Bei der Kritik an Elektroautos stehen insbesondere die hohe Umweltbelastung durch die Produktion der Batterie und die dabei verwendeten Rohstoffe im Fokus. Bei Letzteren dreht sich die Diskussion meist um die umstrittene Förderung des Metalls Kobalt, außerdem wird der hohe Wasserverbrauch bei der Gewinnung von Lithium beanstandet. Ein Batterieforscher relativiert die Vorwürfe nun.
Maximilian Fichtner, Direktor am Helmholtz-Institut für elektrochemische Energiespeicherung in Ulm, erklärte im Gespräch mit dem Tagesspiegel, dass für das Lithium einer Batterie mit einer Kapazität von 64 Kilowattstunden (kWh) 3840 Liter Wasser verdunstet werden. Das entspreche dem Wasserverbrauch bei der Produktion von 250 Gramm Rindfleisch, 10 Avocados, 30 Tassen Kaffee oder einer halben Jeans.
Zur Einordnung: Eine Batterie mit knapp über 60 kWh nutzt etwa das Top-Modell des kompakten Nissan LEAF, mit der die Baureihe 385 Kilometer gemäß WLTP-Norm fährt. Der den LEAF wohl bald als meistverkauftes Elektroauto der Welt ablösende Mittelklassewagen Model 3 von Tesla schafft mit seiner laut Insidern ebenfalls um die 60 kWh großen Batterie über 400 Kilometer.
„Ich wundere mich ohnehin immer, dass in der Öffentlichkeit nie über das Lithium in Laptops oder Mobiltelefonen gesprochen wird – aber beim E-Auto ist es auf einmal ein Problem“, sagte Fichtner. Auch in vielen industriellen und chemischen Prozessen werde viel Lithium verwendet.
Der Professor verwies auf den Wasserverbrauch beim klassischen Verbrennungsmotor: Derzeit würden weltweit 17,5 Milliarden Liter Öl pro Tag verbraucht, für dessen Förderung 46 Milliarden Liter Wasser notwendig seien. „Mit diesem Wasser könnte man Lithium für 1,5 Millionen große Tesla-Akkus gewinnen – jeden Tag“, unterstrich Fichtner. „Und das Wasser für die Ölförderung verdunstet nicht, es wird häufig vergiftet.“
Fichtner äußerte sich auch zu Kobalt, das unter äußerst fragwürdigen Bedingungen abgebaut wird. Laut dem Batterieforscher ist auch hier Besserung in Sicht, da die Hersteller den Anteils des Rohstoffs reduzieren. Tesla soll in seinen Batterien bereits nur noch 2,8 Prozent Kobalt einsetzen. Auch Volkswagen und andere etablierte Autohersteller treiben kobalt-arme Akkus voran. 2025 werden völlig kobaltfreie Batterien auf dem Markt sein, sagte Fichtner angesichts des aktuellen Entwicklungsstandes voraus.
Klaus D. Beccu, Dr.-Ing. TU-Berlin meint
Hallo Herr Fichtner, das Problem „Wasserverbrauch durch Li-Förderung in Bolivien, Chile u.a.“ wird dadurch nicht relativiert, dass andere Anwendungen als E-Auto Batterien auch diese Batterie-Technik verwenden, wenn auch mit weniger kWh. – Habe gerade zu dem Thema oben im 1. Beitrag von Ecomento „Diskussionen in Brandenburg….“ einen Kommentar verfasst: lesenswert !
K.D.B: Seit über 30 Jahren in der Batterieforschung & Entwicklung am Internationalen F&E Center Battelle in Genf, Direktor Elektrochem. Energiespeicherung , Erfinder des NiMH Speichersystems, das derzeit in >25 Mio. verkauften Hybridautos eingesetzt wird. – BEV: <1 Mio mit Li-Ion.
Georg meint
Auch im angesprochenen Artikel, haben wir schon festgestellt, dass selbst Toyota in 2007 die Abkehr von derNiMh Batterie verkündet hat:
Aussage von Toyota aus 2007:
„CEO Watanabe bestätigt, dass Toyota neue Lithium-Ionen Batterien für seine dritte Hybridgeneration entwickeln wird. Die Einführung der dritten Generation ist je nach Land für 2008 und 2009 geplant, diese Modelle werden dann definitiv anstatt den derzeitigen Nickel-Metallhydrid Batterien durch Li-Ionen Batterien ersetzt werden. Durch die wesentlich höhere Leistungsfähigkeit der neuen Batterie wird der Spritverbrauch nochmals weiter reduziert werden können.“
Ist also schon einige Tag her, dass auch Toyota auf Lithium-Ionen Batterien setzt.
