Renault hat vor wenigen Tagen mit dem Mégane eVision das erste Modell auf der Elektroauto-Plattform CMF-EV vorgestellt. Mit der neuen, innerhalb der Allianz Renault-Nissan-Mitsubishi geteilten Architektur wollen die Franzosen mehrere Batterie-Wagen einführen. Der Mitte des Jahres von der Volkswagen-Tochter Seat gekommene neue Renault-Chef Luca de Meo verriet nach der Premiere weitere Details zur künftigen E-Auto-Strategie.
„Wir können ganz vorne mitspielen bei der E-Mobilität“, sagte De Meo im Gespräch mit Journalisten. Bis Tesla kam, waren Nissan und Renault hier lange weltweit Marktführer – in Europa will Renault weiter vor dem US-Hersteller sein: „Auf den reifen europäischen Markt zu kommen, das wird nicht einfach für Tesla“, meinte der Firmenchef. Er hat vor, Renault in den nächsten Jahren wieder klar in der Mittelklasse zu positionieren.
Zentral für die Pläne des französischen Autobauers sind neben neuen Hybrid- vor allem Elektroautos. Dazu ist nach der für 2021 angekündigten Serienversion des Mégane eVision zeitnah ein weiterer neuer Batterie-Wagen auf der CMF-EV geplant. Die beiden Modelle erweitern das aktuelle Stromer-Angebot für den Volumenmarkt bestehend aus dem Kleinwagen Renault ZOE sowie dem in diesem Jahr startenden Kleinstwagen Twingo Z.E.
Mithilfe der von Grund auf für reine E-Autos entwickelten CMF-EV werden Renault und Nissan laut De Meo „eine ganze Familie von Fahrzeugen aufbauen“. Konkretes zu weiteren neuen Baureihen verriet er nicht, gab aber die strategische Marschrichtung vor: Renault dürfe „nirgendwo eine Marke des Einstiegspreises sein“, sondern gehöre in die Mitte des Marktes, daran werde man arbeiten. Dabei liege der Fokus klar auf „Marge statt Menge“, und der Mégane sei „der Konkurrent für Volkswagen“.
Renaults Elektroauto-Chef Gilles Normand sagte dem Handelsblatt, dass das Unternehmen einen Einstieg in das von Deutschland und Frankreich vorangetriebene Batterie-Konsortium prüfe. Bisher hat sich nur der Konkurrent PSA (Citroën, DS, Opel, Peugeot) zu dem Aufbau einer Akkufertigung mit staatlicher Unterstützung verpflichtet. Entscheidend für Renault ist, neueste Technik voranzutreiben. „Wenn es um die kommende Generation von Solid-State-Batterien gehen sollte, interessiert uns das, darüber reden wir“, so Normand. Er meinte damit Batterien mit festem statt flüssigem Elektrolyt, die als sicherer und leistungsfähiger als die aktuell üblichen Lithium-Ionen-Akkus gelten.
Auch die von Renault wiederbelebte französische Sportwagenmarke Alpine spielt in den E-Mobilitäts-Planungen des neuen Chefs eine Rolle: Sie soll „Emotion“ in das Stromer-Angebot das Autoherstellers bringen, erklärte De Meo. Aktuell bietet Alpine nur den kompakten Verbrenner-Sportwagen A110 an, von dem erst einige wenige Tausend Exemplare verkauft wurden. Automotive News zufolge lässt De Meo derzeit prüfen, wie Elektroautos von Alpine aussehen könnten. Die Marke soll aber weiter ein Kleinserienhersteller bleiben.
Peter Wulf meint
Inzwischen gibt es zum Beispiel in Berlin seid ca. 10 Jahren viele ehemalige nur VW Händler die inzwischen fast nur Skoda verkaufen, deren Fahrzeuge haben besseres Preis/Leistungsverhältnis.
Deutsche Hersteller wollen immernoch den Kunden über lange teure Zubehörlisten Autos verkaufen. Andere haben vielleicht 3 oder 4 Motor/ Batterie varianten und sehr umfangreiche Ausstattung .
Bei Tesla ist zum Beispiel Hardware wie „AUTONOMES Fahren“ eingebaut die später durch Kauf und Update aktiviert werden kann. Bei VW & C0 kann man nach Kauf nichts mehr ändern Updaten.
Tomas meint
Die Megane Studie gefällt mir sehr gut.
Aber leider mit Vorderradantrieb …. das mag bei ICEs wirtschaftlich sinnvoll gewesen sein, aber Elektroautos ermöglichen endlich wieder einen simplen und fehlerunanfälligen Hinterradantrieb billig zu verwirklichen. Warum tut man das nicht?! Wahrscheinlich nur, weil die alten Bauteile so wieder verwendet werden können. Ist also im Grunde keine neue Plattform wie der MEB, sondern eine Anpassung der alten.
