Daimler-Chef Dieter Zetsche hat auf der Hauptversammlung des Autokonzerns über seine Umsatz- und Gewinnerwartungen in Zeiten von E-Mobilität gesprochen. Er gab sich optimistisch, warnte die Aktionäre aber vor den hohen Kosten für den Wandel hin zu Elektroautos. „Seit wir das Automobil erfunden haben, hat es die Welt verändert“, sagte Zetsche. „Der Erfolg des Autos ist seine größte Herausforderung. Dieses Paradoxon zu lösen, ist unsere Aufgabe.“
„Lange Zeit war unser Geschäftsmodell klar definiert: Wir entwickeln, bauen und verkaufen erstklassige Autos. Das bleibt auch so. Aber das ist nicht mehr alles“, so Zetsche weiter. Er ist überzeugt: „Mit der Vernetzung, dem autonomen Fahren, geteilter Mobilität und Elektromobilität eröffneten sich unendlich viel zusätzliche Chancen, die Kunden zu begeistern.“
Daimler hat angekündigt, bis 2022 bei seiner Kernmarke Mercedes-Benz in jedem Segment mindestens eine elektrifizierte Variante anzubieten. Im Mittelpunkt steht dabei die neue Stromer-Marke EQ. Der Kleinwagen-Hersteller Smart ist in Nordamerika bereits komplett elektrisch, in Europa folgt die Umstellung bis 2020. „Gleichzeitig elektrifizieren wir unsere Vans, Trucks und Busse. Und wir haben noch viel mehr vor – auch über unsere Produkte hinaus“, führte Zetsche aus.
„Geben beim Thema Effizienz keinen Deut nach“
„Mehr Elektroautos sind gut für die CO2-Bilanz. Aber nicht so gut für unsere Konzern-Bilanz – jedenfalls vorübergehend“, erklärte Zetsche. Der Umstieg auf emissionsfreie Mobilität sei eine betriebswirtschaftliche Herausforderung. „Deshalb geben wir beim Thema Effizienz keinen Deut nach“, betonte der Daimler-Chef.
Neben hohen Anfangsinvestitionen rechnet die Daimler-Führung bei Elektroautos zunächst mit deutlich kleineren Gewinnspannen als bei Verbrennern. Die Belastungen durch die Stromer-Offensive sollen durch ein Sparprogramm abgeschwächt werden. Zudem soll weiter mit Dieselfahrzeugen Geld verdient werden. Der Selbstzünder sei auch für das Erreichen zukünftiger Umweltvorgaben weiter nötig.
Zetsche betonte bei der Hauptversammlung die Verantwortung der seit Monaten in der Kritik stehenden Automobilbranche. „Ohne jeden Zweifel: Wir Automobilhersteller stehen in der Verantwortung, wenn es darum geht, individuelle Mobilität, Klimaschutz und Luftreinhaltung in Einklang zu bringen“, so der Daimler-Chef. Fahrverbote hält er dabei weiter für den falschen Weg, auch die von vielen geforderten Hardwarenachrüstungen sieht er skeptisch. Daimler befürworte, „was technisch sinnvoll und finanziell verantwortbar“ sei. Die angekündigten Software-Updates würden hier laut Zetsche bereits „eine wirksame und vergleichsweise schnelle Lösung“ darstellen.
onesecond meint
Wow, ich habe in dem Artikel eine wahre Aussage von einem Chef eines altgergebrachten Automobilherstellers gefunden.
„Mehr Elektroautos sind gut für die CO2-Bilanz. Aber nicht so gut für unsere Konzern-Bilanz – jedenfalls vorübergehend.“
Es geschehen noch Zeichen und Wunder. Normalerweise wäre der ganze Text der faktenfreien Lobhudelei ihrer gesundheits- und umweltzerstörenden Verbrenner gewidmet, wobei dieser Satz ja quasi das Eingeständnis ist, dass Elektroautos viel besser sind und nur die Gier ein Umschwenken verhindert.
Daniel meint
„…soll weiter mit Dieselfahrzeugen Geld verdient werden“ – das wird wohl eher schwierig werden: „Diesel weiter im Sturzflug, Interesse an Elektroautos nimmt zu“
caber meint
Die alte Mercedes A-Klasse sollte schon 1996 ein Elektroauto werden.
Durch das „Memorandum of Agreement“ MOA der kalifornischen Regierung hätten Automobilhersteller 1998 batteriegetriebene Elektrofahrzeuge auf dem kalifornischen Markt anbieten müssen.
Die ZEBRA Batterie (NaNiCl), mit der Prototypen der A-Klasse 1997 ausgerüstet waren, ermöglichte damals schon eine Reichweite von 200 km, heute wären 240 km möglich.
Doch nachdem Gerichte auf den Druck der „Blockade-Kartelle“ von Öl- und Automobil-Lobby das MOA ausgesetzt hatten, hat Mercedes dieses Elektrofahrzeug nie auf den Markt gebracht.
