BMW hat in diesem Jahr verkündet, seine E-Mobilitäts-Ziele zu beschleunigen: 2023 soll es 25 elektrifizierte Modelle im Angebot geben, über die Hälfte davon sollen reine Elektroautos sein. Der Konzern gab nun bekannt, den langfristigen Bedarf an Batteriezellen mit Bestellungen bei zwei Zulieferern gesichert zu haben.
Das Auftragsvolumen für die Jahre zwischen 2020 bis 2031 an den chinesischen Akkufertiger CATL habe man von 4 auf 7,3 Milliarden Euro erhöht, teilte BMW mit. Davon entfielen 4,5 Milliarden Euro auf die BMW Group sowie 2,8 Milliarden Euro auf den chinesischen Produktionsstandort des Joint Ventures BMW Brilliance Automotive in Shenyang. CATL wird BMW unter anderem mit Batteriezellen aus einem im Bau befindlichen neuen Werk in Erfurt beliefern.
Zusätzlich habe die BMW Group einen Langzeit-Liefervertrag für die fünfte Generation an elektrischen Antrieben mit ihrem zweiten Lieferanten für Batteriezellen Samsung SDI geschlossen. Die Vereinbarung habe ein Auftragsvolumen von 2,9 Milliarden Euro mit einer Vertragslaufzeit von 2021 bis 2031.
„Damit sichern wir langfristig unseren Bedarf an Batteriezellen. Jede Zellgeneration wird im globalen Wettbewerb an den technologisch und betriebswirtschaftlich führenden Hersteller vergeben. So haben wir zu jeder Zeit Zugang zur bestmöglichen Zelltechnologie“, sagte Andreas Wendt, BMW-Vorstand für Einkauf und Lieferantennetzwerk, im Rahmen eines Lieferantentags in der südkoreanischen Stadt Seoul.
Mehr Rohstoff-Transparenz
Den für die Zell-Produktion wichtigen Rohstoff Kobalt werde BMW in Zukunft selbst direkt bei Minen in Australien und Marokko einkaufen und ihn CATL sowie Samsung SDI zur Verfügung stellen. Das gelte auch für Lithium, das ebenfalls direkt bei Rohstoffminen bezogen werden soll, unter anderem in Australien. So habe das Unternehmen „vollständige Transparenz“ über die Herkunft der beiden Rohstoffe. Die Einhaltung von Umweltstandards und Menschenrechten habe dabei oberste Priorität.
Mit der fünften Generation seiner Elektroantriebe will BMW außerdem ab 2021 komplett auf den Einsatz von seltenen Erden verzichten. „Damit machen wir uns unabhängig von deren Verfügbarkeit“, so Wendt.
Anders als etwa Volkswagen strebt BMW vorerst keine eigene Serienfertigung von Batteriezellen an, der Premium-Anbieter konzentriert sich auf die Konfektionierung zugekaufter Akkus zu leistungsfähigen Batterie-Systemen. BMW betont, bei Batterien bereits über hohe Kompetenz zu verfügen. In dem neuen „Kompetenzzentrum Batteriezelle“ in München wird das Know-how künftig gebündelt und ausgebaut.
„Ziel des Kompetenzzentrums ist es, die Technologie der Batteriezelle voranzutreiben und die Produktionsprozesse technologisch zu durchdringen“, erklären die Bayern. Die Produktion von Batteriezell-Prototypen ermögliche es, die Wertschöpfungsprozesse der Zelle zu analysieren und zu verstehen. „Ob wir die Zellen zu einem späteren Zeitpunkt dann selber auch in Serie produzieren, hängt maßgeblich von der Entwicklung des Lieferantenmarktes ab“, sagte Wendt.
Jörg2 meint
Ich bin da echt gespannt, ob diese BMW-Idee aufgeht.
Der Rohstoffmarkt für die Zellen steht unter Druck. Die Nachfrage steigt. Die Einkäufer erklären, die Lieferanten teilweise zu wechseln. Die Kapazitäten werden erhöht. Die Preise sind in Bewegung. Es wird lange zwischen Mangel und Überangebot schwanken.
