Daimler hat kürzlich den Zeitplan für die Zukunft der Marke Smart bekräftigt, die in ein Gemeinschaftsunternehmen mit dem chinesischen Geely-Konzern übergeht. Die Kleinstwagen-Tochter entwickelt und baut ihre Fahrzeuge ab 2022 in China, nur das Produktdesign wird vorrangig in Deutschland angesiedelt. Konkretes zu Modellen ist noch nicht bekannt, der ForTwo soll laut einem Bericht aber eingestellt werden.
Smart verkauft den zweisitzigen ForTwo und den Viersitzer ForFour seit 2020 exklusiv als Elektroautos. Für Stromer sind die beiden Fahrzeuge durchaus beliebt, die Erhöhung der deutschen „Umweltbonus“-Förderung auf 9000 Euro gab der Nachfrage in diesem Jahr noch einmal einen Schub. Ohne die Verbrenner-Varianten der Baureihen brach der Absatz von Smart zuletzt jedoch ein: Im ersten Halbjahr 2020 verzeichnete die Marke hierzulande ein Minus von über 80 Prozent.
Auf Anfrage von Focus.de erklärte der Hersteller: „Seit 2020 ist Smart eine rein elektrische Marke. In 2019 wurden im Auslaufjahr der Verbrenner entsprechend sowohl Verbrenner als auch elektrische Fahrzeuge verkauft. Daher kann man die Daten 2020 nicht mit 2019 vergleichen.“ Dass die Elektro-Smarts weniger nachgefragt werden als die Verbrenner-Versionen dürfte an der Reichweite liegen: Der ForTwo schafft mit einer Ladung nur 159 Kilometer nach der auslaufenden NEFZ-Norm, beim ForFour sind es 153 Kilometer. Mit Heizung oder Klimaanlage und weiteren aktiven Zusatzverbrauchern sinkt die Reichweite auf deutlich unter 100 Kilometer.
In dem von Daimler und Geely gegründeten Joint Venture wird Smart nun technisch aufgerüstet und neu ausgerichtet. Man werde gemeinsam rein elektrische sowie vernetzte Fahrzeuge der Premiumklasse für den urbanen Raum bauen, heißt es von den Partnern. Die Grundlage dafür bilde eine neue vollelektrische Fahrzeugarchitektur, mit der man ab 2022 ein hochwertiges Modell im B-Segment einführen werde – also ein Elektroauto ähnlich groß wie der VW Polo oder Opel Corsa. Darunter angesiedelt könnten anders als bisher keine Autos mehr verkauft werden.
Es sei mittlerweile in der Branche durchgesickert, dass es den Smart Fortwo nicht mehr geben wird, schreibt Focus.de. Der Grund dafür sei, dass der Markt für elektrische Mikromobilität in China von Billigst-Herstellern beherrscht wird. Diese würden Autos im Stil eines besseren Golf-Karts anbieten, die umgerechnet nur wenige Tausend Euro kosten. Das Online-Portal spekuliert, dass Smart einen autonomen Stadtflitzer wie die Studie „Smart Vision EQ“ in die Serie bringen könnte. Auch sei angeblich ein Mini-SUV oder Crossover in Arbeit. Zu den Plänen für den ForFour werden keine Angaben gemacht.
Bis Smart in knapp anderthalb Jahren den internationalen Markt von China aus bedienen wird, bietet das Unternehmen weiter die bisherigen Elektro-Generationen von ForTwo und ForFour an. Beide wurden Ende 2019 einem Facelift unterzogen, der mithilfe von Renault-Technik entstehende Antrieb ist jedoch seit Jahren der gleiche. Dafür kosten ForTwo und ForFour abzüglich Umweltbonus in Deutschland neu nur noch um die 13.000 Euro.
Yoyo meint
@ Peter W: Gottlieb rotiert schon länger heftig…. :-(
Wasco meint
Kann die Strategie verstehen. Die Nachfrage nach elektrischen Kleinstwagen ist in Europa eher gering. Der c Zero und Ion werden eingestellt so wie der Miev. e.go hat die Produktion pausiert und möchte auch nach China. Von den VW Drillingen werden nur so viele produziert wie nötig. Der 500 e und der Mini Cooper SE sind bisher eher etwas zu teuer mit über 30k Euro.
Wasco meint
Ach ja, vom Honda e wird aufgrund des Preises auch nicht viel verkauft.
Priusfahrer meint
Und ich dachte daß sich Mercedes mit E-LKWs und der E-Umstellung des Smarts mal
gaaanz gemächlich auf die EU-konforme, abgasfreie Autoproduktion einstellt.
Nix is. Wenn Mercedes so weitermacht, schwächt das ihre wirtschaftliche Position.
Zuerst werden sie ein Spielball an der Börse, dann werden die Kurse des DAX-Konzerns Achterbahn fahren, am Schluß kommt das große Aufteilen.
Dann wird filletiert und die Mitbewerber streiten sich um die besten Stücke. So wie
zuletzt bei Wirecard.
Am 9. September findet ein großes Treffen aller Vorstände der dt.
Fahrzeug-Industrie mit Fr. Dr. Merkel und Ministern statt. Die wird ihnen hoffe ich mal
den Kopf zurechtrücken.
Thorsten Schröder meint
Ich bin 20 Jahre Smart gefahren, zuletzt und noch im Besitz ein Smart Brabus Cabrio. Was jetzt bei Daimler läuft ist ja ne Frechheit. Eine gute Marke so runter zu wirtschaften, E-Smarts mit 100 Km Reichweite usw. Das zeugt doch von Missmanagement!
Schade drum. Lieber n ZOE fahren mit 400 Km Reichweite. Smart ade, war ne tolle Zeit mit Dir ????
Eugen meint
Das Quer-Parken-Können war das Alleinstellungsmerkmal des Smart, andererseits war Smart auch schon immer unrentabel wenn mich nicht alles täuscht. Das Segment der Lifestyle-Kleinwagen besetzen schon Mini und Fiat 500, ob man da (in Europa) mit einem China-Kracher zu Mercedes-Preisen punkten kann?
Wie gedenkt Mercedes den Flottenverbrauch in den Griff zu bekommen?
1000 Ionen immer weiter... meint
Gar nicht. Der Laden wird runtergewirtschaftet damit der Wert sinkt und dann geht er für nen Appel und ein Ei an Geely. Bis dahin dürfen sich ausgewählte Führungskräfte noch ordentlich Petro-Dollar in die Taschen stopfen.
Eugen meint
Warum nicht? Daimler und Volvo würden gut zusammen passen, das gäbe etliche Synergie-Effekte durch mögliche gemeinsame Plattformen, Daimler ist zu klein um auf Dauer alleine zu überleben.
Peter W meint
Dein letzter Satz hat mich irgendwie schockiert.
Gottlieb wird sich im Grab umdrehen!