Das chinesische Startup NIO ist trotz zwischenzeitlicher finanzieller Probleme einer der erfolgreichsten Elektroautobauer auf dem Heimatmarkt. 2021 will das Unternehmen nach Europa expandieren, im Jahr darauf in weitere Regionen. Den Kunden könnte dann deutlich mehr Reichweite als bisher geboten werden.
Firmenchef und -gründer William Li gab bei einem Treffen mit Kunden bekannt, dass ein Batteriepaket mit 150 kWh Kapazität in Arbeit sei, berichtet das chinesische Portal cnTechPost. Mit einer Ladung sollen über 900 Kilometer möglich sein. In China gilt für Reichweiten-Angeben die NEDC-Norm, die dem hierzulande auslaufenden, wenig realitätsnahen NEFZ-Fahrzyklus entspricht. Die von NIO in Aussicht gestellten 900 Kilometer werden in der Praxis also nicht möglich sein, die bisherigen Reichweiten dürften aber wesentlich übertroffen werden.
Aktuell bietet NIO sein großes SUV ES8 mit bis zu 580 Kilometer Reichweite gemäß NEDC an, dazu wird eine 100-kWh-Batterie verbaut. Das darunter angesiedelte SUV ES6 schafft mit 100 kWh offiziell 610 E-Kilometer am Stück, der neue SUV-Crossover EC6 615 Kilometer. Ab wann genau NIO sein neues, großes Batteriepaket in Serienfahrzeuge einbauen wird, bleibt abzuwarten. Auch Details zu den eingesetzten Batteriezellen oder Angaben zu Gewicht und Größte gibt es bisher nicht.
Die von NIO geplante Batterie mit 150 kWh Kapazität wäre nach aktuellem Stand die leistungsstärkste in einem Großserien-Elektroauto. Allerdings haben auch andere Unternehmen vor, zukünftig größere Akkupakete zu verbauen. So wird General Motors voraussichtlich ab 2021 im neuen Hummer EV bis zu 200 kWh nutzen, das US-Startup Rivian sieht für seine ebenfalls im nächsten Jahr kommenden SUV und Pickup-Trucks bis zu 180 kWh vor. Auch Branchenprimus Tesla dürfte die Batteriekapazität erhöhen, insbesondere beim für 2021 angekündigten „Cybertruck“ und einem später kommenden Supersportwagen.
In welchen Baureihen NIO seine größte Batterie nutzen will, ist nicht bekannt. Laut cnTechPost plant das Unternehmen für nächsten Januar die Vorstellung seiner ersten Limousine, einen Ausblick auf ein entsprechendes Modell gab es 2019. Bei der Präsentation des neuen Elektroautos könnte NIO auch die 150-kWh-Batterie enthüllen, vermutet cnTechPost.
NIO setzt bei seinem Angebot in China nicht nur auf große Reichweiten: Die Kunden profitieren unter anderem von einem kostenlosen Netz an Batterie-Wechselstationen, mobilen Ladefahrzeugen und einem via App buchbaren Ladeservice durch NIO-Personal. Darüber hinaus hat das Unternehmen Ladelösungen für das Zuhause im Programm. Welche der Services auch in Europa verfügbar sein werden, ist noch offen.
David meint
150 kWh und 180 kWh kommen. Akkus werden weniger umweltschädlich hergestellt und ihr Leistungsgewicht wird sich verbessern. Größtes Problem nachfolgend wird, so einen Akku zuhause aufzuladen. Das schafft man nur noch mit 22 kW und um diese Anschlüsse wird ein Verteilungskampf entstehen.
alupo meint
Was für ein energieverschwendendes Schrankwanddesign.
Naja, SUV Fahrern macht das sicher nichts aus. Die sind an unnötig hohe Verbräuche gewohnt.
Jürgen Baumann meint
Mein SUV hat einen Verbrauch von 13.1 kWh / 100 km accu to wheel (gemessen über 21’567 km). Wie viel hat denn Deiner?
THeRacer meint
Ab spätestens 2021 sollte der CO2 Abdruck, bzw. die Herstellungsenergie von Akkus und PKWs eine Pflichtangabe werden.
Torsten meint
Idealer Weise für alle Produkte. Auch für Verbrenner und Kraftstoff. Bitte.
Jürgen Baumann meint
Inklusive des Gewichts des Treibstoffs für die ersten 100’000 km.
Daniel S meint
Brauchen wir wirklich 150kWh im Auto?
