Renault hat die Entwicklung einer rein elektrisch angetriebenen Version des kompakten Twingo vorerst auf Eis gelegt. Als Grund wird der bislang hinter den Erwartungen zurückbleibende Absatz der bereits erhältlichen Elektroautos der Franzosen genannt.
„Wir befinden uns nicht in einer Situation, in der der Markt unseren Prognosen gefolgt ist,“ erklärte Renault-Vertriebschef Jerome Stoll der Nachrichtenagentur Bloomberg gegenüber. „Die Menschen sind noch nicht an einem Punkt angelangt, an dem sie ein Elektroauto für den alltäglichen Bedarf besitzen wollen. Die Menschen müssen dies fühlen, um zu Elektroautomodellen zu wechseln.“
Renaults Entscheidung steht stellvertretend für eine immer offensichtlicher werdende Spaltung des Elektroautomarkts in kostspieliege Premiummodelle auf der einen und möglichst preisbewusste Massenmodelle auf der anderen Seite. So scheinen Elektroautos für immer mehr Menschen Statussymbole darzustellen und dementsprechend auch über die marktüblichen, hochwertigen Ausstattungsmerkmale zu verfügen.
Während z. B. Tesla die Produktion seines ab knapp 66.000 Euro erhältlichen Model S immer weiter steigert, verkaufen sich günstigere Stromer wie Renaults ZOE weitaus schwächer, als es die Hersteller eingeplant hatten. Und das, obwohl der kompakte Stromer nicht nur gut aussieht und sich dynamisch fahren lässt, sondern auch preislich eines der interessantesten Elektroautos auf dem Markt ist.
Ein anderes Premium-Elektroauto dagegen – der BMW i3 – genießt bereits kurz nach Marktstart verhältnismäßig großen Erfolg, während mit dem Opel Ampera einer der deutschen Stromerpioniere dieses Jahr so einige Probleme hat, ausreichend Käufer zu finden.
Interessant wird daher, welchen Einfluss Europas größter Automobilhersteller Volkswagen auf den E-Auto-Markt haben wird, wenn in den nächsten Jahren diverse neue Elektro- und Hybridautomodelle eingeführt werden. Ironischerweise hat Renaults Schwesterunternehmen Nissan bereits moderaten Erfolg beim Verkauf von „Volks-Elektroautos“: Der LEAF ist mit weit über 100.000 Einheiten das derzeit weltweit meistverkaufte rein elektrische Automobil.
Elektroautos werden zwar von Jahr zu Jahr günstiger, noch ist allerdings offen, ob die Preise erst auf das Niveau vergleichbarer Autos mit Verbrennungsmotor fallen müssen, um für einen großflächigen Markterfolg sorgen zu können. Möglicherweise müssen Stromer aufgrund ihrer limitierten Reichweite und Einschnitten beim Komfort – ein bei aktiven Elektroautofahrern durchaus strittiges Thema – sogar deutlich billiger als Modelle gleicher Bauart angeboten werden, um für merklich steigende Absatzzahlen zu sorgen.
Wetter meint
Wir fahren privat einen Zoe seit Januar 2014 in der Schweiz und sind total begeistert. Leise, immer genügend Kraft, vorheizen usw. Wirklich ein super Auto hat Renault gebaut. In den 5000 Km, die wir seit einem halben Jahr gefahren sind, benötigten wir bis jetzt 5 Mal ein anderes Auto. 3 Mal, weil die Ladeinfrastruktur in der Schweiz einfach noch nicht genügend ausgebaut ist. Aber da wir bei Mobility (Car Sharing) sind, war das eigentlich nie ein Problem.
120 km (Winter) bis 160 km (Sommer) Reichweite ist nicht das eigentliche Problem. Es sind die fehlenden Schnellladestationen und die damit verbundene Unsicherheit. 99% der Ladungen fanden zu Hause über die Nacht statt und das ist überhaupt kein Problem.
Zusätzlich ist das Auto eine der grösseren Investitionen eines Haushalts. Und da will man sich nicht einschränken. Mit Schnellladestationen wäre das Argument vom Tisch und der höhere Fahrkomfort des Elektroautos würde sicher mehr Käufer überzeugen.
Frwewer meint
Ich denke auch, dass das Hauptproblem die immer noch zu geringe Reichweite der „kleinen“ Stromer ist, gepaart mit einer unzureichenden Lade-Infrastruktur.
Auch bei den Gas-Autos hat es gedauert bis Tankstellen mit entsprechenden Zapfsäulen ausgestattet waren, sodass man durchs Land reisen konnte ohne vor einen Plan zu machen.
Starkstrompilot meint
Die Masse will keine vernünftigen Fahrzeuge, mit denen sie 95% ihrer Strecken locker bewältigen könnten. Warum sollten sie sich das antun? Der Clio, dessen Werbespot übrigens deutlich emotionaler ist, als der des Zoe, fährt alle Strecken ohne darüber nachdenken zu müssen. Was Renault dringend braucht, ist ein großes Modell mit mindestens 400km Reichweite. Vielleicht in Kooperation mit Tesla. Auch bei der Ladetechnik. Dann wird Renault als echter E-Autohersteller wahrgenommen. Dann werden auch die kleineren gekauft.
Neue Produkte wurden schon immer von der Luxusecke in den Massenmarkt eingeführt, weil die Neuentwicklung am Anfang immer teuer ist und sich in eh teuren Fahrzeugen besser verkaufen lässt. Es gibt zig Beispiele dafür. Tesla macht es richtig herum. Alle anderen machen es falsch und leben nur durch die Subventionen. Tesla profitiert natürlich auch davon, bräuchte sie aber gar nicht. Das Model S ist das günstigste Fahrzeug seiner Klasse.
Renault hat mit einer schnelleren Ausbreitung von Schnellladestationen gerechnet. War aber nix. Ich hoffe, in Frankreich läuft ihre E-Offensive besser.
Dass der i3 eher läuft, liegt am Luxusruf von BMW. Den genießt Opel schon lange nicht mehr, obwohl trotz niedrigerem Preis der Ampera um einiges besser aussieht als der i3 und der 60km-Akku des Ampera immer noch für 80% aller Strecken ausreicht.
E-Autos werden dann in der Masse gekauft, wenn die Reichweite die 350 km knackt und die Ladeprozedur problemlos wird.
Euer Starkstrompilot
Ad van der Meer meint
Der teuere Tesla Model S hat als Vorteil das die Reichweite für die meisten Leuten stimmt. Zudem baut Tesla selber Ladeinfrastructur die im Moment „State of the Art“ ist.
Der Zoe kommt nur maximal 150 km weit auf einer Ladung und 43 kW Lader sind Holland noch nicht verfügbar. Wenn 43 kW lader in Holland nicht schnell installiert werden, ist es durchaus möglich das der Zoe schon verältet ist bevor die Verkaufszielen erreicht werden.