Man beschloss also, die Mercedes A-Klasse einfach mit konventionellem Benzin- und Dieselantrieb zu verkaufen.
Das Fahrzeug wäre also kurzfristig in Deutschland als E-Modell verfügbar gewesen.
Zetsche hat jedoch die Produktion 2012 eingestellt.
Stefan meint
Mal abgesehen davon, dass mich deutsche Autobuden ohnehin null interessieren, sei an dieser Stelle erwähnt, dass alle anderen (mit Ausnahme Tesla und vielleicht Nikola) auch nix anderes tun. Niemand hat eine breite Palette an E-Modellen im Portfolio. Alle palavern was von 202x soundsoviel Prozent elektrifiziert (grösstenteils hybridisiert) und von wirklicher und leistbarer Auswahl ist JETZT und auch die nächsten zwei Jahre ohnehin nicht die Rede und wenn mal was gescheites dabei ist (zB Ioniq oder in Bälde den Kona) gibts den nur in homöopathischen Dosen oder segelt gleich mal kaum released in eine Rapidgate.
In Summe tut sich einfach viel zu wenig um die breite Masse optisch anzusprechen
McGybrush meint
Hätte Daimler mehrere EQ’s schon seit 2012 auf dem Markt und würde glaubhaft an E-Mobilität arbeiten hätte ich heute auch Aktien von Daimler.
Verstehe nicht das man 100 Jahre lang Gewinne gemacht hat aber ausgerechnet jetzt braucht es genau die Gewinne der nächsten 5 Jahre um das Thema anpacken zu können?
Und wenn es diese Gewinne braucht, warum gehen es die Leute aus den Technischen Hochschulen so ganz ohne Eigenes Kapital an? Kickstarter hier, Kickstarter da. Die haben alle kein Geld scheinen aber ernsthafter an der Sache zu arbeiten. Das wiederum bringt Investoren die Langfristig denken. Den würde ich eher mein Geld geben als denen die nur Quartalsweise denken. Denn ich hab noch länger als 3 Monate zu leben.
Oder Andere Rechnung. Ein Auto kostet 50.000 wo 10.000Eur Gewinn bleiben.
Ein Luxus Elektroauto kostet 100.000Eur. Warum baut man es nicht und verkauft es für 200.000Eur? Ist ja nicht so das so ein Auto keiner haben wollte. Die ganzen Limitierten Sonderedition’s von AMG und Co. für 300.000Eur gehen doch auch an dem Mann. Die Tesla’s für 150.000Eur werden ja auch gekauft. Nur der Gewinn kann es ja nicht sein. Den hätte man für ein „SEHR GUTES“ Elektroauto die letzten 5 Jahre locker bei über 100.000Eur ansetzen können.
Priusfahrer meint
Auf die Frage von Großaktionären (bei der Aktionärs-Hauptversammlung),
ob nun große Investitionen in die Elektromobilität kommen werden,
beschwichtigte Hr. Zetsche und gab an, daß Mercedes vor dem Umstieg
auf die Elektroauto-Produktion, zuerst noch einige Jahre mit rentablen
Diesel-Fahrzeugen Gewinn einfahren müsse. Damit möchte Hr. Zetsche
verhindern, dass der Aktien-Wert von der Börse abgewertet, und die
Aktien-Dividende gekürzt wird.
Interview bei ntv anläßlich der Daimler-Aktionärsversammlung.
Aber da frage ich mich: Wiso kann Daimler nicht mit den guten vergangenen
Gewinnen schon in Elektro-Mobilität investieren? Oder haben das auch die
Investoren verboten oder zumindest eingeschränkt? Ist das kompliziert.
Leonardo meint
„Deshalb geben wir beim Thema Effizienz keinen Deut nach“
Deswegen baut Daimler ganz viele schwere SUV denn die sind besonders „Effizient“.
Peter W meint
Im Prinzip gar nicht so falsch. Ein 40 Tonner wiegt 20 mal so viel wie ein SUV, braucht aber nur 5 mal so viel Diesel. Da sind die mit den fetten Kisten also schon auf dem richtigen Weg.
Ok, ich weiß, das ist ein schlechter Witz, aber man erträgt das Ganze nur noch mit Galgenhumor.
Rainer Zufall meint
Weil der Mehrverbrauch nicht mit dem gleichen Faktor ansteigt wie/mit dem Gewicht und abgesehen vom höheren Gesamtwiederstand (aufgrund höherer Projektionsfläche) sollten sich umgekehrt eher die Hersteller kleiner Fahrzeuge die Frage gefallen lassen warum ein Mittelklassewagen 6-8 l/100km verbraucht, während man einen 400PS SUV mit doppelt so breiten Schlappen mit 10-11l fahren kann, im Fall eines Dieselmotors mit deutlich unter 10l und genau deswegen hlt der Daimer dran fest. SUV (hochgefragt), keine Reichweitenthemen, Boots- oder Flugzeughänger dran, ab ins Ausland, Verbrauch 10l/100km und weniger.