Wäre bessere Aerodynamik und Effizienz nicht erstrebenswerter?
Autokauf ist selten Vernunftsache, das zeigen die SUV, sondern oft wohl mehr eine Herzensangelegenheit. Vielleicht sollten wir neue Sehnsüchte und Statussymbole schaffen statt neue Batterien.
Jörg2 meint
@Daniel S
Jede kWh mehr verringert die Notwenigkeit laden zu müssen, entlastet die Ladeinfrastruktur und verbessert die Schnellladung.
Wenn Autofahren im Kern die Fahrt von A über B zu A ist, dann sollte alles drumherum uns so wenig wie möglich belästigen: tanken/laden, versichern, aussaugen, reifenwechseln, irgendetwas nachfüllen, Parkplatz suchen….
Oder meinst Du die Mehrkosten, den größeren „CO2-Abdruck“, Gewicht, Volumen etc. der aktuellen Akkus?
Andi EE meint
@Jörg2
Also ich bin ganz bei @Daniel S, Energieeffizienz (/ Aerodynamik) sollte in jedem System gefördert werden. Der einfachste Weg, ist die Energie zu verteuern um so die Hersteller zu effizienten Geräten zu zwingen. Es gibt ganz einfache Wege, wie man das sozial gerecht abfedern kann, MwSt. runter, Energiesteuer rauf.
„Jede kWh mehr verringert die Notwenigkeit laden zu müssen, entlastet die Ladeinfrastruktur und verbessert die Schnellladung.“
Verstehe ich nicht, wenn ich eine gute gute Aerodynamik habe, dann werde ich noch schneller laden, simpel weil ich dann weniger brauche. Jede nicht verbrauchte kWh muss ich nicht nachladen. Je höher der Treibstoffpreis, desto geringer die Verschwendung, das ist bei allen Gütern so.
„Oder meinst Du die Mehrkosten, den größeren „CO2-Abdruck“, Gewicht, Volumen etc. der aktuellen Akkus?“
Sicher der CO2 Fussabdruck, die Ressourcen die man verbraucht. Es ist doch nicht erstrebenswert, wenn wir zunehmende Reichweite auf diese billige Art und Weise dazugewinnen. Wir sollten es mit besserer Technik tun, bessere Aerodynamik und bessere Batterietechnik ist der Weg, den wir gehen sollten. Aber das ist natürlich nicht der Weg für diese fetten SUVs, weil es nicht funktioniert wenn man so aussehen muss.
Jörg2 meint
@AndiEE
Zur Effizenzerhöhung habe ich mich nicht geäußert. Ich bezog mich nur auf die Vergrößerung der Akku-Kapazität und bin, um dann vergleichen zu können (kleiner Akku vs. großer Akku) davon ausgegangen, dass der Rest des Systems unverändert bleibt.
Für die Effizenzerhöhung gibt es natürlich viele Stellschrauben beim eAuto. Bis hin zum Verzicht.
FahrradSchieber meint
„Brauchen wir wirklich 150kWh im Auto?“
Die Frage ist, wer „wir“ ist.
Wer meint es zu brauchen, der wird es kaufen, ganz einfach. Alle anderen sparen sich das Geld.
Schon wer häufiger mal mit Hänger fährt wird den größeren Akku zu schätzen wissen.
StugiLife meint
So ein 150 kWh Akku wiegt locker 1000 kg, bei entsprechendem Platzbedarf. Ob das der richtige Weg ist? Möchte ungern von einem 3 Tonnen Ungetüm gerammt werden. Hat Masse wirklich Klasse?
NiLa meint
Zumal wir dann auch langsam in den Bereich kommen, in dem ein normaler PKW Führerschein nicht mehr ausreicht.
Jörg2 meint
Ich hoffe doch mal, dass mit weiterer Entwicklung der Speichertechnik, sich sowohl Gewicht, als auch Volumrn pro kWh verringern.
Kennt noch jemand die Mobiltelefone von Anfang der 90iger? Diese tragbaren Motorradbatterien mit Kühlrippen und dem geringelgeschnurtem Totschläger dran? Seit dem hat sich einiges getan……
NiLa meint
Hoffen kann man, nur haben sich bisher alle „Wunderbatterien“ in der Praxis als untauglich erwiesen. Bisher gehen alle praktisch nutzbaren Verbesserungen auf LiIon-Batterien zurück. Irgendwann ist da einfach das Ende der Fahnenstange erreicht. Die low hanging fruits in dieser Entwicklung werden wohl bald abgeerntet sein.
