Bundeskanzlerin Angela Merkel hat diesen Monat offiziell das Ziel von einer Million Elektroautos auf deutschen Straßen bis 2020 beerdigt. Die Äußerung sorgte zwar für Kritik von vielen Seiten, Branchenexperten und Stromer-Fans überraschte Merkels Pessimismus aber kaum. Der Verkauf von elektrischen Autos verläuft in Deutschland seit langem nur schleppend. Daran konnte auch der Mitte 2016 eingeführte „Umweltbonus“ bislang nichts ändern. Einer aktuellen Studie der Managementberatung Horváth & Partners zufolge besteht aber Hoffnung.
„Nur wenige Treiber der Elektromobilität haben sich 2016 deutlich positiv entwickelt. Vor allem aber ist es den Herstellern noch nicht gelungen, eine ausreichend ansprechende und wirtschaftlich attraktive Auswahl an E-Modellen anzubieten“, so Studienleiter Dr. Oliver Greiner. 2016 kamen mit dem Kompaktmodell Hyundai Ioniq EV und dem SUV Tesla Model X nur zwei neue reine Elektrofahrzeuge auf den Markt. Bei den teilelektrischen Plug-in-Hybriden waren es nicht viel mehr. Da auch 2017 die Anzahl neuer Elektromodelle gering bleiben wird, rechnet Horváth & Partners nur mit einem moderaten Bestandszuwachs von rund 40.000 Elektrofahrzeugen auf dann etwas über 100.000 Elektrofahrzeuge – Plug-in-Hybride mit eingerechnet.
„Für einen Durchbruch der Elektromobilität in Deutschland ist die Modellvielfalt zu gering, die Preise sind zu hoch und der Ausbau der Ladeinfrastruktur an relevanten Verkehrspunkten noch zu langsam“, sagt Achim Kostron, Co-Autor der Studie. „Dagegen kann auch die aktuelle Kaufprämie zur Förderung elektrisch betriebener Fahrzeuge wenig ausrichten.“
Optimistisch stimmen die Autoren allerdings die Ankündigungen der Autokonzerne für die kommenden Jahre. US-Branchenprimus Tesla, der im ersten Quartal 2017 einen Rekordabsatz verzeichnen konnte, wird mit dem Volumen-Stromer Model 3 2018 in den deutschen Massenmarkt einsteigen. Daimler hat angekündigt, bis 2022 mehr als zehn neue Elektroautos auf den Markt zu bringen. BMW plant mit weiteren vollelektrischen Modellen ab 2019. Auch VW hat eine Elekro-Offensive angekündigt, unter anderem mit den e-tron-Modellen von Audi und der neuen Produktmarke I.D. Porsches Sportwagen Mission E soll ab 2018 bei den Händlern stehen. Auch andere Hersteller haben für die kommenden Jahre massentaugliche Elektrofahrzeuge angekündigt.
Peter W. meint
Als Außenstehender kann man schlecht beurteilen, ob da schon Verträge oder zumindest Absprachen verhandelt/besprochen wurden. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Daimler und VW neue Modelle ankündigen und keinen Akku-Lieferanten in der Hinterhand haben. So blöd kann ja keiner sein.
Man plant wahrscheinlich geringe Stückzahlen, aber wenn die Nachfrage steigt, wird man sich von Tesla auch nicht die Butter vom Brot nehmen lassen.
Ich denke, dass man abwartet wie sich das entwickelt, und das Risiko eingeht dass man hinterherrennen muss. Aber da ist ja dann auch noch der deutsche Steuerzahler, der immer gerne hilft.
Sebastian meint
DDR Planziele waren früher schon nicht haltbar.
Daniel1002 meint
Ich frage mich nur, woher sollen die ganzen AKkus kommen, wenn noch keine Nachfrage besteht?
Die Produzenten werden erst aktiv und erweitern die Kapazität, wenn eben eine Nachfrage nach mehr Akkus da ist, aber die Elektrooffensive fängt ja erst langsam 2019 an und nimmt 2020 an Fahrt auf, somit sind noch 3 Jahre absolute Ebbe zu überbrücken.
Dann müssen auch noch die Kapazitäten ausgebaut werden und neue Fabriken gebaut werden usw.
So wird das nix.
Bis dahin steht ggf schon Gigafactory 2 und 3 und 4 und 5 sind in Planung.
150kW meint
Das LG Werk in Polen sol bereits diesen Jahr mit der Produktion beginnen. 2018 kommt Samsung in Ungarn dazu. Und das ist nur Europa.
Die Fahrzeuge (und somit auch die zuliefer-Teile) werden auch mehrere Jahre im Voraus geplant. Die Zell-Hersteller wissen also ungefähr was auf sie zukommt.
151kW meint
Ja, aber die haben teilweise nur ein Hundertstel der Kapazität der Gigafactory von Tesla.
Schön, daß sie anfangen, schade, daß sie es mit den falschen Größenordnungen machen.
150kW meint
Sie müssen auch nicht die Kapazität einer Gigafactory haben, da es einfach mehrere gibt. Bis die Gigafactory die Kapazität einer Gigafactory hat, soll es übrigens auch noch bis 2020 dauern ;)
151kW meint
Ja, aber Tesla sucht jetzt bereit nach Standorten für die Gigafactory 3 und 4 und 5.
Und die anderen Fabriken werden die Kapazität der Gigafactory 1 auch in 36 Jahren nicht erreichen, da sie schlicht VIEL zu klein sind. Guter Ansatz, aber zu kurz gedacht.
150kW meint
Die Gigafactory 1 soll die Kapazität aller Akku-Fabriken aus dem Jahr 2013 haben. Die Gigafactory ist also schon seit mindestens 2014 von all den anderen übertroffen.