitrag zur Ressourcenschonung bei immer mehr Bauteilen Rezyklate zum Einsatz, also aufbereitete Stoffe, die einem Recyclingprozess entstammen.
Für eine nachhaltigere Lieferkette sei man auch dazu bereit, neue Wege zu gehen, so Audi weiter. Im „Code of Conduct für Geschäftspartner“ habe der Mutterkonzern Volkswagen seine Nachhaltigkeitsanforderungen für Partnerunternehmen zusammengefasst. Die festgelegten Umwelt-, Sozial- und Compliancerichtlinien seien die Basis für die Zusammenarbeit und fester Bestandteil des Monitorings. Seit 2019 sei ein Nachhaltigkeitsrating für Lieferunternehmen ein verpflichtendes Vergabekriterium bei Audi. Mit diesem Verfahren prüfe das Unternehmen, ob die Firmen die Vorgaben des Code of Conduct für Geschäftspartner einhalten. Eine Zusammenarbeit komme nur bei einem positiven Ergebnis der Prüfung zustande.
Darüber hinaus gebe es Postfächer und Ombudsleute, um Audi über mögliche Verdachtsfälle zu informieren. Künstliche Intelligenz ergänze das Lieferkettenmonitoring. Intelligente Algorithmen analysieren dazu in einem Pilotprojekt von Audi, Porsche und Volkswagen in rund 150 Ländern Nachrichten über Zulieferunternehmen aus online zugänglichen öffentlichen Medien und sozialen Netzwerken. Geprüft werden Verdachtsfälle auf Nachhaltigkeitsrisiken wie Umweltverschmutzung, Menschenrechtsverstöße und Korruption. Werden sie gefunden, schlägt die Künstliche Intelligenz Alarm. „Wir können viel früher erkennen, wo potenzielle Risiken auftauchen und aktiv gegensteuern, etwa indem wir gezielt Strategiedialoge mit Zulieferfirmen aufsetzen“, erläutert Philippi.
„Mission:Zero“
Ein zentrales Ziel des standortübergreifenden Umweltprogramms „Mission:Zero“ sei es, bis 2025 an allen Standorten bilanziell CO2-neutral zu produzieren, erklärt Audi. Audi Hungaria habe das Ziel der bilanziellen CO2-Neutralität im vergangenen Jahr erreicht, Audi Brussels bereits 2018. Das Umweltprogramm adressiere darüber hinaus noch die Handlungsfelder Wassernutzung, Ressourceneffizienz sowie Biodiversität und habe an allen Standorten Pilotprojekte initiiert.
„Wir haben in Brüssel ein ganzes Bündel an Maßnahmen umgesetzt“, sagt Achim Diehlmann, Projektleiter von Mission:Zero. So habe das Werk auf Ökostrom umgestellt und eine große Photovoltaikanlage von 107.000 Quadratmetern installiert. Die Wärmeversorgung des Standorts erfolge mit erneuerbaren Energien mittels Abdeckung durch Zertifikate für Biogas. Derzeit technisch nicht vermeidbare Emissionen gleiche man durch zertifizierte Carbon-Credit-Projekte aus. Diese drei Säulen seien – flankiert von weiteren Maßnahmen – Blaupause für die Dekarbonisierung der anderen Standorte.
Um Wasser bewusst und sparsam zu verwenden, setze Audi auf effiziente Prozesse, geschlossene Wasserkreisläufe und die verstärkte Nutzung von Regenwasser. Peter Kössler, Vorstand Produktion und Logistik bei Audi: „Wir wollen unseren Frischwasserverbrauch massiv reduzieren und bis 2035 den Wasserverbrauch pro produziertem Auto halbieren. Dafür nutzen wir bereits heute nach Möglichkeit recyceltes Wasser, das im Kreislauf mehrfach verwendet und wiederaufbereitet wurde. Unsere Vision sind geschlossene Wasserkreisläufe an all unseren Produktionsstandorten.“
Die Nutzungsphase eines Autos umfasst den gesamten Zeitraum, in dem das Produkt genutzt wird, inklusive der Bereitstellung von Treibstoff oder Strom. In dieser Phase entstehe der größte Teil der Emissionen, die über den Lebenszyklus eines Autos anfallen, betont Audi. Bei Elektroautos liege ein großer Hebel im geladenen Strom, allerdings stünden noch nicht überall Ladepunkte mit Grünstrom zur Verfügung. Deshalb kooperiere die Marke unter anderem mit Energieversorgern und entwickele eigene Ladekonzepte.
