Die Bundesregierung will Deutschland zum Vorreiter für nachhaltige Batterien machen. Dazu fördert das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) drei neue Verbundprojekte zum Batterierecycling mit rund 17 Millionen Euro bis zum Jahr 2024. Diese sollen aktuelle Herausforderungen im Batterierecycling in den Blick nehmen, wie zum Beispiel die Aufbereitung der Rohstoffe und die Digitalisierung von Recyclingprozessen.
Vor allem die digitale Erkennung unterschiedlicher Batterietypen sowie die Datenerfassung mit dem Ziel, eine saubere und qualitativ hochwertige Stofftrennung zu ermöglichen, sollen erforscht werden. Hierzu erklärte Bundesforschungsministerin Anja Karliczek: „Deutschland und Europa müssen Vorreiter für die ‚Nachhaltige Batterie‘ von Morgen werden. Wir brauchen eine umweltverträgliche Batteriewertschöpfungskette vom Rohstoff bis zum Rohstoff. Das Ziel ist eine klimaneutrale Batterieproduktion.“
Im Alltag spielen leistungsfähige Batterien schon heute eine Schlüsselrolle, und ihre Bedeutung wird weiter zunehmen. Das gilt auch für die Rohstoffe, die in ihnen verbaut sind. Dabei besteht derzeit ein hohes internationales Abhängigkeitspotenzial bei der Beschaffung der Rohstoffe. Batterierecycling, also die Rückgewinnung von Batteriewertstoffen, stärke deshalb auch die technologische Souveränität Deutschlands und Europas, sagte Karliczek. Die Rückgewinnung von bis zu 90 Prozent der Wertstoffe einer Batterie könnte künftig etwa 15 bis 25 Prozent des europäischen Bedarfs decken.
Darüber hinaus könne der Auf- und Ausbau eines effektiven und effizienten Batterierecyclings „Made in Germany“ internationale Maßstäbe setzen und damit zum Wettbewerbsvorteil werden. „Ich freue mich sehr über den Start der drei neuen Forschungsprojekte zum Batterierecycling, die wichtige Forschungsthemen zum ganzheitlichen Verständnis des Batterielebenszyklus adressieren und wesentlich zur Etablierung einer zirkulären Batteriewirtschaft beitragen werden“, so die Bundesforschungsministerin.
Die drei neuen Forschungsprojekte des BMBF zum Batterierecycling im Überblick:
- Im Projekt „Innovationsplattform einer nachhaltigen, detektierbaren und direkt recycelbaren Lithium-Ionen Batterie“ (IDcycLIB) entwickeln Partner aus Industrie und Wissenschaft ein nachhaltiges Konzept für Batteriezellfertigung, -recycling und -aufbereitung. Unter anderem werden dafür fälschungssichere Marker entwickelt, die Trenn- und Aufbereitungsprozesse vereinfachen und Materialströme digital erfassen. Neben den Themen Detektierbarkeit und Batteriepass wird auch die schonende wasserbasierte elektrohydraulische Zerlegung und die materialsensitive Sortierung mit neuartiger Zentrifugentechnologie als Recyclingverfahren näher untersucht. IDcycLIB soll so zum Abbau von Versorgungsrisiken sowie zur Verbesserung des ökologischen Fußabdrucks und der Wirtschaftlichkeit von Batterien beitragen.
- Im Projekt „Sustainable and Transparent Battery Materials Value Chains for a Circular Battery Economy“ (SUSTRAB) werden Strategien zur Steigerung der Transparenz und der Ressourceneffizienz innerhalb der Wertschöpfungskette von Batteriematerialien und -zellen untersucht. Dabei stehen eine gesteigerte Datentransparenz zu verantwortungsbewusster Rohstoffbeschaffung im Fokus sowie die Treibhausgasemissionen, die bei ihrer Herstellung und Verarbeitung der Materialien entstehen. Dafür werden Untersuchungen zum Einfluss unterschiedlicher Rohstoffquellen und zur Kombination von Rohstoffen und Materialien auf die Herstellungsprozesse und Eigenschaften der Batteriematerialien und Batterien durchgeführt.
- Das Projekt „Infrastruktur zur Verbesserung der Datenverfügbarkeit zur Digitalisierung des Batterierecyclings“ (InfraDatRec) ist laut dem BMBF ein repräsentatives Beispiel für den Ausbau der apparativen Ausstattung von Forschungseinrichtungen im Rahmen der Fördermaßnahme ForBatt (Ausbau der nationalen Forschungsinfrastruktur im Bereich der Batteriematerialien und -technologien). Das Projekt soll zukünftig Interessierten eine Datenbasis zur System- und Lebenszyklusanalyse von Batterien zur Verfügung stellen. Mit der Infrastruktur werden Material- und Prozessdaten aus einzelnen Teilprozessschritten des Recyclings zusammengeführt und mittels künstlicher Intelligenz analysiert. Einflüsse auf Recyclingprozesse können so erfasst und Maßnahmen zur Effizienzerhöhung abgeleitet werden.
alupo meint
Das erinnert mich an die Sprüche die vor vielen Jahren ausposaunt wurden um im Speicherchipmarkt aufzuholen oder sogar Vorreiter zu werden.
