Daimlers Nutzfahrzeug-Vorstand Martin Daum hat im Rahmen der IAA Nutzfahrzeuge in Hannover in einem Interview mit der Branchenzeitung Automobilwoche über den Stand der Elektrifizierung des Transporter-Angebots der Schwaben gesprochen. Er ist sicher: „Wir sind genau rechtzeitig am Markt und keineswegs zu spät.“
Daimler präsentiert in Hannover seinen ersten vollelektrischen Stadtbus – den eCitaro. Zwar sei die Nachfrage nach entsprechenden Fahrzeugen seitens der Politik und Städte groß, Daum geht dennoch zunächst von vergleichsweise niedrigen Stückzahlen aus. Für das nächste Jahr rechnet er mit einer Produktion „im mittleren dreistelligen Bereich“. Grund dafür sei, dass E-Busse derzeit noch das Doppelte oder mehr als herkömmlich angetriebene Modelle kosten. Außerdem seien weitere Investitionen in die Ladeinfrastruktur erforderlich.
Wie die Pkw-Sparte betont auch Daimlers Lkw-Abteilung, dass es der Marke bei Elektrofahrzeugen auf ein stimmiges Gesamtpaket und die Qualität ankommt. „Wenn Daimler ein Versprechen macht, dann halten wir es auch“, so Daum. Die Leistungsfähigkeit der verbauten Batterien etwa müsse auch nach zwei, drei Jahren hoher Belastung gegeben sein.
Die Verbreitung von Elektro-Nutzfahrzeugen wird laut Daum zunächst vorrangig durch Beschaffer der öffentlichen Hand vorangetrieben. „Das zweite Segment können Firmen sein, die im Lieferverkehr auf einen unbegrenzten Zugang in die Städte angewiesen sind wie etwa viele Supermärkte oder Paketzusteller.“ Anschließend stehe der „Punkt-zu-Punkt-Verkehr auf der Mittelstrecke“ an – also etwa Tagestouren zu einem Werk oder Zentrallagern.
E-Mobilitäts-Pionier Tesla will bereits ab nächstem Jahr Batterie-Laster für die Langstrecke anbieten. Daum äußerte sich zurückhaltend zu dem US-Hersteller: Er warte bei Lkw „mit großem Interesse auf den ersten Tesla, der erhältlich ist“. Zur Realisierbarkeit des Fahrzeugs äußerte er sich anders als im Frühjahr nicht, unterstrich aber, dass Daimler über 100 Jahre Erfahrung in diesem Segment mitbringt. Der erste vollelektrische schwere Lastwagen von Mercedes-Benz bietet bis zu 200 Kilometer Reichweite, Tesla verspricht für seinen 2019 kommenden Akku-Laster 800 oder mehr E-Kilometer.
Daum äußerte sich auch zur Zukunft der Brennstoffzelle in seinem Ressort. Systeme, die mit Hilfe von Wasserstoff elektrische Energie für den Elektroantrieb erzeugen, seien derzeit „nochmals doppelt so teuer wie der Elektroantrieb“. Ob sich der alternative Antrieb durchsetzt, hänge zudem „ganz stark“ davon ab, wie schnell sich das Tankstellennetz für Wasserstoff-Fahrzeuge in Westeuropa entwickelt. „Wenn es losgeht, sind wir dabei“, erklärte Daum.
Düsentrieb meint
“Wir sind genau rechtzeitig am Markt und keineswegs zu spät.”
Äh hallo? Wie viel hunderttausende Menschen hätten denn noch sterben und noch mehr krank werden müssen, damit es zu spät wäre?
Von einem solchen Unternehmen erwarte ich, dass Sie mit gutem Beispiel und neuer Technologie vorangehen.
Daimler hätte schon lange vor Tesla wirklich gute E-Autos/LKW’s am Markt haben können wenn sie nicht nur an Gewinnmaximierung gedacht sondern auch Verantwortung für Ihre Kunden übernommen hätten.
Ich würde keinen Daimler oder VW mehr kaufen, selbst wenn sie irgendwann bessere Autos als Tesla anbieten könnten/würden.
nilsbär meint
Autokonzerne und Verantwortung? Daimler und Co. machen (höchstens) das, was gesetzlich vorgeschrieben ist. Sie würden Autos ohne Kat, Gurte und Airbags bauen, wenn es erlaubt wäre. In den letzten Jahren ist es ja überdeutlich geworden, welche A…löcher da in den Vorstandsetagen sitzen.
Düsentrieb meint
Ich bekomme bloß nicht in meine Rübe, dass das so vielen Menschen total egal ist, und denen das Hemd näher als die Hose ist auch wenn man evtl. nur kleine Abstriche machen müsste (was man oft ja nicht mal muss, nach kurzer Eingewöhnung). Ich kaufe in diesem Leben nichts mehr von VW, Daimler & Co.
Aber wir machen das nicht nur bei der Automobilindustrie, sondern auch bei Lebensmitteln (z.B. Nestle) etc.
nilsbär meint
1+
Chris meint
Das ist eine gehässige Leugnung der Tatsachen. Daimler war vor allen anderen dabei, seine Autos sicher zu machen. Sie haben ihre Autos eigenen Crashtests unterzogen, als es sowas noch gar nicht gab und niemanden interessierte. Deshalb galt Daimler auch lange Zeit als das sicherste Auto der Welt. Und hier jetzt zu behaupten, dass die nicht mal Gurte oder Airbags einbauen würden ist schlicht Unsinn und reiner Populismus.
Fritz! meint
“Wir sind genau rechtzeitig am Markt und keineswegs zu spät.”
