Shell erweitert sein Engagement bei Elektroauto-Ladeinfrastruktur um einen weiteren Partner und eine neue Technologie. Der Mineralölkonzern und das chinesische Stromer-Start-up NIO teilten Ende November mit, gemeinsam Lade- und Batteriewechselstationen aufzubauen. Das ist sowohl im Heimatmarkt von NIO als auch in Europa geplant. Darüber hinaus stehen NIO-Kunden Shells wachsendes öffentliches Ladenetz in Europa sowie Ladelösungen für zu Hause und den Arbeitsplatz zur Verfügung.
Gemäß der Vereinbarung werden NIO und Shell gemeinsam Batterielade- und -wechselstationen errichten und betreiben. Die Unternehmen planen, bis 2025 100 Batteriewechselstationen in China zu installieren und ab 2022 mit dem Bau und Betrieb von Pilotstationen in Europa zu beginnen. NIO und Shell möchten weitere Möglichkeiten der Zusammenarbeit in den Bereichen Batteriepaket- und Flottenmanagement, Mitgliedschaftssystemen, Ladedienstleistungen für zu Hause, Entwicklung neuer Batterielade- und Wechseltechnologien und Bau von Ladeeinrichtungen in China prüfen, heißt es in einer Mitteilung.
Shell investiert seit einiger Zeit verstärkt in E-Mobilitäts-Dienste. Im Bereich Ladeinfrastruktur setzt der Konzern auf eigene Angebote, die durch die Übernahme anderer Firmen forciert werden. Bis zum Jahresende soll das Ladenetz-Startup Ubitricity in den Konzern integriert werden. Bereits 2017 war der niederländische Ladesäulen-Anbieter New Motion übernommen worden. Anfang dieses Jahres hatte Shell erklärt, die Zahl der öffentlichen Ladestationen in den nächsten Jahren massiv zu steigern.
„Die Dekarbonisierung ist eine globale Herausforderung, die weitreichende, vielschichtige globale Lösungen erfordert. Das ist das Spannendste an unserer neuen Partnerschaft mit NIO – die Breite der Zusammenarbeit und der Wert, den wir unseren E-Auto-Kunden sowohl in Europa als auch in China gemeinsam bieten können“, so Shell. Und weiter: „Gemeinsam werden wir daran arbeiten, jeden Aspekt des Elektroauto-Erlebnisses zu verbessern. Das bedeutet, dass wir Shell Recharge-Hochgeschwindigkeitsladungen an NIO-Standorten anbieten und den Batterietausch an bequemen Shell-Standorten verfügbar machen werden, während wir NIO-Kunden unsere besten Ladelösungen für zu Hause und für Unternehmen anbieten.“
NIO ist in China bereits erfolgreich und will nun auch Europa erobern. Dazu sammelt das Start-up derzeit Erfahrungen im europäischen Elektroauto-Mekka Norwegen. Im nächsten Jahr soll in weitere Länder in der Region expandiert werden, darunter Deutschland. NIO setzt wie andere Elektroautobauer auf moderne Batterie-Modelle mit hoher Leistung, großer Reichweite und umfangreicher Digitalisierung. Die Marke stellt darüber hinaus auch den engen Kontakt mit seinen Kunden und zusätzliche Dienstleistungen in den Fokus. Zu letzteren gehören neben Batteriewechselstationen hierzulande bisher ebenfalls unübliche mobile Ladeservices.
„Die Zusammenarbeit zeigt die Entschlossenheit von Shell, die Energiewende zu beschleunigen und einen Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung weltweit zu leisten“, sagte NIO-Gründer und -Chef William Li zu der Kooperation mit dem Ölkonzern. „Wir glauben, dass die Zusammenarbeit zwischen NIO und Shell den Nutzern von Elektrofahrzeugen weltweit bessere Dienstleistungen und Erfahrungen bringen wird.“
Ralf Dunker meint
Richtig ist: Ein einzelnes Unternehmen überhebt sich mit dem Prinzip des Akkuwechsels. Falsch ist aber, dass der Wechsel nur marginale Vorteile, aber große konstruktive Nachteile böte! Nur, wer nur das BEV berücksichtigt, kann zu einem solchen Schluss kommen, denn
– genormte Traktionsakkus können voll automatisch binnen 30 Sekunden gewechselt werden. Dies ist ein erheblicher (Verkaufs-) Vorteil – sogar im Vergleich mit konventionellen PKW – und trägt später erheblich zum effizienten Flottenbetrieb (Autonomie) bei.
– Der Akku-Überschuss ist keineswegs eine ökologische Be-, sondern eine Entlastung des Gesamtsystems. Wechselstationen dienen zugleich als Ortsnetz-Speicher, die für den weiteren Verlauf der Energiewende dringend gebraucht werden, aber nicht wirtschaftlich betrieben werden können. Es können (bei heutiger Fahrleistung/ Flottenbestand) ca. 15 Prozent der stationären Speicher-Kapazität vermieden werden.
– Das Wechseln genormter Akkus zieht Investitionskapital der Mineralölkonzerne an, weil der Verkauf von Traktionsenergie UND Netzdienstleistungen (Frequenzhaltung, Regelleistung etc.) wirtschaftlich hochinteressant sind und Tankstellen nicht ihrer Geschäftsgrundlage beraubt sind.