Ähnlich bei der Zellproduktion. Wachstum der Kapazitäten. Starke Markt- und Preisbewegung.
Und BMW möchte nun für das Endprodukt „Zelle“ auf beiden Risikomärkten mitmachen.
Risiko 1:
Der Rohstofflieferant liefert nicht termingerecht, eine Mindermenge, eine Minderqualität.
Das müsste BMW als Zulieferer für z.B. CATL abfedern.
Das kostet Geld.
Risiko 2:
Der Zelllieferant liefert nicht (Termin, Menge, Qualität).
Risiko 2 haben alle. Risiko 1 eigentlich nur die Zelllieferanten.
Warum sich BMW zusätzlich Risiko 1 antut erschließt sich mir nicht.
Die zusätzliche Risikoabsicherung wird Geld kosten. Das wird sich im Fahrzeugpreis niederschlagen.
Ich sehe da aktuell als Gewinner nur den Vorstandsbereich „Einkauf“. Die sind jetzt super wichtig.
Offen gesprochen meint
BMW erforscht bestenfalls Zellformen ( rund, quadratisch, vieleckig,..) für den optimalen Einbau und probiert Rezepturen der Hersteller aus, aber entwickelt sicher nicht selbst komplett neue Zellchemie und Fertigungsmethoden. Da ist schon andere finanzielle und wissenschaftliche Power von Nöten. Mittlerweile behaupten unzählige Autohersteller, selbst neue Batterien im Hinterhof zu erfinden.
nilsbär meint
BMW kauft also die Rohstoffe und verkauft sie an CATL weiter. Die werden sie gerne abnehmen, sofern sie günstiger sind als die von der chinesischen Regierung in Afrika zu Billigstpreisen aufgekauften. Vermutlich zahlt CATL sogar gar nichts und der Deal lautet Rohstoffe gegen Liefergarantien. Vergleichbar damit, wenn ich dem Bäcker das Mehl für die Brötchen selbst auf meine Kosten hinbringen muss und er verspricht dafür mich weiterhin zu beliefern.
McGybrush meint
Denke mal die Westlichen Autobauer werden die Zellen nur abnehmen wenn sie auch deren Rohstoffe einkaufen. BMW will sich nicht nachsagen lassen das die Rohstoffe von sonstwo kommen. So mag der Rohstoff woanders billiger sein Aber dann kann CATL die Batterien von Erfurt wieder nach Asien zurück schiffen weil sie hier keiner ohne Herkunftsnachweis nehmen wird. Preis hin oder her.
alupo meint
Solche Umarbeitungsverträge sind auch in andeten Branchen üblich, auch in der in der ich arbeitete.
Es gibt verschiedene Gründe, einen Umarbeitungsvertrag anstatt eines „normalen“ Kaufvertrages abzuschließen. Die Kontrolle der Herkunft der Rihstoffe ist einer, günstigere Preise könnten ein anderer sein.
Egal, wichtig ist doch nur, dass das Volumen in den Verträgen erhöht wurde und dass BMW wohl Wert auf die Herkunft der Rohstoffe legt.
Das finde ich gut.
Hermann meint
BMW ist clever. Sie kontrollieren die Zellentechnik. Weiterhin kontrollieren Sie den Einkauf der wichtigsten Rohstoffe. Damit halten Sie um 50 % der Wertschöpfung der Zellenfertigung in ihren Händen.
Jörg2 meint
@Hermann
„Wertschöpfung“ kommt von „Wert schöpfen“.
In dem Fall müsste BMW bei den Rohstoffen der Förderer oder zumindest der Zwischenhändler sein. Bei den Zellen der Hersteller.
Also irgendwie jeweils dazwischen hängen und Gewinne dabei machen.
Ist das tatsächlich so?
Laufen die Rohstoffe erst durch die Bücher von BMW und werden mit Gewinn an die Weiterverarbeiter verkauft?
Und die Zellen? Gibt es hier tatsächlich mehr als das Kompetenzzentrum (um bei der angelieferten Qualität mitreden zu können)?