Warum fällt mir bei solch einem Spruch nur „Wer sich verteidigt, klagt sich an“ ein? Wenn Herr Daum wirklich eine führende Rolle oder Technologie hätte, würde er doch ganz anders argumentieren. So sagt er ziemlich klar, daß sie im Moment hinterherlaufen.
Mensch Mercedes, ihr wart mal technologisch führend…
Michael meint
Grosse Hoffnung setzt man jetzt in die Umrüstung von Diesel Bussen auf Elektro. Städte holen Elektrobusse aus China. Bürgermeister beschweren sich reihenweise : Es gibt nichts auf dem Markt. Nur Daimler ist rechtzeitig da? Ja wo denn?
Daniel S meint
“Wenn es losgeht, sind wir dabei”
Und warum setzt man nicht selbst eine Entwicklung in Gang?
alupo meint
Zu spät, die Ingangsetzung ist bereits erfolgt, durch andere…
Jetzt kann das Ziel nur noch lauten: „wir sind auch dabei“.
Pferd_Dampf_Explosion_E meint
Es geht nicht darum, die Chinesen zu loben, sondern zu erkennen, was sie anders machen als wir. Sie haben erkannt, dass sie mit dem Systemwechsel die wohl einmalige Chance erhalten, die Rolle der deutschen Automobilindustrie zu übernehmen. Und diese Chance nutzen sie (deren Politiker), u.a. damit, dass sie eine eine Strategie haben und diese konsequent und schnell umsetzen.
Unsere Politiker hingegen beschäftigen sich, nachdem sie sich überhaupt erst nach einem halben Jahr zu einer Grokotz zusammen gerauft haben, lieber mit Personalien wie Maaßen, Kleinkrieg zwischen Merkel und Seehofer und Lobbyistenum eines unfähigen Verkehrsministers. Sie verdaddeln mit hoher Intensität und größter Wichtigkeit die wirtschaftliche Zukunft unseres Staates / unserer Kinder.
alupo meint
Ich bin überzeugt, dass die deutschen Manager noch nicht wirklich realisiert haben, dass von China aus der Großangriff auf die deutsche, ja die europäische Automobilindustrie schon begonnen hat.
Den Chinesen war sicher klar, dass sie bei den Verbrennern keinen Blumentopf mehr gewinnen können. Aber jetzt sehen sie, völlig zurecht, ihre Chance um den Weltmarkt zu übernehmen.
Naja, Volvo gibt es ja auch noch und bei Daimler sind die Asiaten auch schon ziemlich investiert.
nilsbär meint
1+
In wenigen Jahren beginnt der Überlebenskampf der deutschen Hersteller. Anstatt sich mit aller Konsequenz darauf vorzubereiten, wird bei der E-Mobilität gebremst, getrickst und getäuscht:-(
Thrawn meint
Das wiederspricht sich für mich irgendwie:
„Zwar sei die Nachfrage nach entsprechenden Fahrzeugen seitens der Politik und Städte groß, Daum geht dennoch zunächst von vergleichsweise niedrigen Stückzahlen aus. … “ und weiter „…. Grund dafür sei, dass E-Busse derzeit noch das Doppelte oder mehr als herkömmlich angetriebene Modelle kosten. Außerdem seien weitere Investitionen in die Ladeinfrastruktur erforderlich.“
Letzeres wird den Kommunen sicher auch klar sein, trotzdem scheint die Nachfrage groß. Sieht mal wieder so aus als wolle man nicht. Ein paar hundert Busse für 2019!
Machen halt die asiatischen Anbieter das Geschäft.
Rainer Zufall meint
Die Asiaten haben so viele „verkauft“ und produziert wegen dem was hier drinnen ständig lauthals kritisiert wird: staatliche Förderungen und harte Forderungen und auf wessen Kosten diese gehen sollte auch dem grünsten Traumtänzer bekannt sein.
Diese lobhuddelei der Chinesen kann ich echt nicht mehr lesen, sowas von abgehoben und kurzsichtig.
alupo meint
Aber Fakt ist eben auch, dass die Chinesen vorangehen.
Mir wäre es auch lieber, wenn es deutsche Unternehmen wären die die Technologie-, Produktions- und Marktführerschaft bei der eMobilität hätten.
Leider ist das aber ganz offensichtlich nicht der Fall.
stan meint
Was ist hier bei uns anders?
Frag mal in DE die Städte und Kommunen, welche Förderung sie beim Kauf der E-Busse erhalten!
MiguelS NL meint
“Grund dafür sei, dass E-Busse derzeit noch das Doppelte oder mehr als herkömmlich angetriebene Modelle kosten. Außerdem seien weitere Investitionen in die Ladeinfrastruktur erforderlich.”
Schade bei Tesla werden die ankommeden LKWs auch für die Kunden wirtschaftlich sein, zudem würden man den realen Kostpreis sprich Folgekosten (Umweltverschäuchung) zahlen müssen, dann würde jeder bereits morgen auf 100% elektrio umsteigen wollen.
Auch schade dass gerade die grossen Jungs mit 100 Jahre Erfahrung, viel Kapital und Stellenwert, keinen Weg einschlagen um mit Investitonen Skaleneffekte zu kreieren. Die von der Finanzabteilung getriebenen Unternehmensplanung und die Angst vor den Anlegern liegen hier zu Gründe.
Leotronik meint
Herr Daum, von kompetenter Stelle wissen wir das es nicht funktionieren kann.
Rainer Zufall meint
Es haben mittlerweile schon mehrere versucht dir zu erklären, dass es nicht darum geht was technisch geht, aber da bist irgendwie erkenntnisresistent.
225XE meint
Auch wenn „mehrere“ keine Ahnung haben muss deine Aussage nicht stimmen.
Der Wortlaut von Mercedes war „… auch für Tesla gelten die gleichen physikalischen Gesetze“ Also geht es um das technisch machbare.