Der Tankstellenbetreiber Aral hat die neueste Auflage der alle zwei Jahre durchgeführten Studie „Trends beim Autokauf 2021“ veröffentlicht. Die Deutschen haben demnach Lust auf ein anderes Auto, gerne auch mit E-Antrieb. 40 Prozent der befragten 1000 Personen beschäftigen sich mit einem Autokauf in den kommenden 18 Monaten, der zweithöchste Wert seit der Ersterhebung der Studie im Jahr 2003. Beim Thema E-Mobilität wachsen die Kundenanforderungen an Reichweite und möglichst kurze Ladezeiten. Gleichzeitig nimmt die Bereitschaft zu, für ein Elektroauto mehr zu bezahlen.
„Das Auto hat nichts von seiner Anziehungskraft verloren“, sagt Patrick Wendeler, Vorstandsvorsitzender von Aral. „Das Interesse der Kunden an einem Neuwagen war selten so hoch wie heute und die Bereitschaft wächst, für neue Antriebstechnologien auch mehr zu bezahlen. Für uns ein klares Zeichen, dass die E-Mobilität weiter an Fahrt gewinnen wird.“ Bei der Wahl der Antriebssysteme sieht der Leiter der Aral-Forschung Peter Sauermann die Branche vor einem Paradigmenwechsel: „Die Studie zeigt, dass Autofahrende aufgeschlossen für alternative Mobilitätskonzepte sind. Elektrifizierte Antriebe sind beim Kaufinteresse inzwischen gleichauf mit Diesel und Benziner.“
Das grundsätzliche Autokaufinteresse von 40 Prozent wurde seit der Ersterhebung der Studie nur einmal im Jahr 2017 geringfügig übertroffen. Während bei der Vorgängerstudie aus dem Jahr 2019 die Teilnehmenden noch nahezu gleich häufig einen Neuwagen oder einen Gebrauchtwagen auf dem Einkaufszettel hatten, gibt es jetzt einen klaren Favoriten: 19 Prozent der Kaufinteressierten wünschen sich einen Neuwagen – ein Zuwachs von 5 Prozentpunkten. Dagegen sinkt das Interesse an einem Gebrauchtwagen von 12 auf jetzt 10 Prozent. Somit bleibt dem Gebrauchtwagen nur noch Rang 3 auf der Prioritätenliste, da 11 Prozent der Teilnehmenden demnächst einem Jahreswagen den Vorzug geben wollen.
Audi & VW am beliebtesten
Ganz oben in der Gunst der Kaufinteressenten stehen nun Audi und Volkswagen mit einer Zustimmungsquote von jeweils 14 Prozent. Für BMW reicht ein kleiner Rücksetzer von 14 auf jetzt 13 Prozent im Vergleich zur 2019er Studie, um den Spitzenplatz einzubüßen. Dahinter folgt Mercedes mit einem deutlichen Rückstand. Ehemalige Volumenmarken wie Ford und Opel liegen inzwischen auf dem Niveau von Skoda und Tesla.
Bei der Erhebung im Jahr 2019 setzten zwei Drittel der Autofahrenden noch auf Diesel- oder Ottomotoren. Inzwischen ist das Kräfteverhältnis zwischen den konventionellen Antrieben und den Alternativen wie Hybrid- oder Elektromotor nahezu ausgeglichen. Jeder Vierte will sich ein Hybridfahrzeug zulegen. Auch das Interesse an einem rein elektrisch betriebenen Fahrzeug hat sich innerhalb von zwei Jahren auf 15 Prozent mehr als verdoppelt. Dagegen sind andere Optionen wie Erdgas oder Autogas fast in der Bedeutungslosigkeit verschwunden.

Vor zwei Jahren lag bei der Aral-Befragung die durchschnittlich erwartete elektrische Reichweite noch bei 531 Kilometern, heute sollen es mit 680 Kilometern bis zum nächsten Ladestopp deutlich mehr sein. Bei der Mindestreichweite geht die Schere zwischen realem Angebot und Kundenwunsch somit weiter auseinander. Ähnlich ist die Situation bei der Ladedauer: Für 63 Prozent der Teilnehmenden verläuft die Schmerzgrenze bei 30 Minuten oder deutlich darunter. Nur 31 Prozent würden eine Stunde oder länger akzeptieren.
Wäre das gewünschte Modell auch als reiner Stromer verfügbar, würden Kaufinteressenten einen deutlich höheren Kaufpreis im Vergleich zu Fahrzeugen mit konventionellem Antrieb akzeptieren. 7085 Euro sind es im Durchschnitt. Vor zwei Jahren lagen die akzeptierten Mehrausgaben dagegen nur bei 3210 Euro. Erstmals wurde in der aktuellen Studie auch abgefragt, ob der potenzielle Elektroauto-Kauf vom deutschen Stromer-Zuschuss „Umweltbonus“ abhängt. Dem stimmten 38 Prozent der Teilnehmenden zu. 62 Prozent würden ein Elektroauto auch ohne staatliche Förderung kaufen.
Bei der Frage nach der Umweltfreundlichkeit der Automarken schnitt Elektroautobauer Tesla am besten ab. Dahinter folgen mit deutlichem Abstand, jeweils mit ähnlichen Werten BMW, Audi, VW und Toyota.

