Silke Bagschik, Leiterin Vertrieb und Marketing für E-Mobilität bei VW, und Jörg Hitpass, Leiter Marketing Deutschland, haben in einem Doppelinterview mit der Automobilwoche ausführlich über das Marketing für die neue Elektroauto-Familie ID. und die E-Mobilität insgesamt gesprochen.
Das erste Mitglied der ID.-Reihe, der Kompaktwagen ID.3, wird seit September dieses Jahres ausgeliefert, die Kampagne für die Einführung des Modells startete bereits 2019. Tatsächlich habe VW schon im Jahr 2016 mit öffentlichkeitswirksamen Aktivitäten für den ID.3 begonnen, erklärte Bagschik. Damals sei als Ausblick auf die Serie ein Showcar enthüllt worden. Anschließend habe VW die Schlagzahl kontinuierlich erhöht.
Die frühzeitigen Werbemaßnahmen inklusive runderneuertem Markenauftritt seien nötig gewesen, da der ID.3 mehr als ein neues Fahrzeug und die Submarke ID. mehr als eine neue Fahrzeugfamilie sei. „Das ist der Beginn eines Systemwandels. Und diesen wollten wir frühzeitig mit einer entsprechenden Kampagne begleiten“, sagte Hitpass. „Es geht um den Aufbruch in eine neue Ära“, merkte Bagschik an. „Da gibt es dann deutlich mehr zu erzählen.“ Dabei gehe es auch um das Ökosystem, das VW um die ID.-Stromer herum aufbaut. Das Unternehmen habe früh damit anfangen wollen, Aufklärungsarbeit zu leisten und das Bewusstsein für E-Mobilität zu schaffen.
Dass bei der Werbung der Fokus nicht nur auf dem ID.3, sondern vor allem auf Elektroautos allgemein liegt, soll das Bekenntnis von VW zu der alternativen Antriebsart zeigen, so Bagschik weiter. Der Konzern treibt E-Autos im großen Maßstab voran, dabei müssen laut der Managerin noch viele Barrieren adressiert werden. Man wolle im ersten Schritt zeigen, dass E-Mobilität inzwischen durchaus etwas für jeden sei, sowohl hinsichtlich des Preises als auch bei der Reichweite und dem Laden.
Um möglichst viele potenzielle Kunden zu erreichen, habe VW umfangreich in Fernsehen investiert, das sei weiter einer der wichtigen Mediakanäle, sagte Hitpass. Als weiteren Schwerpunkt nannte er digitale Aktivitäten, weil hier die Zielgruppe viel aufgeschlossener für Elektroautos sei. Mit den über die jeweiligen Kanäle ausgesendeten Spots sei das Ziel gewesen, die gängigsten Vorurteile zu E-Autos aus dem Weg zu schaffen. Reduzierte Marketingbudgets in anderen Bereichen zugunsten der E-Mobilität habe es nicht gegeben. Man habe neue Budgets für den ID.3 bereitgestellt, die Kommunikation für andere Modelle wie den Golf 8 dafür aber nicht zurückgefahren.
VW will E-Mobilität massentauglich machen
Mit Blick auf die Unterschiede bei der Ansprache von Verbrenner- und E-Kunden meinte Bagschik, dass insbesondere die frühen Bucher von Elektroautos neuer Technologie gegenüber sehr offen seien, sich als progressiv sehen, etwas bewegen wollen, sich dem Umwelt- und Klimaschutz verpflichtet fühlen und „auch ein bisschen Vorbild sein“ wollen. Im europäischen E-Auto-Mekka Norwegen sehe man aber schon heute keinen Unterschied mehr zwischen den Käufern von Verbrennern und Stromern. „Unser Ziel ist ja, dass die E-Mobilität massentauglich wird“, betonte Hitpass. Um Volumen zu generieren, müsse man eine breite Zielgruppe ansprechen.
Die Eroberungsrate mit Elektroautos ist bei VW laut Hitpass sehr hoch. Die Händler würden immer wieder von Kunden berichten, die vorher noch nie in einem Autohaus der Marke waren. Viele kämen sogar von Premiummarken und seien bisher nicht auf dem Radar von VW gewesen. Das liege auch daran, dass man für das künftige E-Mobilitäts-Angebot früh und intensiv geworben habe. Wenn sich jemand mit dieser Antriebsart beschäftigt, solle er auch an VW denken – das sei dem Marketing „mehr als gut gelungen“.
Im nächsten Jahr liege der Kommunikationsschwerpunkt auf dem Thema „Way to Zero“ – der Weg hin zu Null-Emissionen, kündigten die VW-Manager abschließend an. Dann werde der Klimaaspekt mit der ID.-Familie noch stärker in den Fokus gerückt. 2021 komme auch das SUV ID.4, das bereits bestellt werden kann. Für das von VW als „E-Weltauto“ beschriebene Modell sei „eine ganz großartige Kampagne“ geplant, in der vor allem die Familie im Mittelpunkt stehe.