Damals ging es um den 1 MB (Megabit) Chip. Das wäre wirklich eine große Sache gewesen, wenn sie geklappt hätte. Aber zumindest das Steuergelderausgeben hat geklappt. Ansonsten ist das Projekt sang und klanglos verschwunden.
Was mich wundert ist aber die Aussage eines Zellchemikalienvorschers aus der chemischen Industrie in einem Präsenzvortrag vor nun 2,5 Jahren, dass technologisch die Aufarbeitung von LiIonenzellen gelöst wäre und es bei der Umsetzung in der Industrie nur an den zu recycelten Mengen fehlen würde, d.h. die bisher verbauten Zellen sind wohl schon zu gut. Und ein neues aber dreckiges Verfahren wurde auch damals schon nicht mehr entwickelt.
Daher verstehe ich den Sinn dieser Maßnahmen nicht, außer wenn es noch um das Steuergeldwegwerfen einer alten Regierung geht, kurz vor deren Ablösung
Ernesto 2 meint
Ich staune immer wieder über „Vorreiter“ „Leuchtturm“ „Leitmarkt“ das kann doch kein Politiker oder Wirtschaftsführer ernst meinen? Etwas Bescheidenheit täte da allen großen Sprüchen gut. Das klingt für mich immer wie das berühmte „Pfeifen im Wald“; so im Stil: „wir wissen, daß wir abgemeldet sind und zu Grunde gehen aber wir wollen wenigstens so tun als ob es die Titanic wäre und nicht ein simples Schlauchboot….“
Peter W meint
Ja, das könnte durchaus was werden.
Wenn unsere Industrie weit genug zusammengeschrunpft ist, könnten wir den gesamten Industriestandort Deutschland aus recycelten Materialien der importierten Güter aus China und Indien versorgen.
Eine hoffnungsvolle Zukunft.
Das soll nicht heißen, dass ich Recycling ablehne, aber einen wachsenden Batteriemarkt durch Recycling zu versorgen erscheint mir irgendwie unlogisch. Die Batterien sollten doch eigentlich 20 Jahre lang genutzt werden, so dass erst ab 2040 ein wirklich wachsender Anteil an Recyclingmaterial zur Verfügung steht.
Moritz meint
Einfach süß.
Es gab eine Zeit da wollte man Vorreiter bei Solarzellen werden, das ging schief.
Dann wollte man Vorreiter bei Batterien werden, ging auch schief.
Jetzt will man Vorreiter bei nachhaltige Batterien und beim Recycling werden.
Ich bin schon sehr gespannt in welche Nische die Ziele dann nochmal angepasst werden, nachdem auch das schief gegangen sein wird.
Allstar meint
Beim Recycling sind deutsche Firmen tatsächlich Vorreiter, sollte man eigentlich wissen.
Pferd_Dampf_Explosion_E meint
Beim Müllsortieren auch. Sehr wichtig, aber vielleicht keine Kernkompetenz, die sich weltweit großer Nachfrage erfreut und ausreicht, unseren Lebensstandard hier in D. wirtschaftlich zu sichern.
Allstar meint
Die Schweiz hat schon vor uns den Müll sortiert und ist deshalb wirtschaftlich auch nicht abgeschmiert:-)
Kasch meint
Oh, ein echter Allstar – geballte, wirtschaftliche Kernkompetenz ????
DerMond meint
Vielleicht sollte man etwas bescheidener in den Zielen bezüglich „Vorreiter“ uä. und etwas engagierter beim Loslegen sein. Manchmal hört es sich wie die Absichterklärung aus vergangenen Sozialismuszeiten an, wo die gnadenlos Abgehängten ankündigten demnächst zu überholen ohne einzuholen.
Ecki meint
Hast du den Artikel überhaupt gelesen? Anscheinend nicht, deinem Kommentar nach.
Kasch meint
Nicht mehr wert nachzulesen wo überall Fördergelder verheizt werden.
Markus Wolter meint
Irgendwie klingen die Projekte nach politischem Geschwurbel. Elon Musk würde wohl einen lauten Lacher ausstoßen. Meines Wissens sind die meisten der genannten Probleme schon längst gelöst.
GrußausSachsen meint
Sieh da sieh da. auf Ihre letzten Tage noch ein Leuchtturmprojekt der CDU Vorzeigeministerin,
von dem man nach dem nächsten Regierungswechsel sagen wird.
das waren wir Deutschen – wir Vorreiter. Applaus, Applaus.
GrußausSachsen meint
Entfernt, da themenfern. Die Redaktion.