Um ihr Umweltpotenzial auszuschöpfen, müssen Elektroautos mit möglichst nachhaltigen Batterien fahren. Das umfasst neben einer emissionsarmen Produktion und den eingesetzten Rohstoffen insbesondere auch das Recycling. Die EU-Kommission will die Umweltverträglichkeit von Batterien zukünftig stärker vorantreiben.
„Wir wollen, dass alle Batterien für den EU-Markt gemeinsame Anforderungen erfüllen, egal wo sie hergestellt wurden“, sagte Umweltkommissar Virginijus Sinkevičius bei der Vorstellung entsprechender Regeln in Brüssel. Ziele seien eine umweltschonendere Herstellung und längere Lebensdauer der Batterien sowie die Einhaltung sozialer und ökologischer Standards bei der Gewinnung wichtiger Rohstoffe wie Lithium oder Kobalt. Diese Materialien sollen am Ende eines Batterielebens zudem stärker recycelt werden.
Bis die geplanten Regelungen greifen, werden noch einige Jahre vergehen. So sollen erst 2026 Mindeststandards zur Leistungsfähigkeit und Lebensdauer für Haushalts- sowie für Industriebatterien gelten. Für Akkus für die Industrie und Elektrofahrzeuge wäre ab Juli 2024 eine CO2-Bilanz notwendig, später dürfte diese Bilanz einen bestimmten Wert nicht überschreiten.
Im Zentrum der Vorschläge stehe der Kreislauf-Gedanke, erklärte Sinkevičius. Demnach sollen im Jahr 2030 70 Prozent der Alt-Batterien aus Haushalten gesammelt werden sowie alle Akkus aus der Industrie oder von Elektroautos. Für bestimmte neue Batterien wäre ab 2030 ein Mindestmaß recycelter Komponenten vorgesehen. Auch die Weiterverwendung zum Beispiel von in E-Autos ausgedienten Batterien als stationäre Energiespeicher soll vorangetrieben werden.
Die Kommission hat mit ihren Vorschlägen nicht nur die Umwelt im Visier, sondern auch einen vielversprechenden Zukunftsmarkt. „Es wird erwartet, dass sich der weltweite Bedarf an Batterien bis 2030 vervierzehnfacht“, sagte EU-Kommissionsvize Maroš Šefčovič. Die EU könnte zum zweitgrößten Batteriemarkt hinter China werden. „Aber für die grüne nachhaltige Zukunft, zu der sich Europa verpflichtet hat, sollten grüne nachhaltige Batterien den Strom liefern“, unterstrich Šefčovič. Der einheitliche Rahmen würde der Industrie bei Innovationen und der Vorbereitung auf den wachsenden Markt helfen.
Auch Umweltkommissar Sinkevičius sieht für die Wirtschaft vor allem Chancen. Dass sich Batterien durch die Regelungen für Endkunden verteuern, sei nicht zu erwarten. Der wachsende Markt und die Regeln würden effizientere Technologien begünstigen und verstärktes Recycling Kosten senken. Aus dem Europäischen Parlament kam Zustimmung für die Pläne, allerdings auch Kritik. Anna Cavazzini von den Grünen forderte verbindlichere Regelungen zur Durchsetzung von Menschenrechten bei der Rohstoffgewinnung. Ihr Parteikollege Sven Giegold kritisierte das Recyclingziel für Lithium als zu niedrig.
Klaus Schürmann meint
Leider fällt mir nur ein Satz dazu ein : WER HAT SCHON ERFUNDEN WIE MAN EINEN LITER ERDÖL RECCYCELN KANN
Was für ein Luxusproblem ist da die Entwicklung einer Recyclingindustrie für wertvolle Rohstoffe ! Der z.B. saudiarabischen Erdölindustrie ist dazu trotz aller Billionengewinne nicht vorgeworfen worden, dass selbst die Reste der Herstellung von Benzin uswon den Motoren von Kreuzfahrtschiffen in die Umwelt gepustet werden dürfen…
alupo meint
Große LiIonen Batterien werden sicher immer recycled, denn sie stellen einen hohen Materialwert dar der sich auch noch gut herausholen lässt. Laut einem Chemiker eines mit der Materie vertrauten deutschen Unternehmens ist der 3-stufige Recycleingprozess fertig entwickelt und wartet nur auf seine Umsetzung. Aktuell liegt er in der Schublade, einfach weil es kaum zu recyclende Zelken aus eAutos gibt. Sie halten einfach viel zu lange.
Wenn man sich die Wertstoffzusammensetzung in der Zelle ansieht fällt sofort auf, dass die Konzentration aller Wertstoffe deutlich höher ist als in den Minen. Daher, alle wollen Recyceln, aber es fehlt aktuell einfach noch der Rohstoff dafür.
Was zum Energieverbrauch bei der Zellenfertigung sehr interessant ist ist, dass zumindest das Lithium für den Austausch des ganzen nordamerikanischen PKW & LKW Bestandes durch das neue und sehr kostengünstige Verfahren von Tesla aus der Wüste in Nevada extrahiert werden kann und somit im Vergleich zum klassischen Verfahren viel Prozessenergie wegfällt (völlig anderes Verfahren) und Transporte entfallen.
