Schon bei Elektro-Pkw stöhnen Skeptiker wegen der eingeschränkten Reichweite. Einen Elektro-Lkw mit einem deutlichen Plus an Gewicht können die sich wohl überhaupt nicht vorstellen. Doch es gibt Fortschritte am laufenden Band und einige spannende Konzepte und Projekte.
Vor allem wegen der immer schärferen Emissionslimits in Innenstädten – derzeit wird bereits über eine neue Blaue Plakette für Umweltzonen diskutiert – müssen Lkw und Transporter zwangsläufig sauberer werden. Viele Hersteller tüfteln deshalb an Ideen, wie auch diese Fahrzeuge elektrisch fahren können, berichtet NordLB-Analyst Frank Schwope der dpa zufolge.
Einige vielversprechende Ansätze gibt es bereits: Firmen wie Orten in Bernkastel-Kues an der Mosel, die auch 7,5-Tonner zum Elektro-Lkw macht, oder Elektrofahrzeuge Stuttgart (EFA-S) in Baden-Württemberg, die vor allem für den Paketdienst UPS umrüstet. Oder die Deutsche Post, die ihren Streetscooter nun auch in größeren Stückzahlen bauen will.
Auch Daimler Trucks arbeitet unter der Marke Fuso gemeinsam mit Mitsubishi am emissionsfreien, elektrischen Lastkraftwagen. Die Daimler Lkw-Sparte hat in den Jahren 2014 und 2015 in Summe 2,5 Milliarden Euro in Forschungs- und Entwicklungsprojekte investiert. Schwerpunkte sind die Themen Vernetzung, Sicherheit und Antriebseffizienz. Dabei spielt natürlich der Bereich Elektromobilität eine große Rolle.
Im Rahmen eines ersten Flottentests in Portugal hat sich der Fuso Canter E-Cell bereits im täglichen Einsatz im Kurzstrecken-Lieferverkehr und innerstädtischen Transport bewährt. Während des einjährigen Tests von Juni 2014 bis Juni 2015 waren acht Fahrzeuge bei Kunden in Lissabon im Einsatz. Mit Reichweiten von mehr als 100 Kilometern übertrafen die Fahrzeuge die durchschnittliche Distanz von 50 Kilometern, die viele Lkw im leichten Verteilerverkehr pro Tag zurücklegen, um knapp das doppelte. Auf Basis der damaligen Kosten für Diesel und Strom während des Tests in Portugal sanken die Betriebskosten im Vergleich zu einem konventionellen Diesel-Lkw um bis zu 64 Prozent. Nun testen die Stadt Stuttgart und Paketdienstleister Hermes den 6-Tonnen-Lkw auch in Deutschland.
Renault arbeitet gar an einem rein elektrischen 16-Tonner. Das Versuchsfahrzeug ist für den französischen Kosmetikkonzern Guerlain täglich mehr als 200 Kilometer unterwegs – muss dabei aber ein paar mal zwischengeladen werden. „Die Strecke wurde so ausgelegt, dass er tagsüber zwei Teilladungen und eine komplette Ladung zwischen 19 Uhr und 2 Uhr morgens durchführen kann“, erklärte eine Sprecherin der dpa zufolge. Rein elektrische 16-Tonner sind heute zwar noch erheblich teurer als Diesel-Trucks. 2020 sollen sie bereits rentabel sein.
Das Speditionsunternehmen Meyer Logistik in Berlin ist bereits jetzt von Elektro-Lkw überzeugt. Nach einem zehn-monatigen Praxistest erreichten die Schwerlast-Stromer von E-Force Energieeinsparungen um zwei Drittel im Vergleich zu Diesel-Lkw und eine hohe Zuverlässigkeit. Im Großraum Berlin lieferten die Elektro-Lkw in bis zu drei Touren am Tag gekühlte Lebensmittel an Supermärkte und legen dabei zwischen 80 und 120 Kilometer pro Tour zurück. Und es wäre noch viel mehr drin: Ihre maximale Reichweite von knapp 300 Kilometern schöpften die 300 kW / 408 PS starken Elektro-Brummis meist gar nicht aus.
Tesla-Fan meint
Es geht noch wesentlich größer mit Elektro-Fahrzeugen :)
http://www.oekonews.at/?mdoc_id=1105651
Tom meint
Sehr interessant. Davon würde ich gerne mehr lesen! Gerade im sehr gut planbaren Speditionsgeschäft sollte sich der Umstieg auf Elektro doch geradezu anbieten.
Klaus Dehn meint
Wenn die ganzen LKW mit festen Aufbauten auch noch Photovoltaik auf dem Dach haben, wird aus den Autobahnen und deren Parkplätze an den Raststätten quasi die größte Freiflächenphotovoltaikanlage.
Allein die LKW-Flotten der Lebensmitteldiscounter, Paketwagen und rollenden Justintime-Lieferwagen der Fabriken.
Da kommen schon einige Quadratmeter an Dachflächen zusammen.