Daimler Truck will künftig verstärkt auf Elektro-Lkw setzen. Dazu treibt der weltgrößte Lkw-Hersteller mit Partnern neue Ladetechnologie und damit ausgestattete Ladestandorte voran. Konzernchef Martin Daum sieht aber auch die Politik in der Pflicht, die Infrastruktur für große Nutzfahrzeuge zu schaffen.
„Aktuell gibt es seitens der Bundesregierung viele Pläne und Ankündigungen, aber wenig Konkretes“, sagte Daum der Deutschen Presse-Agentur. Die Kommunikation mit den Ministerien sei zwar „völlig okay“, die Frage aber: „Was kommt am Ende raus, was wird tatsächlich umgesetzt und in welcher Geschwindigkeit?“ Der Wille sei da, die Tat fehle aber noch.
Die Fahrzeuge seines Unternehmens bräuchten Ladestationen mit 700 Kilowatt oder einem Megawatt Leistung, in dieser Größenordnung gebe es aber noch nichts, erklärte Daum. „Ganz zu schweigen davon, wie 20 Megawatt an einen Rasthof gelangen sollen. Darauf gibt es eigentlich keine Antwort.“ Das sei auch das größte Problem der Kunden, wie diese es ihm schildern würden.
Der Daimler-Truck-Chef will, dass die Genehmigungs- und Planungsprozesse deutlich schneller gehen. Bei dem Ladeinfrastruktur-Gemeinschaftsunternehmen mit Traton (u. a. MAN, Scania) und Volvo habe es neun Monate gedauert, bis die Kartellerlaubnis vorgelegen habe. Erst dann habe man miteinander reden und Personal einstellen können. Das müsse schneller möglich sein. „Wenn wir Transformation wirklich wollen, muss da radikal verschlankt und verkürzt werden. Da sehe ich die Politik am Zug“, sagte der 62-Jährige.
Der Umstieg auf Elektro-Lkw wird laut dem Manager teurer als der auf neue Verbrenner-Modelle. Daimler Truck nenne noch keine Preise, aber es werde „signifikant teurer werden“. Das zusätzliche Geld komme nicht der Industrie zugute, sondern sei aufgrund der deutlich teureren Batterien erforderlich. Ein E-Fahrzeug werde im Lkw-Bereich „nie so billig werden wie ein mit Diesel betriebenes Fahrzeug, einfach wegen der großen Energiemengen, die wir brauchen“, so Daum. Deshalb müsste man das, was man nicht will, teurer machen, etwa durch eine CO2-basierte Maut. Damit werde es günstiger, elektrisch zu fahren – aber dann brauche es wiederum auch die Infrastruktur.
Bei Daimler Truck sollen 2030 im Fahrbetrieb emissionsfreie Nutzfahrzeuge bis zu 60 Prozent der Verkäufe des Konzerns ausmachen. Ab 2039 will das Unternehmen in Nordamerika, Europa und Japan nur noch Neufahrzeuge anbieten, die im Fahrbetrieb CO2-neutral sind. Mit Blick auf den Heimatmarkt betonte Daum: „Nicht wir entscheiden, wann in Deutschland mehr E-Lkw auf der Straße fahren als Verbrenner.“ Der Kunde entscheide.
MAik Müller meint
@Michael noch krasser wie kommen 20MW*3 in Form von H2 zur Raststätte?
Ergebnis: H2 kommt weder im PKW noch LKW.
ID.alist meint
Da ist oft eine Mittelspannungsleitung in der Gegend. Wenn jemand ein bisschen Geld für die Traffo-Station beisteuert, ist es meistens kein Problem.
Pferd_Dampf_Explosion_E meint
Edisons Traum war, dass in jedem Haushalt elektrischer Strom verfügbar sein sollte. Hielten die meisten seiner Zeitgenossen für total abgehoben. Und jetzt festhalten: es funktionierte; sogar noch zu seinen Lebzeiten.
Und wo soll jetzt, hundert Jahre später, das Problem sein, elektrische Ladepunkte für LKW an Raststätten aufzubauen?
Reiner meint
Warum schreien eigentlich alle Verantwortlichen immer nur nach dem Staat? Also nach Steuergeldern. Sollen doch die investieren, die später auch das Geld damit verdienen. Stromversorger/-netzbetreiber und die Hersteller. Tesla als anfangs „Startup“ hat es doch gezeigt.
Hat der Steuerzahler früher auch die Tankstellen aufgebaut?
Es ist erbärmlich, was die Hersteller da abziehen und dabei auf den Staat zeigen und ihre eigene Unfähigkeit oder ihr Unvermögen kaschieren.
ID.alist meint
Tut er schon. Daimler Volvo und Traton haben sich zusammengetan um einen MCS Netzwerk aufzubauen. Aber die haben z.B: 9 Monate warten müssen, bis alle Behörden glücklich waren um die neue Firma zu Gründen.
Ich denke mal, er schreit nicht nach Geld, zumindest nicht nur, sonder auch nach vereinfachte Behördengänge.
Es bringt nichts eine Ladestation in 2 Wochen Aufzubauen, wenn man aber >800 tage braucht bis alle Behörden zufrieden sind und man diese betreiben kann. IONITY hat so ein Fall in Spanien.
Thorsten Stuttgart meint
Es gibt nicht einmal genug Parkplätze für LKWs… erst recht wird es niemals genug Ladestationen für sie geben.
Außerdem machen LKW-Fahrer Pause wenn ihre Fahrzeit abgelaufen ist. Das in Einklang mit den nötigen Ladepausen zu bringen erscheint mir… ambitioniert.
Ich sehe da für die Zukunft keine tonnenschweren Akkus in Lastkraftwägen sondern eher Methanol- Brennstoffzellen.
Michael meint
„Wie kommen 20 MW an die Raststätte? Endlich nennt mal einer das Problem beim Namen.
henry86 meint
Wer will, findet Lösungen. Wer nicht will, findet Probleme.
Als Tesla die ersten model S gebaut hat, gab es nirgendwo supercharger. Und genau die gleichen Aussagen: wie soll man in ganz Europa an zig stellen 120 kW charger aufbauen? Das sind am Ende Leistungen von teilweise mehr als ein MW.
Da bräuchte man ja schon Mittelspannung. Das funktioniert doch gar nicht!
Ben meint
Kennst das Video vom Ladepark Hilden, Schüren hat mal nebenbei gesagt das der gesamte Ladepark weniger Anschlussleistung hat als das Serverzentrum nebenan, wie gesagt wer wer will findet Lösungen