Einen Boom wie bei Elektroautos verzeichnen die Hersteller von Lastwagen noch nicht. Das liegt vor allem an fehlenden Modellen, mangelnder Alltagstauglichkeit und hohen Preisen. Aber auch die mangelhafte Ladeinfrastruktur bremst die Verbreitung von E-Lkw – die EU will das ändern.
Alle wichtigen Straßen in der EU sollen bis 2030 mit einer Ladeinfrastruktur für elektrische Lastwagen ausgestattet werden. Darauf einigten sich Anfang Juni die Verkehrsminister der EU-Staaten. An diesen Routen sollen zudem Wasserstofftankstellen entstehen.
Die EU hat das Ziel, ab 2050 klimaneutral zu sein. Der Verkehrsbereich ist nach Angaben der EU-Staaten derzeit für mehr als ein Viertel der EU-Emissionen verantwortlich. Der Verband der Automobilindustrie (VDA) betonte: „Der schnelle, verbindliche und flächendeckende Ausbau der Ladeinfrastruktur in allen EU-Mitgliedsstaaten ist zwingend notwendig.“ VDA-Präsidentin Hildegard Müller forderte daher, den Fortschritt zu überwachen.
Der VDA und der internationale Autoherstellerverband ACEA setzen sich schon länger dafür ein, dass auch für große Nutzfahrzeuge ein flächendeckendes Netz an Strom-Tankstellen aufgebaut wird. An Pkw-Ladesäulen können Lkw und große Busse schon aus Platzgründen meist nicht andocken, es braucht aber auch leistungsfähigere Ladegeräte.
Die Technik für praxistaugliches Lkw-Laden in Deutschland treibt die Branche bereits voran. So plant etwa ein Konsortium mit Partnern aus Industrie und Forschung entlang der Autobahn A2 die erste Demonstrationsstrecke für das „Megawattladen“. Das Ziel des 2021 offiziell gestarteten Projekts „Hochleistungsladen im Lkw-Fernverkehr“ (HoLa) sind Erkenntnisse für einen standardisierten Ausbau von Lkw-„Hochleistungsladeparks“ in der Bundesrepublik.
Die Schirmherrschaft bei HoLa – beteiligt sind unter anderem die vier Lkw-Hersteller Daimler Truck, die zu Volkswagens Traton Group zählenden Marken MAN und Scania sowie Volvo – hat der VDA übernommen. Die drei großen Nutzfahrzeughersteller sehen mit einem neuen Gemeinschaftsunternehmen auch den Aufbau und Betrieb eines öffentlichen Hochleistungs-Ladenetzes für batterieelektrische schwere Fernverkehrs-Lkw und Reisebusse in Europa vor.
Martin G meint
Im Zuge des Aufbaus von LKW Ladestationen, sollten auch direkt Oberleitungen mit geplant und umgesetzt werden. So können LKW auch während der Fahrt auf Autobahnen mit höherem Wirkungsgrad ohne Akku-Schleife fahren + zusätzlich auch die Akkus laden. So könnten LKWs auch auf deutlich kleinere Akkus setzen und die Akkugröße auf die innerstädtische/Ländliche Erreichbarkeit auslegen. Auf der Autobahn wird dann während der Fahrt wieder aufgeladen.
Fritzchen meint
Gute Idee.
Nach der ersten Ölkrise in den 70ern wurde dieses System für Oberleitungs-Busse abgeschafft.
MAik Müller meint
Was ein Lacher. Ich wußte schon vor Jahren das logischer weise auch LKW mit Akkus betrieben werden.
Ich dachte H2 wäre soo toll :) :)
Powerwall Thorsten meint
Ist doch immer das gleiche Schema in Deutschland – man ist so lange gegen das Neue, bis man endlich selber in der Lage ist am entstehenden neuen Markt zu partizipieren.
Wie lange hat man gegen eAutos Lobbyisten losgeschickt, die der Politik und vor allem der „freien“ Presse erklärt haben, daß die Reichweite viel zu gering, die Ladezeit viel zu lang, die Ladeinfrastruktur viel zu wenig ist – und überhaupt…. die brennen eh immer ab.
Manch einer erkennt hierbei ein Muster
;-)
Time will tell the whole story
Jakob Sperling meint
Lesen würde helfen. Ein Nebensatz genügt, um zu sagen, dass die gleichen Strecken auch mit H2-Ladestationen ausgerüstet werden sollen.
Allerdings ist das gar kein grosses Problem, weil eine H2-Ladestation für eine bestimmte Menge LKW (z.B. 12 pro Stunde) deutlich billiger ist als eine entsprechende Elektro-Ladestation. Die involvierte Privatindustrie hat schon Dutzende H2-Ladestationen aufgebaut und für die vollständige Schnellstrassen-Versorgung gibt es auch schon Pläne.
Im Moment gibt es auf jeden Fall für LKW ein paar 100% mehr H2-Ladestationen als „Megawatt“-Ladestationen.
Pferd_Dampf_Explosion_E meint
@ Jakob Sperling:
Welcher der beteiligten LKW-Hersteller (Daimler Truck, die zu Volkswagens Traton Group zählenden Marken MAN und Scania sowie Volvo) investiert in H2-Antrieb?
Jakob Sperling meint
Sicher mal Daimler Trucks, MAN, Scania und Volvo Trucks.
Beispiel:
29.4.2021: Volvo Group Press Release: Volvo Group and Daimler Truck AG fully committed to hydrogen-based fuel-cells – launch of new joint venture cellcentric (zur Produktion von Brennstoffzellen).
MAN baut zudem auch Motoren, die H2 verbrennen.
Warum?