Solange das E-Fahrzeuge nicht leisten können und das können sie nicht, braucht man gar nicht weiter diskutieren. Oder wollen Sie diesem Clientel ihre Hobbies verbieten? Probieren sie es mal. Wenn sie 2 Hunde haben ist ihre CO2 Bilanz ne schlechtere…
BeatThePete meint
Verbieten ist immer schlecht.
Die Denkweise passt noch nicht, die Frage wäre, braucht man wirklich ein SUV wenn man nur 2 × pro Jahr ein Boot/Segelflieger in den Urlaub zieht?
E-Autos von heute sind an die täglichen Bedürfnisse ausgerichtet..und das muss zu den eigenen hauptsächlichen Bedürfnissen passen.
Peter W meint
Mein Bruder, auch nicht einer der Ärmsten, besitzt eine Segeljacht. Er braucht keinen SUV, er hat ein ganz normales (Benziner)Auto, und für die Fahrt zur Arbeit ein kleines E-Auto.
Sein Segelboot transportiert ein Spediteur. Bodensee, Mittelmeer oder Ostsee, das ist alle paar Jahre mal ein Transport. Auch wenn man sich was besonderes leisten kann, muss man nicht das ganze Jahr mit einem fetten Blechboliden rumfahren.
sonnenstrom meint
Diesel, Diesel, Diesel braucht das Land,..
in Amerika gibt es den Smart nur mehr elektrisch?
und bei uns erst ab 2020,… ja darf man das denn?
Leotronic meint
Daimler gibt bei Emobilitaet Vollgas. Ehrlich und aus Ueberzeugung. Aber am liebsten wuerden sie lieber auf die Bremse treten. Verdammte Emissionsvorgaben.
Alex meint
Da wäre ich mir noch nicht so sicher, das glaube ich erst wenn man auch Autos kaufen kann, und das ohne Jahre langes warten
Wenn man seine Aussagen genau liest, dann weiß man mehr.
„Daimler hat angekündigt, bis 2022 bei seiner Kernmarke Mercedes-Benz in jedem Segment mindestens eine elektrifizierte Variante anzubieten.“
Elektrifiziert heißt Hybrid!!!
Alleine aus dieser Aussage kann man entnehmen das sie noch so lange wie möglich verbrennet mit ins Auto stopfen wollen!
Porsche 911 meint
Ja natürlich wollen sie das. Als Brückentechnologie zur reinen BEV Generation und um eben die Vorgaben zu erfüllen.
Was glaubst du wie lange es dauert ein komplett neues Fahrzeug auf die Beine zu stellen, das geht nicht über Nacht. Die anderen OEMs machen das genau so weil man eben eine gewisse Anlaufzeit braucht.
Und im Premium Markt kann man Hybride auch gut anbieten.
Landmark M3 meint
Genau, Mercedes ist ja auch ein Startup und hat nicht so die Erfahrung im Autobau.
Die haben mehr Zeit gehabt als alle anderen Autohersteller und haben nichts getan was E Autos angeht.
Vor gut 30 Jahren hat mein Kumpel schon zu mir gesagt:“ Es ist nicht gewollt“ damit meinte er E Autos.
Dieses Argument, es braucht Zeit, zieht absolut nicht! Denn davon hatten Sie mehr als genug und das betrifft nicht nur Mercedes, sondern die gesamte Verbrennerindustrie.
alupo meint
Sie brauchen also noch mehr Zeit?
Dann sollen sie doch Tesla um Hilfe bitten.
Wie lange hat der Newcomer aus den USA für seine Autos, vom Roadster über die Sportlimousine, den dicken SUV X, das Model 3 und nun den 40-Tonnentruck gebraucht?
Das bischen Beraterhonorar hat Daimler in der Portokasse. Und Tesla kann das Geld sicher gebrauchen um das Model y weiter zu entwickeln.
Alex meint
Wenn Mercedes wirklich wollte, hätten sie auch schnell was hin bekommen, die B Klasse hätten sie einfach mit einem Update versehen und voila.
Aber nein, lieber noch hybride verkaufen, damit der dumme Kunde mit zwei halben Technologien rum fährt
Die wissen schon ganz genau was die machen!
150kW meint
„Aber nein, lieber noch hybride verkaufen..“
Nö, lieber das Geld in die EQ Plattform stecken als die B-Klasse noch ein Jahr am leben zu halten.
Leotronic meint
Den Ironie-Marker habe ich nicht mitgedruckt :-)
BeatThePete meint
„Nö, lieber das Geld in die EQ Plattform stecken als die B-Klasse noch ein Jahr am leben zu halten“
Oha, ich hätte nie gedacht das ich mal 150kW zustimmen würde ????