Die Ladeinfrastruktur für Elektroautos soll in Deutschland schnell ausgebaut werden, der Staat stellt dafür reichlich Fördergelder bereit. Für die diversen Anbieter von Strom, Diensten und Technik ergibt sich ein neuer Boom-Markt, Geld verdienen lässt sich darin laut der EnBW aber erst in einigen Jahren.
Der baden-württembergische Energiekonzern ist eigenen Angaben nach Marktführer bei öffentlichen Schnellladestationen. Das Unternehmen rechnet mit vielen Jahren, bevor das Geschäft mit Ladeinfrastruktur Gewinne abwirft. „Wir haben einen Business Case, aber wir brauchen dafür Zeit“, sagte Peter Siegert, Manager E-Mobility bei EnBW, dem Branchenportal Energate zufolge während einer Online-Veranstaltung zur E-Mobilität.
In den nächsten Jahren steht demnach noch das Investieren in die neuen Angebote im Vordergrund, der Aufwand soll sich langfristig aber rentieren. Siegert geht von 15 bis 20 Jahren aus, „Minimum“ jedoch von einer „Zehn-Jahres-Strategie“. Als Schlüssel für den wirtschaftlichen Erfolg mit Ladeinfrastruktur nannte der EnBW-Manager die Marktführerschaft. Außerdem gelte es, möglichst breit aufgestellt zu sein.
Die EnBW verfügt derzeit über mehr als 350 Schnellladestationen und liegt damit hierzulande nach den Worten von Siegert vorne. Auch beim Roaming, also dem registrierungsfreien Laden im Netz anderer Anbieter, sieht sich das Unternehmen mit aktuell rund 42.000 verfügbaren Ladepunkten als Marktführer. Die eigene Infrastruktur besteht laut Siegert auch aus 670 Normal-Ladestationen, die auf schnelles Laden mit 150 kW aufgerüstet werden könnten. Man konzentriere sich künftig aber auf den Ausbau der Ladeinfrastruktur mit neuen Schnellladestationen in Deutschland sowie Österreich und der Schweiz. In der Bundesrepublik soll es davon 2021 mindestens 1000 geben.
Zusätzlich zu öffentlichen Lademöglichkeiten umfasst das E-Mobilitäts-Portfolio der EnBW auch Vor-Ort-Lösungen für private und Unternehmenskunden. Das Programm soll erweitert werden, als Nächstes wird Energate zufolge die Startup-Tochter Charge Here eine Ladelösung für große Parkflächen auf den Markt bringen.
Der schwäbische Energiekonzern treibt auch intern die Elektromobilität voran: Den 14.000 Mitarbeitern steht seit Juni ein Vorteilspaket aus E-Auto-Leasing „zu sehr günstigen Konditionen“ und zusätzlichen Serviceangeboten zur Verfügung. Die Infrastruktur für die steigende Anzahl an Elektroautos im Unternehmen sowie für private Stromer-Fahrer in den eigenen Reihen habe man bereits weitgehend aufgebaut. Bis Sommer 2020 sollen 120 Unternehmensstandorte mit mehr als 700 Ladepunkten ausgestattet sein.
mowle meint
Ich fahre ein PHEV…und lade regelmäßig an einer ENBW-Ladesäule…und der Spass kostet nur 29c/kwh…ein echt guter Preis, ich kann mich nicht beschweren…und mein Arbeitgeber erstattet die Kosten…is auch ein Gewinn für ihn!
ABER:
Ich erlebe auch sehr oft, dass gerade Autos von CarSharingDiensten über mehrere Tage die Ladesäulen blockieren ohne Strom zu ziehen…und sich bildhaft gesprochen schon Schlangen von E-Autos dahinter aufreihen, die darauf warten dass die Ladesäulen endlich wieder frei werden.
Solange also die Parkplätze an den Ladesäulen als kostenfreie Abstellplätze (wohl gemerkt in Stuttgart…da kostet die Stunde Parken bis zu 5€) durch solche „CarSharingDienste“ oder durch andere unsoziale (asozial wollte ich jetzt nicht sagen!) Nutzer missbraucht werden und damit weitere zahlende Kundschaft vertrieben wird, ist klar, dass sich die Sache wirtschaftlich nicht rechnet…Vergleich aus dem täglichen Leben gefällig? Gerne: Setz Dich mal in einem Cafe oder Restaurant hin, bestell aber nix…es dauert keine fünf Minuten, und Du wirst mehr oder weniger freundlich hinausgebeten…und so sollte es auch an den E-Stromtankstellen passieren…
Jeru meint
Diese Meldung ist extrem wichtig, um die Realität zu verstehen. Der Business-Case von Ladesäulen muss besser werden.
Interessant zu beobachten wird sein, dass solche Meldungen von den meisten Usern hier aber schnell wieder vergessen wird. Morgen lesen wir dann, dass die 40 Cent an der Ladesäule totale Abzocke sind.
OnlyAFoolUsesGoogleAndroid meint
Okay. Der Energieversorger selbst sagt, dass es bis 2030 dauert, dass es gewinnbringend wird. Verkaufen die den Strom „zu günstig“? Wie machen das die Fahrzeughersteller wie Beispielweise Tesla? Hängt da kein Energieversorger dazwischen der die „Bilanz“ noch schlechter ausschauen lässt?
Michi meint
Bei Tesla ist ein Deckungsbeitrag für die Infrastruktur im Fahrzeugpreis mit drinnen.
Da EnBW keine Autos verkauft, können sie das nur über den Strompreis wieder reinholen.