Die Autobranche soll hinter den Kulissen ausloten, ob die künftig strengeren CO2-Vorgaben für die Neuwagenflotten der Hersteller infolge der Coronavirus-Krise gesenkt werden können. Der Daimler-Konzern strebt dies eigenen Aussagen nach derzeit nicht an, dasselbe gilt laut Vorstandschef Herbert Diess für Volkswagen. Auch BMW bekannte sich nun erneut zu den Emissionsvorgaben.
In einer Mitteilung zum bisherigen Jahresverlauf hieß es von dem bayerischen Premium-Anbieter, dass im ersten Quartal weltweit 13,9 Prozent mehr elektrifizierte Fahrzeuge der Marken BMW und MINI ausgeliefert werden konnten. „Damit sind wir auch auf Kurs, die CO2 Zielwerte der EU zu erreichen. Wir sehen keine Notwendigkeit, die Zielsetzung zum Schutz des Klimas auszusetzen“, sagte Marketing- und Vertriebsvorstand Pieter Nota.
Medien hatten Ende März berichtet, dass die Industrie bei einem Krisengespräch mit Kanzlerin Angela Merkel, Bundesministern und Branchen- und Gewerkschaftsvertretern Rückendeckung der Regierung gefordert hat. Die Präsidentin des Verbands der deutschen Automobilhersteller und -zulieferer (VDA) betonte daraufhin, dass man nicht versuche, die aktuellen CO2-Ziele der EU aufzulockern oder zu verschieben. Die Limits für 2021 und 2030 würden gelten und von der Automobilindustrie ausdrücklich unterstützt, so Hildegard Müller. Anderslautende Behauptungen würden falsche Zusammenhänge herstellen.
Die in diesem Jahr schärferen CO2-Gesetze in der EU und anderen Regionen stellten schon vor der weltweiten Verbreitung des Coronavirus eine große Herausforderung für traditionelle Autokonzerne da. Insbesondere den Herstellern vieler großer, schwerer und verbrauchsstarker Verbrenner-Modelle wie Volkswagen oder Daimler drohen hohe Strafzahlungen. Dass BMW in dieser Hinsicht entspannt bleibt, begründen die Bayern mit dem bereits seit mehreren Jahren verfolgten Antriebsmix.
Maßgeblich verantwortlich für die vergleichsweise niedrigen Emissionswerte des Angebots sei das Technologiepaket „Efficient Dynamics“: Damit werde seit 2007 jeder Aspekt eines Fahrzeugs einer konsequenten Optimierung unterzogen, so BMW. Efficient Dynamics habe in den vergangenen 13 Jahren erlaubt, den Flottenverbrauch und die damit verbundenen CO2-Emissionen um mehr als 40 Prozent zu reduzieren. 2020 werde man den Wert aus dem Vorjahr um weitere 20 Prozent senken können – „dank BMW Efficient Dynamics und der konsequenten Elektrifizierung des Portfolios“.
EV1 meint
Es ist ja nicht so, dass die CO2 Ziele erst letztes Jahr festgelegt wurden. 10 Jahre hatten sie Zeit, sich darauf vorzubereiten und jetzt soll ein Shutdown von 3-4 Monaten einen Unterschied machen und deshalb die Ziele aufgeweicht werden? Das ist so grausam lächerlich und erbärmlich!
Hat jemand genauere Infos wie es mit der Übermittlung und Bewertung der Realverbräuche für Hybriden steht? Habe lange nichts mehr davon gehört. Würde das auch für die aktuell verkauften Hybride gelten, wenn es denn verpflichtend wird?
NiLa meint
Es geht nicht darum, bestehende CO2-Vorgaben aufzuweichen.
In der EU überlegt man aber anscheinend, eine erneute Verschärfung bereits 2021 zu prüfen. Dagegen spricht sich u.a. der VDA (mit Recht) aus.
Pferd_Dampf_Explosion_E meint
Ja dann brauchen wir doch gar keine E-Autos und die ganze teure Transformation der Autobranche nicht. Elon Musk ist total auf dem Holzweg, warum sagt ihm denn das keiner?
caber meint
Mit dem BMW „Antriebsmix“ werden die CO2 Ziele nur auf dem Papier erreicht, die Praxis wird anders aussehen