Der italienische Nutzfahrzeughersteller Iveco und das US-amerikanische Elektro-Lkw-Start-up Nikola haben Mitte September in Ulm das Produktionswerk für die batteriebetriebene Sattelzugmaschine Nikola Tre eröffnet. Die Produktion soll offiziell zum Jahresende starten. In Rekordgeschwindigkeit umgesetzt und termingerecht fertiggestellt, sei das neue Produktionswerk ein wichtiger Meilenstein, erklärte Iveco.
Anfang 2022 sollen die ersten Tre von Ulm aus an ausgewählte Kunden in den USA übergeben werden. Das Modell wurde ursprünglich speziell für die Anforderungen in Europa entwickelt und soll auch hier auf die Straßen kommen. Neben dem Serienmodell des Tre mit reinem Batterie-Antrieb stellte Nikola einen Prototyp der Baureihe mit zusätzlichem Wasserstoff-Brennstoffzellen-System für mehr Reichweite und schnelles Tanken vor. Letztere Variante soll ab Ende 2023 in Ulm gebaut werden.
„Trotz aller Herausforderungen in der Branche und der globalen Pandemie, mit denen wir uns seit der Ankündigung dieser Partnerschaft im September 2019 konfrontiert sahen, ist es äußerst erfreulich, heute hier als Team auf die pünktliche und planmäßige Fertigstellung des Produktionswerks zurückzublicken“, sagte Gerrit Marx vom Iveco-Mutterkonzern CNH Industrial. „Dank Ivecos ausgewiesener Expertise haben wir eine Plattform geschaffen, auf der die Technologie von Nikola gedeihen kann. Jetzt liegt unser Fokus darauf, den Erfolg dieses Vorhabens sicherzustellen und eine Vorreiterrolle im klimaneutralen Straßengüterverkehr auf Lang- und Kurzstrecken zu übernehmen.“
Als Basis für den Nikola Tre dient eine Iveco-Plattform mit einer von der Konzernschwester FPT Industrial mitentwickelten elektrischen Achse. Elektro- und Brennstoffzellen-Technologie von Nikola sowie Komponenten des deutschen Zulieferers und Nikola-Partners Bosch komplettieren den E-Lkw.
Auf einer Fläche von 50.000 Quadratmetern verfügt das Ulmer Produktionswerk über einen neuen Endmontageprozess für elektrisch angetriebene Fahrzeuge. Iveco und Nikola haben gemeinsam in den Standort und in die erste Phase der Industrialisierung investiert. Von Anfang bis Ende des Produktionsprozesses sind laut Iveco etwa 160 Zulieferer involviert. Die Produktionslinie sei in der Lage, im Einschichtbetrieb 1000 Einheiten pro Jahr zu fertigen, und werde in den kommenden Jahren schrittweise hochgefahren.
„Mein Dank gilt den Teams von Iveco und Nikola für ihre Zusammenarbeit und ihre Ausdauer, dieses Werk zum Leben zu erwecken“, erklärte Nikola-CEO Mark Russell. „Dies ist ein weiterer wichtiger Meilenstein für Nikola bei der Umsetzung unserer Strategie und unseres Zukunftsbilds, ein weltweit führender Anbieter von emissionsfreien Transportlösungen zu werden.“
Mit dem baden-württembergischen Verkehrsminister Winfried Hermann war auch ein hochrangiger deutscher Politiker bei der Eröffnung des E-Lkw-Werks in Ulm vor Ort. Das neue Gemeinschaftswerk von Iveco und Nikola sei ein Meilenstein zur Weiterentwicklung der emissionsfreien Mobilität im Bereich der Nutzfahrzeuge, sagte der Minister. „Ich freue mich, dass in Baden-Württemberg verschiedene Technologien zum emissionsfreien Gütertransport vorangebracht werden. Entscheidend ist, dass der Wasserstoff für den Brennstoffzellenantrieb mit erneuerbaren Energien hergestellt wird.“
Einsatz am Hamburger Hafen
Iveco und Nikola haben anlässlich der Eröffnung des gemeinsamen Ulmer Werks eine Absichtserklärung mit der Hamburg Port Authority AöR (HPA) unterzeichnet. Die Vereinbarung regelt einen zweiphasigen Testlauf mit insgesamt 25 batterieelektrischen Tre-Sattelzugmaschinen, die 2022 an den Hafen ausgeliefert werden sollen.
