Das Center of Automotive Management (CAM) der Fachhochschule Bergisch Gladbach hat in einer Analyse die „innovationsstärksten Premiumautomobilhersteller 2019“ identifiziert. Die deutschen Marken Mercedes-Benz, Audi und BMW verweisen die Konkurrenz in der Gesamtbetrachtung aller Technologiefelder demnach zwar immer noch klar auf die Plätze, dies gilt laut den Branchenexperten jedoch nicht für das „Schlüsselinnovationsfeld Elektromobilität (BEV)“.
Bei den rein batterieelektrischen Antrieben sind die deutschen Premiumhersteller im weltweiten Vergleich „Follower“, sagt das CAM. Die Premiumkonkurrenz, die neben US-Elektroautobauer Tesla zunehmend von neuen Firmen aus China kommt, fokussiere ihre Innovationstätigkeit vorwiegend auf Elektro- und Konnektivitäts-Innovationen. Die deutschen Premiummarken haben der Studie nach aber weiter „eine außerordentlich hohe Innovationskraft“. Insbesondere gelinge es ihnen, durch geschickte Baukastenstrategien eine Vielzahl von Innovationen in den verschiedensten Segmentklassen zu platzieren.
Mercedes-Benz kürt das CAM mit 112 Innovationen und deutlichem Abstand als innovationsstärkste Premiummarke 2019. Bemerkenswert sei, dass diese Platzierung im Wesentlichen auf drei neue Baureihen zurückzuführen ist: Die diversen Innovationen von A-Klasse, B-Klasse und GLE machten über 70 Prozent der Innovationsstärke von Mercedes aus. „Mercedes hat es im aktuellen Betrachtungszeitraum geschafft, viele Innovationen relativ schnell in mehreren neuen Baureihen zu präsentieren, die z.T. weltneu im jeweiligen Segment sind“, erklären die CAM-Forscher.
Bei dem Zweitplatzierten Audi sind es drei Modellreihen, die sogar 86 Prozent der Marken-Innovationsstärke von insgesamt 69 Neuerungen ausmachen, so das CAM weiter. Neben dem Q8 seien das vor allem die neu aufgelegte A6-Baureihe sowie der neue vollelektrische Audi e-tron. Dieser könne gleich 18 Innovationen vorweisen, darunter acht Weltneuheiten wie virtuelle Außenspiegel, die dank Kamerasystem fast keinen toten Winkel mehr haben oder das E-Antriebssystem, dessen Batterie mit bis zu 150 kW geladen werden kann.

BMW als knapp hinter Audi drittplatzierte Premiummarke generierte in 2018 laut Studie 75 Neuerungen. Die Bayern verteilten die Innovationsstärke dabei auf deutlich mehr Baureihen: Die Top-3 – die 3er-Modellreihe, X5 und 8er – machen nur 62 Prozent der Innovationsstärke aus, auch weil der neue 3er erst 2019 auf den Markt kam und daher im Vorjahr noch als Vorserie und somit schwächer bewertet werden musste. Die Serienwertung erfolgt dann im aktuellen Jahr. „Hier ist eine hohe Punktzahl zu erwarten, denn der neue BMW 3er verbessert sich sowohl bei Gewicht, Aerodynamik, Fahrerassistenzsystemen und Connectivity, z.B. durch ‚Functions-on-demand'“, erläutert das CAM.
Chinesen auf dem Vormarsch
In diesem Jahr schaffte es erstmals ein Premiumhersteller aus China unter die Top-5 der Analyse: Die chinesische Marke NIO konnte sich von Rang 7 auf Rang 5 verbessern und bildet zusammen mit dem Startup Byton (Rang 12) derzeit die Speerspitze der neuen chinesischen Premiummarken, so das CAM. Diese fokussierten sich auffällig auf die E-Mobilität und den Bereich der Konnektivität. NIO etwa generiere 25 Innovationen in seinem großen SUV ES8, darunter ein Batterie-Wechselkonzept oder eine Stimmungserkennung in Serie. Byton komme auf 24 Neuerungen, bei denen es sich noch um Vorserien- oder Studieninnovationen handele. Insgesamt könnten die chinesischen Autobauer auch im Premiumbereich künftig relevante Wettbewerber für die deutschen Platzhirsche werden, meint das CAM.
Der indische Tata-Konzern profitiert vor allem von dem Elektro-SUV I-Pace der Tochter Jaguar, die BMW-Tochter Rolls-Royce vom neuen SUV Cullinan, berichten die Marktforscher weiter. In ihren Top-10 der innovationsstärksten Premiummarken liegen 2019 ferner Tesla, Volvo und Jaguar Land Rover auf den Rängen 6, 7 bzw. 8, knapp vor Porsche (9) und Rolls-Royce (10).