MichaelEV meint
Und wenn die low hanging fruits abgeerntet sind, sind wir bedeutend weiter als heute. Dann sind auch 150kWh nichts mehr besonderes.
Jörg2 meint
@NiLa
Gehts noch darum, ob man(n) 150kWh im Auto gebrauchen kann oder gleitet es in eine allgemeine „Batterie-Entwicklungsdiskussion“ ab.
Zum Thema „gebrauchen“ bin ich nach wie vor der Meinung: ja
Beim Thema „Batterieentwicklung“: es entwickelt sich. Eher Evolution als Revolution. Die Evolution ist halbwegs abschätzbar. Ob und wann eine Revolution um die Ecke kommt, wird von den Glaskugeln dieser Welt uns wohl weiterhin verschwiegen.
StugiLife meint
Bis zum Januar wird Nio sicher nicht das Gewicht ihrer Batterien halbiert haben, das wäre dann wirklich eine Sensation.
Gasbremse meint
Es gab mal (auf Verbrennerbasis) das LOREMO-Projekt. LOW RESISTANCE VEHICLE.
Der Name war Programm: 700kg, in der kleinen Variante 14kW, trotzdem dank geringer Stirnfläche und einem cw Wert <0,2 gut für 160km/h. Kein karges 1-Personen-Rollerchen, sondern als Back to back – seater mit 4 Plätzen. DAS wäre die die Basis für ein zeitgemässes BEV, bei dem 30kWh sicher für
absolut ausreichende Reichweite sorgen würden.
Egon Meier II meint
Das Auto kann noch so toll und noch so eine große Reichweite haben. Ein chinesisches Auto werde ich nicht kaufen.
Tim Leiser meint
Danke für die Info
Andreas_Nün meint
Gut zu wissen, da ich bisher mit den japanischen Autos kein Problem hatte, mit den Koreanern auch nicht, werd ich wahrscheinlich auch mit den chinesischen kein Problem haben.
Wobei ich zugegebenermaßen bei den Verbrennern mich auch nicht für ein chin. Auto interessiert habe.
alupo meint
Apple vertraut den Chinesen. Ich habe zwar keines und werde mir auch keines zulegen, aber Qualität können die Chinesen offensichtlich durchaus herstellen.
Auch in meinem alten Samsung-4k Monitor steckt 100 % China dahinter.
China kann aber auch billig, das ist auch klar. Pauschal das zu diskreditieren halte ich für eine gefährliche Strategie denn die wird zum Untergang der lokalen Industrie auf dem Weltmarkt führen.
Was ich vorbehaltslos akzeptieren kann ist, wenn jemand sagt, dass er chinesische Produkte meidet weil er Menschenschlachtungen, die auf dem Platz des höllischen Krieges (also dem Platz des himmlischen Friedens) stattgefunden haben, nicht vergessen will. Aber ich habe beim Kauf erst später gemerkt, dass in meinem Samsungmonitor (eigentlich South Korea) China drin steckt.
Inzwischen passe ich besser auf, aber manchmal gibt es keine Alternativen.
FahrradSchieber meint
Dann fallen wohl auch Polestar und BMW iX3 aus. Und aktuell kommt wohl eine Charge Tesla Model 3 aus China zu uns.
Wolfbrecht Gösebert meint
FahrradSchieber meinte u.a.:
“ […] Polestar und BMW iX3 [aus China und] eine Charge Tesla Model 3 a [fallen dann wohl aus]“.
Ja, und der neue Smart dann ja wohl auch!
Hint:
Ein preiswertes, sparsames und ökologisch gut vertretbares eAuto braucht sowieso keine 150 kWh, da es gern mit weniger als 12 kWh/100 km fährt!
Midget meint
@Wolfbrecht Gösebert
Welches eAuto mit 60kWh Akku verbraucht 12 kWh/100km?
Wenn es dann noch mit 2C – sprich – 120kW zumindest bis 50% SoC lädt…
Jürgen Baumann meint
Komme da nicht ganz dran: 13.1 kWh/100 km nach 21’567 km (accu to wheel) mit einem 64 kWh Akku in einem SUV. Bei einem 150-er wäre meine Reichweite so ca. 1145 km. So sind es „nur“ 486 km … reicht aber auch … nicht nur zum Brötchen holen.