Bisher ist mir davon nichts bekannt. Könnte sllerdings sein, dass ich hier nicht auf Stand bin.
Hermann meint
Jörg2
schwacher Kommentar ihrerseits.
BMW kauft das wichtigste Material direkt bei den Minen ein. Und da fragen Sie, durch wessen Bücher der Einkauf läuft!?
Warum muss BMW die Rohstoffe weiterverkaufen und dann noch mit Gewinn? BMW stellt zB CATL das Material zur Verfügung zum Zwecke der Zellenfertigung. Ganz einfach.
Qualitätskontrolle!? BMW forscht und entwickelt selbständig Batteriezellenprototypen.. Wenn die Lieferanten nichts besseres haben, dann geht die BMW Zelle in Serie.
Im Ergebnis kontrolliert BMW ca 50 % der Wertschöpfung der Zellen ohne dass es eine Zellenfabrik betreiben muss. Das ist clever.
alupo meint
Bei den mir früher bekannten Umarbeitungsverträgen wurden dann üblicherweise die selbst eingekauften Rohstoffe kostenlos dem Umarbeiter beigestellt (dieser soll sicher nicht auf den Preis den BMW bezahlt Rückschlüsse ziehen können, also vermutlich geliefert frei Standort Umarbeiter).
Der Umarbeiter, also z.B. CATL, fakturiert dann später einen Zellenpreis an BMW ohne diese Rohmaterialkosten (Einsatzverhältnis mal Rohstoffpreis). Sowas ist jetzt nicht so selten in der Wirtschaft.
Jörg2 meint
@Hermann
Haben Sie eine Quelle dafür, dass BMW die Rohstoffe für die benötigten Zellen einkauft?
Jörg2 meint
Ich hab die Presse dazu nochmal gelesen.
Danach will BMW tatsächlich Rohstoffkäufer und -händler werden.
Das überrascht mich sehr!
Und ich bezweifle sehr, dass das funktioniert.
nilsbär meint
@Hermann
BMW ist nicht clever, sondern steckt bis zum Hals im Allerwertesten der Zell-Oligarchen. Nachdem sie schon die Einrichtung für die Zellfabrik von CATL in Erfurt finanzieren, dürfen sie jetzt auch noch die Rohstoffe (gratis vermutlich) herankarren.
alupo meint
Ich denke Du siehst das zu negativ.
Immerhin hat BMW es geschafft, einen von ihnen gewünschten Umarbeitungsvertrag von CATL zu bekommen und damit wurde ihr Wunsch nach Eigenzukauf zweier Rohstoffe erst möglich. Das zeugt doch von einer gewissen Nachfragemacht finde ich.
Ich finde das von BMW absolut in Ordnung bzw. sogar gut, weil sie die Herkunft der Rohstoffe so besser im Griff haben und deren Herstellung besser kontrollieren können. Ansonsten müssten sie sich auf die Aussage des chinesischen Herstellers verlassen. Vielleicht gibt es einen guten, uns unbekannten Grund, dass sie das „Kaufvertragsmodell“ nicht wollten und auf die Beistellung einiger der Rohstoffe bestanden
Christian meint
Es ist von BMW entwickelte Zellen, aber im Auftrag woanders gefertigt!
Stefan Ein meint
Um die Grössenordnung zu verdeutlichen:
– Zellen für rund 10 Mia. Euro über etwas mehr als 10 Jahre
– entspricht ca. 1 Mia. Euro pro Jahr
– bei einem Zellpreis von 100 Euro pro kWh sind das ca. 10 Mio. kWh pro Jahr
– das entspricht 100’000 BEV mit 100 kWh Akku pro Jahr oder 200’000 BEV mit 50 kWh
– bei halbiertem Zellpreis 200’000 – 400’000 BEV pro Jahr
-> BMW schrumpft zum Nischenanbieter, wenn sie das ernst meinen
dan11 meint
Wer weiß wie sich das Zuliefern der Rohstoffe auf den Preis auswirkt.
