Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft BDEW hat eine neue Erhebung zur Ladesäuleninfrastruktur veröffentlicht: Die Zahl der öffentlich zugänglichen Lademöglichkeiten für Elektroautos liegt demnach aktuell bei rund 10.700 Ladepunkten an 4730 Ladesäulen (darunter insgesamt 530 Schnellladesäulen). Erfasst wurden Energieunternehmen sowie weitere Marktteilnehmer wie beispielsweise Parkhaus- und Parkplatzbetreiber.
„Diese Zahlen zeigen eindrucksvoll: Die Energiewirtschaft drückt beim Ladesäulen-Ausbau aufs Tempo. Sie geht damit massiv in Vorleistung. Es ist jetzt an der Automobilindustrie, endlich attraktive Elektroautos auf den Markt zu bringen – attraktiv im Sinne einer hohen Reichweite zu einem bezahlbaren Preis“, sagte Stefan Kapferer, Vorsitzender der BDEW-Hauptgeschäftsführung.
Diese Dynamik beim Ausbau der Ladeinfrastruktur werde auch weiterhin gebraucht, da für eine Million Elektroautos etwa 70.000 Normalladepunkte und 7000 Schnellladepunkte erforderlich seien. „Da sich der Betrieb der Säulen aufgrund der geringen Anzahl von E-Fahrzeugen heute noch nicht lohnt, sind die von der Politik aufgelegten Förderprogramme enorm wichtig. Die bereitgestellten Fördermittel für die Ladeinfrastruktur werden auch erfreulich stark abgerufen. Das steht in einem deutlichen Kontrast zur Kaufprämie für E-Fahrzeuge, die mangels attraktiver Modelle bisher ein Ladenhüter ist“, so Kapferer weiter.
Der Ausbau der Elektromobilität werde erhebliche Investitionen in das Strom-Verteilnetz erfordern. Zudem werde die Bedeutung von Elektromobilität auf Basis Erneuerbarer Energien wachsen. „Deshalb brauchen wir Lösungen für eine Vernetzung von Fahrzeug, Stromnetz und regenerativen Erzeugungsanlagen. Dazu müssen die rechtlichen Rahmenbedingungen beispielsweise für die Bereitstellung und Verarbeitung von Daten geklärt sein. Nur so können die Unternehmen neue digitale Geschäftsmodelle entwickeln.“
Erhebungsbasis
Für die Erhebung wurden die Ladestationen im öffentlichen Straßenraum und auf öffentlich zugänglichen Privatflächen erfasst. Da für die Erhebung mit Stichtag 30.06.2017 die Datenbasis um Akteure wie Betreiber von Parkhäusern und -plätzen erweitert wurde, lässt sie sich nicht eins zu eins mit der letzten Erhebung vergleichen (31.12.2016: 7407 öffentliche Ladepunkte an 3206 Ladesäulen). Nimmt man die ursprüngliche Datenbasis zur Grundlage, ist in den letzten sechs Monaten ein Anstieg um 18 Prozent bis zum 30.06.2017 zu verzeichnen.
Thomas Wagner meint
Beim Elektroautoforum GoingElectric, sind (Stand heute) 9.439 Stromtankstellen mit
27.719 Ladepunkten gemeldet, alle mit Adresse, Ausstattung usw..
Es ist mir deshalb ein Rätsel, wieso alle paar Monate, die komplett unvollständige und
damit nutzlose Erhebung des BDEW veröffentlicht wird ?
Ebenso wichtig wie der Bau von Stromtankstellen, wäre es, dass die Bundesregierug
die gesetzlichen Vorgaben schafft, dass zB. an Stellplätzen, Garagen und Tiefgaragen
bei Mehrfamilienhäusern die Nutzer das Recht auf eine Steckdose haben.
Dann hätten nämlich auch Mieter die Möglichkeit über Nacht ihr Elektroauto zu laden und
der Autoakku wäre damit jedoch Morgen voll geladen, was den Bedarf an öffentlichen
Ladesäulen deutlich reduziert.
Diese Gesetzesänderungen warten schon lange bei der Bunderegierung auf Bearbeitung.
Es passiert aber leider nicht s :-(
Mike meint
Ich hoffe doch sehr das die bisherigen Ladesäulen und dieses Chaos der verschiedenen Systeme größtenteils ab 2020 ,wenn die deutschen Autohersteller endlich auf den Markt stromern…..der Vergangenheit angehören, und so pöh a pöh sich das induktive Laden durchsetzt!!
Ich meint
Ich weiß nicht. Irgendwie habe ich beim induktiven Laden so meine Probleme. Schließlich muss man die Technik ja auch mit rumfahren. Und sind wir mal ehrlich: Einen Stecker wird man ja noch in die Steckdose stecken können.
Aber gut, das sieht vermutlich jeder anders.
Gegendenstrom meint
Bin voll Deiner Meinung.
Dazu kommt noch, das das ganze bei Eis und Schnee mangelhaft funktioniert. Darüber hinaus muss da zu ladende Fahrzeug relativ genau positioniert werden. Bei der heutigen Parkdisziplin der vor allem Verbrennerfahrer lässt sich über ein Kabel zuverlässiger Laden
Matthias meint
schliesse mich an. den Tankwart von früher gibt es heute auch nirgends mehr.
Dr.M. meint
Wahnsinn, 530 Schnelllader in Deutschland, toll. Das ist eine echte Leistung.
Bei derzeit etwa 50 aktiven Superchargern in Deutschland und einem angenommenen Schnitt von vier Ladepunkten pro Standort hat Tesla alleine sicher über 200 Schnelllader. Und das ist sicher zu knapp kalkuliert – und nur in Deutschland. Die Supercharger stehen da wo sie hingehören, sind einfach zu „bedienen“ und funktionieren 24/7. Die Abrechnung ist simpel und die Preise sehr fair. Wieso beteiligt sich da keiner oder macht das zumindest nach?