Marcus Lang meint
Dazu möchte ich aber ergänzen, dass mit der Menge an Lithiumakkus, die für ein einziges Batterieauto benötigt wird, bei Firma Toyota 15-20 Hybridfahrzeuge ausgestattet werden. Damit beträgt der Lithium-Footprint eines Toyota-Hybrid Fahrzeuges nur 5 bis 7% von dem eines Batterieautos. Ja, diese Autos brauchen noch etwas Benzin. Aber sie halten 20+ Jahre (ohne Akkutausch), haben auch nach 20 Jahren noch denselben, niedrigen Verbrauch, und stoßen kaum Stickoxide (4-6mg/km statt 600mg/km wie bei vielen Diesel-PKW; Grenzwert 60) und keinen Ruß aus.
Übrigens: In kalten Ländern bleibt Toyota übrigens beim NiMH-Akku, weil das Tieftemperaturverhalten mit NiMH etwas besser ist.
Peter meint
In D sind Händler von Elektrogeräten m. W. n. ebenfalls verpflichtet die zurück zu nehmen.
Leotronik meint
Es muss mehr über die Umweltsünden der Rohölindustrie und den Ölverbrauch berichtet werden. Die meisten Menschen wissen zuwenig darüber. Da würden ihnen die Haare ausfallen wenn sie die Tatsachen kennen würden.
CaptainPicard meint
Das bezweifle ich. Über große Ölkatastrophen wird ja in der Regel ausführlich berichtet und das hat bisher auch zu keinen Umdenken geführt. Offenbar entwickeln Autofahrer erst dann ein Umweltbewusstsein wenn es um Elektroautos geht.
Alex meint
Ich denke da hat Leotronik recht.
Die meisten Menschen haben keine Ahnung wie viel Energie und Umwelt bei der Öl Produktion auf der Strecke bleiben.
Den meisten ist zB nicht bekannt das radioaktiver Schlamm beim bohren anfällt welcher entsorgt werden muss… und und und
Alex meint
https://www.modifymyscion.com/MJXWGNGM/
Georg meint
Dark Eden – DerAlbtraum vom Erdöl
ist für mich eine der interessantesten Dokumentationen zum Thema.
Daniel S meint
Kobalt wird in grossen Mengen zum raffinieren von Benzin verbraucht…
Stocki meint
Hast du da Zahlen? Wäre interessant zum Vergleich. Es wird Zeit, daß in der Bevölkerung endlich ein Bewusstsein dafür geschaffen wird, was für Sauereien wir uns seit Beginn des Ölzeitalters leisten. Und ich meine damit nicht nur die Automobilindustrie. Wir haben unseren Alltag dermaßen vom Öl abhängig gemacht, es ist beschämend.
randomhuman meint
Kobalt wird auch in Metalllegierungen für Verbrennungsmotoren verwendet.
Das Bashing auf Kobalt in den Medien hat keinerlei Objektivität. Über Probleme unseres massiven Rohstoffverbrauchs kritisch zu diskutieren ist wichtig und sinnvoll aber nicht einseitig auf einen Rohstoff, wenn die Problematik von Milliarden Liter Öl einfach weggeschwiegen wird.
Bei Überschriften in Bild und Spiegel sowie weitere Medien wie „diese Kinder sterben für eure E-Auto Batterien“ steht mir der Hals bis oben.
PK meint
Ich denke, das ist generell ein Problem mit Privat-Medien, die den Anschein von Nachrichtenmagazinen machen, aber eigentlich Plattformen zzr Meinungsmache für die Geldgeber, oft Lobby-Grupoen, sind.
Das hat mit objektiver Berichterstattung nichts zu tun, wird aber von einem Großteil der Bevölkerung so wahrgenommen.
N-tv, SPON, Focus, etc. Gehören für mich zu diesen Meinungsmachern.
bensch meint
Das ist generell ein Problem von (kostenlosen) Online Medien. Verständlicherweise kann dabei nicht viel Qualität bei rumkommen. Wenn möglich meiden.
