Der im letzten Jahr verstorbene Fiat-Chrysler-Chef Sergio Marchionne stand der E-Mobilität kritisch gegenüber. Auch der neue Vorstandschef Mike Manley ist seinen Aussagen nach zu urteilen kein großer Fan der alternativen Antriebsart. Dennoch arbeitet der italienisch-amerikanische Mehrmarkenkonzern im Hintergrund offenbar schon länger an einer Stromer-Offensive.
Wie mehrere Medien unter Berufung auf die Motor-Nachrichtenagentur SP-X berichten, sagte ein Manager zu den E-Mobilitäts-Plänen hinter vorgehaltener Hand: „Von wegen Verspätung, wir haben unsere Strategie eben nicht an die große Glocke gehängt. Und jetzt sind wir zeitgleich mit unseren Mitbewerbern. Vor allem der elektrische Fiat 500 wird ein Hit.“
Fiat Chrysler und Insider haben in den vergangenen Monaten einen Ausblick auf die E-Mobilitäts-Planung der Gruppe gegeben. Zunächst werden demnach das Mini-SUV Renegade und der größere Compass der Traditionsmarke Jeep als Plug-in-Hybride eingeführt. Im Anschluss an die beiden US-Modelle soll im nächsten Jahr alle drei Monate ein neuer Stromer aus Italien an den Start gehen, sagte Fiat Chryslers Elektro-Chef Roberto di Stefano im Gespräch mit SP-X.
Neben den beiden teilelektrischen Jeep wird auf dem Genfer Salon im nächsten Frühjahr der Fiat 500 als reines Elektroauto seine Premiere feiern, kündigte Di Stefano an. Dazu wurde eine eigene Plattform entwickelt, die auch andere Modelle, etwa der Panda oder eine größere Version des 500, nutzen könnten. Der aktuelle Fiat 500 mit Benzinmotor bleibt vorerst im Programm, soll durch sogenannte Mild-Hybrid-Technik aber sparsamer werden.
Auch Maserati, Alfa Romeo und Chrysler sowie Dodge bauen künftig Autos mit Stecker. „Wir werden nach und nach elektrische Modelle für alle unsere Marken anbieten“, unterstrich Di Stefano. Maserati führt unter anderem ein reines Elektroauto auf Basis der Studie Alfieri ein, flankierend werden das SUV Levante und die Limousinen Ghibli und Quattroporte elektrifiziert. Bei Alfa Romeo steht zunächst Plug-in-Hybrid-Technik für bestehende Modelle auf dem Programm.
Auch bei Transportern setzt Fiat künftig auf Elektroantrieb: Im nächsten Jahr komplettiert der Kleintransporter Ducato Electric das Angebot, das erste rein batteriebetriebene Nutzfahrzeug der Marke Fiat Professional. Weitere E-Fahrzeuge plant Fiat Professional vorerst nicht, dafür aber umfassende E-Mobilitäts-Lösungen.
Die neue E-Strategie von Fiat Chrysler sieht bis 2022 Investitionen in Elektrotechnik und Elektrofahrzeuge in Höhe von neun Milliarden Euro vor. In drei Jahren geht der Konzern von einem Anteil von jeweils 20 Prozent Hybrid-, Plug-in-Hybrid- und Elektroautos sowie 40 Prozent Mild-Hybriden an seiner Flotte aus. Der Dieselantrieb soll ab 2021 nur noch im Nutzfahrzeug-Segment eine Rolle spielen.
JoSa meint
Was zum Teufel ist ein Mini-SUV?
Etwa ein ganz normales Auto?
Offen gesprochen meint
Man sollte keine Elektroautos von Herstellern kaufen, die diese ohne Überzeugung wegen des Flottenverbrauchs auf den Markt werfen.
Peter W meint
Tut mir leid, aber ein Tesla ist mir zu teuer. Alle anderen Hersteller bauen E-Autos wegen der Flottenverbräuche, und Startups kommen nicht in die Gänge.