Denke die 100$ pro kWh, welche aktuell immer im Raum stehen, ist eine Zahl bei der die Hersteller die Rohstoffe selber beziehen.
elbflorenz meint
bmw will sich doch mit plug-in-hybrid am markt behaupten. ich weiß bloß ned, ob ich ihnen viel glück auf den weg oder alles gute für kommenden übernahmegespräche – als übernahmekandidat – wünschen soll …
JuergenII meint
Bei rund 2,5 Millionen produzierter Fahrzeuge im Jahr schaffen die es noch nicht mal mit der Menge ihre Flotte zu 100% zu hybridisieren. Selbst wenn es in der Zeit gelingt die Energiedichte zu verdoppeln, oder die E-Komponenten auf deutlich mehr Effizienz zu trimmen, ist das Volumen bedenklich.
Aber, die Zahl hört sich gut an und beruhigt so manchen Unwissenden.
Christian meint
Mit dem technischen Fortschritt wird bei gleichbleibendem jährlichen Auftragsvolumen wohl die Liefermenge steigen. BMW hat die Kapazität im i3 in 7 Jahren verdoppelt und CCS Laden aus der Aufpreisliste genommen. Da sollten sich die Kosten mindestens halbiert haben und weitere Zellgenerationen sind bestimmt schon im Testbetrieb dh. man bekommt immer mehr Kapazität fürs gleiche Geld. Bei den Zulieferern kann sich jetzt niemand zurücklehnen für die nächsten 10 Jahre. Also reicht das auch für mehr BEVs.
JuergenII meint
Selbst wenn man Deine Argumente zu Grunde legt, ist das noch nicht genug. Es geht auch bei der Schätzung nicht um aufpreispflichtige Teile, die ohne Mehrpreis in die Serie übernommen werden. Es geht ausschließlich um Zellen. Selbst wenn sich die Energiedichte nochmals verdoppelt, was auch noch gut 5 Jahre dauern wird – wenn überhaupt – reicht das immer noch nicht um BMW’s jährliche Absatzzahlen zumindest als Hybride auf den Markt zu bringen. Ganz zu schweigen um einen hohen BEV Anteil damit auszustatten. Und 2030 dürfte der fossile Fahrzeugmarkt am Boden liegen. Da muss BMW noch kräftig aufstocken.
Ebi meint
@Stefan: Schöne Überschlagsrechnung die die Milliarden in die richtige Relation rückt.
alupo meint
Diesen Gedanken hatte ich auch, aber noch nicht nachgerechnet, danke dafür.
Allerdings bezieht sich der Artikel und somit Deine Rechnung nur auf den einen Lieferanten CATL.
Es könnte durchaus weitere Lieferanten geben und sich damit die eAutozahl erhöhen. Von plus 20% bis plus 200% und mehr ist doch alles locker möglich.
Der-Kieler meint
Guten Morgen BMW!
Seid Ihr jetzt doch mal aufgewacht und wollt (richtige) e-Autos herstellen? – Wenn Ihr man nicht zu spät auf den Zug gesprungen seid. Ihr habt den Vorsprung mit dem i3 verspielt und hechelt jetzt nur noch hinterher. Mal sehen wie lange noch…
Akkus vom Zulieferer ist ein großes Risiko, wie man bei KIA sieht, die massive Probleme mit Ihren Zulieferern haben.
150kW meint
„Akkus vom Zulieferer ist ein großes Risiko“
Da aber bis auf BYD alle Zellen von Zulieferern beziehen, hat jeder das gleiche „Problem“.
alupo meint
Die Frage ist dabei doch eher welcher Hersteller sich wann wieviel der verfügbaren Zellenkapazität vertraglich gesichert hat.
Daher bin ich der Meinung, dass NICHT alle das gleiche Problem haben. Es gibt sicher gewaltige Unterschiede im Erfüllungsgrad der gewünschten Mengen (und im Preis).
Peter W meint
Zellen in Eigenregie herzustellen ist aber noch riskanter, wenn man es nicht kann.