Thomas R. meint
2016 waren es bereit 387 :).
150kW meint
Wenn ich das richtig sehe, wurden Tesla Ladepunkte nicht mitgezählt. Da Schnelllader hier mit mehr als 22kW definiert sind, wären 530 insgesamt auch sehr wenig.
Laut goingelectric Statistik gibt es allein über 700 CCS Ladepunkte mit mehr als 43kW.
Jeru meint
Das war schon immer eines der größten Fragezeichen von BEV für mich.
In urbanen Räumen müssten an jedem Parkplatz Ladesäulen stehen, damit die Menschen über Nacht oder allgemein über einen längeren Zeitraum laden können.
An dieser Stelle, stellen sich mir die Nackenhaare auf, weil das 1.) extrem hässlich und 2.) eine extrem aufwendige Infrastruktur ist.
Ich wohne in Berlin und hier gibt es schöne Straßen die zudem sehr fußgängerfreundlich gestaltet sind. Breite Wege und alles sehr offen. Natürlich gibt es aber auch viele parkende Autos, die sich bisher halbwegs in das Bild einorden.
Die Idee, das jedes Fahrzeug an einer Ladesäule, inklusive langem Kabel hängt ist einfach absurd, hässlich und versperrt den Durchgang.
Dieses Bild gibt ein kleines Gefühl dafür:
http://www.manager-magazin.de/images/image-1190934-galleryV9-yyyw.jpg
Die Forderung nach Millionen von Ladesäulen klingt auf dem Papier toll aber in der Wirklichkeit wäre das aus meiner Sicht im urbanen Raum einfach nur hässlich und unpraktisch.
Es gibt doch andere Lösungen, warum nicht ins 21 Jahrhundert wechseln und das Laden per Stecker im 20 Jahrhundert lassen.
Thomas R. meint
Also wie denn dann? Bitte mit kosten Angabe. Danke.
Link meint
Das Laden per Kabel halte ich auch für völlig dämlich. Nicht nur der Ästhetik wegen, sondern auch wegen Wandalismus. Und für die zukünftigen Ladeströme wird ein Kabel kaum noch handzuhaben sein. Es gibt ja nicht gerade wenig enthirnte Zeitgenossen, die irgendwelchen Blödsinn mit dem Kabelgewirr machen werden. Und das alles beim recht bescheidenen Wetter. Dann muß man mit dem nassen und versifften Kabel hantieren, es irgendwo im Fahrzeug unterbringen, wo es trocknen kann. Bisher haben die Ladepunkte nämlich eher Stecker/Anschlüsse und keine eigenen Kabel.
Induktives Laden heißt das Zauberwort. Einfach das Auto auf den Parkplatz stellen und der induktive Ladepunkt handelt mit dem Auto den Ladestrom aus. Dazu ist natürlich ein standardisiertes Protokoll notwendig, worin ich ein Problem sehe. Die Vergangenheit hat gezeigt (und die Gegenwart zeigt’s leider immer noch), daß gerne eigene Süppchen gekocht werden.
Es gibt da mehr Probleme als die Batterien selbst, die es beim Thema BEV zu lösen gilt.
150kW meint
„Dazu ist natürlich ein standardisiertes Protokoll…“
Ist auf dem Weg. Stichwort: WPT bzw. SAE J2954
Mit dabei sind: Audi, BMW, Chrysler, Daimler, Fisker, Ford, GM, Honda, Mitsubishi, Nissan, Toyota
Is nu so ~ meint
also bei unserem IKEA sind neu 3 Kabel+Stecker an der LadeSäule :
bei (1) AC 22 kW
an (2) CHAdeMO 20 kW – (alle mit vorwiegend WasserKraftStrom)
und (3) DC 20 kW CCS
über die Modalitäten werde ich mich demnächst Schlau machen
Frank meint
Viel mehr Wettbewerb ist notwendig, damit auch die Preise in Ordnung kommen. Wenn z. B. Opel seinen Kunden Ladekarten anbietet, mit denen 0,6 € pro kWh fällig werden, ist der finanzielle Vorteil gegenüber Verbrennerfahrzeugen dahin. Wenig attraktiv :(
Gunarr meint
Für eine Mio E-Autos sollen 70000 Ladepunkte reichen? Dann kann aber nicht jeder entspannt über Nacht laden, was für die Akzeptanz der E-Mobilität enorm wichtig wäre. Ich behaupte: Die 2000 €, die der Staat momentan zum Kauf eines E-Autos dazu gibt, wären besser angelegt, wenn man dafür Steckdosen an Straßenlaternen anbauen würde.
Fritz! meint
Doch, so im groben paßt das schon.
Die Durchschnitts-KM-Leistung pro Jahr beträgt in Deutschland 14.200 km pro Auto, macht am Tag 39 km. Wenn ich jetzt den neuen Leaf als Standard annehme mit ca. 400 km Reichweite und ich von Normal-Ladepunkten ausgehe, mit denen ich das Auto über Nacht (oder während der Arbeitszeit, jeweils ca. 12 Stunden) vollladen kann, dann brauche ich nur ca. alle 10 Tage an eine Ladesäule. Also kann eine Ladesäule ca. 20 Autos bedienen mit 3,7 bis 11 kW. Dafür ist KEINE Schnellladesäule notwendig. Macht bei 70.000 Ladepunkten ca. 1,4 Millionen Autos.
Dazu noch die 7.000 Schnellladesäulen (mit mind. 50 kW) für die Langstrecke, ich denke, daß paßt so im Groben…