In Elektroautos ausgediente Batterien führt Audi nach Möglichkeit einem zweiten Leben zu, etwa als Speicher in geplanten Ladestandorten mit angeschlossener Lounge. Wenn die Batterien solche 2nd-Use-Anwendungen nicht mehr erfüllen können, werden sie in ihre einzelnen Rohstoffe zerlegt, um anschließend in neuen Batterien zum Einsatz zu kommen. Zu diesem Zweck dient unter anderem die Recycling-Pilotanlage für Lithium-Ionen-Batterien des Volkswagen-Konzerns in Salzgitter. Dem Pilotprojekt werden laut Audi perspektivisch weitere Recyclinganlagen folgen. Der Anspruch sei es, einen geschlossenen Materialkreislauf für die Batterien aufzubauen.
TheMan meint
Liest sich gut und man kann der Dame Wortmann schon gratulieren für die Audi Marketing Mitteilung.
Mehr ist es auch nicht, da eigentlich alles schon bekannt und gelebt wird.
Wortmann will Audi im Öko Gespräch halten. Wenn man bedenkt, dass nach kurzer Zeit die Softlacke an den Interieur Teilen abblaettern ist auch das immer wieder wiederholen von AUDI sei Premium reines ever Marketing. Nun gut so ach Marketing bracht Beschäftigung ????.
THeRacer meint
… das nehme ich erst ernst, wenn Audi, und im übrigen alle anderen Hersteller, nachvollziehbare, verbindliche und konkrete Angaben zur Herstellungsenergie ihrer Produkte abgeben.
Diese müssen untereinander und im zeitlichen Ablauf vergleichbar sein!
Dafür sind strenge gesetzliche Vorgaben zu etablieren, die Vergleichbarkeit und Wettbewerb generieren …
150kW meint
Von den Herstellern gibt es doch schon Dokumentationen über Energieverbrauch und Emissionen etc. Für Audi z.B. die „Umwelterklärung“.
THeRacer meint
… okay, danke für den Hinweis. :-) Immerhin scheint Audi bemüht. Schön wäre, wenn Herstellungsenergie und -emissionen sich je nach Typ und Ausstattung im Prospekt, bzw. Konfigurator und in den Vergleichstests der diversen Autozeitschriften wie AMS, AB, AZ etc. wiederfinden würden. …
Pferd_Dampf_Explosion_E meint
Zitat: „Als weiteres Beispiel für mehr Nachhaltigkeit in der Lieferkette wird das Sekundärmaterial genannt: Audi gibt den Aluverschnitt aus dem Presswerk an die Zulieferunternehmen zur Aufbereitung zurück und erhält ihn in Form von neu aufbereiteten „Alu-Coils“ zurück.“
Was heißt hier „mehr Nachhaltigkeit“?
Das wird in der Industrie aus wirtschaftlichen Gründen seit mehr als 130 Jahren so gemacht; will Audi hier die unbedarften Leser mal wieder in die Irre führen (vorsichtig formuliert)?
AlBundy meint
sowas hat Audi noch nie getan, tut es jetzt nicht und wird es niemals nicht tun.
never ever. das ist das ehrenwertetes Unternehmen auf diesem Planeten.
Fragen Sie Rupert Stadler, der kennt sich aus. und die Nachfolger sind nicht schlechter.
Belief and Trust – no rust in an alu-hut
Falscher_Hase meint
Nirgends steht dass Audi den Aluverschnitt erst jetzt recycelt. Aber klar, man pickt sich ein Detail raus und versucht es negativ zu interpretieren. Macht das eigene Versagen irgendwie leichter wenn man ein Feindbild hat, oder nicht?
Dark Erebos meint
Der Aluverschnitt wurde bis jetzt immer wieder, mit den neuen Alubarren eingeschmolzen.
Hab ich mir erst vor einem halben Jahr live anschauen können.