Die Deutsche Post will ihre Tochter StreetScooter zum reinen Betreiber der Bestandsflotte umwandeln. Neue Elektro-Transporter werden von dem 2014 übernommenen Startup nicht mehr produziert, der Verkauf an Dritte eingestellt. Einer der Mitgründer erneuert nun sein Interesse am Weiterführen des Unternehmens.
Ins Leben gerufen wurde StreetScooter vor knapp zehn Jahren im Umfeld der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen (RWTH Aachen) von zwei Professoren. Einer davon, der Maschinenbauprofessor und E-Mobilitäts-Unternehmer Günther Schuh, prüft, StreetScooter nach dem angekündigten Ende der Fertigung von der Deutschen Post zurückzukaufen.
Nach der StreetScooter-Übernahme durch die Post hat Schuh mit e.GO Mobile ein weiteres Elektroauto-Startup gegründet, dieses Mal mit Fokus auf erschwingliche Kleinwagen. „Unter den richtigen Konditionen könnte ich es mir vorstellen, StreetScooter wieder zu übernehmen“, sagte der Professor der WirtschaftsWoche. „Ich habe mich bei der Post gemeldet und gefragt, ob ich etwas tun kann, um den Schaden zu begrenzen. Wir sprechen jetzt.“
Die Post hat mehrfach betont, nicht dauerhaft als Autohersteller tätig sein zu wollen. StreetScooter machte in den vergangenen Jahren zudem hohe Verluste. Zuletzt hieß es, dass man einen Partner statt Käufer für den E-Transporter-Hersteller bevorzugen würde. Ende Februar gab der Logistikkonzern dann aber überraschend das Aus für die StreetScooter-Produktion bekannt: Die Konzerntochter verwalte künftig nur noch die eigenen Elektrofahrzeuge. Als Grund wurden die wirtschaftlichen Herausforderungen durch den Corona-Virus genannt.
Die Verhandlungen zwischen Schuh und der Post über eine mögliche Übernahme von StreetScooter folgen auf scharfe Kritik vom Mitgründer des Startups. Schuh bezeichnete die Situation bei StreetScooter als „ein Armutszeugnis für Deutschland“. Die von der Post an der Firma eingeforderte Beteiligung habe bei dieser zum Stillstand von Entwicklung und Vertrieb geführt. StreetScooter sei weder eine ausreichende Finanzierung noch ein realistischer Zugang zum Kapitalmarkt gewährt worden.
„Die Post muss einsehen, dass sie eine Verantwortung hat: Eigentum verpflichtet“, so Schuh im Gespräch mit der WirtschaftsWoche. „Wir haben der Post damals das Eigentum an einer Innovationsbewegung übertragen. An diese Verpflichtung hat sich die Post nicht gehalten.“
Wie bei StreetScooter ist auch die Zukunft von Schuhs zweitem Stromer-Startup derzeit offen: e.GO Mobile kämpft mit Herausforderungen bei der Produktion seines ersten Elektroautos und der weiteren Finanzierung. Schub will nun neues Geld einsammeln, um e.GO Mobile in Deutschland sowie international voranzutreiben. Dazu, wie er den Kauf von StreetScooter stemmen will, hat er sich bislang nicht geäußert.
Allus meint
Wundert mich nicht, das Streetscooter Produktion eingestellt wird!
Wer einmal einige Zeit die Wartung und Reparaturen von Streetscooter übernommen hatte, wurde einige Zeit später eines BESSEREN belehrt. Man bekam nur absolutes Minimum an Informationen und nicht einmal ein Schaltplan pro Baumuster!
Die zu Verfügung gestellte Dokus, waren selbst so mangelhaft, das ein seriöses Arbeiten nicht möglich war.
Selbst das Diag-Gerät war durch die Software, es fehlten 2 o. 3 dlls, welche ein komplette Diagnose ausführen konnten fehlten. Es war also nur eine Diagnose für den äußersten Rand möglich. Für die Entladestrom und somit die Leistungsprüfung des Hochvoltbatterie ist ganz zu schweigen.
Betrachtet man die Software-Updates, welche über das Diag-Gerät durchgeführt wurde, funktionierte aber auch wegen den fehlenden dlls nicht.
Diese Updates konnte nur durch den Tech-AD durchgeführt werden. Dies konnte locker bis zu 6 Wochen dauern, weil der Tech-AD teilweise 2 bis 3 Bundesländer bereisten.
Der ET-Katalog war auch nur eine Katastrophe!
Teilweise entfernt. Bitte verzichten Sie auf das Veröffentlichen persönlicher Informationen. Danke, die Redaktion.
Andi meint
Die Meinungen hier bilden genau die Einstellung zu Startups in Deutschland ab.
Es sind hier „Experten“ unterwegs, die alles besser wissen, in Verbindung mit einer grundsätzlich negativen Einstellung gegenüber Firmengründungen – das reicht hin bis hin zu Betrugsunterstellungen. Armes Deutschland.
https://www.n-tv.de/wirtschaft/kommentare/Eine-bittere-Lehre-fuer-Startups-article21616738.html
Martin meint
Ein Umgangston hier, unfassbar, wie aufm Bolzplatz.
