Volkswagen hat bei seiner Kernmarke für Elektroautos das sogenannte Agenturmodell eingeführt, bei dem der Händler nur noch als Vermittler agiert. Kürzlich wurde angekündigt, dass die neue Vertriebsstrategie auch bei anderen Marken des Konzerns in Europa etabliert wird – unter anderem bei Audi.
Ab 2023 wolle auch die Ingolstädter Premiummarke ihre Elektroautos im Agenturmodell verkaufen, berichtet die Automobilwoche. „Die geplante Einführung des Agenturvertriebs für unsere vollelektrischen Modelle in europäischen Märkten ist ein wichtiger Baustein für die kundenzentrierte Ausrichtung unseres Vertriebsmodells“, sagte Audi-Vertriebsvorständin Hildegard Wortmann der Branchenzeitung. Es handele sich um den nächsten konsequenten Schritt in eine elektrische Zukunft.
Beim in zwei Jahren auch bei Audi startenden Agenturmodell kaufen Kunden die Fahrzeuge direkt beim Hersteller. Die Händler sind zwar nur noch Vermittler, seien aber „weiterhin als Agent in den Kaufprozess eingebunden und bilden die zentrale Schnittstelle zum Kunden“, betonte ein Audi-Sprecher. VW hatte dieses Modell mit dem Start der Elektroauto-Familie ID. im Jahr 2019 eingeführt. Audi vertreibt seine eigenen Stromer bisher noch über das klassische Vertragshändlernetz.
Die Umstellung bei Audi soll „ab 2023 gestaffelt in wichtigen europäischen Märkten“ erfolgen, erklärte der Sprecher. Hierbei gehe es um den Heimatmarkt Deutschland sowie die Länder Frankreich, Großbritannien, Italien, Spanien, Polen, Irland und Schweden. Die Einführung in weiteren Regionen werde geprüft. Im nächsten Schritt müssen mit den Händlern in den bereits festgelegten Märkten neue Verträge ausgehandelt werden. Mit einem Abschluss wird der Automobilwoche zufolge nicht vor 2022 gerechnet.
Das Elektroauto-Angebot von Audi besteht aktuell aus dem SUV e-tron und dessen Coupé-Variante e-tron Sportback sowie der Sportlimousine e-tron GT. Zum geplanten Start des Agenturvertriebs dürfte das Portfolio noch einmal gewachsen sein, in Arbeit sind der Q4 e-tron als SUV und Coupé sowie mit Q6 e-tron und A6 e-tron die ersten Modelle auf der neuen Premium Platform Electric (PPE). Ab 2026 will Audi neue Modelle dann nur noch rein elektrisch auf den Markt bringen, die Verbrenner sollen bis 2033 nach und nach auslaufen.
Zu den weiteren Marken des Volkswagen-Konzerns, die auf das Agenturmodell setzen werden, gehören Škoda und Seat Cupra sowie VW Nutzfahrzeuge. Bei der Seat-Submarke Cupra gilt das ab Ende des Jahres für alle Fahrzeuge, also auch für Verbrenner. Bei den anderen Konzernmarken ist dies zunächst nur bei den elektrischen Modellen geplant. Wann genau Škoda und VW Nutzfahrzeuge den Vertrieb umstellen, ist noch offen.
OnkelSven meint
Die deutschen Autohersteller (weltweit die Besten und überall gefragt) orientieren sich an Apple. Ob du in Hamburg oder in Dresden ein iPad kaufst – überall der gleiche Preis. Die Verkäufer dort sind nur „Berater“ ohne Kompetenz in Sachen Kulanz.
Automobilverkäufer sind bisher „Unternehmer im Unternehmen“ , bezahlt durch Provision. Durchaus in Ordnung, wer fleißig ist und Interessenten zu guten und zufriedenen Kunden macht, soll auch am Umsatz und Gewinn partizipieren. Leistung soll sich lohnen.
Ein guter Verkäufer informiert, motiviert und begeistert Kunden, zeigt bei gutem Fachwissen und sozialer Kompetenz automobile Alternativen, hält Kontakt. Aus meiner Sicht vergessen diesen Punkt die Hersteller. Sie glauben, dass Kunden automatisch „nachwachsen“ , allein durch die Werbung kaufen.
Ich vermute, dass deutlich weniger Neuwagen verkauft werden, wenn sich der Status „Verkäufer“ zum „Abwickler“ ändert.
Somit weniger Umsatz, weniger Zubehör, weniger Steuern für den Staat, weniger Arbeitsplätze usw.
Mal sehen – entschieden ist es wohl bereits.
UliK meint
„Ein guter Verkäufer informiert, motiviert und begeistert Kunden, zeigt bei gutem Fachwissen und sozialer Kompetenz automobile Alternativen, hält Kontakt.“
Das ist, mit Verlaub, Wunschdenken. Meiner Meinung und Erfahrung nach. Schon vor über 20-25 Jahren (damals junger Arzt) wurde ich bei den sog. Premiumherstellern ziemlich von oben herab bedient. Dieses taxieren eines potentiellen Kunden wurde mir in späteren Jahren ,und nach mehreren Autokäufen in diesser Klasse aber natürlich nicht bei besagten Händlern, mehrfach von kompetenter Stelle bestätigt.