In der ersten Phase will der Hafen die Nikola-Fahrzeuge im täglichen Transport- und Logistikbetrieb zusammen mit einer leistungsstarken Ladesäule testen. In der zweiten Phase der Projektpartnerschaft soll die vollständige Integration der E-Lkw in den Hafenbetrieb sowie die Installation der Ladeinfrastruktur und die damit verbundenen Servicedienstleistungen unter Einbeziehung von Lieferanten erfolgen. Bei den eingesetzten Fahrzeugen wird es sich um die US-Version des Tre mit einer Sondergenehmigung für den Betrieb im Hafen handeln.
„Hamburg verfolgt im Rahmen der langfristigen EU-Klima-Strategie das Ziel, ebenfalls bis 2050 klimaneutral zu sein. Der Fokus des Hafens liegt darauf, eine Vorreiterrolle mit Pilotprojekten bei der Anwendung technischer Innovationen zu übernehmen. Wir sehen eine große Übereinstimmung zwischen unseren Anforderungen und dem Lkw, der ab sofort hier in Ulm gebaut wird, um unsere Ziele zu erreichen“, so Jens Meier, Vorsitzender der Geschäftsführung der Hamburg Port Authority.
Nikola war zuletzt in den Schlagzeilen, weil sich der Gründer und frühere Geschäftsführer Trevor Milton mit Betrugsvorwürfen konfrontiert sieht. Er soll die Investoren über die Fortschritte und Technologien des Unternehmens getäuscht haben.
TheMan meint
Schon toll wenn man bedenkt, dass Nikola mit Iveco auf einem bestehenden Lkw aufbaut und die BEV und H2 Technik noch 2021 in Serie bauen wird. Noch dazu in ULM gebaut ist schon selten für einen BEV. Woher kommen die Batterien und später Brennstoffzellen, denn um ökologisch zu sein muss man 100% lokal beim Kunden produzieren. Gilt auch bei Export wo man CKD fertigen kann und Technik lokal beim Zielland einkaufen muss! Dann hat man es geschafft und die Erde atmet auf.
Ja da frage ich mich schon wo ist denn Tesla und MAN und Mercedes?
Aktienkurse und Börsen sind pure Spekulanten die leider nur unzureichend vom Finanzministerium beaufsichtigt werden. Wie nennt man die noch Bafin oder so?
Mäx meint
Also zunächst wird nur einmal der BEV (zumindest soweit ich das lesen kann). Vom H2 Tre ist außer der Ankündigung absolut gar nichts zu lesen.
Tesla weiß man nicht genau. MAN braucht noch ein bisschen.
Mercedes baut bereits, zwar keine SZM aber Verteilerverkehr.
Ebenfalls hat Mercedes eine fahrfertige H2 SZM, etwas was man von Nikola nicht behaupten kann. Da durften sogar YouTuber testen sogar mit voller Beladung.
Hab ich beim Tre bisher ebenfalls nicht gesehen.
alupo meint
Huch Nikola gibt es ja noch immer? Gestern lag der Aktienkzrs bei 19 USD, so tief wie noch nie seit der erstmaligen Ausgabe.
Sitzt Trevor Milton eigentlich schon im Gefängnis oder ist er noch immer auf der Flucht? Vielleicht sogar zusammen mit dem ebenfalls geflüchteten Wirecard Manager?
DerHans meint
19 USD?! Du hast da eine 1 zuviel! Der aktuelle Kurs liegt bei 9.76$. :D
Aber es gibt immer noch genug Leute die darauf rein fallen und denken sie koennten jetzt noch guenstig einsteigen.
alupo meint
Sorry, es hat sehr lange gedauert bis Ecomento die Korrektur meines Tippfehlers veröffentlicht hat. Als ich bemerkte, dass mein Kommentar nicht durchlief habe ich meinen Kurzkommentar nachgeschoben.
Inzwischen wurde auch meine Originalkopie durchgewunken.
