Volkswagen könnte die Tochter Porsche an die Börse bringen, hieß es zuletzt. Während insbesondere der Finanzchef des Sportwagenbauers Lutz Meschke dies für eine gute Idee hält, ist Volkswagen-Vorstandschef Herbert Diess dagegen. Die Einnahmen der erfolgreichen Marke brauche der Konzern für seine kostspielige Transformation hin zu elektrischen und digitalen Autos, sagte er in einem Interview.
„Die Konzernteile einzeln zu bewerten, passt aus meiner Sicht nicht in eine Zeit, in der unsere Transformation zur E-Mobilität gewaltige Synergien quer durch alle Unternehmenssparten bringen wird“, so Diess im Gespräch mit der Frankfurter Allgemeine Zeitung. Außerdem sei Porsche die „beste Ertragsperle“ von Volkswagen, mit der Marke verdiene der Konzern einen großen Teil des für den Wandel seines Geschäfts nötigen Geldes.
Volkswagen investiert viele Milliarden in Elektromobilität, der Konzern soll zum führenden Anbieter von Elektroautos mit hoher Konnektivität und fortschrittlichen Digitalfunktionen werden. Mit dem Elektroauto-Baukasten MEB und geplanten weiteren Architekturen ist Volkswagen bei der Antriebstechnik mittlerweile vorne mit dabei, anders sieht es bei der Software aus. „Software hat für uns höchste Priorität. Da müssen wir nachlegen“, räumte Diess ein. Dieser Bereich werde zukünftig neben der E-Mobilität in der neuen Autowelt entscheidend sein.
Beim Start des ersten MEB-Modells der neuen E-Auto-Familie ID. im letzten Jahr hatte VW große Schwierigkeiten mit der Software, vor Kurzem folgte auf den Kompaktwagen ID.3 das SUV ID.4. Die Anfangsschwierigkeiten seien in den aktuellen Modellen „komplett gelöst“, erklärte Diess. Updates für die Software könne man künftig „over-the-air“ aufspielen, also mit dem Mobilfunknetz ohne Besuch in der Werkstatt. Die weiter klaffende Lücke bei der Digitalkompetenz zu Tech-Konzernen oder auch Elektroauto-Pionier Tesla soll eine neue, kürzlich von Car-Software-Org in Cariad umbenannte Geschäftseinheit schließen.
Bis Mitte des Jahrzehnts will Volkswagen branchenführende Elektro- und Digital-Technologien für den konzernweiten Einsatz zur Verfügung haben. Das wird insbesondere in dem Audi-Projekt Artemis und der VW-Initiative Trinity vorangetrieben. Auf mutmaßliche Verzögerungen der beiden Vorhaben angesprochen sagte Diess, dass bis zu der anvisierten Vorstellung der ersten Artemis- und Trinity-Modelle noch knapp vier Jahre Zeit bleiben. Bis dahin könne man mögliche Rückstände aufholen, ein paar Monate Verspätung seien angesichts der langen Laufzeit solcher Projekte aber auch kein großes Problem.
Zu den kolportierten Plänen des US-Tech-Giganten Apple für ein eigenes Elektroauto meinte Diess, dass er das Unternehmen für „einen relevanten Spieler“ halte. Sollte der Erfinder des iPhones tatsächlich in den Markt einsteigen, müsse man das sehr ernst nehmen. Apple sei beim Hardware- und Chipdesign so weit, dass es beim autonomen Fahren eine wichtige Rolle spielen könne. Hinzu komme die mit Smartphones gesammelte Erfahrung bei Batterien und Industrialisierung sowie die Design-Kompetenz. Apple soll sein E-Auto von etablierten Herstellern produzieren lassen wollen, Diess hat dazu eigener Aussage nach bisher keine Gespräche geführt.
Ebi meint
VW muss nicht nur bei der SW sondern auch beim Ladenetz zulegen. Die IonityBeteiligung ist ein Rohrkrepierer für die Massentauglichkeit, da hätte VW eigene Wege gehen sollen ohne die Bremser.
lukasz meint
Finde ich auch… VW macht das aber jetzt auch selbst.
Andreas meint
Ionity war so ein Dinosaurierkonstrukt. Sehr teuer, sehr langsam und eher als Blockadestrategie ausgelegt.
VW hätte mit Tesla arbeiten sollen, als mit den alten Petrolbetonköpfen im VDA.
Alupo meint
Tesla soll laut den heutigen Nachrichten zusammen mit Toyota etwas zusammen machen.
Das hat mich zwar sehr erstaunt weil TOYOTA&FCEV doch so sehr miteinander verbunden sind und auch weil Musk&Dies sich doch gut verstehen sollen, aber egal.
VW ist ja schon auf BEV Kurs und falls die Nachricht stimmt wäre damit Toyota nach mindestens einem verloren Jahrzehnt endlich auf der richtigen Spur.
David meint
Ionity finde ich den richtigen Weg. Für Vielfahrer ist es mit dem passenden Vertrag sehr günstig. Für Wenigfahrer auf Autobahnen ist es immer noch problemlos, schnell und zuverlässig. Ich nutze das Netz bevorzugt und freue mich über die Geiz-Querulanten, die das Netz meiden. Das macht es nur noch attraktiver für mich.