Egon meier meint
„!Man sollte keine Elektroautos von Herstellern kaufen, die diese ohne Überzeugung wegen des Flottenverbrauchs auf den Markt werfen“
Die c02-Grenzen/flottenverbräuche sind gemacht worden um umweltpolitische Fortschritte zu erreichen.
Das Ziel sollte – hier – unstrittig sein.
Welches Problem hast du jetzt damit, ein BEV zu kaufen, dass sich diesen Gesetzen und Zielen beugt?
Egon meier meint
„„Bitte kaufen Sie keinen Fiat 500e!“ Dieser Satz stammt nicht von Verbraucherschützern, Sicherheitsexperten oder Wettbewerbern, sondern von Fiat-Chrysler-Chef Sergio Marchionne höchstpersönlich.“
ich kann mir das Kichern nicht verkneifen .…
Sooo ein Blindfisch – Fiat ‚retten‘ indem er SUV und Pickups puscht und Tesla als Pool-Partner für c02-Strafen nimmt und jetzt Kreide fressen.
Wenn die jetzt irgendwas ‚elektrifizieren‘ machen sie die gleiche Bastelei, die schon andere probiert haben und probieren .. und teuer und zu schlecht sind.
Jetzt bricht eben Panik aus .. die CO2-Strafen kommen näher .. der Wettbewerb hat sich darauf eingestellt und FCA wird es ganz feucht … vielleicht kaufen die auch ein paar 100.000 MEB-Plattformen von VW und folgen damit Ford??
fritschi meint
Dieser Satz war vor ein paar Jahren (der 500e kam 2013!) durchaus richtig. Fiat hat massiv (10’000$) draufgelegt, musste in Kalifornien aber so was anbieten um auch andere Wagen verkaufen zu dürfen. War also wirklich nur „pro forma“, diesem Umstand entsprechend 2013 aber gar nicht mal so übel (Preis pro Reichweiten-km, Fahrleistungen etc.).
Der neue soll auf einer REINEN BEV-Platform kommen – also keine „Bastelei“ (was ich seeeehr begrüsse). Auch gross angekündigte und pos. aufgenommene Modelle wie Geely’s Polestar2 sind übrigens eine „Bastelei“ (XC40), auch wenn an den Ausstellungen was anderes gepredigt wird.
elbflorenz meint
wie bitte? 20% reine e-autos in 2022? a geh, das währen ja ca. 900.000 Stück. na klar – und dynamo dresden gewinnt den weltpokal. solches substanzloses gesabbel. FCA ist nur mehr ein übernahmekandidat.
Heureka meint
Warum soll Fiat-Chrysler diese Stückzahlen nicht schaffen? FCA baut bereits im großen Stil Werke auf Elektro um und wird im Frühjahr 2020 die ersten BEV-Modelle auf den Markt bringen und liefern.
FCA ist bereits seit mehreren Jahren auf BEV-Kurs. Nur hat FCA das nicht großartig angekündigt, zumal man mit positiven Bilanzen es nicht nötig hatte, Investoren zu ködern. Umso größer ist jetzt wohl die Überraschung.
elbflorenz meint
das wäre wirklich eine sensation. mit 9 mrd. von 0 auf 900.000 stück zu kommen.
das müsste dann schon dogde/ram/jeep richten. aber ich sehe das nicht. ohne plattform? vw hat 4 jahre für MEB gebraucht bis zum serienstart nächste woche.
dann noch 1 jahr anlauf in zwickau und 2 jahre in emden. die schaffen vieleicht die 900.000. nix für ungut …
Peter meint
Heureka hat aber Recht. FCA entwickelt schon länger in Sachen Elektro, aber sie sagen es nicht offen, weil sie bis dahin Verbrenner verkaufen müssen. Schon seit mindestens 2017 ist klar, dass ein rein elektrischer 500er kommt, der (technisch) nix mit dem bislang bekannten Kalifornien-500e zu tun hat. Einen deutlichen Hinweis gab auch die Präsentation des Centoventi. Und vor allem: sie brauchen es. In Rom (der Hauptstadt des Heimatmarktes) ist man nicht zimperlich mit Fahrverboten. In Paris übrigens auch nicht.