Aber Du warst schneller, gut so, danke.
alupo meint
sind nur 10 USD
alupo meint
Tippfehler: der Kurs lag nicht bei 19 (das wäre ja gigantisch), sondern bei 10 USD.
Der wirkliche Wert des Unternehmens ist wohl noch viel geringer. Wenn es denn überhaupt einen gibt, einen positiven meine ich. Da ich aber auch die Short-Strategien gegen Tesla und deren Täter verachte, hatte, habe und werde ich auch in Zukunft nichts und niemanden shorten. Nicht einmal Nikola, obwohl sich das schon zigfach ausgezahlt hätte. Und…
Ich finde es nur schade um den italienischen Partner. GM hat gerade noch rechtzeitig die Kurve grkriegt. Vermutlich haben sie viel Grld, aber vor allem Ansehen verloren, weil sie als alteingesessene Firma auf so eine Vaporware Firma hereinfielen. Wohl einfach weil sie selbst nichts in ihren hier oft so hochgelobten Schubladen hatten. Dafür geht selber machen bei GM auch in die Hose, das Brandproblem mit den Pouchzellen von LG (wer setzt denn noch auf Pouchzellen von LG?) wird zur Zeit auf 1,8 Milliarden geschätzt. Hinzu kommen tägliche Deckungsbeitragsverluste weil die Produktion eingestellt wurde. So viel zahlt keine Produktionsausfallversicherung. Das geht gegen den Gewinn von GM und LG. Die Aktionäre können einem leid tun.
David meint
Für Tesla eine Katastrophe mehr. Der zweite Paukenschlag in einer Woche. Rivian lieferte den ersten Pickup aus und jetzt hat sogar Erzfeind Nikola die Fabrik fertig und wird liefern. Tesla ist also nicht erster, wie es 2017 noch schien. Sondern sie sind letzter und das noch nicht einmal knapp. Abgeschlagen sind sie. Fabrik für den Semi gibt’s keine, nur drei Prototypen. Wann man den Semi je in Serie sehen wird, weiß keiner.
Und es ist ja nicht so, dass sich die anderen besonders beeilt und ihre Zeitpläne übertroffen oder nur eingehalten hätten. Nein, auch dort gab es jede Menge Verzögerungen. Aber jetzt sind alle großen Spieler da und liefern.
DerHans meint
Also geht Tesla dieses Mal wirklich pleite? Ich weiss nicht ob es dir schon aufgefallen ist, aber da gibt es schon etliche andere Hersteller, welche schon heute E-LKW’s anbieten und nicht erst Anfang 2022 damit anfangen.
Ich mache mal vorsichtshalber einen Screenshot deines Kommentars, denn er wird herrlich altern…
Andi EE meint
???? Nikola ist der Player vor dem sich alle fürchten, schau dir mal die Unternehmenszahlen an …
https://g.co/finance/NKLA:NASDAQ?window=5Y
Umsatz = nicht vorhanden, Ertrag = stetig wachsender Verlust. Nein, das ist eine Luftschloss, schlimmer gehts nimmer. Offensichtlich kennst du die bisherige Historie nicht. Dass da überhaupt noch namhafte Player Geld drin haben … Aber ja, den Kardinalsfehler den nicht nur wir Privatanleger begehen, „warten bis man wieder zur schwarzen Null zurückkehrt“, begehen wohl auch die die es besser wissen müssten. ????
Kris Stelljes meint
Mal den Aktienkurs von Evergrande geschaut? Der steht nur noch bei 30 cent, da hängen einige Chinesische BEV Hersteller mit drin, die sind jetzt auch so gut wie pleite. 300 Milliarden Euro Schulden, Wahnsinn.
Mäx meint
Na toll…die nächste Wirtschaftskrise ist im Anmarsch…
alupo meint
Das ist sicher der Geheimtip von oder für David…
Michael S. meint
Ich bin mal gespannt, ob IVECO einfach irgendwann Nikola aufkauft und zur eigenen Submarke macht. Denn offensichtlich bekommt man ja funktionsfähige Fahrzeuge zusammen, wenn die Betrüger nicht so viel zu sagen haben. ;)