Ebi meint
Geiz ist eine Sache, wie man e-Mobilität in die Masse bringt, eine andere. Da sendet Ionity einfach das falsche Signal, so was schreckt eher ab.
Alupo meint
Wenn ich bei Ionity Laden würde hätte ich 0,79 €/kWh zu bezahlen.
Bei Tesla bezahle ich 0,00 €/kWh.
Ich hatte in über 4 Jahren noch niemals eine defekte Tesla – Ladesäule.
Von Ionity liest man sehr oft das Gegenteil. Ob das nun am Auto liegt oder an der Ionity Ladesäule wäre mir als gestrandeter Fahrer egal denn das spielt weder zeitlich noch was die Folgekosten betrifft eine Rolle.
Bei der Arbeit hieß es in solchen Fällen immer: „there is room for improvement“ ;-).
Jedenfalls bin ich sehr glücklich darüber, nicht auf Ionity angewiesen zu sein, nach dem Motto“lieber zuverlässig und billig als teuer und gestrandet“ sein.
Ich kenne da so einen Fall von einem id3 Fahrer. Der hat es nach Stunden zwar geschafft am Ziel anzukommen, aber er war wohl trotz persönlicher BEV Erfahrung danach etwas „durchgeschwitzt“ . Muss nicht immer so sein. Die ganze Geschichte wurde auch bei Teslamag erzählt. Übrigens, die Software auf diesem id3 ist immer noch Murks, die Ladesäulen werden im Navi angezeigt, in Luftlinienentfernung. Und OTA gibt’s nur für Media und Navi, aber nicht für systemrelevante Software wie Motor- & Klimasteuerung oder BMS etc. ..
Skodafahrer meint
Tesla hat keine Supercharger bei den Autobahntankstellen. Bei den anderen Schnellladern wie Ionity fehlt es noch an Plug and Charge. Es wird noch von keinem Hersteller ein langstreckentraugliches Fahrzeuge mit 800V Technik und großen Batterien produziert.
CaptainPicard meint
CNBC berichtet dass sich VW in Amerika in Voltswagen umbenennen möchte: https://www.cnbc.com/2021/03/29/vw-accidentally-leaks-new-name-for-its-us-operations-voltswagen.html
Und es soll kein verfrühter Aprilscherz sein.
ID.alist meint
Es gibt viele solche „versehentliche Leaks“ die eigentlich gewollt sind.
Jetzt hast man die Diskussion draußen, und wenn am Ende die allgemeine Meinung negativ ist, kann VWoA einfach vergessen, dass es diesen „Leak“ gegeben hat.
Aber zu dem Thema im Post, wenn zukünftig Autos nur als Software Plattformen gesehen werden, sowie heutzutage die Smartphones, dann kaufe ich mir ein Dacia oder irgendwas was mich einfach von A zu B bringt, und selbst wenn es ein Verbrenner-Motor hat. Kein Interesse an noch eine Plattform wo man nochmals für nutzlose Software bezahlen darf.
Michael S. meint
Dir ist aber schon bewusst, dass heute schon jede Menge Software in Autos steckt? Angefangen vom Motorsteuergerät, über die Klimaautomatik, hin zum Infotainment, Sitzsteuerung, Spiegelverstellung, digitaler Tacho, Fahrerassistenzsysteme…
Am Ende ist es nur die Frage, ob man weiterhin jede Funktion irgendwo einzeln in einem kleinen Kästchen im Auto verbaut oder ob man die Sachen eher zusammenfasst und vernetzt. Und damit ist man dann bei einer Plattform, auf der verschiedene Software läuft und die nach Bedarf angepasst wird.
Jörg2 meint
@Michael
In der Vergangenheit war es so, dass die Software hauptsächlich von Zulieferern kam.
Nun muss das erstmal slles ins eigene Haus geholt werden.
Andreas meint
Dir ist aber schon bewusst, dass heute schon jede Menge Software in Autos steckt?
@Michael S: Dir ist schon bewusst, dass dies immer ein Haufen einzelner Softwarebocken der Zulieferer waren, die nur amateurhaft zusammengeflickt waren. Kein Europäischer Hersteller war und ist hier gut. Meine Zoe von 2016 ist zum abgewöhnen schlecht, was Software anbelangt.
ID.alist meint
Ich habe nicht über diese Software gesprochen.
Ich rede über sowas hier:“ Im Jahr 2030 wird der weit überwiegende Teil des Geschäfts mit dem Auto nicht mehr auf die Hardware entfallen, sondern auf Dienste wie das autonome Fahren, Unterhaltung im Auto und andere Services. “ Zitat aus dem Interview. Das hat wenig mit Motorsteuergerät und digitalen Tacho zu tun.
BeatthePete meint
@ID.alist
Ja,dahin wird wohl die Entwicklung gehen. Die Autos unterscheiden sich nur in der Form, Leistung und Software.
Bei der Leistung werden alle dicht beieinander liegen, in 2 Kategorien aufgeteilt. Stadtauto(Urban vehicle) und (Autobahn-) Langstrecken-Highspeedauto.
Das Gross der Umsätze wird über Software und Services gemacht werden.
letztendlich(15+ Jahre) wird man gar kein Auto kaufen man wird sich eins herbeirufen.
Ja, ich weiss, heute unvollstellbar…aber das war das Autoradio und der 3 Punkte Gurt auch.