Wayne Griffiths ist seit Oktober der neue Vorstandschef der Volkswagen-Tochter Seat. Er führt zudem die sportliche Submarke CUPRA, die bei dem spanischen Autobauer künftig deutlich stärker im Mittelpunkt stehen wird – unter anderem durch Fokus auf E-Antrieb. Im Interview mit dem Magazin Edison hat Griffiths über die Positionierung der beiden Marken gesprochen.
Vor Kurzem gab es Gerüchte, dass Volkswagen im Rahmen einer Neuausrichtung Seat einstellen und nur noch auf CUPRA setzen könnte. Griffiths dementierte dies, beide Marken seien weiter Teil der Unternehmensstrategie der Spanier wie auch des Mutterkonzerns. Man habe verschiedene Kundenprofile im Visier, die man mit entsprechenden Angeboten erreichen wolle. Seat unterstütze CUPRA dabei als Basis mit großen Stückzahlen und der dazugehörigen Forschung sowie Entwicklung und Personal.
Seat lege mit CUPRA den Schwerpunkt auf „emotionalere Autos“ und könne so höhere Preise aufrufen. Das umfasse neben eigenen Modellen auch das Markenerlebnis, etwa mit Autohäusern wie der ersten kürzlich in Hamburg eröffneten „CUPRA Garage“. Den Flagship-Store habe man bewusst nicht in der Innenstadt errichtet, sondern in der Händlermeile. „Wir wollten nahe ran an unsere Zielgruppe, aber nicht auf einer Luxusmeile. CUPRA ist keine Premium- oder Luxusmarke der traditionellen Art“, erklärte Griffiths. Man wolle eher für Understatement stehen und Menschen ansprechen, die viel Wert auf Performance und Design legen. Diesen biete man mit der CUPRA Garage „eher ein Wohnzimmer“ mit intensiver Betreuung als einen klassischen Auto-Showroom.
Bisher hat CUPRA nur modifizierte Verbrenner-Fahrzeuge von Seat mit eigenem Logo im Programm, das soll sich aber ändern. CUPRA werde nicht als Submarke von Seat fortgeführt, sondern als ein eigenständiges Unternehmen mit völlig unterschiedlichen Zielgruppen und Preisklassen, betonte Griffiths. Seat ziele auf jüngeren Kunden als Volkswagen, CUPRA stehe zwischen dem Massen- und dem Premiumsegment. Hier sieht der Firmenchef angesichts der Transformation und der zunehmenden Elektrifizierung der Branche großes Potenzial. Deshalb setze CUPRA „sehr stark auf die neue Antriebstechnologie“.
Seat hat mit dem auf dem VW e-up! basierenden Kleinstwagen Mii electric 2019 sein erstes Elektroauto eingeführt. Mit der Serienversion des Anfang letzten Jahres vorgestellten el-Born sollte 2021 ein Stromer auf VWs neuem E-Auto-Baukasten MEB folgen – dieses Modell wird nun aber als erster vollelektrischer CUPRA eingeführt. Der CUPRA el-Born werde in einer anderen Preisklasse spielen, als es mit Seat-Logo der Fall gewesen wäre, so Griffiths. Hinzu komme sehr sportliches Fahrverhalten „mit einer super Beschleunigung“ und eine Reichweite von 500 Kilometern. Das Design werde „geradezu sensationell – typisch CUPRA also“.
CUPRA-Stromer sportlicher ausgelegt
CUPRA werde nicht die Elektro-Marke von Seat, stellte der Unternehmenschef im Gespräch mit Edison klar – beide Anbieter würden in Zukunft elektrisch sein. Bei CUPRA werde der E-Antrieb jedoch besonders sportlich ausgelegt. „Das wird auch unsere Rolle im Volkswagen-Konzern sein – unterhalb des Premiumsegments von Audi und Porsche“, sagte Griffiths. Viele aktuelle Elektroautos seien „bequem und einfach zu fahren“, würden aber keinen richtigen Kontakt zur Fahrbahn vermitteln.