PK meint
Das Problem ist, sie vermischen Berichterstattung mit tendentiösen, oft unterschwelligen Botschaften.
Oft ist es allein schon die gefärbte Wortwahl, die z.B. negative Assoziationen auslöst.
Ein anderer Trick ist Abwerten, in Frage stellen, oder Angstmache oder generell Spalten.
Auch bekannt als FUD Strategie:
Fear, Uncertainty, Doubt.
Eigentlich hilft nur, sich breiter zu informieren…
Oder es müsste evtl. Regeln für Journalismus geben, was objektive Berichterstattung ist… Und das wird man nicht festlegen können.
PK meint
Um einen Song von Faithless zu zitieren:
„Dis-information is a weapon of mass destruction“
Stocki meint
Avocados mag ich nicht, Fleisch esse ich bereits nur einmal die Woche. Das mit der halben Jeans überleg ich mir noch, aber ich verspreche weniger Kaffee zu trinken ;-)
Darf ich mir mein Model 3 dann nächstes Jahr ohne schlechtes Gewissen kaufen? Kobalt ist da zwar drin, kommt aber wenigstens nicht aus dem Kongo.
Jetzt krieg ich aber doch ein schlechtes Gewissen, da doch angeblich Wasserstoff die Zukunft gehört. Obwohl ich das für ein Gerücht halte, denn so lange es keine FCEV mit Frunk gibt, werden die auch nicht gekauft.
;-)
Swissli meint
Statt Kaffee trinke ich Incarom, 50% Kaffee + 50% Zichorie. Gewinn ich jetzt einen Umweltpreis oder so?
Peter W meint
Endlich hat mal jemand der was davon versteht eine glaubwürdige Erklärung abgegeben. Wir fördern Rohöl in extrem sensiblen Gebieten und hinterlassen eine zerstörte Umwelt. Dazu gehört der immer noch verseuchte Golf von Mexiko und die Ölsandabbaugebiete in Nordamerika. Wegen des Salzwassers das in einer Wüste verdunstet, wird aber ein Aufriss gemacht. Das meiste Lithium wird ohnehin in Australiens Bergbau gefördert.
Karla01 meint
Wieso ist das glaubwürdiger wie andere Analysen? Wer hat Recht? Der dessen Aussage mir gefällt?
Stocki meint
Gibt es denn glaubwürdige Analysen, die etwas anderes behaupten als Herr Fichtner? Falls ja, Quelle bitte!
Lies dir den vorletzten Absatz nochmal genau durch, und versuch mal da irgendwas von zu widerlegen. Viel Spaß. Und immer schön auf Glaubwürdigkeit achten.
Hermann meint
Stocki,
Dann bring mal einen Beleg für die Behauptungen des Herrn Professors. Oder
sind dessen Aussagen bewiesen weil er Professor ist?
Stocki meint
Du verstehst es nicht worum es geht, du willst es nicht verstehen, und die Diskussion ist hiermit beendet. Schönes Leben noch. Von mir wirst du nie wieder etwas hören. Glückwunsch.
Landmark meint
Ich traue einem der seit über 20 Jahren in diesem Segment arbeitet und forscht, deutlich mehr Kompetenz zu als den Pressevertretern von Funk und Zeitung.
Denn bisher haben sich alle Propagandalügen gegen E Autos auch als solche gezeigt.
Die Wahrheit kommt ans Licht.
Hermann meint
Die weitaus größten Vorräte befinden sich in Chile. Dort wird wird es aus Mineralhaltigem Grundwasser gewonnen.
Der Fichtner erscheint mir bemitleidenswert. Wie kann man Vergleiche zur Herstellung von Nahrungsmitteln und Bekleidung ziehen?
Stocki meint
Niemand behauptet, daß dafür der blaue Umweltengel verliehen werden soll. Lies auch du dir nochmal den vorletzten Absatz durch und vergleiche was besser ist. Also komm mir hier nicht mit Whataboutism.
Futureman meint
Damit es der B..D-Zeitung-Leser versteht.
Dort werden ja auch gerne dreckige Kinder gezeigt, die allerdings in keiner offiziellen Miene arbeiten. Trotzdem wird bei jedem Stammtisch das Beispiel genommen, um bei E-Autos ein Problem zu sehen.
