Volkswagen hat mit Blick auf die Elektromobilität in den vergangenen Monaten zahlreiche Ankündigungen gemacht und immer wieder neue Details verraten – etwa zu erschwinglichen Preisen und alltagstauglichen Reichweiten. Die Medienoffensive zahlt sich aus: Die Nachfrage nach der neuen Elektroauto-Familie I.D. zieht offenbar stetig an.
Der erste I.D. – ein Kompaktwagen – soll Ende 2019 in Produktion gehen und ab 2020 ausgeliefert werden. In diesem Halbjahr will VW erstmals nach dem Vorbild von US-Hersteller Tesla Vorbestellungen für das Modell annehmen. Bereits im Vorfeld ist das Feedback zu dem 2016 enthüllten I.D. so gut, dass für das Werk Zwickau eine E-Auto-Fertigung bis an die Kapazitätsgrenze geplant ist.
Die Produktion für I.D.-Stromer wird von zunächst täglich 1350 Autos bis Ende 2021 auf 1500 gesteigert, berichtet die Automobilwoche. „Eine Erweiterungsmöglichkeit darüber hinaus ist nicht angedacht“, sagte Thomas Ulbrich, Markenvorstand für E-Mobilität, der Branchenzeitung. Mit sechs Modellen für VW, Audi und Seat sei Zwickau „kapazitativ vollständig ausgelastet“.
Volkswagen will Zwickau zum reinen Elektroauto-Werk umbauen und zu seiner größten Produktionsstätte für den alternativen Antrieb machen. In Zukunft sollen dort pro Jahr bis zu 330.000 E-Autos hergestellt werden – mehr als an jedem anderen Standort. Aktuell werden in Zwickau noch Golf und Golf Variant gefertigt.
Ulbrich rechnet damit, dass die auf dem neuen Elektroauto-Baukasten MEB basierenden I.D.-Fahrzeuge für mehr Produktivität sorgen. „Wir werden bei den Elektrofahrzeugen einen Produktivitätssprung sehen“, sagte er. Die Fertigung soll im Vergleich zu den heutigen Verbrennern „bis zu 20 Prozent produktiver“ werden. Einen Jobabbau habe dies nicht zur Folge. Über höhere Stückzahlen und „mit einer geringfügigen Änderung der Fertigungstiefen“ könne man die Beschäftigung in Zwickau „weitestgehend stabil halten“, so der VW-Vorstand.
Während die Nachfrage nach Elektroautos von VW zunimmt, interessieren sich immer weniger Käufer für den Golf: Wegen schwacher Nachfrage wird für das Erfolgsmodell im Wolfsburger Stammwerk eine von drei Produktionsschichten bis auf weiteres gestrichen. Dazu zählen die Modelle der siebten Generation sowie des Golf Sportsvan, berichteten die Wolfsburger Nachrichten Anfang Februar. Volkswagen hat dies mittlerweile bestätigt.
Biker0815 meint
wäre mal interessant ob die Volkswagen Sachsen GmbH öffentliche Förderungen für den Werksumbau erhält – und wenn ja, in welcher Höhe und mit welchen Auflagen. Böse gedacht. Falls Zwickau ID gegen alle Erwartungen floppt, hat man nur die Insolvenz einer GmbH zu erklären? Könnte man mal tiefer beleuchten.
micha meint
Entfernt. Bitte verfassen Sie konstruktive Kommentare. Danke, die Redaktion.
hu.ms meint
Die ganze aktion kann auch ganz anders laufen.
VW entwickelt seit herbst 2015 die MEB-plattform für extrem kostengünstige masenproduktion von BEV. Um die entwicklungskosten zu amortisieren müssen große stückzahlen gebaut und verkauft werden.
Jetzt habe sie aber jahrelang gegen die BEV oppuniert und die pioniere als chanchenlos hingestellt.
Die umorientierung des ganzen VW-tankers begann eigentlich erst als die hunderttausenden von M3-reservierungen bekannt wurden.
Seitdem kommen monat für monat meldungen mit irgendwelchen details über das BEV-projekt von VW.
Die frage lautet nun: können sie auch eine ausreichende große zahl der pkw-käufer, denen sie jahrelang erzahlt haben, BEV seien umpraktisch, kompliziert usw. , davon überzeugen, dass dem doch nicht so ist.
150.000 einheiten in 2020 in europa verkaufen, 330.000 in 2021, das muss erst mal passieren.
Nur ein ganz kleiner teil der bevölkerung ist so BEV-affin wie die leute die hier vertreten sind. Frag doch mal in eurem umfeld.
Man schliesst da einfach zu schnell ganz einfach von sich auf andere.
Ich bin das skeptisch, deshalb auch keine VW-aktien in meinem bestand.
hu.ms meint
Und noch brandneues über den ID. neo das noch kein andes BEV hat – von einem insider:
Die Lenkradtasten sind mit Force Feedback ausgestattet und melden sich sobald man drüber fährt. Ein hinschauen ist überflüssig, zumal sie in dem Stand den ich kenne zusätzlich Führungslinien (haptisch) im Sensorfeld haben und die Finger damit zur korrekten Taste führen die sich wiederum kurz meldet und wenn gedrückt dem Fahrer ein haptisches Feedback gibt.
MacGyver meint
Vielen Dank für dieses interessante Technik-Detail!
Ich bin mir sicher, dass der I.D. das an besten zu bedienende BEV werden wird. Da macht VW keine halben Sachen.
andi_nün meint
„Ich bin das skeptisch, deshalb auch keine VW-aktien in meinem bestand.“
Dann kaufe ich morgen, hu.ms ist der perfekte Kontraindikator!
hu.ms meint
Dann wünsche ich viel erfolg.