Auf den Markt kommen soll der el-Born im vierten Quartal 2021. „Damit es ein echter CUPRA wird“, sei noch einiges an dem Auto und der Plattform zu tun, so Griffiths. Bis dahin mache die Marke mit Plug-in-Hybridautos wie dem seit Kurzem verfügbaren Seat Leon e-Hybrid weiter. Als Nächstes sind eine teilelektrische Version des neuen SUV-Crossover Formentor sowie des SUV Ateca geplant. Mit dem Tavascan könnte es später ein zweites Elektroauto geben, der Serienstart des SUV-Coupé ist aber noch unbestätigt.
Der Seat-CUPRA-Chef hätte am liebsten „schon morgen“ eine ganze Palette von Plug-in-Hybriden im Angebot, da diese beispielsweise auf dem deutschen Markt derzeit noch stärker als reine Batterie-Wagen gefragt seien. Das liegt seiner Ansicht nach vor allem daran, dass die aktuelle Ladeinfrastruktur für die Kunden mit Elektro-Verbrenner-Autos kein Problem ist. Zudem sorge die steuerliche Förderung nun für einen großen Boom in dem Segment.
Um die sportlich-hochwertig ausgerichteten Stromer von CUPRA bekannter zu machen, engagiert sich die Marke im E-Motorsport – in der neuen Elektro-SUV-Rennserie Extreme E und mit dem eRacer auf Basis des CUPRA Leon sowie in der E-TCR-Rennserie. Damit könne man die Elektromobilität „emotional aufladen“ und junge Menschen ansprechen. „Im Volkswagen-Konzern sind wir aufgefordert, neue Wege zu gehen. Und wir sind am besten geeignet, das zu tun“, sagte Griffiths abschließend.
olli meint
Beschleunigung von 0 auf 60 km/h in 2,9 Sek. ist mehr als fein, ich hoffe er hat dann die 306PS
Werner Leidecker meint
Ich finde, Herr Griffiths sollte zunächst einmal dafür sorgen, dass bestellte Cupra Fahrzeuge auch ausgeliefert werden. Ich habe im Dezember 2019 einen Cupra Ateca bestellt. Laut Händler sollte das Fahrzeug in der 39. KW hergestellt werden. Nun wurde der Herstellungstermin auf die 49. KW verschoben. Da kann ich nur allen Cupra Bestellern einen langen Atem und eine sehr lange Vorfreude auf ihr künftiges Fahrzeug wünschen.
150kW meint
Meinst du nicht dass Corona da was mit zu tun haben könnte?
Optimist meint
Hatte meinen im September 2019 bestellt und am 23.12.2019 in Empfang genommen. Bis jetzt 18.000 km und sehr zufrieden. Der nächste sollte der Tavascan werden, aber nach obigen Aussagen könnte das leider noch dauern.
Christian meint
Eine sehr gute Nachricht, dass Seat/Cupra im Volkswagen-Konzern bleiben!
Den el-Born werde ich sofort bestellen sobald das möglich ist!
olli meint
Geht mir gleich…ich hoffe das bald weitere Informationen durchdringen….
hu.ms meint
„Auf den Markt kommen soll der el-Born im vierten Quartal 2021.“
Oh – oh nach hinten verschoben.
Die begrenzen akku-zellen-zulieferungen für die MEB-BEV des VW-konzerns scheinen dazu zu führen, andere marken wie audi zu priorisieren.
IchAuchMal meint
„Die begrenzen akku-zellen-zulieferungen für die MEB-BEV des VW-konzerns scheinen dazu zu führen, andere marken wie audi zu priorisieren.“
Was bringt dich dazu, diese Erklärung zu favorisieren?
Die Zulieferungen sind natürlich begrenzt – im Rahmen dessen was der VW-Konzern disponiert hat.
– Kann es sein, dass die Produktionskapazitäten in Zwickau für eine frühere Start nicht ausreichen?
– Kann natürlich sein, dass die Konzernregie meint, dass Audi im Moment das reifere MEB-Modell auf die Straße bringen kann und dass die Rendite mit diesem Fahrzeug höher sein kann als mit einem Seat/Cupra?
– Kann es sein, dass der Kundenkreis von Audi im Moment ein BEV eher akzeptiert als der von Seat/Cupra?
Es sind viele Gründe denkbar und vermeintliche Zellknappheit ist rein willkürlich in den Raum gestellt.
Citylion meint
Vmtl. doch eher weil sie anders als VW kein Kunden-Betatester Programm wiederholen wollen.