Weiterhin funktioniert die von Tesla erworbene Trockenbeschichtungstechnologie (ex Maxwell) inzwischen ganz gut in der produzierenden Pilotanlage. Damit entfällt nicht nur der mit Abstand größte Energieverbraucher in der Zellproduktion sondern Chemikalien werden ersatzlos entfallen und die teure und kostenintensive chemische Aufarbeitung entfällt ebenfalls.
Daneben hat der Akku vom Model 3 & Y bereist seit 2017 nur einen Kobaltanteil von 2,7% und damit absolut weniger als jeder kleine i3 Akku. Und Kobalt wird mittelfristig aus den Zellen völlig verschwinden, und das nicht nur wegen den LiFePO4 Zellen.
Insofern ist das Batterieproblem eher eines, dass der Endverbraucher die einzelnen Zellen nicht vorschriftsmäßig der Wiederverwertung zuführt. Bei großen Akkupacks nach dem Second Life ist das ganz sicher kein Thema, denn niemand schmeisst gerne ein paar tausend Euro einfach weg.
Elektron meint
Auch ich bin ein absoluter Freund von E-Autos (BEV’s), deren Effizienz und Fahrverhalten. Dennoch bereitet mir das Recycling etwas Kopfschmerzen, denn so einfach, wie das oft dargestellt wird, ist es eben scheinbar doch nicht! Ich habe kürzlich in einem ausführlichen Bericht in einem deutschen Wissenschaftsmagazin (Spektrum der Wissenschaft) gelesen, dass nebst der chemischen Zerlegung der einzelnen Rohstoffe auch die Zerlegung des Gehäuses eine hohe Herausforderung darstellt, denn auch das sind Metalle, die nicht einfach so weggeworfen werden sollten. Des weiteren braucht dieser ganze Prozess auch wieder sehr viel Energie. Und unter dem Strich muss das Ganze dann auch noch Rentieren, ansonsten ist keiner gewillt, solche Akkus zu recyclen. Problematisch wird es vor allem dann, wenn die Rohstoffpreise bestimmter Rohstoffe sinken, denn dann macht es vielleicht wirtschaftlich auf ein Mal keinen Sinn mehr, diese aufwendig zu trennen und wiederzuverwenden. Im Moment ist es teurer, Lithium aus alten Akkus zu recyclen, als neues aus der Erde zu gewinnen (mag evtl. auch an den Stückzahlen liegen). Wir müssen aufpassen, dass wir vom Regen nicht in die Traufe kommen, denn dann hat das BEV schnell nichts mehr mit grossem Fortschritt zu tun.
Vielleicht male ich etwas zu schwarz, aber das ganze Thema mit dem Recycling ist m.E. noch nicht ganz zu Ende gedacht.
Andi EE meint
@Elektron
Ich kann da dem Meisten zustimmen. Ich glaube, dass es technisch aber gut machbar sein wird, auch wenn es noch Hürden gibt. Aber die Bedenken teile ich, dass wie oft der Fall, das Recycling teurer als die Neuerstellung / Abbau ist. Notfalls muss man mit griffigen Gesetzen und drakonischen Strafen, das Recycling durchsetzen.
Die Energie wird nicht das Problem sein, wenn wir endlich vorwärts mit den EE machen. Das ist eine Willenssache und nicht eine Frage des Könnens. Und wenn wir dann mal wirklich etwas Reserve haben und die Infrastruktur zum Verteilen gebaut ist, werden die Preise für den Strom deutlich fallen.
Andi EE meint
Viel einfacher wäre es, wenn man z.B. einen Anteil von 30% an EE im Energiebezug von den Versorgern nachweisen müsste … und das in der gesamten Produktion, auch bei den Verbrennern. Aber das wird natürlich nicht kommen, weil man dann einen Nachteil im internationalen Wettbewerb hätte. Der Feind aller guten Regeln, sind immer die Grenzen der Nationalstaaten. Man könnte Morgen super Regeln einführen und somit alle gleich in die Pflicht nehmen, aber alles scheitert an diesen doofen Grenzen / Protektion.
Andreas meint
Einige Hersteller dürften doch bereits 100% EE für die Herstellung von Verbrennern, BEVs und Batterien beziehen und schreiben den Lieferanten von Batteriezellen das genauso vor.
Peter W meint
Das ist sicher der richtige Ansatz. Recycling muss immer oberste Priorität haben. Leider werden die zu erwartenden aber lösbaren Probleme des BEV und auch der regenerativen Energiegewinnung oft so negativ dargestellt, dass viele glauben, dass es besser ist Kohle, Diesel und Benzin zu verbrennen. Hier fehlt oft eine klare und überzeugende Gegenüberstellung.
EVrules meint
Das kann man nur begrüßen, denn auch wenn die vor kurzem ausgestrahlte und viel-kritisierte Arte-Doku, über die dunklen Seiten der grünen Energie, tendenziös scheint, trifft sie dennoch einen wahren Kern: wenn bei den Erneuerbaren und der eMobilität nicht aufgepasst wird, kommen wir vom Regen in die Traufe. Es verbessert sich nicht wirklich was.
Daher kann es nur in unser aller Sinne sein, verlässliche Richtlinien zu schaffen, die eine saubere Rohstoffgewinnung, -verarbeitung und das Recycling zertifizieren, Arbeitsschutz inkludieren und an gegenteiligen Falle den Bezug von bspw. Akkuzellen untersagt.