Ich habe VW-aktien im Nov.2015 gekauft, auf dem Höhepunkt der US-abgas-kriese.
Mein anlagehoriziont war ca. 3 jahre. Dass ich schon nach einigen Monaten fast 50 % gewinn einstreichen konnte war überraschend.
Wilf meint
Warum streicht VW eine Schicht? Wenn sie dort den e-Golf produzieren würden könnte endlich die Wartezeit von 12 Monaten auf 1 Monat verkürzt werden. Zeitgleich könnte man potentiellen Kunden die „Wartezeit“ von geschätzten 2 Jahren plus X auf den I.D. mit einer (wenn auch technologisch veralteten) Alternative anbieten. Bevor diese mangels Option in Richtung Japan, Korea oder auch chinesischen Modellen abwandern und verloren sind.
Mirko meint
Zum einen können die Produktionsanlagen umgebaut bzw. neu erichtet werden.
Und 2. werden die Mitarbeiter geschult und für ihr neuen Aufgaben in der I.D.- Produktion vorbereitet.
Dunkelwolke meint
Einfachster Grund, der dagegen spricht:
Dazu müssten die dort auch erstmal die Zellen für die Akkus haben. Diese wird man zur Zeit ausserhalb der Verträge schwerlich bekommen können.
Mike meint
1350 I.D. pro Tag , wowwh !
Da müssen vorher aber noch reichlich die „Helden der Arbeit “ produziert werden, also die Industrie Roboter!
Und nebenbei auch noch die restliche menschliche Arbeiterschaft elegant und kostengünstig in den Vorruhestand verschoben
werden ;)
hu.ms meint
Max.150.000 in 2020 und max. 330.000 in 2021 aus Zwickau ist schon seit monaten bekannt.
Bis 2022 wird eine weiteres großes werk in Emden umgerüstet.
Dann kommen nochmals bis zu 600.000 fahrzeuge aller konzernmarken hinzu.
hu.ms meint
Aus meiner sicht ist dabei entscheidend, dass aufgrund der vorhandenen erfahrungswerte und „europäischer“ marktforschung die modelle gebaut werden, die auch nachgefragt werden:
kompakter, SUV, kombis.
Swissli meint
Und ganz wichtig für Europa, KEINE „Sedan“: also keine Ioniqs, Leafs und Model3, weil die Flexibilität im Alltag fehlt.
Allerdings wird der klassische Kombi immer mehr durch CUV und „SUV“ ersetzt – die Unterschiede verschwinden immer mehr. Bei manchen Marken wird der Kombi langfristig sogar aussterben, andere Klassiker wie Skoda Octavia Kombi würden sich auch als E-Varianten gut verkaufen.
Niklas meint
„Während die Nachfrage nach Elektroautos von VW zunimmt, interessieren sich immer weniger Käufer für den Golf: Wegen schwacher Nachfrage […]“
Das liegt aber auch daran, dass der Golf 7 ausläuft und bald der Golf 8 kommt. Am Ende eines Produktlebenszyklus lässt die Nachfrage immer nach. Ob generell die Nachfrage nach dem Golf etwa zugunsten des ID Neo sinkt oder ob die beiden sich unabhängig entwickeln werden, wird man dann sehen.
Gingong meint
Wir nähern so langsam dem Punkt, wo die Nachfrage in Richtung E-Fahrzeuge kippt. VW spürt es schon…
150kW meint
Na ja, der Golf 8 steht vor der Tür. Das könnte auch schon für den Rückgang sorgen. Zudem die Nachfrage Verlagerungen durch die Diesel-Prämien.
All zu viel würde ich daher noch nicht hinein interpretieren.
Gingong meint
Generell klagt das KFZ-Handwerk aber über schlechte Neu-und Gebrauchtwagennachfrage. Wer weiß, worauf die Leute warten….
McGybrush meint
Model 3 in der einstiegsvariante ????
Michael S. meint
Dem stimme ich zu. Man sollte das nicht überinterpretieren. Dennoch ist es vorstellbar, dass Kaufentscheidungen zugunsten des ID nach hinten geschoben werden und man länger mit dem „alten“ Auto fährt. Man will ja keine Fehlinvestition in ein in Zukunft unverkäufliches Auto tätigen (siehe sinkende Diesel-Wiederverkaufswerte. Das steht den Verbrennern großflächig bevor…) Gibt für diesen Effekt auch wissenschaftliche Nachweise…
Chris meint
„dass Kaufentscheidungen zugunsten des ID nach hinten geschoben werden“
Eher unwahrscheinlich. Viele warten auf politische Unterstützung pro Diesel bzw. pro Verbrenner.
Frank meint
Sehe ich auch so. Wenn es eine ausreichende Modellvielfalt in elektrisch mit annehmbaren Preisen gibt, will kein Mensch mehr einen uncoolen lärmenden und stinkenden Verbrenner fahren, der sich im Vergleich richtig müde anfühlt.
Chris meint
„Das könnte auch schon für den Rückgang sorgen.“
Das könnte es nicht, das tut es immer. Das ist völlig normal.
A.K. meint
Das dauert noch sehr lange bis der Markt Richtung E-Autos kippt …. siehe heutige Zulassungszahlen in D. 1,7% Anteil, da kippt noch lange nichts.
Frank meint
Das muss sehr bald kippen, sonst ist VW Pleite aufgrund gigantischer Fehlinvestitionen. Ich denke aber, sie wissen was zu tun ist, können gut einschätzen wie sich die Nachfrage zugunsten der BEV verschieben wird, weil sie die Produkteigenschaften schließlich schon kennen. Und der Golf 8 rückt in die zweite Reihe.