Halte ich nicht für sinnvoll. Entweder ganz, oder gar nicht…
DerMond meint
Ein entscheidendes Element, die Akkuzelle, muss zugekauft werden, aber rumtönen dass man ganz vorne mit dabei sein könnte.
EVrules meint
Heute werden Getriebe und Co zugekauft und dennoch ist der technologische Fortschritt höher, als es z.B. für die chinesische Industrie einholbar wäre.
Nur weil etwas zugekauft wird, bedeutet das nicht, dass es „minderer“ Qualität wäre oder eine schlechte Konstruktion.
Andi EE meint
„nirgendwo eine Marke des Einstiegspreises sein“
„Dabei liege der Fokus klar auf „Marge statt Menge“, und der Mégane sei „der Konkurrent für Volkswagen“.“
Alles schön und gut, bei einer Marke muss man wissen, wo das Zielpublikum ist. Aber viel entscheidender ist, dass man das Produkt besser als der Konkurrent macht. Das fehlt bei vielen Managern einfach, wie wenn man einfach etwas mit Elektro machen könnte und wenn es richtig platziert ist, dann wird es schon verkauft.
Vielleicht kennt hier hier jemand den Wechsel von Steve Balmer zu Nadella bei Microsoft. Dieser Wandel hin zu einem CEO der wirklich gute Produkte bauen und so den Markt erobern will. Für mich stehen solche CEOs exemplarisch für den Erfolg von solchen Konzernen (Steve Jobs, Elon Musk …). Der Fokus auf das Produkt zeichnet auch Tesla aus. Die wollen ein Fahrzeug auf Sportwagenniveau elektrisch für 50’000 € bringen. Es ist nicht einfach nur elektrisch, es soll so aufregend und gut sein, dass es die Leute lieben.
Und bei Renault sehe ich das bei der Zoe auch, halt jetzt eher im unteren Segment. Ich find es extrem schade, dass er ein tolles Produkt vom Preis abhängig macht. Das ist einfach Unsinn. Man kann in jedem Segment die entscheidende Differenz erzeugen, damit die Leute mit entsprechendem Geldbeutel, dieses Produkt besonders gut finden.
Das Design dieses Megane hat meiner Meinung nach das Potenzial, ein grosser Markterfolg zu werden. Entscheidend ist, dass das Produkt „begeistert“, … „das möchte ich kaufen“, das muss das Produkt auslösen, wenn man davorsteht. Nicht nur beim Aushängeschild Renault Alpine.
caber meint
Nicht nur die „Hardware“ ist entscheidend sondern auch die „Software“
Hier sind keine „Erbsenzähler“ gefragt, sondern Manager die davon was verstehen.
Egon Meier II meint
Die Zeit wird es zeigen. Finde es gut, dass Renault langsam Gas gibt und mehr Modelle anbietet. ???? Leider hört sich das alles eher so an, dass die Zoè dann zukünftig nicht unbedingt billiger sondern teurer werden wird. ????
Ludwig Kastor meint
Traurig, wenn man sich ansieht, wo Luca De Meo schon überall gearbeitet hat.
Der VW Konzern hat ihn abgeschoben und nun versucht er sich (wieder) bei den Franzosen.
Das war denke ich keine gute Entscheidung der Franzosen.
Andreas_Nün meint
„Der VW Konzern hat ihn abgeschoben “
Das wäre jetzt neu, haben Sie irgendeine nachvollziehbare Info dazu?
Seat lief super und VW wollte De Meo nicht abgeben.
Ludwig Kastor meint
Ja, ging immer weiter Bergab mit ihm im Konzern.
Und mit Verlaub, Seat ist ein Abstellgleis.
Hier der Auszug aus Wikipedia, über seinem “Werdegang“:
De Meo begann seine Karriere bei Renault, bevor er zu Toyota Europe und anschließend zum Fiat-Konzern wechselte. Dort leitete er die Geschäftsbereiche Lancia, Fiat und Alfa Romeo, war der CEO von Abarth und Marketingchef des Gesamtkonzerns. 2009 wechselte De Meo zum Volkswagen-Konzern, wo er zunächst die Position des Marketingleiters der Marke Volkswagen und des Volkswagen-Konzerns innehatte, gefolgt als Vorstandsmitglied für Marketing und Vertrieb bei der Audi AG. Ab November 2015 war er CEO von Seat. Seit dem 1. Juli 2020 ist er CEO von Renault.
Eugen P. meint
Vor der Pandemie soll Seat gut gelaufen sein, das deckt sich auch mit meinem Eindruck im Straßenbild, nach Skodas sieht man inzwischen auch massenhaft Seats, jedenfalls deutlich mehr als noch vor einigen Jahren die älteren Modelle (Leon I und II).
Eine interessante Entwicklung ist, dass Renault nun mehr auf Premium machen will, Ford verfolgt meine ich eine ähnliche Strategie, für alle Hersteller kann das nicht aufgehen. Würde mich nicht wundern, wenn am Ende die Chinesen das Niedrigpreissegment besetzen.