Aral ist mit rund 2400 Tankstellen eigenen Angaben nach die Nr. 1 in Deutschland in seinem Geschäft. Die Marke setzt dabei zunehmend auch auf Elektromobilität, dazu wurde im Juni eine neue Vorstandsposition für die alternative Antriebsart geschaffen. Aral errichtet derzeit besonders schnelle Elektroauto-Ladesäulen mit bis zu 350 Kilowatt an Tankstellen, bis Ende 2021 sollen 500 Ladepunkte an über 120 Stationen am Netz sein. Darüber hinaus ist eine Kooperation mit Volkswagen geplant, um den Ausbau von Schnellladern an Aral-Tankstellen in Deutschland und Tankstellen des Mutterkonzerns BP in anderen europäischen Ländern zu beschleunigen. Seit wenigen Monaten erprobt Aral zudem das Laden an Rewe-Supermärkten.
Pferd_Dampf_Explosion_E meint
Habe das Gefühl, hier veröffentlicht Aral einen Zahlenbrei, der aus verschiedenen Blickwinkeln irgendwelche, beliebige Ergebnisse liefert.
Kernaussage: unser bisheriges Aral-Geschäftsmodell zerbröselt, mit welcher Geschwindigkeit kann jeder selbst Glasnudeln; das dürfte bzw. sollte den Aral-Entscheidern nicht neu sein.
In 2, 3 Jahren wird sich zeigen, ob das überschaubare Invest von 500 Ladepunkten an 120 von 2.400 Tankstellen ausgereicht haben wird, die Zukunft des Unternehmen langfristig abzusichern.
Wie bei den Autos selbst tauchen neue Marktteilnehmer auf, die frei von Altlasten, sowohl finanziell als auch vom Öko-Image her, eine ungewohnte Dynamik in einem statisch aufgeteilten Markt an den Tag legen.
150kW meint
Ich denke bei den 120 Standorten wird es nicht bleiben. Das ist ja nur der Plan bis Ende des Jahres.
Sebastian meint
Pferd
Was stimmt an Tankstellen nicht? 24h geöffnet, komplette Infrastruktur, Shop und WC..
JuergenII meint
Der Gestank Sebastian, der Gestank. Fällt besonders auf wenn man nur ab und zu mit Freunden oder Leihwagen zum Tanken fährt.
Bis auf Autobahnen ist das eine Totgeburt. Ich und fast jeder andere auch, brauchen Ladestationen vor Geschäften, Freizeiteinrichtungen, Gastronomiebetrieben, Hotels, Wohnblocks Parkhäusern insbesondere Park&Ride Anlagen etc.
Da machen sie Sinn, denn dort findet unser Leben statt, und wir können ohne Zeitverschwendung nachladen.
Denn dort halte
Sebastian meint
Hoffentlich wird sich das Layout wie oben im Bild mehr und mehr durchsetzen. Bei den immer höheren Ladeleistungen ist es auch wurscht, wenn dann der Nasenlader kurz mal weiter hinten steht und dann womöglich den hinten rechts Lader auf die Gegenseite zwingt. Alles besser als der Käse der aktuell überall gebaut wird. Vor allem diese doppel HPC inkl. AC joker können echt lästig werden, vor allem wenn man den genormten Parkplatz anno 1958 als Vorlage nimmt.
NiLa meint
Das Auto ist und bleibt eben zurecht das beliebteste Verkehrsmittel, ganz gleich, was es antreibt. Die obskure Mobilitätswende darf getrost als gescheitert betrachtet werden, bevor sie richtig angefangen hat.
Andreas meint
@NiLa: Du schreibst, also ob die „obskure Mobilitätswende“ nur ein Spleen oder ein Nice-to-have ist. Falscher kannst Du auch im eigenen Interesse nicht liegen, außer Du möchtest gerne in den nächsten 10 Jahren abtreten, hast keine Freunde und Kinder und interessierst Dich auch sonst nicht fürs Wohlergehen der Gesellschaft. Aber dann muss Du hier auch nichts schreiben, denn hier kommentieren eher diejenigen, die Verantwortung übernehmen.
NiLa meint
Es ist nicht mal „Nice-to-have“, sondern schlicht am Bürgerwillen vorbei. Eine Antriebswende hin zur Klimaneutralität genügt völlig. Die Gängelung der Autofahrenden durch immer neue Maßnahmen ist viel mehr ein Hindernis für die Akzeptanz für mehr Klimaschutz. Statt der ständigen Kritik am Auto sollten viel mehr die gesellschaftlichen Realitäten anerkannt und ein noch entschiedeneres Bekenntnis zu BEV + alternativen Kraftstoffen mit verbindlichen, und vor allem jährlich steigenden Unterquoten gemacht werden, wie es beispielsweise Winfried Hermann fordert.
Rene meint
@NiLa: „Die obskure Mobilitätswende darf getrost als gescheitert betrachtet werden, bevor sie richtig angefangen hat.“
Was meinen Sie damit? Können Sie das näher erläutern?
NiLa meint
Stetig steigende Zulassungszahlen, selbst in Großstädten belegen recht eindeutig, dass das Interesse am (eigenen) Auto nicht nachlässt.
Sebastian meint
In Großstädten sollte Autos nur zulassungsfähig sein, wenn eigener Parkraum vorhanden ist. Kann sich sein, das die Allgemeinheit zwischen 20.000 und 30.000 Euro fürn Parkplatz zahlen muss, damit Hochheit Anwohner sich für 80 Euro im Jahr das Recht aufs Anwohnerparken sichert.