Das alles fällt jetzt weg. Ja, auch die Schacherei. Endlich.
OnkelSven meint
Hallo UliK, gern hätte ich dich vor 25 Jahren (als damals junger Automobilverkäufer) kennengelernt. Vielleicht hättest du mir die Gelegenheit gegeben, mich auf deine automobilen Wünsche einzustellen, dich zu Veranstaltungen einzuladen, dich für neue Modelle zu begeistern, dich bei den Autokauf-Entscheidungen zu begleiten.
… aber auch ich habe arrogante Pkw – Verkäufer erlebt, die „mehr Öl in den Haaren, als in den Motoren ihrer Autos“ haben.
Ich glaube, dass die Zeit für einen Umbruch gekommen ist. Der Bedarf, die Kundschaft, die technischen Möglichkeiten beim Einkauf haben sich geändert.
EMfan meint
Endlich hört diese Rabattschlacht auf, die entwertet das Produkt, die Arbeitsleistung und alles was bis zum fertigen Produkt noch dran hängt.
Dan meint
Solange das für alle Produkte in unserer Marktwirtschaft gilt, bin ich derselben Meinung. Der nächste logische Schritt wäre die Streichung des staatlichen Förderanteils damit die Hersteller ein Anreiz haben Einsparungen, zum Beispiel im Laufe der Zeit günstigere Akkus an den Kunden weiter zu geben. Wenn ich mir überlege das Jahr für Jahr durch größere Akkus und Technikfortschritt bei Elektroautos die älteren Vorjahresmodelle so massiv an Wert verlieren ist solch Meldung ein Hohn für jeden Kunden der den 100% Agenturpreis bezahlt hat. Da ja der Händler nur noch Vermittler ist werden so einige Autoverkäufer ihren Job verlieren.
EMfan meint
Preise zu senken um Fahrzeuge in den Markt zu drücken ist immer einfach, sie aber danach wieder anzuheben ausgeschlossen. Massive Preissenkungen setzen eine Abwärtsspirale in Gang und schaden auf Dauer allen. Ein Käufer der jetzt ein Schnäppchen macht mit zb. 30% , wird diesen Rabatt beim Wiederverkauf auch einbüßen. Soll man jetzt dem Werker am Band 30% weniger Lohn zahlen, oder doch dauerhaft durch staatliche Subventionen die Allgemeinheit bezahlen lassen? Oder den Preis verlangen den das Produkt auch wert ist. Für mich die bessere Lösung.
Dan meint
Wenn der Hersteller den Preis nach dem Wert machen würde wären einige Modelle der letzten Jahre auch bei deutschen Herstellern wenigstens 15% unter Liste. Da hätte kaum ein Käufer handeln müssen. Bei einigen Autos sind ja fast 30% die Förderprämie – das Geld ist auf jeden Fall weg beim Wiederverkauf. Wo ich das Agenturmodell eher wichtig finde ist das bei E-Autos durch geringere Wartung Einnahmen wegbrechen und so mehr Geld beim Verkauf generiert werden kann um dies auszugleichen.
Steven B. meint
ich denke, da wird es eh noch im Vertrieb einiges zu klären geben. wenn der kunde nicht seine flottenrabatte, seine hier und da „wiedergutmachungen“ einfordern kann, dann wird es dem Hersteller schon noch einiges wert sein nicht nur „Informanten“ vor Ort zu haben, sondern Verkäufer! Mercedes hat von dem Model bereits gekostet und sind letztendlich im ersten Vertriebsteil auf der EQA Variante sitzen geblieben, erst nach dem Rabatte und sonstiges angeboten wurde, ist das Auto verkauft worden, so dass jetzt alle Seiten zufrieden sein können. Habe ich keinen Verkäufer, sondern an der Position einen Angestellten, der nicht „verkaufen“ muss, sondern nur eine Beratung erbringt, dann würde ich auch nicht wirklich den Drive haben, etwas zu ändern oder mehr Aufwand zu betreiben.
Steven B. meint
Korrektur EQC war das auf dem sie sitze geblieben sind…, Sorry
andi_nün meint
Nichts ist grauenhafter, als in einem Autohaus zu sein und mit einem Verkäufer zu reden, der ein Auto verkaufen MUSS.
Flo meint
Den Händlern wird man unter dem Vorwand der Elektromobilität das Licht abdrehen.
cupra meint
Da hat es sich dann wohl mit Preisen verhandeln ausgehandelt
Hermann meint
Man sieht es schon jetzt bei den Vermittlern im Internet: Auf einen e-Hybrid von Seat gibt es max. 23% Rabatt, auf einen elektrischen ID.3 von VW gerade einmal 5%.