Biker0815 meint
Liebe Silke Bagschik, Jörg Hitpass, seit Jahren flottet Ihr keine e Up E Golf oder jetzt iD3 bei Eurer eigenen Autovermietung EuroMobil ein. Auch mit Ausnahme Golf GTE – keine Plug in Hybride.
Wenn Ihr also auf dem Weg in eine neue Ära starten wollt, dann sollte diese ggf. vor Eurer Haustür anfangen…
Railfriend meint
Tatsächlich läutet der Kompaktwagen ID3, der trotz schwacher Reichweite 1,8 t wiegt, eine neue Ära ein: die Ära der neuen Schwerlast-Reifenfeinstaub-Fahrzeuge.
Michael S. meint
Wie lange haben Sie eigentlich gebraucht, bis sie endlich das von Ihnen in die Suppe geworfene Haar gefunden haben? Warum wird denn eigentlich immer so krass der Fokus auf die negativen Aspekte gelegt, obwohl die positiven (kaum noch Bremsabrieb, welcher ein deutlich größeres Problem ist; und auch kein Feinstaub aus der Verbrennung mehr) so haushoch überwiegen?
An dieser Stelle sei nicht unerwähnt, dass auch die Bahn enorm Feinstaub produziert. Gerade als „Railfriend“ sollte man beim Thema Feinstaub also lieber die Backen halten…
Railfriend meint
@MichaelEV
warum reagieren Sie so empfindlich auf Fakten zur neuen Ära des ID3?
Seit wann sind in der Kompaktklasse 1,8 t Leermasse bei dürftiger Reichweite lediglich ein Haar in der Suppe oder gar zukunftsweisend?
Und dann behaupten Sie noch haushohen Unsinn:
Denn bekanntlich stammt die Feinstaubemission im Straßenverkehr zu >80% aus dem Reifen- und Asphaltabrieb – eine unweigerliche Funktion der Fahrzeugmasse, s.o.
Das Problem des Bremsabriebs ist durch Tausch-Staubboxen gelöst und bei (P)HEV ohnehin ebenso kein Thema wie bei BEV.
Bevor Sie meinen, Ihre Backen aufzublasen:
Richtig ist, dass auch die Bahn jede Menge Feinstaub produziert. Dahinter verbirgt sich nebenbei mehr Fahrdraht- und Schleifleistenabrieb als Dieselruß, auch bezogen auf die Radarbeit. Die DB produziert jährlich ca. 400 t Feinstaub aus Fahrleitungsabrieb, der Schleifleistenabrieb ist nochmals größer.
Railfriend meint
Entschuldigung, dass ich Ihren Namen verwechselt habe.
Railfriend meint
Entfernt, da themenfern. Die Redaktion.
Railfriend meint
Verehrte Moderation,
schade, dass Sie keinen Kommentar zulassen, der den Aufbruch in eine neue VW-Ära kritisch hinterfragt und zugleich eine alternative neue Ära beschreibt, die VW mit entwickelt hat.
Nebenbei sieht die Fachpresse die neue VW-Ära so, Zitat:
„Auch im Golf-Programm ist der TGI der „grünste“ aller Gölfe und auf Augenhöhe mit einem ID.3. Nur eben mit höherer Qualität und feinerer Anmutung – und günstigerem Preis.“
TwizyundZoefahrer meint
Marketing ist super wichtig, wahrscheinlich sogar wichtiger als das Produkt. Sieht man am Besten bei Tesla, der hat die Schaumschläger einfach rausgeschmissen. ????????????
CaptainPicard meint
Fand den Teil interessant:
Das Showcar war mit den gegenläufigen Türen ja auch ein echter Hingucker…
Bagschik: Und dabei haben wir die Türen erst nachträglich eingebaut. Die erste Version hatte die noch gar nicht, die sah schon genauso aus wie die spätere Serienversion. Und dann standen wir grübelnd davor und sagten uns: Wir können doch nicht drei Jahre vor dem Serienstart schon die finale Version auf die Messe stellen. Da müssen wir noch was verändern. Und dann haben wir noch für die Show schnell diese Türen „reingebastelt“.
Warum haben Sie die in der Serie nicht drin gelassen?
Bagschik: Gerade bei dem Auto sind wir sehr Effizienz getrieben. Was nicht wirklich einen absoluten Nutzen für den Kunden bringt, darf kein Gewicht und keine Energie kosten. Und für die Türen hätten wir schon noch einmal den Rahmen verstärken müssen. Und das, ohne dass es einen echten Mehrwert für den Kunden gehabt hätte. Es war daher von Anfang an klar, dass die nicht in Serie gehen.
EdgarW meint
Bin froh, dass solch ein Show-Quark meist nicht in der Serie landet. Wie jetzt die Scherentüren (fälschlich als Flügeltüren bezeichnet) in einer zum Glück nur Sonderedition des Xpeng P7 (Link folgt)
EdgarW meint
Link: https://www.electrive.net/2020/11/23/xpeng-startet-sonderedition-des-p7-mit-fluegeltueren/