Mit der Darstellung von Fichtner erkennt aber jeder, das die Probleme woanders liegen…
Hermann meint
Entfernt. Bitte bleiben Sie sachlich. Danke, die Redaktion.
Stocki meint
Bei der Gewinnung von Lithium wird Wasser verdunstet, das irgendwo wieder als Regen herunter kommt.
Beim Färben von Kleidung wird Wasser verschmutzt was in diversen Billiglohnländern meist ungeklärt in Flüssen landet.
Was ist besser?
Um z.B. Rindfleisch zu erzeugen müssen Rinder gehalten werden. Deren Exkremente landen in Übermengen auf den Feldern und die Nitrate in großen Mengen im Grundwasser.
Was ist besser?
Mir tut Herr Fichtner nicht leid. Endlich mal einer der sich traut mit Unsinn aufzuräumen.
Sledge Hammer meint
@Hermann
der Einzige der mir leid tut bist du.
Lies dir doch mal den vorletzten Absatz durch und erkläre was daran gut sein soll-
Alex meint
+1
Der Hermann ist einfach nur ein Miesepeter und Pessimist! Egal, glücklicherweise geht der Fortschritt auf ohne ihn weiter ????
Stocki meint
+1
Der Hermann träumt auch davon, daß irgendwann mal alle daheim eine Wasserstoffzapfanlage haben. Braucht man glaub ich nicht weiter zu kommentieren…
Tore meint
Bei den Vergleichen geht es einzig darum, die Relationen aufzuzeigen, nicht darum dass es schlecht wäre, Nahrungsmittel oder Kleidung herzustellen. Wie kannst Du nur sowas denken?
Georg meint
Fichtner : „Ich wundere mich ohnehin immer, dass in der Öffentlichkeit nie über das Lithium in Laptops oder Mobiltelefonen gesprochen wird“.
Mich wundert es, dass auch im Zuge der Diskussion um Akku-Rohstoffe für e-Autos, noch keiner ein „Pfandsystem“ für die ungeheuere Masse an kleinen Akkus in Laptop, Smartphone und anderen Anwendungen einführen will, denn damit wäre eine getrennte Rückgabe der Akkus möglich.
PK meint
Gute Idee…
Kostet aber Geld und fordert den Aufbau einer Organisation.
Da ducken sich lieber alle weg (Politik, Einzelhandel, Hersteller, etc.) Und erklären das zu einem Problem anderer Leute.
Tore meint
Bei uns in der Schweiz gibt’s für sämtliche Elektrogeräte eine „vorgezogene Recylinggebühr“, die bezahlt man beim Kauf mit. Dafür ist der Handel verpflichtet, ausgediente Geräte kostenfrei zurück zu nehmen. Die Kosten fürs fachgerechte zurücknehmen, recyceln, entsorgen werden durch diese Gebühr gedeckt. Dies vor allem auch für Batterien & Akkus, wen es interessiert: inobat.ch, ist noch ganz interessant wie das geht. Sowas gibt’s doch sicher auch in Deutschland?
Hermann meint
In Deutschland hat jede Gemeinde eine kostenlose Sammelstelle für Elektrogeräte. Handyaccus kann man zudem in Batteriesammelbehälter entsorgen. Die Behälter stehen in jedem Geschäft, das Batterien verkauft.
PK meint
Und wer macht das bei Notebooks, Tabelts un Handys?
PK meint
Oft kann man die Akkus gar nicht ausbauen, da ist nix mit recycling.
Das muss schon beim Gerätedesign anfangen.
Ich habe einen (relativ alten) Philips Rasierer, da ist man mit zwei Schrauben bei den Akkus.
Georg meint
Seit Jahren haben wir eine Recylingquote über alle Batterien / Akkus von ca. 45%. Die Fahrzeug-Starterbatterien (auf denen 7€ Pfand sind) werden dabei nahezu zu 100% recyclet
Swissli meint
Der Unterschied: in Deutschland bezahlt es der Steuerzahler (für die Gemeinde ist die Entsorgung nicht kostenlos), auch wenn er wenige Elektrogeräte kauft/besitzt.
In der Schweiz zahlt es der Konsument/Käufer, also der Verursacher.
Beides funktioniert. Hauptsache es werden keine Geräte illegal entsorgt (wie früher Kühlschränke im Wald etc.).