– Da der Wechselakku im System treibt, wird er nicht an Fahrzeughalter verkauft. Damit wird das BEV wirtschaftlich berechenbar, während OEM, Netzbetreiber und Mineralölkonzerne mit Akkus eine gewinnträchtige Dienstleistung entwickeln – und die Kosten für F&E minimieren.
– BEV-Nutzer profitieren laufend von der Entwicklung der Akkutechnik, weil sie sukzessive von der laufenden Erneuerung des Akkupools profitieren.
THeRacer meint
… macht bestenfalls nur Sinn, wenn man eine Art Welt-oder zumindest Europa-standardisierten „Reserve-Kanister-R-ex“-Akku entwickelt, ähnlich dem System für den ACM-City-One.
Maximal 10kg/Stk. zwecks Handlebarkeit und für ca. 25-30 km Reichweite/Stk. …
Günter meint
Macht voll Sinn, jetzt überall Gebäude zu bauen und unsinnig Akkus vorzuhalten, nur um 0,2 Sekunden Zeitvorteil zu haben. Wobei, wer sagt das es überhaupt einen Vorteil hat? Fährt jemand von Hamburg nach München, müssen die Akkutauschstationen perfekt liegen. Und wenn die nicht richtig liegen, tauscht man halt einen Akku mit 38% gegen einen vollen. Was für ein Unsinn. Aber die sollen das ruhig machen…. auch Wasserstoff zeigt das es einen Markt gibt, im Nanobereich. Ganze 200 H2 Autos fahren in Deutschland rum. Voll die Zukunft.
alupo meint
Die höhere Kapitalbindung dzrch eine „Batterienzahl größer 1 pro BEV“ macht das Kinzept kaputt.
Tesla wurde vor Jahren mit seinem Model S in Kalifornien dazu gezwungen, einen Batteriewechsel neben den Superchargern anzubieten. Aufgrund mangelnder Nachfrage wurde dieses auch aus Umweltgründen schädliche Projekt wieder eingestellt.
Akkus sind auch ohne Akkuvorhaltung knapp und begrenzt die BEV-Produktionsmenge schon immer. Da können wir uns solch eine Akkuverschwendung nicht leisten. Zumal die Kosten vom Kunden garantiert nicht übernommen werden, ansonsten gäbe es auch keine Diesel-PKWs. Wer würde sich denn sonst freiwillig eine stinkende Rüttelplatte anrun, die auchvdue eigenen K8nder vergiftet wenn es nicht um das knappe Geld ginge? Es gibt schon einen Grund warum die Formel 1 nicht mit Diesel fährt, aber bis jetzt die LKWs….
150kW meint
„Tesla wurde vor Jahren mit seinem Model S in Kalifornien dazu gezwungen, einen Batteriewechsel neben den Superchargern anzubieten.“
Gezwungen? Den haben sie gebaut weil es dadurch für JEDES Fahrzeug dann mehr Förderung gab.
Talles meint
Wie versteckt man die Tatsache, dass man ein Auto mit hohem Verbrauch und bescheidener Ladeleistung hat? Richtig, man hypt Wechselstationen als „the next big thing“ hoch.
Ist doch im grunde genau das Gleiche wie bei H2, mit den süßen Versprechen von kurzen „Ladezeiten“…
Steven B. meint
Ich hoffe doch einmal, dass es noch mehrere Mineralölkonzerne geben wird, die das Potential bei der Wechselproblematik erkennen und sich an Shell’s Fersen heften. Das kann ein Durchbruch für die Thematik der Wechselakku-Debatte sein, aber es kann auch nützliche und zukunftsweisende Dienstleistungen aufzeigen für die heutigen Tankstellennetze und deren Franchise Nehmern sein. Ich findes es gut und wenn es in Zukunft ein solches Netz gibt, dann würde ich auf diese Wechselakku umsteigen, denn dann haben wir die Thematik mit Reichweite endgültig in der E-Mobilität abgestreift.
BEV meint
das Potential einer proprietären, sehr aufwändigen Lösung, eher unwahrscheinlich
bevor man hier einen Standard definiert hat, ist man längst soweit, dass das Laden noch schneller geht bzw. die Reichweite der Fahrzeuge ist so hoch, dass es kaum noch eine Rolle spielt
den Platz und das Mehrgewicht für die Wechselbarkeit im Auto will niemand dafür spendieren. Der Weg geht doch gerade in die andere Richtung, der Akku wird ins Chassis gebaut bzw. übernimmt tragende Funktion.
Ich glaub nicht dran, das ist nur wieder ein Managerwunsch, die keine Lust haben an der Ladestation zu warten.
Egon Meier meint
Ich sehe da auch keine Chance.
Proprietär+technische Probleme/Nachteile ..
und das nur um ein paar Minuten ladezeit zu sparen – dafür muss man dann nicht einen der -zigtausend HPC in Europa suchen sondern einen der 100 Wechselstationen
Das geht genau so schief wie h2 wegen der vermeintlich höheren Reichweite.