Ansonsten: Entweder es ist missverständlich geschrieben, oder die wollen bis 2022 100% „elektrifziert“ sein. Zitat Artikel: „In drei Jahren geht der Konzern von einem Anteil von jeweils 20 Prozent Hybrid-, Plug-in-Hybrid- und Elektroautos sowie 40 Prozent Mild-Hybriden an seiner Flotte aus. “ Das lese ich 20% Hybrid + 20% Plug-in + 20% BEV (= gesamt 60%) + 40% Mild-Hybrid.
CaptainPicard meint
Warum ist Fiat dann der einzige Hersteller der Tesla Geld geben muss um sich deren Elektroautos anrechnen zu lassen während alle anderen die CO2-Ziele alleine schaffen? (Oder das zumindest planen.)
Swissli meint
Könnte am Diesel liegen. In Europa hat Fiat viele Kleinwagen mit Diesel verkauft.
Ausgerechnet in diesem Segment stirbt der Diesel aus (Schadstoffreinigung zu teuer, Fahrverbote) und wird mit Benzinern ersetzt, die bekanntlich etwas höhere CO2 Emissionen haben. Dieses Problem haben aber künftig alle Kleinwagen in Europa.
Heureka meint
Nicht Fiat sonder Fiat-Chrysler (FCA) hat einen vermeintlichen Deal mit Tesla, letztlich wohl hauptsächlich mit Blick auf die verbrauchsintensiven Jeep-Modelle.
M.W. gibt es nur die Vereinbarung, dass FCA zur CO2-Kompensation auf Tesla zeitlich begrenzt zurückgreifen darf und für das Pooling pro notwendiger Kompensation einen- (m.W. nicht publizierten – Betrag an Tesla bezahlt. Wenn FCA also keine Kompensation benötigt, etwa weil sie selbst genug BEVs produzieren / verkaufen und die CO2-Vorgaben erfüllen, kann es also auch durchaus sein, dass Tesla nur wenig oder sogar überhaupt kein Geld von FCA erhält.
FCA hat sich also mit dieser Vereinbarung optionale Zeit gesichert und kann in Ruhe seine Pläne vorantreiben. Ziemlich Clever: man denkt in Lösungen und nicht in Problemen.
lorenzo meint
Weil sie als Klein(st)wagen-Hersteller übermässig getroffen werden. Die CO2-Limiten rechnen das Gewicht der Autos mit ein. Kleine und leichte Wagen triffts überproportional, daher investiert unter anderem keiner mehr in diesem Segment (neben den Margen). Das ist aber Fiat’s Kerngeschäft, welches sie nicht einfach so loslassen können.
Es trifft aber bei weitem nicht nur Fiat, sonder etliche andere auch. Aber das war nicht so gross in den Schlagzeilen.
ZastaCrocket meint
Ist Fiat nicht das Unternehmen, das seine Kunden gebeten hat den elektrischen Fiat 500 nicht zu kaufen? Da bin ich aber mal gespannt, was im nächsten Jahr außer heißer Luft kommen wird.
Duesendaniel meint
Ja stimmt! Dann ist das ja jetzt schon die 2. „Premiere“. Ich bin gespannt auf die Preise. Da FCA alles teuer zukaufen muss, wird das sicher eine ganz tolle Erfolgsgeschichte! (Kann Spuren von Ironie enthalten)
Sepp meint
Der Aufruf, den e – 500er nicht zu kaufen, war ja ein Marketinggag, der darauf hinweisen sollte, welches Geschenk Fiat dem Kunden damit macht, so wie wenn man seine Gäste bittet, nicht zu viel vom guten Wein zu nehmen – betont die Qualität des Weines.