Till meint
Die Post „musste“ seinerzeit die StreetScooter GmbH übernehmen, da die Firma allein – trotz ausreichender langfristiger Lieferverträge mit der Post – gar nicht in der Lage gewesen wäre in die Produktion einzusteigen. Erst mit der notwendigen Kapitaldeckung durch die Post wurde der StreetScooter überhaupt als Massenfahrzeug möglich. Das Ganze, logischerweise wie bei vielen KFZ Herstellern, in der Hochlaufphase mit Verlusten. Die Post ist ein Logistikunternehmen und kein KFZ Hersteller. Es war von Anfang an klar, dass die StreetScooter Übernahme nur eine Maßnahme auf Zeit ist, um im Unternehmen (Post) sukkzessive auf einen umweltfreundlicheren Zustelltransport umzustellen, da die KFZ Hersteller ja seinerzeit ebenjene, wissentlich verlustbehaftete, Investition in einen E-Transporter ablehnten, und der Post diesbezüglich auch kein wirtschaftliches Angebot unterbreiteten.
Nicht zu vergessen, dass Daimler sich später einen Vorführer bei der Post besorgte, diesen in einem Transporter zu einem Entwicklungszentrum brachte, um zu spionieren. Die GPS Daten brachten das damals ans Licht.
Die Post suchte seit Erwerb von StreetScooter einen „Mitspieler“, oder Käufer. Zu seriösen Angeboten kam es bis heute nicht. Der starke temporäre Nachfragerückgang im internationalem Logistikbereich, bedingt durch die diversen weltweiten Handelsbeschränkungen aufgrund des Covid19, zwang nun das Unternehmen dazu, bei verlustbehafteten Bereichen, die eh bereits auf der „Abschussliste“ standen, die „Notbremse“ zu ziehen, um andere Unternehmensbereiche nicht noch zusätzlich damit zu belasten.
Ich weiß nicht, wie und seit wann, Herr Prof. Schuh mit der Post über eine StreetScooter (Rück-) Übernahme „geredet“ hat. Zudem ihm schon beim Verkauf an die Post klar war, dass es hier nur um eine Überbrückung ging, da die KFZ Herstellung für das Unternehmen absolut spartenfern ist. Sein ungehaltenes Post-bashing einerseits, und sein vorgegebenes Kaufinteresse andererseits, sind ein Wiederspruch an sich. Die Möglichkeit zum Rückkauf hatte er prinzipiell die ganze Zeit. Auch war er stets über Interna informiert.
Es steht ja Herrn Prof. Schuh frei, der Post ein wirtschaftlicheres Angebot zu machen, als es die derzeitige Situation hergibt: Erhalten des Bestandes bis zur jeweiligen Abschreibung und Auslaufen lassen des Systems unter weiteren wirtschaftlichen Verlusten, der Umwelt zuliebe. Das heißt, selbst wenn er StreetScooter für 1€ bekäme, müsste er noch auf Jahre für den wirtschaftlichen Weiterbetrieb der bereits fahrenden StreetScooter Gewähr bieten.
Weiter vermute ich, dass der – im Kooperation mit Ford entwickelte und gebaute – StreetScooter XL, irgendwann ein Ford-Logo bekommt.
Steve meint
Für mich verlässt der Herr Professor allmählich den Pfad des seriösen Auftritts. Wer in dieser Weise um „Rückübertragung“ (von Rückkauf im eigentlichen Sinn kann es sich ja wohl nicht handeln) bettelt, hat keine starke Position, sondern pfeift auf dem letzten Loch.
Franz mueller meint
Die richtigen Konditionen wären wohl das er Streetscooter umsonst bekommt, dazu noch 300 Millionen geschenkt. Damit könnt er dann eGo noch ein paar Jahre finanzieren bis Streetscooter und eGo dann gemeinsam pleite gehen.
Beide Firmen haben doch das gleiche Problem: teure Fahrzeuge mit bescheidener Reichweite. Das kauft natürlich niemand
Freddy K meint
Er kann ja weiterhin dann Forschungsgelder der Uni und seine Studenten nutzen. Da kann er dann Verbesserungen günstigst einbringen. Oder er jammert wieder und will Sonderbehandlung. Selbst wenn beides Pleite geht hat er ja kein Problem. Eher die Mitarbeiter. Seine Professur hält ihn schon am Leben.
Michael meint
Rückkkaufinteresse klingt gut, besser wie Produktionseinstellung. Die Post ist halt keine Automobilindustrie. Die haben ein fertiges Produkt gekauft und nichts mehr daran getan. So geht das halt nicht.
Schuh könnte daraus ein gutes Unternehmen bauen. Ich übernehme gerne den Vertrieb.
Peter W meint
Schuh hat sich bisher aber leider nicht als Retter oder Geschäftsmann empfohlen. Eventuell würde er nur noch mehr Geld in den Sand setzen. Gut, meins wäre es nicht.
Andreas meint
„nichts mehr daran getan“ ist etwas übertrieben. Die Post hat immerhin mehrere Millionen Euro in die Entwicklung reingesteckt, denn das was die Post gekauft hat, war keineswegs ein fertiges Produkt.