Tesla & Lexus fallen zurück
Spürbare Verluste an Innovations-Indexpunkten zeigen in diesem Jahr vor allem Tesla und die Toyota-Tochter Lexus. Im Vorjahr noch auf Platz 4 rutschte der kalifornische Autobauer auf Rang 6 ab. Das CAM begründet dies damit, dass Tesla im Betrachtungszeitraum neben einigen Software-Updates keine Produktneueinführungen und auch „keine bahnbrechenden Neuerungen“ zu verzeichnen gehabt habe. Lexus liegt nach dem fünften Rang im Vorjahr nur noch auf Platz 14. Auch Cadillac hat kaum Neuerungen in diesem Jahr und wird vom CAM jetzt hinter Lincoln nur noch auf Rang 24 geführt (Vorjahr: 6).
„Der gelegentliche Abgesang auf die deutschen Premiumhersteller ist verfrüht. Mercedes, Audi und BMW besitzen eine enorme Innovationskraft und dominieren in diesem Jahr das Innovations-Ranking“, kommentiert Studienleiter Stefan Bratzel. „Allerdings müssen die deutschen Premiumanbieter ihre Stärke auch in den Schlüsselbereichen der E-Mobilität und Connectivity konsequent demonstrieren. Noch mangelt es bei den deutschen Premiumanbietern an bahnbrechenden E-Fahrzeugen oder etwa wichtigen Connectivity-Funktionen wie den Over-the-air-Updates des Betriebssystems der Fahrzeuge. Klar ist, dass Wettbewerber wie Tesla und Nio zunehmend stärker werden.“
Uwe meint
Alle die bei Heidi Klum nie in eine Fernsehsendung kamen haben sich zusammen geschlossen und ihre neu GNTM gewählt:
Germanys Nails Top Model
CAM veröffentlicht demnächst die Rangliste.
Peter W meint
Die Studie erinnert mich an die Oskars in Hollywood. Man feiert sich selbst, und ab und zu darf auch mal ein Ausländer was gewinnen.
frax meint
Was ist denn nun exakt der Betrachtungszeitraum?
Jan meint
Wenn ich in der Liste der „Innovationen“ schon MBUX UserInterface lese, dann erscheint mir die Studie doch sehr fragwürdig zu sein. Dann ist jede Software / jedes UI eine Innovation? Für mich handelt es sich bei einer Innovation um etwas bahnbrechendes Neues, welches kein anderer Hersteller bisher geliefert hat. Was soll an MBUX innovativ sein?
McGybrush meint
Ein Elektroauto von gestern was man kaufen kann ist besser als ein Innovatives was nur Prototypenstatus erreicht.
Der Rest ist Autopilot mir wurscht. Man kann auch ein Innovativen Bilderrahmen entwickeln der leichter und stabiler ist. Frage ist nur wie das 8Mrd Leute bewerten und zu schätzen wissen und ob das eine Wirtschaftliche Relevanz hat.
nilsbär meint
„Allerdings müssen die deutschen Premiumanbieter ihre Stärke auch in den Schlüsselbereichen der E-Mobilität und Connectivity konsequent demonstrieren. Noch mangelt es bei den deutschen Premiumanbietern an bahnbrechenden E-Fahrzeugen oder etwa wichtigen Connectivity-Funktionen wie den Over-the-air-Updates des Betriebssystems der Fahrzeuge.“
Im Klartext: Die „außerordentlich hohe Innovationskraft“ der deutschen Premiumhersteller liegt bei neuen Verbrennungsmotoren, Getrieben, Turboladern, Doppelauspuffanlagen usw. Da kann Tesla natürlich nicht mithalten:-)
teslatom meint
????1+++
caber meint
1*
Die Software von BMW und co. liegt weit hinter Tesla.
Nicht mal das BMW- Navi ist bedienerfreundlich. Die Adresseneingabe ist von vorgestern.
Konni 55 meint
Perfekte geantwortet- wie immer !!!
1 +++
Stdwanze meint
Hier werden „Innovationen“ verschiedenster Natur einfach mal gleich gesetzt. Wie wichtig eine Innovation aber für Image und Kaufentscheidung ist, ist aber nicht so trivial abbildbar. Der Abgesang ist ganz im Gegenteil, noch viel zu leise und sollte zu einer starken Gegenreaktion animieren, sollte es nicht schon zu spät sein. Die Modelle, mit denen in 2-3 Jahren der Markt entschieden wird, werden heute entwickelt bzw „fertig gestellt“. Sehe da weder von BMW noch von Daimler was konkurrenzfähiges. Guckt euch mal die ES8 Testvideos an. Da kommen Preis, Leistung und Verarbeitungsqualität zusammen sodass unsere Premiumhersteller da keinen Vorsprung mehr haben.