Roger Nielsen verantwortet das Nordamerika-Geschäft von Daimler Trucks. Bei einer Branchenkonferenz äußerte er sich zuversichtlich, dass die Technik für elektrische Lastwagen schon bald alltagstauglich sein wird. Der Fortschritt bei Elektro-Lkw komme „schneller als erwartet“ voran, sagte Nielsen.
Bereits in wenigen Tagen sollen erste Kunden in den USA Elektro-Lkw von Daimler Trucks zu Testzwecken übergeben bekommen. Der Nutzfahrzeughersteller hat diesen Sommer zwei neue batteriebetriebene Lastwagen seiner US-Tochter Freightliner vorgestellt. In einem ersten Schritt werden insgesamt 30 Trucks vom Typ eCascadia und eM2 bei Kunden eingeflottet.
Angesprochen auf die Pläne von Elektroauto-Pionier Tesla für einen eigenen Strom-Laster erklärte Nielsen: „Die beste Batterie-Lösung wird gewinnen“ – für Daimler Trucks stehe dabei der Energieverbrauch im Fokus. Nielsen sagte voraus, dass der Traditionshersteller im Jahr 2020 „die meisten“ Elektrofahrzeuge im Nutzfahrzeug-Segment auf den Straßen haben wird.
Tesla hat für seinen ab 2019 startenden E-Lkw deutlich mehr Reichweite als die deutsche Konkurrenz in Aussicht gestellt. Nielsen glaubt, dass die bestehenden Kunden Daimler Trucks trotzdem treu bleiben werden. Ihm sei signalisiert worden, dass viele den Antrieb, nicht aber das Modell wechseln wollen. Der Umstieg von Diesel- auf Elektro-Trucks soll so möglichst unkompliziert ablaufen.
Trotz neuem Fokus auf Elektromobilität sieht Nielsen noch viele Herausforderungen für die alternative Antriebsart – etwa mit Blick auf das Laden oder den Restwert. Er geht daher davon aus, dass Elektrotechnik bis auf weiteres vor allem bei kleineren Fahrzeugen Sinn ergeben wird.
Daimler Trucks bietet seinen Kunden zunächst Reichweiten von um die 200 Kilometer an – in Deutschland etwa in Form des eActros. Teslas schwerer Batterie-Lastwagen wird laut Firmenchef Elon Musk um die 800 Kilometer mit einer Ladung schaffen. Daimler-Trucks-Vorstand Martin Daum hat Anfang des Jahres erklärt, dass er die angekündigten Leistungsdaten für nicht realisierbar hält. Er berief sich bei seiner Kritik auf die jahrzehntelange Erfahrung von Daimler, dessen Lkw-Sparte der weltgrößte Hersteller von Lastwagen ist.
Redlin, Stefan meint
Wo wenn nicht beim LKW ist Platz für eine große Batterie? War zu erwarten, dass es genau hier schnell voran geht.
Daniel S meint
Und plötzlich geht es also doch. Gut.
Miro meint
Zuerst sagt Daimler, dass das was Tesla geschafft hat physikalisch nicht möglich ist und nun macht selbst Daimler Fortschritte…und das sogar schneller als erwartet…
Es ist immer wieder traurig…Oft sind es nur die Gründer, die eine Firma vorantreiben und das Geld mehr oder minder als Mittel zum Zweck/Mehrwert ansehen (Ja, Musk ist nicht der Gründer von Tesla, aber Ihr wisst was ich meine).
Die nachfolgenden „Leiter“ der Unternehmen sind reine Verwalter, für die der Mehrwert das Mittel zum Geld ist.
Chris meint
Ich weiß nicht was Daimler gesagt hat, aber zum anvisierten Zeitpunkt wird das in Deutschland nicht möglich sein. Das hat nämlich insbesondere etwas mit der Formgebung zu tun. LKW’s für Deutschland und Europa sind Frontlenker aufgrund von diversen Entscheidungen hinsichtlich Sicherheit und maximal Gesamtzuglänge etc. Diese Einschränkung gibt es in den USA so nicht. Deswegen kann der Truck in den USA auch Aerodynamischer sein, was einen erheblichen Unterschied macht.
Und genau das ist der Punkt: Frightliner could maybe do, aber Daimler eben nicht. Daimler Trucks sind ja eher speziell für den Europäischen Markt während Freightliner (Daimler Brand) für den Amerikanischen Markt gedacht sind und die Frightliner, DIE werden zum Beispiel als Hauber hergestellt. Wir wqissen also nicht, in welchem Zusammenhang die Aussage getätigt wurde.
Jörg2 meint
@Chris
Auf dem US-Markt werden die eLKW ihre Wirtschaftlichkeit gegenüber den angestammten Diesel-LKW beweisen müssen (alles s.g. Hauber).
In Europa (und anderen Märkten) wird der Vergleich genauso notwendig sein. Hier dann eFrontlenker gegen Diesel-Frontlenker.
Sollte der eAntriebsstrang wirtschaftlicher zu nutzen sein, als der Diesel-Antriebsstrang (von mir aus auch erstmal „nur“ in speziellen Einsatzsituationen wie Verteilerverkehre, feste Routen etc.), dann wird sich der eStrang unabhängig vom Fahrzeugdesign durchsetzen.
Wie schon einmal geschrieben: Ich traue JEDEM LKW-Produzenten zu, beide Designs herstellen zu können.
Das die jetzigen TESLA-SEMI als Hauber entwickelt sind, bedeutet nicht, dass TESLA nicht in der Lage ist, Frontlenker auf die Strasse zu bringen.
Chris meint
Mag sein, aber das haben sie bislang nicht getan und das wird auch noch ne ganze Weile dauern. Bis dahin ist Daimler schon weit fortgeschritten mit dem eActros.
Duesendaniel meint
„Wir wissen also nicht, in welchem Zusammenhang die Aussage getätigt wurde.“
Alles was wir wissen ist, dass die deutschen OEMs alle 2 Wochen ihre Aussagen revidieren müssen und ich daran gerade meine diebische Freude habe.
Chris meint
Ah müssen sie? Wo? Wann?
Lewellyn meint
Wird sich zeigen, ob es Markentreue bei Fuhrparkmanagern gibt.
Ich wette, die ist nicht besonders ausgeprägt. Wenn der Tesla Semi unterm Strich auch nur einen Cent/km billiger fährt, fliegen die Daimlers vom Hof.
Fotolaborbär meint
Solange die Disponenten Fahrer brauchen, erst Marke dann Ausstattung und das wird dann in einen wirtschaftlichen Kontext gebracht. Für alle anderen, ins osteuropäische Ausland auslagern und uralt Kisten fahren, bis die elektrisch werden brauchen wir auch keine Fahrer mehr.(10 Jahre)
Chris meint
Das mag in USA und Australien so sein, nicht in Europa, da SEMI dort nicht fahren kann.